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5 Videospiele, die eine TV-Serien-Adaption verdient hätten Spezial

Die diesjährig veröffentliche Serien-Adaption des Klassikers The Last of Us hat bewiesen, dass mithilfe eines ordentlichen Budgets, überzeugenden Schauspielern und einem kompetenten Team hinter der Kamera eine hervorragende Serie nach Vorlage eines Videospiels entstehen kann. Besonders an dieser Adaption ist, dass nicht nur Fans der Vorlage Gefallen daran gefunden haben, sondern potenziell jeder, der eine gute Story und runde Charaktere zu schätzen weiß. Und genau davon wünsche ich mir mehr: Kein Fanservice, sondern richtig hochwertige und anspruchsvolle Adaptionen!


Den gerechtfertigten Erfolg der Serie habe ich zum Anlass genommen, um ein paar Spiele herauszupicken, die aus meiner Sicht mit hohem Budget und Leidenschaft für gute Geschichten eine gute Figur für eine Serien-Umsetzung machen würden. Für einige der genannten Spiele gibt es womöglich schon Filme oder Serien, aber nicht unbedingt hochbudgetierte, welche eine größere Zielgruppe abseits der Fangemeinde anspricht. Natürlich orientieren sich die folgenden Vorschläge zudem an meinen persönlichen Spielerfahrungen und meinem eigenen Geschmack. Vorab sei deshalb erwähnt: In den Kommentaren könnt ihr gerne eigene Ideen für Serien-Adaptionen von Videospielen mit der Community teilen oder weitere Ideen zu den hier genannten ergänzen!


Zudem sei eine kleine Warnung ausgesprochen: Da ich auch auf die Inhalte der Spiele eingehe, können in diesem Text einige Spoiler enthalten sein. Beachtet außerdem, dass ich beim Pitchen von Serien-Adaptionen teilweise von den Inhalten des jeweiligen Originals abweiche, indem ich Ideen für mögliche Serien-Inhalte nenne.


The Secret of Monkey Island


Die abwechslungsreichen karibischen Locations würden auch mit echten Kulissen und einem tollen Cast eine gute Figur machen

© Lucasfilm Games

„Mein Name ist Guybrush Threepwood und ich will ein Pirat werden!“ – Was viele jüngere Leser womöglich schulterzuckend zurücklässt, löst bei den etwas Betagteren unter uns ein wohliges Kribbeln aus. Wir dürfen den tollpatschigen, aber sympathischen Möchtegern-Piraten dabei begleiten, wie er den zitierten Traum verfolgt. So könnte auch eine Serienumsetzung unter anderem von seiner Charakterentwicklung handeln, welche irgendwie an eine Coming-of-Age-Geschichte erinnert. Zahlreiche weitere Motive der Spiele würden sich für eine zeitgemäße Serien-Umsetzung eignen, etwas Klimakritik, Feminismus sowie die gesellschaftlich festgefahrenen Strukturen. Diese ernsten Themen werden aufgelockert durch die humorvoll aufgeladenen Charakter-Interaktionen und den absurd-lustigen Lösungsansätzen – so lebt Guybrush natürlich in einer Welt, in der Schlösser mit Grog geschmolzen und verschlossene Portale mit riesigen Ohrenstäbchen geöffnet werden können.


Die Kombination aus ernster Story, lustigen Charakteren und dem Piraten-Setting erinnert euch an etwas? Kein Wunder. Tatsächlich ließ sich Entwickler-Legende Ron Gilbert von den Büchern und Disneyland-Attraktionen inspirieren, welche später die Basis für die „Fluch der Karibik“-Verfilmungen bildeten. Und eben dieses Level der Produktion würde ich mir auch für diese Serien-Umsetzung wünschen. Womöglich könnte man die einzelnen Teile der Videospiele von Gilbert in jeweils einer Staffel umsetzen, sodass jede Staffel eine abgeschlossene Geschichte erzählt, die jedoch Lust auf mehr macht.


