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Pokémon-Sammelkartenspiel: Wir nehmen das Basis-Set zu Karmesin & Purpur unter die Lupe Spezial

Während sich Besitzer einer Nintendo Switch bereits seit vergangenem November in die neunte Pokémon-Generation stürzen können, hat die Zeitenwende nun erst kürzlich auch das Pokémon-Sammelkartenspiel erreicht. Am 31. März fiel der Startschuss für die erste Erweiterung der Pokémon Karmesin & Purpur-Ära, die so einige Neuerungen sowohl für SammlerInnen als auch SpielerInnen bereithält. Deshalb nehmen wir das Set im Folgenden genau unter die Lupe und finden heraus, worauf Sammelnde ein Auge werfen sollten und welche Karten für kompetitive Spielende eine besondere Bedeutung erlangen könnten.


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© Nintendo / Creatures / GAME FREAK, Bildmontage: © ntower


Allgemeines zur neuen Erweiterung


Da es sich bei der Erweiterung um das Basis-Set einer neuen Generation handelt, gibt es so einige Neuerungen im Vergleich zu den letzten Sets. Das fängt bereits beim Aussehen der Sammelkarten an. Denn der seit vielen Jahren gewohnte gelbe Rand der Karten ist Geschichte. Ersetzt wird dieser durch einen grau-silbernen Rand, der an die japanischen Sammelkarten erinnert. Außerdem verfügen Holo-Karten wie beim fernöstlichen Vorbild über einen holografischen Rand – beim Öffnen einer Booster-Packung werdet ihr also schnell etwas glitzern sehen.


Apropos Öffnen: Mit der neuen Erweiterung wurde auch an der standardmäßigen Zusammensetzung einer Booster-Packung geschraubt. So verfügt ein Booster zwar weiterhin über zehn Spielkarten (plus eine Basis-Energie- und eine Code-Karte), davon sind nun aber drei Karten garantiert holografisch. Das ist durchaus eine Verbesserung, klingt im ersten Moment aber vielleicht noch etwas besser, als es in Wirklichkeit ist. Denn während die eine seltene Karte pro Booster nun immer mindestens holografisch ist (und es somit keine „non-holo rares“ mehr gibt), handelt es sich bei den anderen beiden holografischen Karten in der Regel „nur“ um sogenannte „holografische Parallelset-Karten“ (unter Fans weitläufig als „Reverse Holos“ bekannt). Hier ist der holografische Effekt „umgedreht“, die gesamte Karte mit Ausnahme des Artworks verfügt über ein Holo-Muster.


Karten in einem Booster bisher
(in der Reihenfolge ihres Auftretens)
Karten in einem Booster neu
(in der Reihenfolge ihres Auftretens)
5 häufige Karten
1 holografische Parallelset-Karte
1 seltene Karte (oder höherwertig)
3 nicht so häufige Karten
1 Basis-Energie-Karte & 1 Code-Karte
4 häufige Karten
3 nicht so häufige Karten
1 holografische Parallelset-Karte
1 weitere holografische Parallelset-Karte
oder 1 Karte mit seltener (besonderer) Illustration
1 seltene Karte (oder höherwertig)
1 Basis-Energie-Karte & 1 Code-Karte


In seltenen Fällen kann die zweite Karte mit umgedrehtem holografischen Muster allerdings durch eine Karte mit sogenannter „seltener Illustration“ ersetzt sein. Diese Karten mit besonderen Artworks wurden bereits mit den letzten Erweiterungen der Schwert & Schild-Ära eingeführt, stellten dort aber jeweils noch ein eigenes Unterset dar. Nun sind die Illustrationskarten aber ein fester Bestandteil der Haupterweiterung und zählen dort zu den sogenannten „Secret Rares“ – die auf der Karte vermerkte Sammelnummer liegt also über der Anzahl an Karten, die das Set nach offiziellen Angaben umfassen soll. Solltet ihr euch nicht sicher sein, was ihr in einem solchen Fall konkret in den Händen haltet, lohnt sich ein Blick auf das Seltenheitssymbol rechts neben der Sammlernummer. Während die „normalen“ seltenen Illustrationen mit einem goldenen Stern versehen sind, verfügen die sogenannten „seltenen, besonderen Illustrationen“ über gleich zwei goldene Sterne.


