Die Dreistigkeit des Zockens...

Nach meinen endlosen Pool an Blogideen, die ich nun schon hatte, setz' ich mich tatsächlich mal an einen. Die Überschrift lässt einen natürlich erstmal im Dunkeln tappen.
Um es kurz zu halten: Es geht um die Kurzlebigkeit der heutigen Spiele und wie schnell sich die Industrie doch von einem Hobby schon fast zu einer Art ''Arbeit'' oder Checkliste gewandelt hat. Doch erstmal von vorne...
Hin und wieder kam mir die Idee schon im Sinne, doch erst als ich letztens wieder den (ganz beiläufig großartigen!) Skyward Sword Soundtrack gehört habe, fühlte es sich schon fast wie ein Geistesblitz ein: Dieses Spiel habe ich das letzte mal vor fast drei Jahren gespielt (um genau zu sein ab dem Releasetag, dem 18. November 2011) und zwar exakt einmal ganz durch bis zum Ende und das, obwohl es ein ausgezeichnetes Spiel mit hervorragendem Soundtrack, wenn nicht sogar einer der besten der Reihe, tollem Artdesign, gutem Gameplay und vor allem einer wunderschönen Atmosphäre ist. Ich rede hier vor allem vom Wüstengebiet, in welchem der Soundtrack wirklich perfekt mit dem Gebiet, der Stimmung, der Melancholie, einfach mit allem harmoniert. Das Spiel ist meiner Meinung nach sowieso zu Unrecht verpönt bei den Fans; ja es ist linear und das Gameplay teilweise recht hakelig (oder zu anstrengend? :ugly ) und der Zeichenstil nicht für jedermann. Ich habe also recht schnell Lust bekommen, einfach mal wieder meine Zelda-WiiMote auszupacken und mich zurück zu den Anfängen Hyrules zu begeben. Da fiel mir ein: Verdammt, ich hab ja noch verdammt viele ungespielte und neue Titel hier rumliegen, die gezockt werden wollen und schon ewig hier rumliegen.


Zu wenig Zeit?


Infolge dessen hab ich besonders noch mal über die Wii Zeit philosophiert, lauter hervorragende Spiele, Super Mario Galaxy, Metroid Prime Trilogy und Xenoblade haben es mir besonders angetan. Wie gerne würde ich diese Spiele wieder auspacken und zocken, aber die Zeit bleibt aus. Fünf Tage die Woche Schule, oftmals bis abends, verbunden mit Lernen, gewisse Pflichten erfüllen, Freunde treffen, am Wochenende was unternehmen, sich mal Zeit für die Familie nehmen, andere Hobbys ausüben und am Ende der Woche nochmal alles für die Schule und Beruf durchchecken. Als ob das nicht genügen würde, und ich bin mir sicher nicht nur mir geht es so, hat man noch allerlei Ungezocktes rumliegen. In meinem Fall liegt hier noch Hyrule Warriors, Mittelerde, The Last of Us: Remastered, Killzone: Shadow Fall, Diablo 3: Ultimate Evil, Pandoras Tower, Wonderful 101 (angezockt) und The Bureau (wie sollte ich für 5€ nur wiederstehen ! :D ) rum. Demnächst kommt dann noch die First Print Edition von Bayonetta 2 ins Haus, bald darauf Smash U...Im Moment bin ich ja schon überlastet überhaupt mal 3D World durchzubekommen.
Doch eig. liegt der Hund genau hier begraben: Ist das nicht genau das Gegenteil von dem, was Spielen überhaupt sein sollte?


Zocken als Vollzeitjob...


