Unser Test zum Spiel: James Cameron´s Avatar - Das Spiel

James Cameron: Einer der großen Regisseure kehrt zurück und will nach Terminator 2 und Titanic erneut einen Evergreen auf die Leinwand zaubern. Als episches, mystisches Zukunftswerk soll das Universum rund um Pandora, die Na´vis und die kriegerischen Menschen Kritik an der manchmal selbstsüchtigen menschlichen Rasse üben. Bei einem solch großen Filmspektakel darf heutzutage natürlich auch das passende Videospiel nicht fehlen. Der französische Entertainment-Mogul Ubisoft hat sich die Lizenz ergattert und bringt neben der DS-Fassung auch eine Wii-Version von Avatar: Das Spiel passend zum Filmstart auf den Markt.

RDA ist das mächtigste zu den Sternen reisende Firmenkonsortium der Erde und hat einige Bauvorhaben im Weltall. Darunter befindet sich aber auch das Projekt Pandora, das zu den teuersten und anspruchsvollsten Vorhaben zählt. Pandora ist ein Mineralien-reicher Mond des Planeten Polyphem. Mit einem vier mal so großen Volumen wie die Erde und extrem feindlichen Umweltbedingungen hat es die menschliche Rasse auf dem Mond sehr schwer; neben der Sauerstoffarmut sind alle Lebewesen und Tiere auf dem diesem Planeten riesig groß und meist aggressiv. Darunter befinden sich auch die Na´vi, die den gesamten Mond kulturell und biologisch beherrschen. Trotzdem leben sie koexistent im Einklang mit den anderen Lebewesen und machen den Menschen, die den Planeten übernehmen wollen, natürlich das Leben schwer. Zusätzlich wollen sich die DNA-Freaks der Erde mit den Na´vi verbinden und erstellen so genannte Avatare, die sich als Mischlinge in das blaue Volk einmischen sollen. Im Spiel übernehmt ihr einen der Na´vi und bekämpft die fiesen Eindringlinge vom Planeten Erde.

Nach der ewigen Vorgeschichte und jede Menge Text geht es auch direkt auf den Mond, in den tiefen, grünen und dichten Dschungel. Ihr erlernt auf den ersten Schritten, wie ihr euch fortbewegen müsst und die Gegner angreift. Am Anfang steht natürlich der Dschungel an eurer Seite und ermöglicht euch durch eure heimischen Kenntnisse das perfekte Verstecken, Tarnen und Heranschleichen. Und darum geht es auch primär. Man springt über die Bäume, durchstreift die Gebüsche und pirscht sich gekonnt an den menschlichen Feind heran. Darauf folgt die direkte Attacke mit dem Stab. Wenn ihr euch perfekt anschleicht, gelingt euch auch ein Tarnangriff, der euch für kurze Zeit quasi unsichtbar macht und für den Gegner den sicheren Tod bedeutet. Anfänglich macht dies auch mächtig Spaß, wiederholt sich aber dann auch relativ oft in den ersten Levels. Sobald ihr so langsam von den monotonen Angriffen genervt seid, bekommt ihr auch schon eine Fernwaffe: Einen Bogen. Ab diesem Zeitpunkt könnt ihr also beliebig zwischen Nah- und Fernangriffen wechseln, was auch je nach Situation wichtig werden kann. Mit dem Bogen beschießt ihr Gegner dann natürlich aus großer Entfernung; wird das Zielkreuz rot, bedeutet das das zeitliche Ende für den widerlichen Menschling. Unterwegs gilt es noch, Alarmanlagen zu deaktivieren oder gewisse Hindernisse zu überwinden. Die Sprungeinlagen funktionieren weitgehend automatisch, so dass ihr eigentlich so gut wie nie irgendwo ins Jenseits herab fallen könnt. Euer Held hat auch einen ausgeprägten Instinkt. Durch drücken der C-Taste erweckt ihr euren Instinkt und dieser dreht euch im zwar geradlinigen, aber kunterbunten Dschungel in die richtige Richtung. Eine zusätzliche besondere Fähigkeit ist der "Weg des Jägers". Diese regeneriert eure Gesundheit und erhöht eure Widerstandskraft.

Natürlich findet ihr auch einige Items und Hilfen auf euren Pfaden. Eywas Geister heilen stetig eure Gesundheit oder die helikoradialen Pflanzen füllen eure Energieleiste sofort auf 100% auf. Aber auch die befreundeten Bienennester wollen euch helfen. An dieser Stelle hat Ubisoft Nintendos Sonderzubehör Wii Motion Plus mehr oder weniger gut eingesetzt. In Form einer Biene könnt ihr für kurze Zeit das Feld vor euch ausspionieren. Eigentlich eine gelungene Idee, wenn die eigentlich super sensible Steuerung nicht so katastrophal unsensibel wäre.
Ebenso katastrophal ist die Kamera, oftmals agiert sie hektisch, unübersichtlich und schwenkt in unmögliche Positionen. Man ist ständig am nachjustieren und gewöhnt sich dann doch letztendlich irgendwie an die nervigen Ansichten. Das actionbetonte Spiel bietet auch Fluglevel, die euch vom monotonen Dschungel ablenken sollen. Ist man auf das Vogelwesen Banshee aufgesprungen, gleitet man auch schon rasch durch die Lüfte. Hier wird die Flugrichtung komplett mit dem Nunchuk bestimmt und mit der Wii-Fernbedienung gezielt. Dies funktioniert auch perfekt, nur sind die Flugsequenzen schrecklich langweilig und eher langsam ausgelegt. Man fliegt und schießt, man fliegt und schießt und ja, man fliegt und schießt irgendwas ab und kommt dann letztendlich zu einer Art Endboss. Nach einigen Ausweichmanövern kommt dann wieder die Wii-Fernbedienung zum Einsatz. Wie bei Sonic und der schwarze Ritter oder Capcoms Spyborgs müsst ihr perfektes Timing beweisen und die auf dem Bildschirm angezeigten Fuchtel-Einlagen zum richtigen Zeitpunkt nachmachen. Wer dann noch eine Steigerung benötigt, kann sein verstaubtes Balance Board heraus kramen und in den Flugeinlagen den Vogel via Gewichtsverteilung steuern. Nett, aber unnötig kompliziert.

