My Nintendo – Was wir über das Belohnungssystem wissen sollten Spezial
Geschrieben von Roman Dichter am 03.04.2016
Seit dem 31.03.2016 gibt es ein neues Belohnungssystem von Nintendo. Dieses löst damit das Sammeln von Sternen im alten Club Nintendo ab. Auf den ersten Blick liefert uns My Nintendo einige Neuerungen, darunter einen Fokus auf digitale Inhalte und unterschiedliche Arten von Punkten (Münzen), die etwa dieselbe Funktion haben wie früher die Sterne und somit als digitale Währung für den Erwerb von Prämien eingesetzt werden können. Schauen wir uns das System einmal genauer an.
Das neue Belohnungssystem My Nintendo ist der Nachfolger des alten Club Nintendo und bietet euch Ersparnisse oder Gratis-Spiele.
Diese Belohnungen gibt es
Auf der Hauptseite von My Nintendo könnt ihr direkt die ersten Belohnungen sehen. Kleiner Tipp: Das sind noch nicht alle! Klickt auf das kleine Kästchen „Belohnungen ansehen“, um eine vollständige Auflistung zu sehen. Dort sind im Wesentlichen drei Arten von Belohnungen zu finden: Herunterladbare Spiele (wie das exklusive My Nintendo Picross - The Legend of Zelda: Twilight Princess), Rabatte auf ausgewählte eShop-Titel (mit unterschiedlichen Prozentzahlen) und DLC-Gegenstände (wie ein Mario-Outfit für die Smartphone-App Miitomo).
Zum Start von My Nintendo geht es ausschließlich um digitale Inhalte. Ihr erhaltet Belohnungen für digitale Aktionen wie Käufe von Spielen im eShop, die Nutzung von Nintendos Web-Angeboten oder Aktionen innerhalb von Spielen (zu Beginn beschränkt auf Miitomo). Damit ist der Fokus ein anderer als beim Club Nintendo, bei dem die Haupteinnahmequelle für Sterne kleine Rubbelkärtchen waren, die Spielen beilagen. Auch die Prämien selbst, die damals beispielsweise aus Merchandise-Produkten bestanden, sind aktuell rein digitaler Natur. Das bedeutet aber nicht, dass sich das nicht noch ändern könnte. Sowohl Belohnungen als auch Voraussetzungen für den Erhalt von Prämien – bei My Nintendo „Missionen“ genannt – wechseln mit der Zeit. Wir können also nur abwarten, ob wir in Zukunft auch für den Kauf von Retail-Spielen Münzen erhalten werden und diese vielleicht wieder für Soundtrack-CDs & Co. investieren können.
My Nintendo-Punkte
Sehen wir uns die Punkt-Münzen einmal genauer an: Auf den ersten Blick könnte man meinen, es gäbe drei verschiedene Arten von Punkten: Goldpunkte, Platinpunkte und Miitomopunkte. Bei genauerem Hinsehen kann man feststellen, dass Miitomopunkte – zumindest bezogen darauf, was man damit kaufen kann – im Grunde auch einfach nur Platinpunkte sind. Beide lassen sich also für den Kauf von Belohnungen kombinieren. Mit Goldpunkten kann man ebenfalls Belohnungen kaufen – allerdings nicht dieselben Belohnungen. Manche bezahlt man mit Gold, andere mit Platin. Zunächst lässt sich kein direkter Sinn dahinter erkennen, warum nicht einfach alles mit derselben Währung bezahlt werden kann. Vermutlich ist der Grund dafür, dass man auch fleißig die verschiedenen Möglichkeiten nutzen soll, um die Münzen zu erhalten.
Durch die Erfüllung von Missionen erhaltet ihr Gold-, Platin oder Miitomopunkte. Letztere sind im Grunde auch Platinpunkte.
Die meisten Punkte werden automatisch gutgeschrieben, wenn man entsprechende Missionen erfüllt. Es kann aber auch notwendig sein, die Punkte auch noch aktiv auf der My Nintendo-Seite „einzusammeln“, damit sie auch wirklich gutgeschrieben werden. Und wofür erhält man nun konkret Punkte? Hier wird der Unterschied zwischen den verschiedenen Münz-Typen am Deutlichsten:
Gold
Gold-Münzen gibt es ausschließlich für den Kauf von Spielen im eShop, wobei es für teurere Spiele mehr Münzen gibt als für günstige. Auf der My Nintendo-Seite könnt ihr euch ansehen, für welchen investierten Betrag es wie viele Münzen gibt – beispielsweise 10 Münzen für einen Einkauf im Wert von 5,00 – 9,99 Euro oder 20 Münzen für 10,00 – 19,99 Euro. Goldpunkte können, wie Nintendo ausdrücklich schreibt, nicht über den Kauf von zusätzlichen Inhalten (DLC), Tickets, Designs oder Handelsversionen von Spielen erhalten werden.