In letzter Zeit denke ich immer mehr an früher, als ich noch in der Unter-/Mittelstufe der Schule war, verdammt viel Freizeit hatte, um mich zurückzulehnen und in fremde Welten zu begeben, mit Freunde was zu unternehmen, sich nach der Schule zu treffen. Da war das Leben noch um einiges unbeschwerter. Durch regelmäßiges Suchten war das Problem sogar eher, sich neue Spiele zu beschaffen :ugly
Mittlerweile, so muss ich doch zugeben, macht mir das Spielen weniger Spaß. Um einiges. Es kommt mir dann meistens eher wie
''Komm schon, dass Level packste noch, und morgen kannst du dann mit dem nächsten Projekt anfangen!''.
Ich will aber nicht in meinem ''Spielekäfig'' gefangen sein, ich will das Spiel erleben, mich in die Spielewelt hineinversetzen und vor allem Spaß haben. Auch in der LP-Szene find ich es traurig, dass die meisten Let's Plays derweilen als Projekte bezeichnet werden. WO bleibt der Spaß am spielen? Geht es nur noch darum, wer am schnellsten ein Spiel durchwuchtet? Wer es als erstes besitzt? Viele besorgen sich Spiele sofort zum Release, nur um mitreden zu können. Absolut verständlich. So war ich auch einmal. Aber irgendwann macht es einen kaputt, nur um aktuell zu sein, jegliches einigermaßen interessante Spiel durchzusuchten, damit ich mich für ein paar Wochen drüber unterhalten kann. Bis das nächste Spiel kommt und es von vorne beginnt. Besonders bei Single-Player Spiele besteht dazu nicht einmal ein Drang, da man es quasi immer erleben kann. Bei MP-Spielen ist es klar, dass man am besten möglichst früh einsteigt, um genug Mitspieler zu haben. Auch ein gängiges Problem: Die Flut an Multiplayerspielen und mit der derzeit achten Konsolengeneration auch an Only-Online-Games hat man kaum noch Zeit, sich irgendwo einzufinden und längerfristig zu zocken, da bald darauf der nächste ''Hit'' kommt. Dazu vielleicht ein andern mal.


...unter anderem auch durch soziale Medien?


[Blockierte Grafik: http://static.trustedreviews.c…0002d149/a4fb/Destiny.jpgSorgte zuerst für einen Hype gigantischen Ausmaßes, galt als der Hit 2014 und sollte die breite Maße in seinen Bann ziehen: Destiny. Da haben Bungie und Activision sich wohl verechnet, auch wenn ihr 10-Jahres Plan trotz der eher mäßigen Begeisterung in Presse- und Spielerschaftskreisen aufgehen dürfte. Angeblich wurden schon fünf Millionen Einheiten abgesetzt. Beachtlich für knapp zwei Wochen, jedoch weniger den spielerischen Qualitäten geschuldet...


Dieses Phänomen hat aber vor allem auch mit Medien wie eben Foren, Facebook, tumblr (pfui :whistling: ) und YouTube zutun: Mittlerweile reicht es nicht, ein gutes Spiel abzuliefern. Es MUSS(!) finanziell ein Kracher sein - größer, besser, schöner und zwar rigoros! Über solche Plattformen plus Messen wie der TGS, der E3, Gamescom wird dann der Sproß gesträut. Mit der siebten Konsolengeneration oder auch gern Last-Gen genannten Konsolen PS3, XBox360 und Wii begann dieses Denken langsam aufzukeimen. Besonders der Konkurrenzkampf zwischen Microsoft und Sony stachelte dieses Denken an, man denke nur an die Trailer zu Killzone 2 und Halo 2: Die Massen am jubeln, noch nie dagewesenes wurde gezeigt, besseres Gameplay, schlaue Gegner, riesige Gebiete und im Falle von KZ2 (nun gut, blöde Abkürzung, zugegeben... :rolleyes: ) noch nie dagewesene Grafik. Ein Sprung von 0 auf 100. Und im Endeffekt nur Täuschung. Was waren die Leute geschockt, als man ihnen das fertige Gericht serviert hat :D
Der Sprung nach heute: Schlimmer als zuvor. Traurig wie sich einiges entwickelt hat: Entwickler wollen und müssen ganz rational planen, was sie mit ihrem Spiel anstellen wollen. Eine kleine Checkliste meinerseits:
1. Massentauglichkeit: Größeres Publikum -> Mehr abgesetzte Spiele -> $$$
2. Ökonomisches Prinzip: Minimaler Aufwand, maximaler Ertrag. Sorry, aber bei manchen Serien ist das doch sehr eindeutig.
3. Publicity: Die Werbemaschine muss betätigt...ach was, sie muss dampfen vor lauter Arbeit!
Mittlerweile muss alles mit tausenden Trailern, Rendersequenzen, Versprechen die nicht gehalten werden können (*hust* Destiny *hust*) und vielem mehr beworben werden, damit auch der lieben Thorben aus Keviningen versteht:
''Dat musch jah der Hamma sein ey! MAMA! Ick will dat spielen!''
Folge: Enttäuschung, Ernüchterung, wütende Spielerschaften mit gigantischem Shitstorm. An wen muss ich da denken...