So ungefähr wechselt sich das Geschehen innerhalb des gesamten Spielablaufs ab und erlangt auch zum späteren Zeitpunkt nicht wirklich neue Höhepunkte. Man hat zwar noch eine Art Skill-System in das Spiel eingebaut, das anscheinend noch mehr Spieltiefe transportieren möchte, doch irgendwie will auch da der Funke nicht überspringen. Mit den gesammelten Geistern Eywas könnt ihr innerhalb des Spiels die Fähigkeiten des Charakters wie in Diablo & Co ausbauen, doch immense Auswirkungen hat das nicht wirklich. Für die Sammler & Jäger gibt es noch einige Relikte und Totems, die aus euren Dörfern gestohlen wurden, zu finden. Durch das Sammeln bekommt ihr neue Eywas für den Charakterausbau oder wieder einmal mehr Power für eure Lebensanzeige. Wer überhaupt keine Lust hat, allein zu zocken, hat noch die Möglichkeit, den Kooperations-Modus anzuwerfen. Zu jeder Zeit kann ein zweiter Spieler in das Spiel ein- und aussteigen. Der zweite Fuchtler muss dann zum Beispiel bei den Flugmanövern die Schießeinlagen übernehmen oder euch unterwegs als eigenständiger Charakter mit euch agieren. Nur leider endet das bei den Third Person-Einlagen in einer Katastrophe. Die Kamera wird noch hektischer, unübersichtlicher und das Ganze wird zu einem Chaos, bis ihr euren Schlumpf-blauen Mitspieler höfflich, aber bestimmt aus dem Spiel bittet.

Der dichte Dschungel, das viele Grün und die aufleuchtenden Partikel- und Lichteffekte lassen ab und zu Momente von World of Warcraft aufblitzen. Zumindest das Setting von Pandora erinnert des Öfteren an die Erfolgsvorlage der violetten Nachtelfen (Anm. d. Red.: Das heißt Nachtelfirokese). Manchmal ploppt aber ab und zu irgendwo ein Busch auf und die gesamte Optik schwankt erheblich zwischen Mittelmaß und galaktisch gut. Gelegentlich gibt es aber auch für Wii-Verhältnisse einzigartige Effekte zu sehen. Die Framerate schwankt öfters gewaltig und wird nur durch die super aussehenden Fluglevel wieder ausgeglichen. Die übergroßen Blaumänner der Alien-Fraktion können überzeugen, die fiese Menschheit sieht eher nach 08/15 aus. Unter dem Strich bietet Ubisoft ein schönes Lizenzspiel mit einigen technischen Macken, die aber nichts an der gelungenen Filmatmosphäre zerstören können.

Auch hier kommt das Filmfeeling natürlich 1:1 rüber. Ein sanfter, monumentaler Soundtrack mit Orchesterklängen unterstreicht das komplette Spiel und passt sich im Hintergrund der jeweiligen Situation an. Es gibt keine großartigen Melodien, trotzdem klingt das Ganze sehr cineastisch. Zusätzlich besitzt das Game eine komplett eingedeutschte Sprachausgabe mit der originalen Synchronisierung. Die Sprüche wirken im ersten Moment auch sehr authentisch, wiederholen sich aber innerhalb des Abenteuers extrem oft. Wirken die Avatare sehr mystisch und zurückhaltend, zeigen die martialischen Menschen mit fast schon rassistischen Sprüchen wie "Ah, ein Blauer!" oder "Du hast auf diesem Planet nichts zu suchen!" eindeutig die Schattenseite unseres Volkes. Da schämt man sich manchmal schon fast, ein Mensch zu sein.

Unser Fazit

4

Erträglich

Meinung von Holger Wettstein

Die Wii-Fassung greift zielstrebig nach der James Cameron-Filmvorlage und kann sie auch weitgehend erreichen. Eine schöne Optik mit kleineren technischen Makeln und der passende Sound mit deutscher Synchronisation lassen das dazugehörige Filmfeeling aufkommen. In Punkto Gameplay wird allerdings nur leicht gehobenes Mittelmaß geboten. Zu viel Monotonie, langweilige Flugeinlagen, die aufgesetzt wirkenden Wii-Steuerungsmöglichkeiten und nur gelegentliches Aufleuchten an Innovationen zerren die verwöhnten Zockerseelen nicht mehr unbedingt an den heutigen Bildschirm. Für eine teure Lizenz bietet Ubisoft trotzdem eine insgesamt saubere Veranstaltung, die nur von der nervigen Kamera gequält wird, aber für die zukünftigen Fans von James Camerons Avatar befriedigend sein wird.

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