Nintendo-Konsolen: Nintendo GameCube (GCN) Hardware-Test Spezial Historie
Geschrieben von Niels Uphaus am 27.11.2012
Anfang des Jahrtausends sah es düster aus für Nintendo. Das N64 floppte dank der Playstation auf ganzer Linie. Der Mario-Konzern fuhr trotz großer Titel wie Super Mario 64 und The Legend of Zelda: Ocarina of Time Verluste ein und nur der Handheld-Markt mit dem Game Boy und Pokémon war wirklich rentabel. Schon wurden die ersten Stimmen laut, Nintendo solle es Sega gleich tun und nur noch Spiele für andere Plattformen entwickeln. Doch der Konzern aus Kyoto dachte gar nicht daran und veröffentlichte am 03.05.2002 den Nintendo GameCube in Deutschland. Doch was sollte die Konsole besser machen als ihr Vorgänger?
Das auffälligste Merkmal des GameCubes ist wohl sein Design. Wie der Name schon sagt, ist der Cube ein kleiner Würfel, der sehr handlich ist und sogar einen eigenen Griff hat. Auch sonst sieht das Gerät wirklich schick aus. Ein weiteres sehr wichtiges Feature war zur damaligen Zeit die Verwendung von Mini-DVDs. Während das Nintendo 64 auf Steckmodule setzte, wurden nun erstmals Rohlinge mit einer Speicherkapazität von 1,5 GB genutzt. Diese sindzwar klein, dennoch können sie mit einer ganz bestimmten Funktion glänzen: Die Ladezeiten bei den meisten Spielen sind extrem kurz und deutlich angenehmer als bei der Konkurrenz. Ein weiterer Pluspunkt der Konsole ist der Controller. Während beim N64 der Analogstick ein wenig unkomfortabel lag, war er nun sehr angenehm in einer oberen linken Position zu greifen. Dafür ist mir allerdings das Design der A-, B- X- und Y-Knöpfe ein wenig schleierhaft. Da hätte man sich wirklich am SNES orientieren können.
Am Dolphin, so war der Arbeitstitel der Konsole (darum steht auf den Produkten für den GCN auch immer DOL), kann man außerdem bis zu vier Controller gleichzeitig verwenden. Da die Cartridges wegfielen, musste sich Nintendo nun eine andere Art von Speichermedium suchen, welches sie mit den Memorycards dann auch fanden. Mit ihnen wurden auch das erste Mal die Speicherblöcke eingeführt, die nun mit der Wii U wieder abgeschafft werden.
Aus technischer Sicht war der GameCube für seine Zeit wirklich angemessen ausgestattet. Die Grafik sah im Gegensatz zum N64 wirklich toll aus, auch die Audiofunktionen waren gut. Im Gegensatz zu Europa konnte der GameCube in Japan und Amerika sogar Bilder in 480p ausgeben, die gleiche Auflösung, die auch die Wii maximal wiedergeben kann. Damit sahen die Spiele wirklich großartig aus. Auch eine Onlinefunktion war möglich, selbst wenn die Spiele, die dies nutzen, an einer Hand abzuzählen sind. Der LAN-Modus wurde hingegen schon häufiger genutzt. Berühmtes Beispiel ist sicherlich Mario Kart: Double Dash, bei dem man mit mehreren GameCubes und LAN-Adaptern zusammen spielen konnte. Sogar eine 3D-Funktion für den GameCube war anfangs geplant (z.B. bei Luigi's Mansion), doch wurde diese Idee aufgrund der fehlenden 3D-Bildschirme in den Haushalten schnell wieder verworfen.
Wenn wir schon beim Thema Zubehör sind: der GameCube hat wirklich einiges zu bieten. So wurde einer der ersten Funkcontroller für den Würfel veröffentlicht, genannt WaveBird. Mit ihm kann man zwischen 16 Funksequenzen wählen und so kabellos spielen. Auf eine Rumblefunktion muss man allerdings verzichten. Für einige Mario Party-Spiele wird außerdem ein Mikrofon verwendet. Sehr kurios sind auch die Bongos. Diese Trommeln benötigt man, um Donkey Konga 1-3 und Donkey Kong: Jungle Beat zu spielen. Eines meiner absoluten Lieblingszubehörteile von allen Plattformen zusammen ist aber sicherlich der Game Boy Player. Diese „Platte“ steckt man unter den Würfel, legt eine Boot-CD ins Laufwerk des Cubes und kann alle Game Boy- und Game Boy Advance-Spiele auf dem Fernseher spielen, die man in den Player schiebt. Dabei ist die Bildqualität wirklich beeindruckend. Jeder Besitzer eines GameCubes sollte den Game Boy Player besitzen. Neben diesen sinnigen Zubehörteilen gibt es aber auch absurde Dinge wie eine Kettensäge für Resident Evil 4 und eine Tanzmatte. Naja, jedem das seine.
Kommen wir nun zum Herzstück einer Konsole: den Spielen! Der GameCube hat einige gute First Party-Spiele vorzuweisen. Da wäre zum einem Super Mario Sunshine, welches allerdings nicht zum Launch zur Verfügung stand, The Legend of Zelda: The Wind Waker, mehrere Star Fox-Titel und auch das bockschwere F-Zero GX. Doch neue Serien fanden ebenfalls ihren Anfang auf dem GameCube. Besonders erwähnenswert ist hier wohl Pikmin, welches kurze Zeit später sogar einen Nachfolger erhielt. Auf der kommenden Wii U wird dann auch der langersehnte dritte Teil veröffentlicht. Auch Animal Crossing gab im Westen seinen Einstand. In Japan erschien das fast inhaltsgleiche Spiel bereits auf dem N64. Mit Pokémon Colosseum und XD erschienen zudem erstmals richtige Taschenmonster-Abenteuer auf einer Heimkonsole, deren Settings allerdings eher düster angehaucht sind. Die Spiele wurden nicht von Game Freak, sondern von Genius Sonority entwickelt.
Aber auch Spieleserien wie Paper Mario und Mario Kart feierten ihr furioses Comeback. Was Third Party-Titel angeht, sieht es auf dem Würfel eher mau aus. Zwar gibt es sehr gute Titel wie Resident Evil 4 oder das Star Wars-Launchspiel, auch andere Serien wie Burnout und 007 gaben sich die Ehre, doch sonst war das Angebot eher gering. Dies hatte einen einfachen Grund: der geringe Erfolg der Konsole.
Die Playstation 2 wurde im gleichen Zeitraum wie der GameCube veröffentlicht, doch war die Konsole von Sony deutlich, und ich betone das Wort deutlich, erfolgreicher als Nintendos Würfel. Auch Microsofts Xbox war, vor allem in den USA, sehr beliebt. So verkaufte sich der GameCube trotz neuer Farben, einiger sehr guter Spiele und einem günstigen Preis (die Konsole war bereits früh für 100 € zu haben) eher schlecht. Im Gegensatz zum N64 wurden allerdings keine Verluste eingefahren. Und so verabschiedete sich der GameCube Ende 2006 mit dem fulminanten The Legend of Zelda: Twilight Princess und knapp 21,72 Millionen verkauften Exemplaren von der Bühne der Videospielkonsolen und überließ dem Nachfolger die Bühne. Die Zeit der Wii war gekommen…
Autor: Niels Uphaus