Bezeichnung der Seltenheit Symbol Holografisch Texturiert
Häufig ivMsIrV.png
X X
Nicht so häufig CCKGGWo.png X X
Selten kKLwIUA.png X
Doppelselten dLyyfhr.png X
Seltene Illustration Vxwszl2.png X
Seltene, besondere Illustration MGpCARu.png
Ultraselten EgyJWBu.png
Hyperselten JGwN54W.png


Der Release des neuen Sets bedeutet zudem das Ende der aus der Schwert & Schild-Reihe bekannten Pokémon-V. Stattdessen wird mit den Pokémon-ex eine Spielmechanik eingeführt, die eigentlich gar nicht neu ist. So wurden Karten dieses Typs erstmals während des Rubin-und-Saphir-Zyklus in den Jahren 2003 bis 2007 verwendet. Pokémon-ex können dabei als Basis-Pokémon auftreten oder sich aus gewöhnlichen Vorstufen entwickeln, verfügen über eine hohe Anzahl an Kraftpunkten sowie über starke Angriffe mit geringen Kosten. Sie sorgen aber auch dafür, dass der Gegner gleich zwei Preiskarten erhält, wenn ein Pokémon-ex besiegt wird. Grundsätzlich sorgt die Rückkehr zu dieser Spielmechanik in der Community zwar nicht für die größten Jubelsprünge. Vielmehr bleibt die Hoffnung, dass das aktuelle, sehr schnelle Spiel etwas entschleunigt wird, da Phase-2-Pokémon-ex beispielsweise valide Optionen darstellen.


Die neue Erweiterung aus Sicht von SammlerInnen


Für Personen, die im Rahmen des Pokémon-Sammelkartenspiels eher ihre Sammelleidenschaft ausleben, statt mit den Karten aktiv zu spielen, hat die neue Ära – und folglich auch die aktuelle Erweiterung – einiges zu bieten. Die zuvor erhältlichen „Rainbow Rares“ sowie die Karten mit alternativen Artworks, die in früheren Sets regelmäßig die teuersten Karten darstellten, sind zwar Geschichte. Dafür bieten sich aber mit den seltenen Illustrationen sowie seltenen, besonderen Illustrationen mehr als genug neue Möglichkeiten, sammelbares Gut zu erhalten. Während die neue Erweiterung stolze 24 Karten mit einem goldenen Stern, also „seltene Illustrationen“, bietet, gehören zehn Karten – sechs Pokémon-ex und vier Unterstützer-Karten – den seltenen, besonderen Illustrationen (folgend als SAR abgekürzt) an, die über zwei goldene Sterne verfügen. Zudem gibt es 20 ultra- und sechs hyperseltene Sammelkarten. Während es sich bei erstgenannten Karten um die unter Fans bekannten „Fullarts“ handelt, verbergen sich hinter dem als „hyperselten“ gelabelten Gut die Gold-Karten.


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Das legendäre Pokémon Miraidon ist gleich mehrfach vertreten: Als ultra- (links) und hyperseltene Karte (rechts) sowie als SAR (Mitte).

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Während jeder stets für sich selbst entscheiden muss, was sie oder er als lohnenswert ansieht, gesammelt zu werden, richtet sich ein Großteil sicherlich danach, was rein aus finanzieller Sicht als wertvoll angesehen wird. Hier hat sich bereits früh abgezeichnet, dass speziell die SARs allein aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu den früheren alternativen Artworks (sowohl was Seltenheit als auch Aussehen angeht) diesbezüglich besonders begehrt sein werden. Aber auch die Gold-Karten – und hier vor allem die goldenen Karten, die Pokémon abbilden – sind nicht zu unterschätzen. Die folgende Top 15 bildet die wertvollsten Karten aus der neuen Erweiterung ab, gemessen an den aktuellen Einträgen auf Cardmarket, dem größten Marktplatz für Sammelkarten im europäischen Raum. Beachtet, dass die aufgeführten Preise nur eine Momentaufnahme darstellen. Die Erfahrung zeigt, dass die aufgerufenen Werte mit der Zeit sinken.

  1. Miraidon ex (244/198) – 60,00 €
  2. Mimi (251/198) – 50,00 €
  3. Guardevoir ex (245/198) – 49,99 €
  4. Koraidon ex (247/198) – 43,00 €
  5. Miraidon ex (253/198) – 24,90 €
  6. Mimi (238/198) – 20,99 €
  7. Riesenzahn ex (246/198) – 18,00 €
  8. Koraidon ex (254/198) – 16,99 €
  9. Nestball (255/198) – 14,00 €
  10. Garados ex (225/198) – 12,99 €
  11. Cosima (252/198) – 12,00 €
  12. Arkani ex (224/198) – 11,00 €
  13. Cosima (239/198) – 10,00 €
  14. Pepper (249/198) – 9,80 €
  15. Jim (250/198) – 9,50 €


Die neue Erweiterung aus Sicht von SpielerInnen


Aus Sicht der Personen, die sich mit der kompetitiven Seite des Pokémon-Sammelkartenspiels befassen, bietet die neue Erweiterung noch eine weitere besondere Komponente: Mit den Pokémon-ex wird nicht nur eine neue (bzw. wiederkehrende) Spielmechanik eingeführt, in wenigen Wochen findet zudem die Rotation innerhalb des Standard-Formats statt. Das Standard-Format stellt die Variante dar, die auf offiziellen Turnieren und allgemein am meisten gespielt wird. Das Besondere hierbei ist, dass nur Karten bis zu einem bestimmten Alter verwendet werden dürfen. Die im Normalfall jährlich erfolgende Rotation hat in diesem Zusammenhang zur Folge, dass jene Altersgrenze angehoben wird, sodass zahlreiche Karten, die aktuell noch feste Bestandteile der besten Decks darstellen, künftig nicht mehr zum Pool der verfügbaren Karten gehören.


Daraus ergibt sich, dass an der Speerspitze der derzeit besten Decks in den kommenden Tagen und Wochen kräftig gerüttelt wird. Das neue Basis-Set der Karmesin & Purpur-Ära spielt dabei wie kaum eine andere Erweiterung zuvor eine zentrale Rolle, sodass so einige Karten des Sets künftig als Schlüsselelemente fungieren werden – sowohl Pokémon als auch die eine oder andere Item-Karte. Zum aktuellen Zeitpunkt ist es noch schwierig zu beurteilen, welche Deckkonstellationen künftig regelmäßig auf den Siegertreppchen der diversen Turniere anzutreffen sein werden. Die japanischen Spielerinnen und Spieler sind uns allerdings wie so häufig einen Schritt voraus. Dort gehören die Karten der Karmesin & Purpur-Reihe bereits seit Januar zum Alltag und wurden schon auf ersten kompetitiven Auseinandersetzungen gesichtet. Daraus – und aus der Betrachtung der Set-Liste für den westlichen Raum – ergeben sich vor allem zwei Karten, die als Grundbaustein zweier neuer Archetypen an Decks dienen werden.