Platin
Im Gegensatz zu Goldpunkten müsst ihr für Platin kein echtes Geld ausgeben. Ihr bezahlt stattdessen – auf den Punkt gebracht – mit Zeit und euren persönlichen Daten. Die Datensammlung wird beispielsweise bei Missionen deutlich, die sich darum drehen, dass ihr verschiedene Konten miteinander verknüpft und damit auch der Weitergabe persönlicher Daten zustimmt. So gibt es nicht nur für die Verbindung von Nintendo-Diensten (wie der Nintendo Network ID und dem Nintendo Account), sondern auch für die Verbindung mit Twitter, Facebook oder Google+-Accounts Platin-Punkte. Wöchentlich kassieren könnt ihr zudem für den Besuch des Miiverse und des eShops. Diese Punkte sind leicht verdient und sollen natürlich dazu animieren, diese Dienste auch aktiv zu nutzen. Gezwungen wird man dazu aber nicht.
Miitomo
Die Smartphone-App ist die erste (und vermutlich nicht die letzte, aber bisher einzige) Anwendung, durch deren aktive Nutzung ihr Platinpunkte sammeln könnt. Beispielsweise erhaltet ihr Punkte für das Hinzufügen eines Freundes in der Nähe, für das Beantworten von Fragen oder für das Erhalten von Kommentaren auf die eigenen Antworten. Viele dieser Belohnungen sind eher klein (umfassen also wenige Münzen), aber täglich neu erhältlich. Wer also fleißig Miitomo-Münzen sammeln möchte, muss die App zwangsläufig immer wieder aktiv nutzen.
Wer seine Punkte einsetzt, erhält dafür Rabatt auf Download-Titel wie Mario Kart 7 oder sogar komplette Spiele kostenlos.
Wie wertvoll sind die Punkt-Münzen?
Wenn man plötzlich mit einer neuen, digitalen Währung hantiert, fragt sich natürlich, welchen Wert diese Münzen eigentlich haben. Hier lohnt es sich wieder, die beiden Münz-Typen getrennt zu betrachten:
Gold
Auf der Einnahmeseite (also: Was kosten mich die Münzen?) ist es eindeutig und klar nachvollziehbar. Wie oben erwähnt, erhaltet ihr gestaffelt nach Einkaufswert im eShop unterschiedlich viele Punkte. Einen genaueren Blick lohnt es sich auf die Ausgabenseite zu werfen (also: Was bekomme ich für meine Gold-Münzen?). Dabei wird deutlich, dass es keinen festen Wechselkurs gibt. Beispielsweise erhaltet ihr für den Einsatz von 30 Goldpunkten 50% Rabatt auf den Kauf von Mario and Donkey Kong: Minis on the Move. Das Spiel kostet regulär 9,99 Euro. Das bedeutet also etwa eine Ersparnis von 5 Euro für 30 Punkte. Damit hätten 6 Punkte den Wert von einem Euro. Anders wäre es aber bei Super Mario 64. Nintendo 64-Spiele kosten in der Virtual Console ebenfalls 10 Euro. Alternativ könnt ihr dieses aber im Tausch für 90 Goldpunkte erhalten. Hier wären es also schon 9 Punkte, die einen Wert von einem Euro hätten. Geschätzt kann man also sagen, dass 1 Euro etwa dem Wert von 5-10 Goldpunkten entspricht.
Das kann sich aber ändern und relativiert sich auch, wenn man bedenkt, dass der damit gekaufte Titel erneut Gold-Punkte einbringt. Zur groben Orientierung noch ein Beispiel: Ihr kauft ein Spiel für 49,99 Euro im eshop und erhaltet dafür 60 Punkte. Diese investiert ihr in 50% Rabatt auf Metroid: Other M. Ihr habt dann also für den Kauf von einem 50 Euro-Titel 10 Euro Ersparnis für den Kauf eines anderen Spiels für 20 Euro erhalten – unterm Strich wurden 60 Euro bezahlt für Spiele im Wert von 70 Euro.
Platin
Die Einnahmeseite ist hier nicht einfach in Euro auszudrücken. Welchen Wert hat das Verknüpfen eines Facebook-Kontos oder der Besuch des Miiverse? Man könnte spekulieren und irgendwelche Berechnungen anstellen, aber ich möchte darauf verzichten. Sehen wir uns stattdessen an, was man für die Punkte bekommt: Auch hier gibt es keinen starren Wechselkurs, sodass man letztlich nur Richtwerte für eine grobe Orientierung ansehen kann. Beispielsweise erhält man für den Einsatz von 600 Punkten 20% Rabatt auf Yoshi’s Woolly World. Das Entspricht einer Ersparnis von 10 Euro. Damit hätten 60 Punkte etwa den Wert von einem Euro. Bei Pullblox World gibt es für 150 Punkte ebenfalls 20% Rabatt und somit etwa eine Ersparnis von 2 Euro. Hier wäre ein Euro also schon 75 Punkte wert. Halten wir also einen ungefähren, nicht festen und nicht unveränderlichen Richtwert von ca. 60-75 Punkten pro Euro fest.
Nichts hält ewig – Verfallsdaten für Punkte und Belohnungen
Einige Spieler waren nicht so erfreut, als damals für Sterne im Club Nintendo ein Verfallsdatum angekündigt wurde. Sterne, die nicht innerhalb von 24 Monaten gegen Prämien getauscht wurden, sind verfallen. Dieses Schicksal ist mir erspart geblieben, weil ich in diesem Zeitraum immer genug Sterne für interessante Belohnungen gesammelt hatte. Jetzt verschärft sich die Lage allerdings: Bereits nach 6 Monaten verfallen verdiente My Nintendo-Punkte! Ihr werdet also dazu gezwungen, entweder günstigere und vielleicht uninteressantere Belohnungen zu nehmen oder verstärkt Missionen zu erledigen (und dafür wie gesagt mit Geld, Zeit und Daten zu bezahlen), wenn die Zeit knapp wird und ihr die Münzen nicht verlieren wollt. Auch die erhältlichen Belohnungen sind nur begrenzt verfügbar. Auf der My Nintendo-Seite könnt ihr sehen, wie lange welche Belohnung noch verfügbar ist. Auch das kann dazu führen, dass ihr schnell noch die letzten Missionen erledigt, um die Prämie nicht zu verpassen.
Wer Punkte verdienen möchte, muss verschiedene Missionen erfüllen. Dafür müsst ihr euer Geld oder eure Zeit investieren.
Kritische Bemerkungen
My Nintendo ist ein im Grunde tolles Belohnungssystem, das gerade treuen Kunden einiges zurückgibt. Aber bereits in den oberen Abschnitten habt ihr vielleicht herausgelesen, dass man auch durchaus einen kritischen Blick darauf werfen kann. Die Missionen, mit denen ihr eure Punkte verdient, sollen euch letztlich dazu animieren, mehr Geld auszugeben und eure persönlichen Daten freizugeben. Verschärft wird dies schon durch die Bezeichnung „Mission“ – also etwas, das man unbedingt erledigen sollte. Durch den Verfall von Punkten und Belohnungen nach einer gewissen Zeit wird man dazu gedrängt, vielleicht doch Missionen durchzuführen, denen man eigentlich kritisch gegenübersteht.
Und Missionen, die auf aktive Leistungen innerhalb von Apps – aktuell also Miitomo – abzielen, verleiten die Spieler dazu mehr Zeit mit Dingen zu verbringen, auf die sie vielleicht gar keine große Lust aus innerer Motivation heraus haben. Spiele-Handlungen durchführen um virtuelles Geld zu verdienen? Viele werden den Gedanken lieben, aber die Gefahren hinter dem Konzept sollte man nicht unterschätzen! Sicher wird nicht jeder Spieler durch My Nintendo süchtig, verschwendet viel Zeit und Geld und verliert den eigentlichen Spaß an Spielen aus den Augen. Aber es kann nicht schaden, sich dieser Gefahren bewusst zu sein und die Münz-Sammelwut nicht zu übertreiben. Nehmen wir also lieber nebenbei ein paar coole Belohnungen mit und lassen uns nicht dazu hinreißen, um jeden Preis alle Missionen zu erfüllen! Dann können Miitomo, My Nintendo & Co. uns auch wirkliche Freude bereiten.
Autor: Roman Dichter
Quelle der Screenshots: https://my.nintendo.com/ (2. April 2016)