Film-Kritik: Pixels Spezial
Geschrieben von Dirk Apitz am 31.07.2015
Aus einem Kurzfilm wird ein Blockbuster und aus einem Trailer ein kleiner Hype im Internet. Und das, obwohl Adam Sandler mitspielt, der in den USA das neue Lieblingsopfer der Kritiker und Zuschauer ist. Seine letzten Filme spielten immer weniger ein und waren auch nicht von guter Qualität. Adam Sandler war zwar noch nie auf der absoluten Filmspitze, dennoch waren seine Filme auch schon mal besser. Aber ekelhafter Humor auf Kosten von Minderheiten und Furzwitze übernahmen die Leinwand. Dazu kam der Hack-Skandal bei Sony, der offenlegte, dass sich die meisten Verantwortlichen für seine Filme schämen. Doch um so eine Karriere zu retten, hat Hollywood wieder einen Masterplan: Man weiß mittlerweile sehr gut, wie man einen Hype erzeugt und wie blind gerade die Gaming-Community konsumiert. Ein Film für "Nerds" wird es an der Kasse also richten? Die Zahlen der ersten Kinowoche in den USA geben Sony recht. Kann Pixels nun aber mehr bieten als eine kalkulierte Excel-Tabelle?
Die Aliens greifen an! Diesmal nehmen sie die Form verschiedener Arcade-Klassiker an, um die Menschheit auszulöschen.
Als Kind der 80er retteten Sam Brenner (Adam Sandler, Urlaubsreif), Will Cooper (Kevin James, King of Queens), Ludlow Lamonsoff (Josh Gad, 21) und Eddie "The Fire Blaster" Plant (Peter Dinklage, Game of Thrones) mehrmals die Welt. Nicht als Superhelden oder Geheimagenten, sondern auf sogenannten 25-Cent-Arcade-Automaten. Nun aber wird die Bedrohung real, denn Aliens bekamen diese Videospiele zu Gesicht und missverstanden sie als Kriegserklärung. Schnell nahmen die Außerirdischen diese Videospielhelden wie Pac-Man und Donkey Kong als Modell, um eine Invasion vorzubereiten, die im Jahr 2015 erfolgt. So wendet sich Will Cooper, der mittlerweile Präsident der USA ist, an seine alten Zockerkumpels und gemeinsam mit Lt. Col. Violet Van Patten (Michelle Monaghan, Source Code) versuchen sie, die Invasoren spielend auszuschalten.
Gleich zu Beginn wird der Zuschauer in die 80er versetzt. In dieser Zeit war es in den USA ganz normal, dass man sich zum Zocken in den Arcade-Hallen traf und alles daran setzte, einen Highscore nach dem anderen zu knacken. Wir erfahren zwar nur das Nötigste über die Charaktere, aber auch das Wichtigste über das eine oder andere Arcade-Spiel. So werden auch die Zuschauer in den Film einbezogen, die mit diesen Spielen nicht so viel am Hut haben, denn die Invasoren lassen sich tatsächlich nur so bezwingen, wie man es auch aus dem Spiel kennt. An dieser Stelle muss man den Regisseur Chris Columbus (Kevin allein Zuhaus) mal loben. Einfach nur Pac-Man in Groß eine Stadt zerstören zu lassen, wäre zu einfach gewesen. Daher wohl auch die Entscheidung, nur Arcade-Klassiker für den Film zu verwenden, da diese Idee mit solchen Spielen einfacher umzusetzen ist.
So toll die Grundidee auch ausfällt, so schlecht ist leider das komplette Drehbuch von Pixels. Ich erwarte nicht viel von einer Action-Komödie mit so einer Thematik, da ist der eine oder andere Logikfehler zu verschmerzen. Aber gerade zu Ende hin wird es einfach zu viel. Man merkt dem Film schnell an, dass er auf einem Kurzfilm basiert und darauf ausgerichtet ist, schnell Profit zu machen. Man nimmt einfach die Basis und baut einen Plot drum herum. Die Aliens werdet ihr auch nicht wirklich zu Gesicht bekommen, der eigentliche Grund für die Invasion wirkt sehr banal. Auch die Auflösung am Ende ist merkwürdig und ohne Sinn. Dazu eine kleine Liebesgeschichte und fertig ist die langweilige Standardkomödie von heute. Ich vermisste den roten Faden.
Pac-Man wird ebenfalls auf die Erde losgelassen. Mit ihren Autos machen die Helden Jagd auf den gelben Pillenmampfer.