The Legend of Zelda: Ocarina of Time


Eine Serie könnte uns den Mythos der Welt noch näherbringen

© Nintendo

Verschiedene Kulturen, magische Wesen, kaum erforschte Orte und die Zeitreise als der Schlüssel für die Rettung der Welt ... Das Zelda-Universum bietet viele spannende Motive, die sich für einen anspruchsvollen Stoff einer komplexen Fantasy-Serie anbieten. Vielleicht müsste man sich von einigen zentralen Eigenheiten des Spiels distanzieren, beispielsweise vom sprachlosen Protagonisten und der strikten Trennung zwischen Dungeons und offenen Arealen; womöglich könnten kluge Storywriter aber auch eben jene Eigenheiten gekonnt in eine ernstzunehmende Serie einfließen lassen.


Ich stelle mir eine High Fantasy-Welt vor, vielleicht ein wenig inspiriert von Peter Jacksons Der Herr der Ringe-Reihe. Neben einer düsteren Hauptbedrohung, welche das friedliche Zusammenleben der Völker bedroht, erlebt unser Hauptcharakter Link eben auch viele kleine Geschichten in dieser Welt und lernt die unterschiedlichsten Kreaturen kennen. Eben solche Einblicke in Völker, Kulturen und persönliche Geschichten machen viele Fantasy-Werke meiner Meinung nach erst so richtig erlebenswert. Gut durchdacht kann das Zeitreise-Element der Vorlage auch in der Serie interessante Wendungen ermöglichen und Aha-Momente hervorrufen. Womöglich bietet sich für die Umsetzung ein Umfang von zwei Staffeln an, schließlich handelt es sich bei dem Zusammensetzen des Triforce in der Kathedrale der Zeit um einen guten Cliffhänger und bei der Zeitreise-Mechanik um eine gelungene Erweiterung, die erst in Staffel zwei aufgelöst wird. Natürlich kennen wir alle diese Story, doch eine gelungene Serie würde einerseits den Fans neue und vertiefende Perspektiven der Welt präsentieren, andererseits einer neuen Zielgruppe ermöglichen, die faszinierende Welt kennenzulernen.


Undertale


Ein Rätsel bleibt: Wie kann man diesen ikonischen Pixellook gelungen in eine Serie mit realen Schauspielern bannen?

© Toby Fox

Fans der Reihe werden nun zurecht erbost aufschreien: Denn die Faszination hinter Undertale entfaltet sich insbesondere durch das wiederholte Durchspielen. Wer sich dem Sog Undertales hingibt, wagt sich womöglich sogar an einen dritten oder gar vierten Run und entdeckt dadurch jede kleinste Storyline, testet die Grenzen des Spiels aus und schließt die pixligen Charaktere mehr in sein Herz, als es jede hochauflösende Figur bisher geschafft hat. Wer Undertale kennt, weiß einfach, was ich meine.


Zugegeben, Undertale ließe sich in einem statischen Medium wie einer Serie nur schwer umsetzen. Denn es ist der Wiederspielwert, der dich ein und dieselbe Welt aus einer ganz anderen Perspektive erleben lässt. Doch glaubt mir, es gibt Hoffnung für die Undertale-Serie: So gibt es bereits einige Filme und Serien, die sich solch ähnlicher Mechanismen bedient haben.


Eine Serien-Umsetzung könnte den Hauptcharakter in Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Manier die Geschichte immer und immer wieder durchleben lassen, bis es endlich ein Happy End oder einen Ausstieg aus der Zeitschleife gibt. Das würde zum Grundkonzept des Spiels passen. Aktuelle und äußerst empfehlenswerte Serien, welche sich dem Zeitschleifen-Motiv ebenfalls, aber auf eine unterschiedliche Art bedienen, sind beispielsweise Matrjoschka oder Dark. Eine solche Serie schafft es, eine sich wiederholende Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen, immer neue Details aufzudecken und zunehmend Aha-Momente zu erzeugen, da sich das Puzzle einer komplexen Geschichte fortwährend zusammensetzt.


The Forest


Auch die Geschichte hinter den Kannibalen und Ureinwohnern bieten viel Stoff für eine Serie

© Endnight Games

Während The Forest auf den ersten Blick ein Survival-Spiel mit Crafting-Elementen und Horror-Einschlag ist, bietet es bei näherem Hinsehen so viel mehr: Überall in dem Gebiet sind Hinweise auf die tatsächliche Geschichte und Funktion der Insel zu finden und wenn man aktiv die Story verfolgt, können geheime Orte und die Mysterien aufgedeckt werden. Erweitert man die Geschichte des Videospiels oder nimmt gar den zweiten Teil, Sons of The Forest, dazu, so könnte eine spannende und dichte Thriller-Serie entstehen. Was hierfür womöglich noch benötigt wird, wäre ein spannender Hauptcharakter, da wir diesen in der Videospielvorlage nur sehr oberflächlich kennenlernen und wir erst spät in der Geschichte mit anderen Personen interagieren.


