Unser Test zum Spiel: Fire Emblem Fates: Vermächtnis
Fire Emblem Fates heißt der neue Ableger der beliebten Taktik-RPG-Reihe, die mit dem Vorgänger Awakening auch endlich im Westen Fuß fassen und eine solide Fanbase errichten konnte. Der neue Titel wurde in zwei Spiele aufgeteilt, die jeweils eine eigene Handlung besitzen. Fire Emblem Fates: Vermächtnis lädt euch ein auf ein Abenteuer, das besonders für Anfänger der Reihe, wegen seinem einfacheren Schwierigkeitsgrad, geeignet sein soll. Ob das wirklich so ist und inwiefern auch Veteranen der Spielereihe auf ihre Kosten kommen, erfahrt ihr in folgendem Review.
Die Hintergründe im Kampf passen sich dem Spielgeschehen an.
In Fire Emblem Fates: Vermächtnis schlagt ihr euch auf die Seite des Königreichs Hoshido, welches eure eigentliche Heimat darstellt. Euer Gegner ist das Königreich Nohr, welches euch zwar aufzog, in dem aber nicht eure Wurzeln liegen. Hoshido zeichnet sich stilistisch durch eine Anlehnung an die japanische Kultur und Kunst aus. Viele der Begriffe und Namen sind direkt aus dem Japanischen übernommen und die Waffenarten, mit denen sich die hoshidischen Krieger ausrüsten, bestehen aus Katana, Naginatas, Ruten, Yumis (Bögen) und vielen mehr. Nachdem sich König Garon aus Nohr gegen euch gestellt und einen Krieg zwischen den beiden Nationen angezettelt hat, gibt es für euch nur noch ein Ziel: Den nohrischen König besiegen, damit endlich wieder Frieden herrscht. Auf eurem Weg schlagt ihr euch durch allerhand friedliches, neutrales und feindliches Terrain, um eure Aufgabe zu erfüllen.
Die Handlung fällt dabei leider relativ flach aus. Es gibt zwar einen gewissen Spannungsbogen, der euch bei Laune hält, allerdings werden viele Fragen, die sich der Spieler während der fortlaufenden Handlung stellt, eher stiefmütterlich behandelt, oder sogar gar nicht beantwortet. Auch spontane Wendepunkte tauchen in der Geschichte eher selten auf, was sehr schade ist, da es hier einiges an Potenzial gegeben hätte. Dafür strotzt das Spiel nur so vor liebenswürdigen Charakteren, die alle ihre eigene Vergangenheit haben und die eine oder andere Geschichte erzählen können. Hierdurch wird zumindest die Umgebung von Fire Emblem Fates: Vermächtnis, das Königreich Hoshido und seine angrenzenden Nachbarländer, mit Tiefe und Leben versehen.
Gameplay-technisch macht der Titel für die Reihe keinen großen Sprung nach vorne. Ihr bekämpft euch immer noch mit euren Gegnern auf einer Karte, die in ein Schachbrettmuster unterteilt ist und versucht, dass eure Einheiten möglichst wenig Schaden abbekommen. Dies verlangt euch einiges an taktischer und strategischer Raffinesse ab, denn die Gegner sind nicht unvorbereitet und schlagen gerne dort zu, wo ihr besonders verwundbar seid. Haltet also stets ein wachsames Auge auf eure Bogenschützen und Heiler, die sonst sehr schnell einem tragischen Schicksal anheimfallen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit wisst ihr aber, worauf es ankommt und könnt den Fallen des Feindes gekonnt ausweichen. Im Anfänger-Modus stellt das Spiel dadurch wirklich keine Herausforderung dar. Der klassische Modus hingegen zwingt euch wirklich auf eure Einheiten aufzupassen und auch wenn ihr versucht, ohne Verluste durch die verschiedenen Schlachten zu kommen, müsst ihr doch bald feststellen, dass sich der eine oder andere Abschied von einem Kameraden nicht vermeiden lässt.
Der Kampf an sich wird rundenbasiert ausgetragen. Erst dürft ihr eure gesamten Einheiten bewegen, dann kommt der Gegner an die Reihe. Eine Einheit darf in ihrem Zug stets eine Bewegungsaktion und eine andere Aktion, darunter das Angreifen eines Gegners, das Verwenden eines Items etc., tätigen. Positioniert ihr euch neben einer verbündeten Einheit, bekommt ihr einen Vorteil auf eure Treffsicherheit, den Schaden und die Chance doppelt anzugreifen, je nach dem, welchen Unterstützungsrang die beteiligten Charaktere besitzen. Ihr könnt euch zudem mit einer Einheit zusammenschließen, um die Statuswerte dieser zu erhöhen und euch selbst vor einem gegnerischen Angriff zu schützen. Dies wird besonders für Charaktere mit niedrigen HP wichtig, wenn ihr von Gegnern umzingelt seid. Zudem hat jede Spielfigur ihre eigenen Sonderfertigkeiten, die zum Beispiel eigene Statuswerte erhöhen oder angrenzende Einheiten heilen. Das berühmte Waffendreieck der Reihe ist ebenfalls wieder mit von der Partie.
