Nintendo-Konsolen: Nintendo 64 (N64) Hardware-Test Spezial Historie
Geschrieben von Eric Sohr am 26.11.2012
Das SNES hat schwere Konkurrenz bekommen. Nach einem geplatzen Deal mit Sony bezüglich eines CD-Laufwerks für das Super Nintendo zog der Konzern sein eigenes Ding durch und brachte 1994 die PlayStation auf den Markt. Die atemberaubenden Grafiken der PS stellten die Nintendo-Konsole in den Schatten. Außerdem veröffentlichte SEGA ebenfalls 1994 ihren Saturn. Doch Nintendo konnte darüber eigentlich nur lachen, denn bereits im August 1993 kündigte man an, dass man gemeinsam mit Silicon Graphics eine Heimkonsole produziere, welche in der Lage sei, Spiele in 64 Bit und mit 3D-Modellen darzustellen. Hierbei war Silicon Graphics für das Design der Konsole zuständig, während Nintendo sich um den technischen Aspekt kümmerte. Gemeinsam gab man dem Projekt anfangs den Namen „Project Reality“. Als Release wurde bereits 1995 angepeilt, mit einem Preis von weniger als 250$.
Doch man brauchte nicht nur einen Partner, der sich um die Hardware kümmert, sondern man musste auch nach Entwicklern für Spiele suchen. Mit Rare Ltd. und Midway hatte Nintendo schon früh zwei fähige Entwicklerstudios im Boot. So arbeitete Midway gemeinsam mit Silicon Graphics an Killer Instict, einem Mortal Kombat-ähnlichen Beat'em Up, welches allerdings mit seinen 3D-Charakteren überzeugen sollte. Ein weiterer Entwickler für die Konsole war DMA Designs, welches vorher mit Spielen wie Lemminge auf sich aufmerksam machte. Doch trotz dessen waren DMA und auch Rare zu dem Zeitpunkt noch zwei recht unbekannte Teams, weshalb nicht jeder verstand, warum Nintendo sich ausgerechnet mit diesen Entwicklern zusammentat.
Wer das Nintendo 64 kennt, der weiß, dass sich die Spiele anders als auf PlayStation oder Sega Saturn nicht auf einer CD-ROM, sondern auf einem Modul befinden. Nintendo entschied sich offiziell dafür, weil man dachte, dass der Markt noch nicht bereit sei für CD-ROMs und man mit den Modulen ja vertraut sei. Jedoch sagen viele Stimmen, dass Nintendo damit eher gegen die Raubkopien angehen wollte, welche beispielsweise auf der PlayStation sehr häufig waren. Leider stimmte dies die Entwickler nicht gerade fröhlich, denn die Module hatten zwar Vorteile, jedoch auch ein paar Nachteile. So war die Speicherkapazität viel geringer als auf einer CD-ROM, weshalb man keine besonders aufwendigen Grafiken oder Musikstücke darauf speichern konnte. Aus diesem Grund entschied sich beispielsweise Square Enix dazu, ihren neuesten Final Fantasy-Teil auf der PlayStation zu veröffentlichen, denn auf der Konsole hatte man viel bessere Ressourcen zur Verfügung. Außerdem kostete ein Modul in der Produktion viel mehr als eine CD.
Auf der Shoshinkai Software Exhibition in Japan 1996 gab Nintendo jedoch dann das endgültige Design inklusive Spiele und Controller bekannt. Der Name war jedoch damals noch nicht ganz final, denn man nannte die Konsole noch Nintendo Ultra 64. Bereits hier merkte man, dass Nintendo den Käufern schon im Namen zeigen wollte, was für eine Power in der Konsole steckt. Leider war die Konsole schon knapp ein Jahr zu spät als ursprünglich geplant, weshalb man sich langsam ein wenig beeilen musste. Deshalb entschied man sich dafür, die Konsole im selben Jahr noch in Japan und in den USA zu veröffentlichen. So erschien sie dann am 23. Juni in Japan und am 29. September in Amerika, zu einem Preis von 199$.
In Deutschland erschien das N64 am 1. März 1997, gemeinsam mit Spielen wie Super Mario 64. Der anfängliche Preis von 299 DM wurde schnell um ganze 100DM gesenkt. Wir wissen mittlerweile, dass sich die Konsole letztendlich mehrere Millionen Mal weltweit verkaufen konnte. Doch dies lag sicher nicht an der Konsole an sich, sondern an den Spielen, die dafür erschienen sind. Auch der besondere Controller hat dabei eine große Rolle gespielt. Mit dem Analogstick hatte Nintendo eine Steuerungsmöglichkeit gefunden, mit der man sich in einer 3D-Umgebung auch in 360° bewegen kann. Dieses Konzept kam so gut an, dass Sony nicht lange Zeit später dieses Prinzip in doppelter Form auf ihren Controller übertrug.
