Die 90er im Mini-Format: Das Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment System im Test Hardware-Test

Endlich ist es soweit! Das Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment System ist da! Vielleicht gehört ihr ja auch zu den Glücklichen, die die kleine Retro-Konsole rechtzeitig vorbestellen konnten. Allerdings gibt es auch leider viele Gamer, die nur allzu gerne die neue Hardware kaufen würden, aber einfach keine mehr im Handel finden konnten. Aber es besteht Hoffnung: Nintendo kündigte im Vorfeld der Veröffentlichung an, dass das neue Gerät kontinuierlich nachproduziert werden soll. Wer also aktuell noch überlegt, ob es sich lohnt, auf den Retro-Zug aufzuspringen, kann sich jetzt unseren Test ansehen, bei dem wir die Hardware, aber natürlich auch die zugehörige Software, ausführlich vorstellen.


Wie schon sein Vorgänger ist das SNES Mini sehr kompakt.

Der erste Blick auf das handliche Stück Hardware zeigt: Vieles ist bekannt und wurde im Grundsatz übernommen vom Nintendo Classic Mini: Nintendo Entertainment System. Das ist auch nicht verwunderlich, denn das NES Mini war ein großer Erfolg. Es war seit Release permanent vergriffen und viele von uns haben es noch nie zu Gesicht bekommen. Also ist auch das neue Super Nintendo optisch eine kleinere Version des Originals. Der nähere Blick zeigt die bekannten Unterschiede: Die Spiele werden nicht auf austauschbaren Modulen geliefert, sondern es gibt eine vorinstallierte Auswahl von 21 Spielen, damit also etwas weniger als auf dem NES Mini.


Auch die Anschlüsse sind nicht die des Originals: Strom empfängt die Konsole via USB. Während ein USB-Stromkabel dem Set beiliegt, fehlt (wieder einmal) ein USB-Netzteil, mit dem das Ganze an eine normale Steckdose angeschlossen werden kann. Ihr könnt eines von Nintendo bestellen, aber auch handelsübliche Adapter von anderen Herstellern, die ihr vielleicht sogar noch zu Hause herumliegen habt, erfüllen diesen Zweck. Mitgeliefert wird ein HDMI-Kabel, das also den Anschluss an aktuelle Fernseher problemlos ermöglicht – eine Neuauflage der veralteten, analogen Signalkabel aus den 90ern hätten sicher nur wenige von uns gut gefunden.


Ein Stück weit konsequenter hätte die Modernisierung auch beim Thema Controller-Anschluss ausfallen dürfen. Vielleicht gibt es ja einige von euch, die bei kabelgebundenen Controllern einen Retro-Charme spüren, andere sind eigentlich sehr froh, dass kabellose Lösungen bei modernen Konsolen zum Standard geworden sind. Bei der zweiten Mini-Konsole setzt Nintendo jedenfalls erneut auf ein Kabel, das dieses Mal etwas länger ausgefallen ist, aber mit ca. 1,5 Metern trotzdem vielen Spielern weiterhin zu kurz ist. Diese sollten sich vielleicht nach Verlängerungskabeln umsehen, die von verschiedenen Herstellern und in unterschiedlichen Längen angeboten werden. Ihr könnt dabei auch auf Produkte zurückgreifen, die für das NES Mini produziert wurden, denn die Anschlüsse sind identisch, also dieselben, die schon der Wii Classic Controller verwendet hat (diesen könnt ihr übrigens auch hier benutzen!), aber eben andere, als das ursprüngliche SNES an der Front vorzuweisen hatte.


Die Fronansicht der Mini-Konsole erweckt nur den optischen Eindruck des Originals, zum Anschluss der Controller wird die Frontklappe geöffnet, worunter sich die tatsächlichen Anschlüsse befinden. Von diesen abgesehen kann der neue Controller den Retro-Fan aber überzeugen, da er dem Original sehr genau entspricht. Ebenfalls erfreulich: Es liegen direkt zwei Controller dem Set bei, sodass ihr ohne weitere Käufe sofort Duelle bei Super Mario Kart & Co. starten könnt. Unterm Strich werden sich Besitzer des NES Mini mit der neuen Konsole also direkt wie zu Hause fühlen und als Sammlerobjekt reiht sich das kleine Super Nintendo nahtlos neben dem Vorgänger ein. Zumal von Nintendo weder durch austauschbare Module, noch durch eine Internetverbindung, Änderungen am Gerät vorgesehen sind, ist die Software-Seite (anders als heutzutage üblich) untrennbar mit der Hardware verbunden. Werfen wir also einen Blick darauf.


Die Spiele


Schauen wir uns auf einen Blick an, welche Spiele ihr auf dem SNES Mini zocken könnt:


  • Contra III: The Alien Wars (europäischer Titel: Super Probotector: Alien Rebels)
  • Donkey Kong Country
  • EarthBound
  • Final Fantasy III (japanischer Titel: Final Fantasy VI)
  • F-ZERO
  • Kirby Super Star (europäischer Titel: Kirby’s Fun Pack)
  • Kirby’s Dream Course
  • The Legend of Zelda: A Link to the Past
  • Mega Man X
  • Secret of Mana
  • Star Fox (europäischer Titel: Starwing)
  • Star Fox 2
  • Street Fighter II Turbo: Hyper Fighting
  • Super Castlevania IV
  • Super Ghouls ’n Ghosts
  • Super Mario Kart
  • Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars
  • Super Mario World
  • Super Metroid
  • Super Punch-Out!!
  • Yoshi’s Island


Das Set beinhaltet sogar zwei Controller, sodass ihr direkt mit Freunden spielen könnt.

Damit stehen uns insgesamt, wie Nintendo es formuliert, 20 + 1 Spiele zur Verfügung. Über die Auswahl der 20 Spiele kann man sicher viel diskutieren. Hätten es nicht etwas mehr sein können? Ist die Auswahl gut getroffen? Da begeben wir uns schnell in den Bereich des persönlichen Geschmacks. Auf jeden Fall kann man aber festhalten, dass es eine bunte Mischung aus verschiedenen Genres ist und viele der besonders populären Titel, wie Super Mario World, mit an Bord sind. Das mit Abstand interessanteste Spiel verbirgt sich hinter diesem seltsamen „+ 1“, das auch im Vorfeld für die größten Diskussionen sorgte: Star Fox 2 ist nämlich ebenfalls ein astreines Retro-Spiel aus der SNES-Ära, aber es ist (obwohl es fertiggestellt war) niemals veröffentlicht worden – bis heute! Damit haben wir tatsächlich ein neues Spiel in der Sammlung, das trotzdem perfekt ins Konzept passt. Eine letzte Randbemerkung zur Spieleauswahl: Die vorinstallierten Spiele unterscheiden sich teilweise in den verschiedenen Regionen, in denen das SNES Mini veröffentlicht wird. Beispielsweise müssen japanische Besitzer des „Super Famicom Mini“ auf Super Punch Out!! verzichten, dürfen dafür aber The Legend of the Mystical Ninja spielen.


Europäische Spieler blicken wie schon beim „großen Bruder“ auf ein anderes Gehäuse-Design als bei der Version aus Amerika, allerdings erhalten wir die US-Versionen der Spiele. Das hat den Vorteil, dass die Games nun in ihren 60 Hz-Versionen an die Flimmerkiste gesendet werden, allerdings auch den Nachteil, dass Anpassungen an den deutschen Markt, also übersetzte Bildschirmtexte, nicht auf die Mini-Konsole aufgespielt wurden. Das ist natürlich besonders für die Spieler bedauerlich, deren Englischkenntnisse beschränkt sind, die aber zugleich gerne textlastige Rollenspiele wie Secret of Mana spielen. Das System selbst bietet allerdings auch deutschsprachige Texte. Davon abgesehen gibt es keine Änderungen an den Spielen selbst, im Vergleich zu ihren ursprünglichen Versionen. Zusätzliche Levels, Online-Modi oder ein volles Ausnutzen des 16:9-Seitenverhältnisses, das heute Standard ist, gibt es also nicht. Nintendo bleibt stattdessen beim Virtual Console-Konzept, das Spiel-Erlebnis von damals größtenteils unverändert zu konservieren.


Rahmen, Filter und Zurückspulen


Leichte Anpassungen und besondere Funktionen sind allerdings auf Systemebene gegeben. Neu ist beispielsweise die Möglichkeit, unter verschieden gestalteten Rahmen wählen zu können, die die Lücken füllen, welche durch das breitere Bild moderner Fernseher entstehen. Das weckt übrigens Erinnerungen an den Super Game Boy, ein Aufsteckmodul für das SNES, mit dem man Game Boy-Spiele über das Super Nintendo auf dem Fernseher spielen konnte. Um den Spiele-Bildschirm herum konnte man ebenfalls einen Rahmen auswählen, weil es wohl nicht besonders gut aussehen würde, das kleine Game Boy-Bild auf den gesamten Fernsehbildschirm auszudehnen. Eine weitere Option ermöglicht euch die Wahl zwischen CRT-Filter, 4:3 und Original-Auflösung, die die grafische Darstellung der Spiele leicht unterschiedlich erscheinen lassen. „CRT“ steht übrigens für „cathode ray tube“, zu Deutsch Kathodenstrahlröhre. Im Klartext: Hier wird ein Filter über das Bild gelegt, der den Eindruck erweckt, man würde auf einem alten Röhrenfernseher spielen, was natürlich wunderbar ins Retro-Konzept passt.


Die Controller orientieren sich sehr am Original, wodurch ein gutes Retro-Feeling aufkommt.

Zuletzt möchte ich noch das Speicher-Konzept des Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment Systems erwähnen. Auch in diesem Punkt gibt es dann eben doch ein etwas anderes Erlebnis als zu Zeiten der SNES-Ära. Damals lag es ganz bei den Spielen, an welchen Punkten – und ob überhaupt – ein Speichern des Spielstandes möglich war. Wie schon bei der Virtual Console können nun auch die Mini-Spiele auf Systemebene gespeichert werden. Während das heutzutage nicht mehr sonderlich spektakulär ist, liefert Nintendo jetzt auch eine bemerkenswerte Neuerung: die Funktion Zurückspulen! Von mehreren Fortsetzungspunkten pro Spiel aus habt ihr die Möglichkeit, bis zu 5 Minuten im Spielverlauf zurückzugehen, um beispielsweise schwere Stellen, an denen ihr gescheitert seid, einfach erneut versuchen zu können.


Diese spannende Neuerung kann durchaus kritisch betrachtet werden, weil sie massiv in die Herausforderungskonzepte der verschiedenen Spiele eingreift, die sich die Hersteller der Spiele ursprünglich ausgedacht haben. Es ist ein wesentliches Prinzip vieler Spiele, dem Spieler eine nicht unbedingt einfache Aufgabe zu stellen und das Scheitern mit einer Konsequenz zu belegen. Sei es die Konsequenz, die Aufgabe von einem bestimmten Punkt aus zu wiederholen, oder das Abenteuer mit einem bestimmten Handicap fortzusetzen. Das Zurückspulen untergräbt diese Konsequenzen, indem man einfach nur den Knackpunkt so lange beackern kann, bis das gewünschte Ergebnis da ist. Das schmälert natürlich das Glücksgefühl, etwas Schweres schließlich doch zu schaffen oder auch den Wert von Erfolgen in Bestenlisten. Auf der anderen Seite kann man aber auch sagen, dass niemand gezwungen wird, diese Funktion zu nutzen und dass sie auch viel Frust und Resignation verhindern kann, wenn die Herausforderung für manche Spieler schlicht zu groß ist.


Eure Meinungen darüber und über den Rest des Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment Systems in den Kommentaren würden uns sehr interessieren. Wir hoffen, dass alle Spieler, die spätestens jetzt an der Konsole interessiert sind, auch bald die Möglichkeit haben werden, sie zu kaufen. Die hohe Nachfrage nach den ersten beiden Mini-Konsolen sollte Nintendo aber nicht nur dazu motivieren, diese auch bedarfsdeckend weiter zu produzieren, sondern auch dazu, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und vielleicht schon im nächsten Jahr das Nintendo 64 Mini zu präsentieren. Wir würden uns jedenfalls darüber freuen, aber jetzt wird erstmal Super Nintendo gezockt!

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Kommentare 5

  • DLC-King

    Meins kam auch heute an und habe mich schon dran erfreut.


    [Blockierte Grafik: https://www2.pic-upload.de/img/34003547/20170929_202251.jpg]

  • Gast

    Das ist soooo niedlich!
    Bin wirklich hin und weg von dem Teil!
    Zwei Kritikpunkte: Spiele nicht in 16:9 spielbar und - mein Hauptkritikpunkt - es liegt kein Stromadapter bei (nur ein USB-Micro-USB-Kabel)

  • Cmdr

    Turmheld

    @WiiSwitchU


    Bei deinem 2. Kritikpunkt gebe ich dir Recht. Allerdings hat man heutzutage solche "Handyladegeräte" eh schon überall rumfliegen, dass es eigentlich nicht so stark ins Gewicht fällt.


    Den anderen Punkt kann ich jedoch so gar nicht nachvollziehen. Die alten Spiele sind nunmal alle im 4:3 Format. Das jetzt noch auf 16:9 langzuziehen würde einfach nur mies aussehen.

  • I_AM_ERROR

    #Who's bad?

    @DLC-King
    Die Glasvitrine sieht schick aus. :thumbup:



    @WiiSwitchU
    Wieso möchtest du die Spiele krampfhaft auf 16:9 gestreckt spielen? Ich bin froh, dass Nintendo bei den Classic Mini Editionen die pixelperfekte 1:1 Option anbietet. Dieses, sowie die Tatsache, dass die Spiele in der 60Hz Version vorliegen, sind Eigenschaften, welches die original Konsolen nicht haben.

  • Gast

    @I_AM_ERROR
    @Cmdr
    Danke für den Hinweis, dass der Spielausschnitt nur künstlich in die Länge gezogen würde. In dem Fall möchte ich natürlich kein bildschirmausfüllendes aber dafür verschandeltes Bild haben! :)