Ein neues Feature sind zudem die Drachenadern, welche sich von euch aktivieren lassen und bestimmte Effekte auf die Landschaft haben. Manchmal friert ihr einen Fluss zu und müsst somit keine Brücken mehr benutzen, um diesen zu überqueren, ein anderes Mal erzeugt ihr einen Sturm, der fliegende Einheiten verlangsamt. Dieses Feature birgt eine weitere strategische Komponente, da sich die Drachenader-Effekte auch gegen euch selbst richten können.
Aktiviert ihr eine Drachenader, verändert sich das Terrain.
Anders als bei Fire Emblem: Awakening navigiert ihr euch dieses Mal nicht per Wege über die Weltkarte, stoppt an bestimmten Orten und könnt dort in verschiedenen Läden einkaufen und mit euren Kameraden Gespräche führen. Zwar gibt es wieder eine Weltkarte, die im Übrigen ziemlich trostlos aussieht und auf der ihr nur durch akribisches Betrachten besondere Städte oder Dörfer ausmachen könnt, ihr springt aber per Menü immer nur zu bestimmten Fixpunkten.
Eure Shopping-Möglichkeiten wurden dafür in ein cleveres Feature verlagert: Die Astralebene! Hier, abseits des Weltgeschehens, könnt ihr in einem großen Raum eure eigene Festung aufbauen. Bestreitet ihr Missionen, Herausforderungen oder Nebenquests, bekommt ihr sogenannte DAP gutgeschrieben. Diese könnt ihr aufwenden, um in der Astralebene Gebäude zu errichten oder diese aufzuwerten. Je weiter ihr im Spiel fortschreitet, desto mehr verschiedene Gebäude werden euch zur Verfügung gestellt. Zu Beginn könnt ihr zunächst einen Rutenladen, ein Arsenal und eine Schmiede bauen. In letzterem Bauwerk dürft ihr zwei gleiche Waffen, in Zugabe von anderen Ressourcen, miteinander verbinden und sie zu einer stärkeren Waffe schmieden. Wertet ihr die Gebäude auf, verbessert sich ihre Funktion, sowohl was das Angebot angeht als auch ihre Nützlichkeit in Schlosskämpfen.
Schlosskämpfe? Ja, genau! Ihr könnt in eurem Schloss angegriffen werden. Nach und nach schaltet ihr derartige Belagerungen in der Missionsauswahl frei und müsst verhindern, dass die einfallenden Truppen sich nicht zum Herzstück eures Schlosses vorarbeiten können. Diese Art von Mission generiert euch einiges an DAP, wodurch ihr euer Schloss noch einmal aufrüsten könnt. Doch seid gewarnt, diese Art von Kampf ist nicht einfach! Ihr habt nur begrenzte Einheiten zur Verfügung und eure Gegner sind klar in der Überzahl. Dafür könnt ihr im späteren Verlauf Gebäude errichten, die euch zum Beispiel am Anfang jeder Runde etwas heilen oder euren Charakteren passive Statboni geben. Schlosskämpfe könnt ihr allerdings nicht nur im Singleplayer, sondern auch im Multiplayer absolvieren, wo das Feature seine kompetitive Komponente voll und ganz entfalten kann. Hier haben sich die Entwickler von Fire Emblem Fates: Herrschaft wirklich sehr viel Mühe gegeben.
Ein großer Langzeitspaß sollte durch die Schlosskämpfe definitiv garantiert sein, da ihr eure Gebäude und Anlagen eben auch dort hinstellen könnt, wo ihr den größten Nutzen für sie erwarten würdet. Wendet ihr euch an die Kristallkugel in eurem Schloss, könnt ihr die Schlösser anderer Spieler, auf der ganzen Welt, besuchen und diese schließlich zum Kampf bei sich oder bei euch herausfordern. Bevor ihr dies tut, könnt ihr euch zudem noch bei den Ressourcen des fremden Schlosses bedienen, die ihr später in Accessoires umtauschen könnt. Diese wiederum geben euch passive Statboni im Kampf mit anderen Spielern. Ein Schlosskampf selber generiert euch weitere DAP, die ihr in die Verteidigung eures eigenen Schlosses investieren könnt. Zudem könnt ihr euch, habt ihr im Kampf gesiegt, die Fähigkeiten der Charaktere eures Gegners kaufen, insofern ihr diese noch nicht freigespielt habt.
Auch der klassische Mutliplayer, in dem ihr ein Team von fünf ausgewählten Kämpfern zusammenstellt und schließlich gegen andere Spieler kämpfen könnt, kann dieses Mal mit Strategen auf der ganzen Welt ausgeführt werden. Natürlich ist ein lokaler Modus ebenfalls enthalten. Habt ihr mal keine Lust auf das Kämpfen, könnt ihr euch auch einfach nur mit euren Freunden in eurem Schloss treffen.
Eure Umgebung könnt ihr jederzeit auch aus dieser Perspektive betrachten.