Das Setting einer vermeintlich verlassenen Insel wurde in Serien und Filmen bereits häufiger umgesetzt, so erinnert The Forest in vielerleri Hinsicht beispielsweise an die Serie Lost. Die äußerst beliebte Serie hat bewiesen, dass es eine breite Zielgruppe für eine Geschichte über eine Insel gibt, die Mysterien beherbergt, welche Stück für Stück aufgedeckt werden. Womöglich könnte sich die Serien-Umsetzung von der Grundstory von The Forest lösen oder diese erweitern, da die Geschichte des Videospiels zu wenig Inhalte für eine komplette Serie bieten könnte. So leidet unser Protagonist in einer alternativen Geschichte an einer psychischen Erkrankung, beispielsweise einer dissoziativen Identitätsstörung, sodass er sich im Laufe der Folgen als unzuverlässiger Erzähler herausstellt: Was ist die Realität und welche Fakten entspinnen dem Wahnsinn unseres Hauptcharakters? Deckt er tatsächlich Mysterien und Machenschaften einer Organisation auf oder ist er schlichtweg verrückt? Solch eine Serie könnte ähnliche Vibes aufweisen wie Martin Scorseses Psychothriller Shutter Island. Sollte eine Adaption eines Videospiels sich stets eng an der Vorlage orientieren oder sind viele kreative Freiheiten bei einer Umsetzung in Ordnung? Was ist eure Meinung?


The Stanley Parable


Das Spiel wirft interessante Fragen auf: Sind wir in unserer modernen Welt als Büro-Mitarbeiter selbst- oder fremdgesteuert?

© Galactic Cafe

Wenngleich The Stanley Parable ein eher kleiner Titel ist, hat sich dieser durch sein kreatives Storytelling und dem charakteristischen Schauplatz fast schon zu einem Klassiker entwickelt. Als Spieler wird man durch die Stimme eines Erzählers dazu aufgefordert, bestimmte Tätigkeiten auszuführen – verführt das nicht gerade dazu, nicht zu gehorchen? Das Ausloten der Möglichkeiten und das Zusammenspiel von Charakter und Erzähler machen den Reiz des Spiels aus.


Eine Serien-Adaption stelle ich mir als ein spannendes Kammerspiel vor, welches vielleicht um Elemente des Horror- oder Thriller-Genres erweitert wird. Bei dem Subgenre des Kammerspiels handelt es sich um eine Geschichte, die auf kleinem Raum mit wenigen Charakteren erzählt wird, wie beispielsweise in den Filmen „The Hateful Eight“ oder „Moon“; das erscheint doch wie gemacht für The Stanley Parable! Besonders in Verbindung mit den Genres Horror oder Thriller bieten Kammerspiele ein Setting, welches die Anspannung der Geschichte, die Psychospiele des Erzählers sowie die Entwicklung des Protagonisten in den Mittelpunkt stellen.


Vielleicht entwickelt unser Hauptcharakter in der Serien-Umsetzung das Bewusstsein dafür, dass er im Alltagstrott der Büroarbeit gefangen ist und einen eigenen Lebensweg einschlagen will; das erinnert etwa an die originelle Serie Severance. Dabei werden die Mysterien des Bürokomplexes erforscht und der Hauptcharakter misstraut zunehmend der Stimme aus dem Off, welche ihn wieder in geregelte Bahnen lenken will. Das wirft die Frage auf, warum er überhaupt auf diese sonderbare Stimme hört: Vielleicht handelt es sich um eine Dystopie, in welcher Anweisungen aus Lautsprechern zum Arbeitsalltag gehören. Oder der Charakter ist unwissentlich der Protagonist einer TV-Serie, welche durch die Anweisungen für Zuschauer spannend gestaltet werden; der Charakter könnte die Stimme als normal wahrnehmen, da auch alle anderen Büro-Mitarbeiter, welche in Wahrheit Statisten sind, deren Anweisungen folgen. Das Konzept ähnelt dem des Films Die Trueman Show. Die Gestaltungsmöglichkeiten einer passenden Serie zu The Stanley Parable erscheinen vielfältig. Habt ihr weitere Ideen und hättet ihr Lust auf solch eine kreativere Umsetzung?


Ausblick


Viele dieser Vorschläge haben eines gemeinsam: Sie kommen mit liebenswürdigen oder komplexen Charakteren und einer originellen Spielwelt daher. Die Beliebtheit von Let’s Plays und Livestreams beweist womöglich bereits, dass die meisten Spiele auch passiv konsumiert werden, sodass das Interaktive am Videospiel nicht zwangsläufig das wichtigste Merkmal ist.


Doch so gut ein Spiel auch sein mag, manchmal ist es womöglich besser, dass es keine Adaptionen geben wird; denn ein originelles Spiel wie Undertale benötigt keine Adaption, welche womöglich nicht mehr als ein Abziehbild des Originals ist und somit potenzielle Fans eher verschmäht und das Original verwässert. Andererseits werden uns vielleicht viele geniale potenzielle Serien und Filme vorenthalten, wenn der Mut zur kreativen Umsetzung fehlt.


Gefällt euch eine der niedergeschriebenen Ideen oder fällt euch selbst ein Videospiel ein, dass eine Serien-Adaption verdient? Oder sollte man ein gutes Franchise lieber in Ruhe lassen, statt es auszuschlachten? Schreibt eure Meinungen und Ideen in die Kommentare!

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Relevante Spiele

  • The Legend of Zelda: Ocarina of Time

    Systeme: Nintendo 64, Wii, Wii U

    Genre: Adventure, Action, 3D

    Yeah! 15
    Cover von The Legend of Zelda: Ocarina of Time
  • UNDERTALE

    Systeme: Nintendo Switch

    Genre: RPG

    Yeah! 10
    Cover von UNDERTALE
  • The Stanley Parable: Ultra Deluxe

    Systeme: Nintendo Switch

    Genre: Adventure

    Yeah! 1
    Cover von The Stanley Parable: Ultra Deluxe
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Kommentare 5

  • SeeYou

    Turmheld

    Häh das sind doch alles schon Serien? Videospiel-Serien.

    Vielleicht wäre es gut im Titel "TV-serie"zu verwenden. Ich musste relativ lange lesen um zu verstehen was der Autor meint...

    Ansonsten guter Artikel

  • otakon

    Ssssssssswitch

    Also Zelda fänd ich absolut fantastisch als Serie oder Film :*


    Monkey island könnte ich mir eher als Film vorstellen, könnte ganz witzig sein.


    Ich liiiiebe undertale kann es mir aber kaum als Film oder Serie vorstellen - würde mich aber überraschen lassen.


    Der Rest aus der Liste ist nicht meins.

  • evgeniat

    Turmbaron

    Ich fänd ja Secret Of Mana als Serie sehr schön :) In jeder Folge ein neuer Abschnitt der Reise durchs Manaland ^^

  • qinn

    Turmzyniker

    Ich finde, dass es IMMER eine schlechte Idee ist, von Videospielen filmische Adaptionen zu machen, da Videospiele mMn schlichtweg das mächtigere Medium sind, weil man hier durch die Interaktion des Spielers mit der Welt und die Atmosphäre einfach so viel mehr vermitteln kann.

  • KOLWE-X

    Monkey Island würde sehr gut funktionieren, da man ja auch bei Pirates of the Caribbean schon viel Humor drin hatte.

    Zelda... schwieriges Thema, wobei Nintendo irgendwann Link mal sprechen lassen muss bzw. Ihm eine Persönlichkeit geben sollte.

    Undertale - Den Hype verstehe ich bis heute nicht, aber egal.

    The Forest - kann ich nichts zu sagen, da ich diese Art von Spielen nicht spiele

    The Stanley Parable - kannte das Spiel gar nicht. Klingt aber sehr interessant, aber auch hier wäre ein Film oder Serie doch eher langweilig, da es ja nur eine Handlung gäbe. Ähnliches hatten wir aber auch schon mit dem Film Free Guy.


    Allgemein bin ich bei dem Thema relativ offen, da wir in den letzten Jahren einige gute Adaptionen bekamen, vor allem der Mario Film ist da jetzt eine sehr gute Blaupause.