Unser Test zum Spiel: Fire Emblem Fates: Herrschaft
Fire Emblem Fates: Herrschaft folgt, nachdem ihr euch dem Königreich Nohr angeschlossen habt, einer Handlung, die sich doch relativ stark von der des Titels Vermächtnis unterscheidet. König Garon entsendet euch in verschiedene Gebiete, um eure Loyalität und euer Können auf die Probe zu stellen. Doch im Hintergrund schwelt bereits euer Verlangen den Krieg mit Hoshido zu beenden und den Regenten seiner Krone zu entledigen. Das Spiel orientiert sich dabei stilistisch eher am europäischen Mittelalter und besticht durch Ritter in Plattenrüstungen, Schwerter, Äxte und solide Burgen. Auch die Namenswahl der Charaktere fällt eher europäisch aus.
Xander und Leo sind eure Brüder und Verbündeten im Kampf.
Das grundlegende Gameplay der Fire Emblem-Reihe wird auch im neuen Teil nicht verändert. Das Spiel ist in viele Kapitel unterteilt, die teilweise die Handlung vorantreiben, teilweise nur dazu da sind, um eure Charaktere zu trainieren. Handlungsmissionen werden dabei mit Cutscenes und Dialogen eingeleitet. Das Herzstück jeder Aufgabe ist dabei der Kampf gegen feindliche Armeen, die euch auf eurem Weg begegnen. Dabei agiert ihr auf einer Karte, die in ein Schachbrettmuster unterteilt ist. Jede Einheit kann sich pro Zug einmal bewegen und eine weitere Aktion, zum Beispiel einen Angriff, ausführen.
Stellt ihr eure Charaktere nebeneinander, bekommen sie, je nachdem, wie ihr Unterstützungs-Rang ausfällt, Boni auf ihre Angriffs- und Verteidigungswerte. Ihr könnt Einheiten auch verbinden, um die Statuswerte zu steigern. Besonders hilfreich ist das, wenn ihr eine schwächere Einheit durch ein Gebiet, das mit Feinden übersäht ist, eskortieren möchtet. Das berühmte Waffendreieck stellt in Fire Emblem Fates ebenfalls wieder eine der Kernmechaniken dar. Jede Waffe hat bestimmte Vorteile und Nachteile gegenüber anderen Waffen, ihr müsst euch also genau überlegen, welchen Feind ihr mit welchem Kampfwerkzeug angreift.
Eine Neuerung auf dem Schlachtfeld sind die sogenannten Drachenadern. Diese Felder könnt ihr euch zunutze machen, indem ihr euch auf sie stellt und aktiviert. Dadurch werden verschiedene Effekte erwirkt, die sich auf ein bestimmtes Areal der Karte auswirken. Mal könnt ihr so dem Gegner Schaden zufügen, oder ihn am Fortschreiten hindern. Doch aufgepasst, die Effekte können sich auch schnell gegen euch stellen, da sie auch euch betreffen.
Die Weltkarte hat in Fire Emblem Fates ebenfalls einige Änderungen erfahren. Ihr bewegt euch nun nicht mehr auf Wegen durch das Land und stoppt bei euren Missionen, sondern wählt diese direkt durch einen Klick auf einen Menüpunkt. Das ist leider recht unthematisch, da euch eure Reise auf der Weltkarte so nicht wirklich bewusst wird. Hinzu kommt, dass die Oberwelt an sich doch sehr schmucklos aussieht und bis auf die beiden Hauptstädte von Hoshido und Nohr nichts Nennenswertes darauf zu erkennen ist. Dafür hätte man eindeutig eine bessere Lösung finden können.
In Nohr bekommt ihr es oft mit monströsen Kreaturen zu tun.