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© Nintendo / Creatures / GAME FREAK, Bildmontage: © ntower


Die erste Konstellation dreht sich rund um Miraidon-ex, das in der neuen Erweiterung zwar gleich in vier verschiedenen Seltenheitsstufen daherkommt – als gewöhnliche „doppelseltene“ Karte, als ultraseltene Fullart-Karte, als seltene, besondere Illustration sowie als hyperseltene Gold-Karte –, dessen Fähigkeit und Angriff aber immer gleich ist. Hierbei kommt besonders die Fähigkeit „Tandem-Aggregat“ in Betracht, die es euch erlaubt, euer Deck nach gleich zwei Basis-Pokémon des Typs Elektro zu durchsuchen und diese direkt auf eure Bank zu spielen. Kombiniert wird das anschließend mit der ebenfalls neuen Item-Karte „Elektrischer Generator“, die euch die fünf obersten Karten eures Decks anschauen lässt. Befinden sich darunter Basis-Elektro-Energiekarten, könnt ihr bis zu zwei davon direkt an eure auf der Bank befindlichen Pokémon anlegen – in welcher Konstellation auch immer. Grundsätzlich ermöglicht euch das ein schnelles Setup, um euren Gegner direkt in den ersten Spielrunden unter Zugzwang zu setzen. Derzeit wird allerdings noch nach sinnvollen Pokémon gesucht, die von dieser Idee zusätzlich profitieren. Eine Deck-Idee setzt sich dabei mit Regieleki-V und Regieleki-VMAX (jeweils aus der Erweiterung Silberne Sturmwinde) auseinander, wodurch ein weiterer starker Angreifer in Spiel kommt, der aber auch die Attacke eures Miraidon-ex verstärkt.


Etwas Handfestes – nämlich erste hohe Platzierungen in japanischen Turnieren – konnte dagegen bereits Guardevoir-ex liefern. Als Phase-2-Pokémon dauert es zwar durchaus etwas länger, Guardevoir-ex ins Spiel zu bringen, die zum Pokémon gehörende Fähigkeit „Psycho-Umarmung“ kann sich dafür umso mehr sehen lassen. Mit dieser könnt ihr beliebig viele Basis-Psycho-Energiekarten aus eurem Ablagestapel an ein Psycho-Pokémon eurer Wahl anlegen. Zwar erhält das Pokémon, an das auf diese Weise Karten angelegt wurden, für jede Energiekarte 20 Schaden, trotzdem könnt ihr euch so auf rasante Weise für mächtige Angriffe in Stellung bringen. Kombiniert werden kann das beispielsweise mit Zacian-V (aus der Erweiterung Celebrations). Dessen Attacke ist umso stärker, je mehr Psycho-Energiekarten an das Pokémon angelegt sind. Angesichts seiner 220 Kraftpunkte könnt ihr also in der Theorie in nur einer Runde bis zu zehn Energiekarten anlegen, wodurch der Schaden eures Angriff auf verheerende 360 Punkte anschwillt. Derzeit wird so jedes Pokémon im Spiel im Nu besiegt.



Was haltet ihr von der neuen Generation an Pokémon-Sammelkarten (aus eurer Sicht als SammlerIn und/oder SpielerIn)? Freut ihr euch über das neue, näher am japanischen Original befindliche Design der Karten? Werdet ihr das eine oder andere Pokémon-ex in eurem Deck ausprobieren?

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Kommentare 2

  • Mr.Schonso

    Turmbaron

    Denke die Preise werden noch deutlich sinken, da die Pullrate diesmal sehr großzügig ist. Finde ich aber auch gut so, konnte Miraidon ex (Gold) und meine Wunschkarte Guardevoir ex (SAR) aus nur einem Display ziehen. Dazu noch diverse Full Arts, selbst die waren bis dato extrem selten. Für die Zukunft wünsche ich mir wieder die Gold-SAR-Karten, welche bisher nur in Zenit der Könige vertreten sind.

  • SasukeTheRipper

    Meister des Turms

    Ich finde das Set nicht so interessant – besonders im Kontrast mit Zenit der Könige stinkt es für mich sehr ab. Hab 2 TTB und 2 Blister geöffnet und dabei belasse ichs auch erstmal. Das Alternative Art Koraidon ex werde ich mir definitiv noch als Einzelkarte holen, vielleicht auch noch als Gold Karte. Die Preise purzeln und das darf gerne so weitergehen.