Auch wenn man mit Entwicklern wie Midway, Rare oder auch Acclaim (welche Turok entwickelten) ein paar heiße Eisen im Feuer hatte, so musste man auch aus den eigenen Reihen etwas bringen, das die Leute dazu bringen würde, die neue Konsole zu kaufen. Deshalb ließ man Shigeru Miyamoto einen 3D-Ableger der beliebten Super Mario-Reihe produzieren. Dieser Titel schaffte es dann auch, das Nintendo 64 ordentlich zu pushen. So zeigte man den Titel, obwohl er nur zur Hälfte fertiggestellt war, auf der oben erwähnten Soshinkai-Messe und konnte die Massen begeistern. Obwohl man von PlayStation bereits spannende Spiele mit rasanter Grafik wie WipeOut gewohnt war, konnte man nun seinen Lieblingsklempner in 3D durch die Gegend springen lassen. Super Mario 64, so der Name des Spiels, schaffte es, die Presse zu begeistern und der Titel bekam in nahezu jedem Review oder Preview absolut großartige Bewertungen. So konnte das N64 einen ordentlichen Start hinlegen und Sony und SEGA ernsthaft angreifen. Auf diese Weise konnte Nintendo am Launch-Tag über 300.000 Konsolen in Japan verkaufen, was sogar ungefähr gleichauf mit den Launch-Zahlen von Saturn und PlayStation zusammen war.
Doch damit hörte es noch lange nicht auf. Auch wenn die Spieler mit Mario erst einmal eine Menge Spaß haben konnten, so brauchte man schnell neues Futter für die Gamer. Im Laufe der Zeit erschienen großartige Spiele wie The Legend of Zelda: Ocarina of Time, Rares BanjoKazooie, Turok 2, Lylatwars, Super Smash Bros, Conker's Bad Fur Day und viele weitere großartige Titel. Aber nicht nur im Software-Bereich wurde die Konsole beliefert, sondern auch neue Hardware schaffte es ins Haus. So veröffentlichte Nintendo beispielsweise die beiden Zubehör-Teile Rumble Pak und Controller Pak. Beide konnten direkt unten in den Controller gesteckt werden und brachten diverse Vorteile.
Während es mithilfe des Rumble Paks eine neue Art des Feedbacks durch Vibrationen des Controllers gab, konnte man in manchen Spielen nur mithilfe eines Controller Paks speichern. Leider gab es hier das Problem, dass man nicht beide Zubehör-Teile gleichzeitig nutzen konnte und erst umstecken musste, wenn es denn beispielsweise erforderlich war zu speichern, während man das Rumble Pak eingesteckt hatte. Ein weiteres Zubehör für den Controller war das Transfer Pak, mit welchem ihr beispielsweise eure Pokémon Blau-Daten in Pokémon Stadium verwenden und sogar das Game Boy-Spiel darauf spielen konntet. Außerdem gab es ein Microphone Pak für Spiele wie „Hey You! Pikachu!“, doch dieses erschien nie in Europa.
Ein besonderes Zubehör-Teil stellt das 64DD dar, welches jedoch nur in Japan veröffentlicht wurde und mehr als schlecht bei den Konsumenten ankam. Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung für das N64 mit Disk-Laufwerk, mit dem man online spielen und chatten konnte. Leider unterstützen nur neun Spiele das Zubehör, darunter beispielsweise Sim City 64 oder das F-Zero X Expansion Kit. Es waren jedoch deutlich mehr Spiele für das 64DD geplant. So sollten unter anderem auch Final Fantasy VII und Kirby 64 darauf erscheinen. Aufgrund des geringen Erfolgs wurden die Pläne für viele Spiele jedoch abgeändert oder komplett abgebrochen.
Um das 64DD zum Laufen zu bringen, brauchte man das sogenannte Expansion Pak. Da das 64DD nie außerhalb Japans erschien und schnell abgesetzt wurde, entschied sich Nintendo dafür, wenigstens am Expansion Pak festzuhalten. Denn dieses verstärkte das Nintendo 64 gewaltig und ermöglichte die Darstellung von einer vierfachen Anzahl an Pixeln. Somit konnte man manche Spiele in einer viel besseren Grafik genießen, einige Spiele waren ohne das Zubehör gar nicht erst spielbar. Einer dieser Titel war Donkey Kong 64, welcher gleichzeitig der erste Titel in Europa war, der das Zubehör voraussetzte und direkt damit ausgeliefert wurde. Gleichzeitig stellt Donkey Kong 64 nach BanjoKazooie für viele Spieler eines der großartigsten Spiele von Rare auf einer Nintendo-Plattform dar.
Die wichtigsten Spiele:
- Banjo Kazooie
- GoldenEye 007
- Lylatwars
- Mario Party
- Paper Mario
- Perfect Dark
- Super Mario 64
- Super Smash Bros.
- The Legend of Zelda: Ocarina of Time
- Turok: Dinosaur Hunter
- Wave Race
Autor: Eric Sohr