Eine Neuheit, die das Gameplay wirklich bereichert ist die Tatsache, dass ihr euch auf der Astralebene, welche ihr im Spielverlauf betreten dürft, ein eigenes kleines Schloss errichten könnt. Hier könnt ihr euch häuslich einrichten und verschiedene Gebäude errichten, damit ihr zwischen euren Kämpfen Zeit zum Erholen und Einkaufen habt. Mit dabei ist ein Stäbeladen, der euch mit neuen Stäben und allerhand anderen Items versorgt, ein Arsenal, welches euch viele Waffen anbietet und eine Schmiede, in der ihr zwei gleiche Waffen mithilfe von einigen Items zu einem besseren Exemplar verbinden könnt. Eure Charaktere residieren hier ebenfalls und ihr könnt sie teilweise beim Gespräch untereinander belauschen oder sie direkt ansprechen.
Die Auswahl an Gebäuden wird immer umfangreicher, je weiter ihr in der Handlung voranschreitet. Zudem dürft ihr die Position der verschiedenen Institutionen selbst wählen und euch somit ein eigenes Bollwerk aufbauen. Für die meisten Aktionen bezahlt ihr dabei in DAP. Das ist eine besondere Währung, die ihr stets nach Kämpfen erhaltet. Nach einer gewissen Zeit wird euch auffallen, dass eure Gebäude, vor allem eure Läden, nicht mehr ganz so nützlich sind wie noch zuvor. Dann ist es Zeit erneut Hammer und Nägel in die Hand zu nehmen und die betroffenen Bauwerke aufzuwerten, um somit ihre Funktion zu verbessern. Das Schloss-Feature bietet euch viel Raum zum Austoben und ist sehr gut gelungen.
Die Grafik von Fire Emblem Fates ähnelt der des Vorgängers in großen Zügen. Nur hier und da wurden kleine Anpassungen gemacht, große Sprünge waren hier aber auch nicht nötig. Die Animationen der Charaktere sehen vor allem in den Kämpfen nach wie vor echt klasse aus und auch ihre zweidimensionalen Ebenbilder, sowohl im Kampfgeschehen als auch in den Dialogen, geben ein detailreiches Bild ab. Als kleine Besonderheit gibt es dieses Mal jedoch die sich anpassenden Kampfhintergründe zu bestaunen, welche sich perfekt auf die jeweilige Situation anpassen. Kreuzt ihr zum Beispiel gerade vor einem Haus die Schwerter mit einem Feind, wird dieses Haus auch in der animierten Sequenz dargestellt. Des Weiteren könnt ihr eurem Charakter zudem in Third-Person-Ansicht über die Schulter schauen und das Terrain überblicken. Das ist ein nettes Feature, was man zwar nicht unbedingt benötigt, aber trotzdem immer mal wieder gerne anschaltet.
Eine weiteres Feature, welches bis jetzt nur in Fire Emblem Gaiden, der zweite Teil der Reihe, welcher nur in Japan erschienen ist, Verwendung fand, ist das veränderte Waffensystem. Die Haltbarkeit eurer Kampfutensilien, ausgenommen den Stäben, wurde komplett entfernt. Kauft ihr euch also jetzt ein neues Schwert, so bleibt es für immer, oder zumindest bis ihr euch ihm entledigt, in eurem Inventar. Wer jetzt an Vercasualisierung denkt, hat auf den ersten Blick zwar Recht, jedoch wurden alle Waffen mit Vorteilen und Nachteilen versehen, welche die gewünschte Balance bringen sollen. Silberwaffen machen zum Beispiel viel Schaden, dafür sinkt nach jeder Attacke eure Angriffskraft. Wiederum andere Waffen teilen nicht so viel Schaden aus, senken aber die Statuswerte des Feindes. Dies scheint zunächst eine etwas umständliche Lösung zu sein und in der Tat benötigt man einiges an Einarbeitungszeit für das neue System, allerdings entfalten sich dadurch auch einige ungeahnte strategische Komponenten.
Manche Häuser könnt ihr besuchen, um euch besondere Items zu sichern.