Gehen wir einmal zu den verschiedenen Missionsarten. Es gibt Storymissionen, mit denen ihr die Handlung voran treibt, Nebenquests, die eine kleine Geschichte abseits der großen Handlung erzählen, Herausforderungen, die euch mit einer gewissen Anzahl von Gegnern konfrontieren, aber keine Story erzählen, und das Feature des Auskundschaftens. Hierbei bezahlt ihr, je nach Art und Level der Gegner, etwas Gold, damit ihr in Herausforderungs-Manier ein paar Feinde bekämpfen könnt. Dieses Feature ist vor allem dann praktisch, wenn einzelne Charaktere von euch mal unterlevelt sind und mit der anstehenden Storymission nicht mithalten können. Dieses Feature ist übrigens Vermächtnis-exklusiv, im Titel Herrschaft steht es euch nicht zur Verfügung. Die Auswahl an Missonstypen ist also relativ hoch ausgefallen. An einzelnen Stellen hätte man sich vielleicht noch ein, zwei Nebenquests mehr gewünscht, denn die kleinen Geschichten, die sich neben der großen Handlung entfalten, empfand ich bei den früheren Fire Emblem-Teilen immer als große Bereicherung. Angesichts der schieren Auswahl an Herausforderungen ist dies aber Meckern auf einem hohen Niveau. Einzig und allein die Missionsziele sind in Vermächtnis doch arg ähnlich ausgefallen. Die Meisten operieren nach dem Muster „Besiege alle Feinde“ oder „Besiege den Boss“, abseits davon gibt es eher wenige Innovationen, was schade ist.
Grafisch hat sich der Titel im Vergleich zu seinem Vorgänger noch einmal ein wenig verbessert. Wie schon erwähnt rangiert Fire Emblem Fates: Herrschaft sehr oft mit japanischen Motiven, die ihr besonders in den Cutscenes zu sehen bekommen. Kirschblüten, Gebäude, die wie Shintô-Schreine anmuten oder verzierte Rüstungen und Waffen geben sich die Klinke in die Hand. Ein sehr interessantes Feature sind dieses Mal die Hintergründe der Kampfanimationen: Die Handlungen der Charaktere sind wie üblich super in Szene gesetzt, die Hintergründe passen sich dieses Mal jedoch der Karte an, was wirklich sehr stimmig rüberkommt und hübsch anzusehen ist. Jede Map, auf der ihr kämpft, ist quasi noch einmal als 3D-Modell im Spiel enthalten, auf das zugegriffen wird, wenn ein Kampf beginnt. Streitet ihr euch also vor einer Burg, werdet ihr genau diese auch im Hintergrund zu sehen bekommen.
Der Soundtrack von Fire Emblem Fates: Vermächtnis ist ebenfalls wieder großartig ausgefallen. Ein spezielles Hauptthema wird durch das ganze Spiel hindurch getragen und immer wieder ein wenig verändert. Auch andere Stücke sind atmosphärisch und fügen sich perfekt in die jeweilige Situation ein. Die Synchronisation ist, nun ja, etwas seltsam. Zunächst einmal sind die Cutscenes auf Englisch vertont. Hierbei machen die Sprecher einen durchaus soliden Job. Außerhalb dieser Szenen jedoch, bringt jeder Charakter zu Dialogbeginn, wie auch schon bei Awakening, einen bestimmten Laut oder ein Wort hervor, welches häufig wiederholt wird. Wenn ihr schließlich beim fünften Mal „Big Sister“ in einem Dialog angekommen seid, kann das schnell nervig werden. Selten wirken diese kleinen Phrasen innerhalb der Dialoge sogar deplatziert und passen nicht zu dem, was der jeweilige Charakter gerade sagt. Auf diese Äußerungen hätte man eventuell verzichten oder eben eine komplette Synchro erstellen sollen, so wirkt es etwas unausgereift.
Auch die Spieler unter euch, die das Dating-Feature im letzten Fire Emblem-Teil besonders interessant fanden, kommen wieder auf ihre Kosten! Nach jedem Kampf oder wenn ihr etwas längere Zeit nicht gespielt habt könnt ihr euch mit euren Verbündeten treffen und die Beziehung mit diesen verbessern. Dies schaltet Unterstützungsgespräche frei, die ihr vor einem Kampf oder noch in eurer Burg führen könnt. Diese Unterstützungsgespräche dienen zum einen der Steigerung eures Unterstützungsrangs, welcher euch Boni im Kampf erlaubt, wenn ihr neben jenem Charakter steht, zum anderen werdet ihr, wenn ihr einen S-Rang mit einem Charakter erreicht, heiraten. Dies bringt euch sowohl noch einmal in höhere Boni auf dem Schlachtfeld und ihr bekommt zwei Kinder, die ihr später per Nebenquest als Einheiten freischalten könnt. Eure Kinder erben dabei teilweise die Skills ihrer Eltern und können so zu besonders mächtigen und starken Kriegern heranwachsen.
Xander war einst wie ein Bruder für euch. Ist er jetzt euer Feind?
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit