Comic-Rezension: Grün Buch 1

Zahlreiche Utopien und Dystopien haben es uns schon oft genug klargemacht: Wir brauchen die Natur, aber die Natur braucht uns (Menschen) nicht. In Büchern, Videospielen oder auch Filmen, die eine entfernte Zukunft präsentieren, in der die Menschheit ausgelöscht wurde, wird uns der Spiegel vorgehalten. Dort hat sich die Natur auch in urbanen Zentren ihren Platz zurückerobert. Doch was wäre, wenn noch Leben auf der Erde vorhanden wäre, wenn eine mysteriöse Seuche alle Pflanzen befallen würde und dadurch ebenso unberechenbar und gefährlich werden ließe? Wir Menschen wären gezwungen zurückzuweichen und uns auf geringer Fläche miteinander zu arrangieren.


Die Arche läuft auf dem Planeten umher, dort wohnen nur einige wenige Bewohner. © Splitter Verlag


Im phantastischen Debüt von Frauke Berger kommt es auf einem grünen Planeten in einem weit entfernten Winkel der Galaxis zu eben dieser Prämisse. Nein, es ist nicht die Erde, auch wenn menschenähnliche Kreaturen diesen Planeten bewohnen. Eine mysteriöse Seuche hat die Pflanzen dieses Planeten also heimgesucht und breitet sich immer weiter aus. Die überlebenden Spezies haben sich in abgeschottete Areale zurückgezogen, soweit es noch möglich war. Andere wiederum bewohnen eine um die Welt laufende Arche, ein letztes Relikt aus dem hochtechnologischen Zeitalter. Dabei handelt es sich um eine mechanische und riesige Maschine, die konstant in Bewegung ist und somit wenig Angriffsfläche bietet. Der Planet war einst das blühende Handelszentrum des Sonnensystems mit wertvollen Bodenschätzen, jedoch waren diese Ressourcen endlich. Mit dem Raubbau am Planeten und dem einhergehenden Verlust der Handelspartner, als die Bodenschätze letztendlich Zuneige gingen, kam es dann zur Katastrophe durch die Seuche. Nun ist kaum noch Fläche auf dem Planeten verfügbar.


Wir begleiten die Nomadin Lis auf ihrem Weg zu einem der letzten mit Palisaden verstärkten Lager, wo sie Unterschlupf findet. Für kurze Zeit kann sie dort verschnaufen, muss allerdings feststellen, dass die Bewohner des Lagers ihre eigenen Ziele verfolgen. So konnte sich dieses Lager nur so lange halten, weil in der Nähe eine Handelsroute entlangläuft, von deren Ressourcen die Bewohner profitieren, jedoch soll sich dieser Umstand bald ändern. Nach einem Gelage am Abend erwacht Lis in der Nacht und bekommt zufällig ein Gespräch zwischen der Stammeschefin des Lagers und einer Steinharpye mit, es scheint so als ob es eine Handelsbeziehung zwischen den hier lebenden Lebewesen und den Steinharpyen gibt. Als Lis entdeckt wird, wird sie aus dem Lager verbannt und muss als Kartografin gemeinsam mit der Lagerchefin eine weit entfernte Gegend erkunden. Auf dem Weg dorthin begegnen sie einer Transport-Einheit, die ähnlich wie die Arche als eine Art „Läufer“ auf der Handelsroute unterwegs ist. Dort schließen sich ihnen weitere Sklaven an, die sie auf ihrer Erkundungstour begleiten sollen. Mit einer der Sklavinnen macht Lis in der Nacht Bekanntschaft, weil sie beide ein Amulett des ausgestorbenen Nomadenstammes tragen. Am nächsten Morgen wendet sich das Blatt und Lis wird als eine der Sklavinnen in die sogenannten Tiefgärten geschickt, eine Reise, von der man nicht mehr wiederkehren soll…


Lis entdeckt das von Palisaden umsäumte Lager. Sie wird von der grünen Seuche verfolgt. © Splitter Verlag


Grün ist auf 2 Bände ausgelegt, wovon beide mittlerweile erschienen und erhältlich sind. Im ersten Band baut Autorin und Zeichnerin Frauke Berger die Welt von Grün auf und wirft den Leser nach einem kurzen Prolog mitten ins Geschehen. Nachdem man sich daran gewöhnt hat, dass sie (anders als bei Star Trek beispielsweise) ihre Bewohner des Planeten nicht alle humanoid gestaltet, entfaltet sich langsam die Geschichte, die gegen Ende auch an Intensität zunimmt. Dabei gestaltet sie gekonnt einen Mix aus ökologischer Fabel mit Science-Fiction-Anleihen und Heldenreise, auch wenn Lis bisher zwar als Protagonistin, aber nicht unbedingt als Heldin präsentiert wird.


Fazit


Optisch hatte ich persönlich manchmal Probleme, die Figuren zuzuordnen. In der erste Hälfte des Buches konnte ich mich mit dem Stil auch noch nicht anfreunden, jedoch änderte sich das mit der Einführung der Tiefgärten und der weiteren Elemente, die kurz vor Schluss präsentiert werden (soll ja nix verraten werden hier). Insbesondere wenn Frauke Berge im Lauf des Buches hin und wieder eine Splashpage einfließen lässt, fängt mich das Gezeigte aber sofort wieder ein. Alles wirkt organisch und das passt wiederum wie die Faust aufs Auge im Hinblick auf die Thematik des Buches. Wenn die Geschichte sich im zweiten Buch noch weiter entfaltet, muss man hier von einem phänomenalen Debüt sprechen, aber auch so zieht Band 1 von Grün den Leser in den Bann. Einfach toll!


Grün Band 1 ist erschienen im Splitter Verlag – ISBN: 978-3-96219-031-6, Hardcover, 56 Seiten, 15,80 Euro
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Berichtsbild: © Splitter Verlag

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