Fire Emblem Fates: Herrschaft trägt seinen Titel als der herausforderndere der beiden Teile nicht umsonst, das macht das Spiel bereits in den ersten exklusiven Missionen der Handlung klar. Ihr startet mit weniger Einheiten und müsst mehr Gegner bekämpfen. Zudem besteht nicht die Möglichkeit euch für Gold weitere Missionen hinzuzukaufen und eure Charaktere so weiter zu verstärken. Ihr müsst mit dem spielen, was euch gegeben wird. Das oberste Gebot bei Herrschaft ist es also immer genau abzuwägen welche Aktionen euch den meisten Erfolg bringen. Auch variieren die Ziele der einzelnen Missionen hier stärker im Gegensatz zu Vermächtnis. Neben den üblichen Aufgaben wie „Besiege den Boss“ oder „Besiege alle Feinde“, reihen sich Missionen in denen ihr bestimmte Punkte erobern oder eine gewisse Zahl an Runden auf eurer Position ausharren müsst. Dies erhöht nicht nur den Schwierigkeitsgrad des Titels, sondern auch die Abwechslung innerhalb der Missionen, wodurch euch Herrschaft ein runderes Gesamtbild liefert.
Soundtechnisch kann der Titel mit einigen Aspekten Punkten. Allem voran der Soundtrack, der sehr mysteriös und düster ausgefallen ist und dem Königreich Nohr eine angemessene Instrumentalisierung spendiert. Die englischen Synchronstimmen sind ebenfalls größtenteils in Ordnung, zumal im Spiel so oder so nicht sonderlich viel geredet wird. Wie auch schon im Vorgänger dominiert der Text über das Gesprochene. Dialogabschnitte werden vom sprechenden Charakter stets, wie im Vorgänger auch schon, mit einer kleinen Phrase wie „Big Sister“ eingeleitet. Diese wiederholen sich leider sehr oft und sind teilweise sogar fehl am Platz, da der Inhalt des Dialogs nicht auf den Ausdruck des jeweiligen Charakters passt. Das ist schade und hätte definitiv nicht sein müssen.
Neben den normalen Missionen im Einzelspieler könnt ihr euch per lokalem Multiplayer oder Internetverbindung mit anderen Spielern auf der ganzen Welt duellieren. Hierbei wird unter zwei grundlegenden Features unterschieden: dem Schlosskampf und dem regulären Multiplayer. Der Schlosskampf wird eingeleitet, wenn ihr das Anwesen eines Spielers per Internet besucht und diesen zu einem Kampf auffordert. Dabei könnt ihr euch entscheiden ob ihr den Kampf in seinem oder eurem Schloss austragen möchtet. Durch derartige Kämpfe generiert ihr DAP und könnt bei einem Sieg die Fähigkeiten der Charaktere eures Gegners erwerben. Bevor es zum Kampf kommt, könnt ihr die Anlage eures Gastgebers allerdings zunächst genauestens studieren, um mögliche Lücken in seiner Verteidigung auszumachen.
Außerdem könnt ihr euch bei seinen Ressourcen bedienen, mit denen ihr euch später in eurem Schloss Accessoires kaufen könnt, die euch passive Boni in Schlosskämpfen gewähren. In diesen Modus des Online-Spiels wird bei vielen Spielern sicherlich viel Zeit investiert werden, da die optimale Verteidigung nun mal nicht an einem Tag errichtet wird. Spaß macht das allemal, vor allem, weil ihr mit fortschreitender Story ein immer besseres Schloss errichten könnt. Hier haben sich die Entwickler wirklich Mühe gegeben und einen Modus programmiert, der für einiges an Langzeitspaß sorgen dürfte.
Natürlich darf auch der bereits angesprochene klassische Multiplayer nicht fehlen, den ihr dieses Mal sogar über das Internet ausführen dürft, oder eben mit Freunden, die sich lokal bei euch befinden. Hierbei erstellt ihr euch ein Team von fünf eurer besten Charaktere und lasst diese gegen die Armee des Gegners antreten. Ist euch mal nicht nach Kämpfen zumute, könnt ihr eure Freunde auch einfach in euer Schloss einladen, damit sie sich euer eigenes Heim einmal genauer anschauen können.
Eure Aufgaben bekommt ihr von König Garon persönlich.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel