© Ascent Studios / Electronic Arts

Immortals of Aveum für Xbox Series X|S im Test – Ein farbenfroher Fantasy-Shooter

Shooter gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. Wenn man heute eine erfolgreiche Shooter-Marke etablieren will, muss man aus der Masse herausstechen und ein Alleinstellungsmerkmal bieten können. Immortals of Aveum, das Debüt-Projekt des Entwicklerteams Ascendant Studios, das in Zusammenarbeit mit dem Publisher EA entstanden ist, bietet gleich zwei solcher Eigenschaften. Es ist zum einen ein Fantasy-Shooter, in dem ihr euch mit magischen Projektilen durch die Gegnerhorden schießt. Zum anderen ist Immortals of Aveum ein reiner Singelplayer-Shooter ohne Schnickschnack wie Mikrotransaktionen und Season Passes. Damit haben die Entwickler hinter dem Titel in einem immer stärker auf langfristige Monetarisierung setzenden Genre schon einmal zwei interessante Entscheidungen getroffen. Darüber hinaus ist Immortals of Aveum auch ein richtig spaßiger und kompetenter Shooter – wenn ihr über einige Story-Längen hinwegsehen könnt.


Aveum befindet sich in einem ewig währenden Konflikt

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Das Abenteuer beginnt mit dem Protagonisten Jak, der sich zusammen mit seinen Freunden in der Fantasy-Welt Aveum durchschlägt. Aveum ist geprägt von einem ewig andauernden Kriege zwischen verfeindeten Fraktionen, der passenderweise Everwar genannt wird. Im Zentrum dieser Auseinandersetzung stehen die Reiche Lucium und Rasharn. Letztere Partei wird von einem Tyrannen Sandrakk beherrscht, der Lucium an den Rand der Vernichtung getrieben hat. Beide Seiten schicken Heere in die Schlacht, die von mächtigen Kriegsmagiern angeführt werden. In Lucium sind die fähigsten dieser Magier Teil des Ordens der Unsterblichen, den namensgebenden Immortals.


Nachdem Jaks Heimat in einem Angriff von Rasharn beinahe vernichtet wird, schließt er sich der Armee Luciums an. Damit entspinnt sich eine Kette von Ereignissen, die Jak über die nächsten Lebensjahre begleiten und in der finalen Auseinandersetzung um die Zukunft von Aveum münden. Inszenatorisch ähnelt Immortals of Aveum dabei stark einem Marvel-Superhelden-Film, mit allen Vor- und Nachteilen der Inszenierung. Neben imposanten Bildern und bekannten Schauspielern – Suits-Star Gina Torres dürfte hier wohl die prominenteste Vertreterin sein – gibt es immer wieder auch lockere Sprüche sowie eine Prise Humor. Insgesamt weiß die Handlung über die Spielzeit von knapp 15 bis 20 Stunden durchaus zu unterhalten. Immer wieder schleichen sich aber Längen ein, bei denen man das Gefühl hat, hier wurde durch noch einen Dungeon und noch eine abseitige Mission Spielzeitstreckung betrieben.


Unser Held Jak selbst nicht nur magiebegabt, sondern hat als einer der wenigen Charaktere in der Spielwelt die Fähigkeit, alle drei Arten der Magie zu kontrollieren. Diese sind unkompliziert einfach nach ihren Farben benannt. Magie in Aveum ist entweder Blau, Rot oder Grün. Jede dieser Kategorien bringt eigene Vorteile mit sich. Blaue Magie kann für Schilde genutzt werden oder aber dazu dienen, gegnerische Verteidigungen zu durchbrechen. Rote Magie ist ganz auf den Angriff ausgerichtet und grüne Magie kann so schnell wie eine Maschinenpistole abgeschossen werden. Per Knopfdruck könnt ihr zwischen den drei Magiearten wechseln, die jeweils in einem speziellen Handschuh gespeichert sind. Der Clou an der Sache ist, dass die unterschiedlichen Gegnertypen Anfälligkeiten haben, die auf die Magiearten gemünzt sind, sprich: gegen rot leuchtende Gegner setzt ihr am besten rote Magie ein, gegen andere dann den jeweiligen Farbtyp. Das erinnert leicht an das zugrundeliegende System von Metroid Prime, in dem ihr Immunitäten und Anfälligkeiten ebenfalls anhand der Farbcodierung erkennt.


Im Verlauf des Abenteuers könnt ihr bessere ausrüstung und neue Fähigkeiten freischalten

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Im Kampf sorgt das dafür, dass ihr situativ schnell eure Angriffsmuster anpassen müsst. Generell ist Immortals of Aveum ein ziemlich schnelles Spiel. Die vielen knalligen Magie-Effekte tragen ihr übriges dazu bei, dass auf dem Bildschirm immer viel Action zu sehen ist. Dank der klaren Farbcodierung bleibt das Geschehen dennoch immer übersichtlich. Inszenatorisch wird euch übrigens im Verlauf der Kampagne viel geboten. Von einem Flug auf einem Drachen über große Tempelanlagen bis hin zu grünen Landschaften. Das Leveldesign von Immortals of Aveum ist ziemlich abwechslungsreich und weiß immer wieder für die ein oder andere Überraschung zu sorgen. Grundsätzlich sind die verschiedenen Areale auch über ein Schnellreise-System verbunden, das es euch erlaubt, in bereits besuchte Abschnitte zurückzukehren. Der Anreiz dafür ist aber ziemlich gering. Abseits von einigen Waffen-Upgrade, an denen es eigentlich nie mangelt, und bestimmten Kampfherausforderungen gibt es wenig zu entdecken.


Das ist aber ein guter Zeitpunkt, um auf das Inventarsystem insgesamt hinzuweisen. Tatsächlich versteckt sich in dem Titel ein kleines Rollenspiel light. Ihr könnt neue Waffen an der Schmiede herstellen, in einem Talentbaum Fähigkeiten verbessern und so euren Spielstil etwas anpassen. Die Kampfhandschuhe verfügen zudem auch über individuelle Werte wie Schaden und Schussrate. Was auf den ersten Blick nach vielen Optionen anmutet, erweist sich in der Praxis aber doch als moderat. Im Wesentlichen sucht ihr euch eine Verbesserung aus und spielt danach weiter wie gehabt. Wirklich substantielle Veränderungen bietet euch das Spiel nicht. Die Verbesserungen sind aber eine nette Dreingabe und geben einem ein gewisses Belohnungsgefühl.


Das Spiel sorgt dank einer klaren Farbpalette für gute Lesbarkeit

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Blicken wir abschließend auf die audiovisuellen Aspekte des Spiels. Immortals of Aveum ist einer er ersten Titel, die das Feature-Set der Unreal Engine 5 voll ausnutzen sollen. Das ist auch deutlich zu erkennen. Einige Aspekte des Spiels wie Lichteffekte, Explosionen und magisches Feuerwerk sind stimmig umgesetzt. Die Zwischensequenzen, in denen Jak in der Third-Person-Perspektive gezeigt wird, sind gut umgesetzt und bringen die Stimmung ganz gut rüber. Ob der eigenwillige Humor jeden zu überzeugen weiß, sei einmal dahingestellt.


Dem gegenüber stehen allerdings auch Abzüge, die vor allem mit der stilistischen Ausrichtung zusammenhängen. Die Welt von Aveum wirkt stellenweise generisch und Gegnertypen wiederholen sich oft, sodass sich nach einer gewissen Zeit der Eindruck einstellt, immer die gleichen Widersacher zu bekämpfen. Die Steuerung des Spiels geht dafür sehr gut von der Hand. Man merkt in jedem Moment, dass Shooter-Veteranen an der Entwicklung beteiligt waren. Außerdem soll die Performance des Spiels gelobt werden. Auf der Xbox Series X läuft das Spiel konstant mit 60 Bildern pro Sekunde und nur wenigen Haklern in sehr anspruchsvollen Szenen. Die Ladezeiten sind ebenfalls kurz und stören das Spielgefühl nicht. Dafür wirkt das Bild an einigen Stellen etwas unscharf, so als würde zum Erhalt der Performance die Auflösung stellenweise reduziert werden. Immortals of Aveum ist unterm Strich ein ansehnliches, aber kein atemberaubendes Spiel. Ähnliches lässt sich auch für den Soundtrack sagen.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Adis Selimi

Immortals of Aveum ist ein gutes Spiel, das das Pech hat, in einem Jahr voller grandioser Spiele zu erscheinen. Die Ascendant Studios haben in Zusammenarbeit mit EA ein frisches und interessantes Konzept vorgelegt, das auf dem Papier erst einmal sehr viel richtig macht. Hierzu gehören ein grundsolides „Gunplay“, eine gut lesbare Kampfmechanik und eine teilweise bombastische Inszenierung. Es gibt aber auch einige kleine, aber konstant auftretende, Schwachpunkte, die das Spiel aus der Top-Riege seines Genres und der diesjährigen Spielelandschaft heraushalten. Hierzu gehören unnötige Längen im Storytelling, platte Charaktere nd ein wenig motivierendes Upgrade-Systeme. Die Kampagne von Immortals of Aveum weiß durchaus zu überzeugen und wird euch gut unterhalten. Die Neuerfindung des Genres solltet ihr allerdings nicht erwarten. Dafür ist es umso schöner, nach vielen Jahren Pause endlich mal wieder einen guten Fantasy-Shooter auf dem Markt zu haben.
Mein persönliches Highlight: Das farbbasierte Shooter-System, das immer wieder für Abwechslung sorgt.

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Kommentare 6

  • Tomberyx

    Minish Mage

    Ich komm nicht drauf klar wie ihr sogar Tests für Nintendo's Konkurenz reinstellt aber dann nicht bescheidsagt dass Monster Hunter Now vor zwei, drei Tagen veröffentlicht wurde 8X :D" (oder hab ich's übersehen?)

  • TheEdge

    Turmheld

    Ich wüsste nicht, warum ich mir so ein Spiel auch nur im entferntesten angucken sollte.

    Dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade.

  • JoeyOGrady

    Sir von Planet Pop Star

    Tomberyx


    Monster Hunter now ist doch nur für Handys erhältlich, oder? Ist ja dann auch Nintendo's Konkurrenz.

  • Wanturo

    Turmritter

    Wenn's im Game Pass landet.

    Wie ihr sagt, es gibt einfach zu viel Gutes aktuell und auch viele tolle Remakes.

  • Tomberyx

    Minish Mage

    JoeyOGrady in welchem Universum sind Mobile-Games anerkannt als Konkurrenz zu Konsolen? 8o

  • JoeyOGrady

    Sir von Planet Pop Star

    Tomberyx


    Beides sind Videospiele. Wenn die Leute Geld für das Mobile Monster Hunter ausgeben, fehlt ihnen das Geld, um es für ein neues Spiel von Nintendo auszugeben. In Monster Hunter Now gibt es, wie in jedem anderen Spiel dieser Art, extrem absurde Preise. Wer im Oktober lieber seine Truhe ein paar mal erweitert, hat dann eventuell so viel Geld ausgegeben, dass er oder sie sich Mario Bros. Wonder nicht wird leisten können.


    Ich finde schon, dass man da von direkter Konkurrenz sprechen kann. :)