Wenn es mit der Geschichte nicht so ganz klappt, sollten doch wenigstens die Gags funktionieren. Tatsächlich hat Pixels hier so seine Momente. Kevin James macht im Grunde dasselbe wie Doug aus King of Queens, eben nur als Präsident. Dieses „kleine“ Detail bietet so manche Situationskomik. Auch der eine oder andere Gastauftritt von richtigen Entwicklern oder einer bekannten Tennisspielerin sorgen für so manchen Schmunzler. Am meisten überzeugt aber Josh Gad, der in diesem Film voll aufspielt. Adam Sandler dagegen geht zusammen mit Michelle Monaghan, die einfach nur für den Schnulzenpart dabei ist, völlig unter und hat keine glanzvollen Momente. Zudem sitzt auch nicht jeder Gag richtig und die meisten Running Gags wirken irgendwann überzogen. Zudem wird zu wenig aus der Thematik „Games“ gemacht.
Hier zeigt sich, dass man einfach ein beliebtes Thema als Basis für einen Film genommen hat, aber kaum etwas daraus machen konnte. Es wird einfach zu viel Potenzial verschenkt. Dass es hätte funktionieren können, beweist die animierte Figur, zur der ich nicht zu viel verraten möchte, die sich als geheimer Star herausstellt. Von infantilen Furzwitzen bleiben wir immerhin verschont. Nur die Frau als Trophäe hätte nicht sein müssen, hat eine Frau in diesem Film eh schon nicht viel zu sagen. Auch die eine oder andere Anspielung auf andere Filme wirkte für mich zu dick aufgetragen. Peter Dinklage gibt übrigens wieder das zynische Großmaul. Seine größte Herausforderung wird es gewesen sein, nicht die komplette Bande an die Wand zu spielen, denn gerade von ihm darf man mehr erwarten. Seine Gags und sein Casting sind wohl an das erwachsene Publikum gerichtet, während für die Kids Kevin James verantwortlich ist.
Das absolute Highlight im Film sind aber die Effekte bzw. Animationen. Wenn eine Verfolgungsjagd durch New York mit Pac-Man stattfindet, sieht das einfach verdammt gut aus. Beim Design angefangen bis zu den Effekten hat man sich richtig Gedanken gemacht. So hat man nicht einfach einen gelben Pac-Man auf die Erde losgelassen, sondern wirklich versucht, die Pixel zu modellieren. Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Auch die erste Schlacht gegen Galaga macht einiges her und der Showdown gegen Donkey Kong ist zwar nicht sonderlich spannend, aber ebenfalls schön anzusehen. Hier hat man alles richtig gemacht. Dasselbe würde ich auch gerne über den Soundtrack sagen, leider setzte man hier aber auf altbekannte Songs. Wieder „We will rock you“ in einer Action-Szene? Hätte nicht sein müssen. Ein Mix aus dem klassischen Soundtrack der jeweiligen Videospiele und neu eingespielter Musik hätte super gepasst und das Ganze abgerundet, gibt es aber nicht.
Auch Donkey Kong wird von den Aliens auf unseren blauen Planeten geschickt. Selbstverständlich hat er seine Fässer dabei.
Fazit (5):
Pixels sieht gut aus, manche Gags sitzen und der Cast ist nicht herausragend, aber wenigstens passend. Dennoch hat der Film einiges an Potenzial liegen lassen. Das fängt bei Kleinigkeiten wie dem Soundtrack an und hört bei einem stimmigen Drehbuch auf. Ich verlange bei so einem Film keine Komplexität oder Charaktertiefe, in Pixels wirkte aber alles irgendwie hingeklatscht und scheinbar wurde das Ganze auf der Toilette geschrieben. Gerade bei so einer Grundidee wäre mehr gegangen! Zudem hätte man vielleicht auf den einen oder anderen Gag verzichten können, um witzigere Momente mit den Gaming-Figuren zu erzeugen. So bleibt uns eine typische Action-Komödie mit tollen Effekten, aber ohne große Überraschungen. Ob sich für so ein Film die Kinokarte lohnt, muss jeder selbst wissen. Und ob der Film ein beliebtes Thema wirklich nur ausschlachtet, lässt sich mit Jein beantworten. Sollte es zu einem zweiten Teil kommen (ich bin mir sicher, dass wir eine Fortsetzung sehen werden), hoffe ich, dass man die Lizenzen besser nutzt und sich beim Drehbuch etwas mehr Mühe gibt.
Anmerkung: Der Film wurde im Originalton und in 2D geschaut. Wir können also keine Aussage über die deutsche Synchro (die bei einer Komödie sehr wichtig ist) und den 3D-Effekt treffen.
Autor: Dirk Apitz