Was ist den jetzt?


Um mal zum Schluss zu kommen: Mittlerweile ist die Industrie fast schon übersättigt. Schenken wir den Publishern glauben, erwartet uns ein Hit nach dem anderen, während die Zeit immer knapper wird.
Ich für meinen Teil werde nun erstmal meine Spielepause beenden, mir ein bisschen frei nehmen und mich an Hyrule Warriors setzen. Eins nach dem anderen. Alles easy. Ich hab genug davon, alles sofort zu kaufen, um mitreden zu können. Entgegen der Spieleflut zock ich lieber meine Games, die ich habe und genieße die in aller Ruhe. Lieber setz ich mich nochmal an Perlen wie Skyward Sword, Xenoblade und Metroid Prime lass ein Stück Kindheit und Nostalgie aufflammen als alles sofort haben zu müssen. Ohne Nintendo hätte ich das Zocken wahrscheinlich schon aufgegeben, mein ganzer Danke gilt der Firma, die nicht auf diese dämlichen Praktiken vertraut, sondern einfach ihre gewohnte Qualität abliefert, ohne Schummeleien. und was-weiß-ich, sondern dafür, dass sie zeitlose Klassiker fördern und schaffen, die mir auch heute noch Spaß bereiten und an früher erinnern. Mordor und Co. müssen wohl noch etwas warten. :thumbup:
Ich kanns allen Raten, die der Flut nichts entgegensetzen können: Lasst euch Zeit, holt euch die Spiele die ihr auch wirklich unabhängig von Presse und Co. haben wollt und genießt diese! Kein ''Nachdem Spiel kommt XY, dann werd mich wohl mal an XZ setzen müssen...'', sondern mal wieder den Spielspaß in Reinkultur huldigen.


Außerdem danke an alle Leser für eure Aufmerksamkeit, Durchhaltevermögen und vor allem Mut meinen wirren Gedanken folgen zu wollen :ugly
See ya bros :thumbup:

Kommentare 17

  • Dank Nintendo zocke ich zudem wieder einfach nur in Reinkultur. Gameplay First, ohne ausufernde Stories mit ellenlangen Zwischensequenzen, wo man nach einer Woche Spielpause keinen Plan mehr hat, wo man gerade steht. Perfekt für den kurzen Feierabend, aber auch lange Sessions am WE. Das auf Wii U und 3DS nicht monatlich Hype-Titel mit 10/10-Wertung einschlagen, macht es auch leichter, das Backlog aufzuholen und nicht jeden Monat von einer Füller erschlagen zu werden.

  • Ein toller Artikel, danke dafür!
    Auch mir spricht er aus der Seele, wobei ich diese "Luxusproblematik" schon vor Jahren erkannt habe. Bis dato gelang es mir jedoch nicht so recht, mich aus diesem Teufelskreis zu befreien. Jetzt, da ich nur noch Wii U und 3DS habe (und auch hier so viele Titel auf meiner Wunschliste stehen, dass ich sie in absehbarer Zeit nicht schaffe), hat sich die Lage deutlich entspannt. Ich hole mir nur noch das, was mich wirklich anspricht. Hype hin oder her. Ich warte auch gern mal ein paar Wochen, um zu sehen, wie sich ein Spiel denn wirklich ganz unverblümt macht, um so etwas wie im Fall Destiny zu vermeiden.

  • Spiele sollen Spaß machen!
    Druck frisst Spaß!


    Spielt was EUCH gefällt!
    Spielt wo, wann und wie es EUCH gefällt!


    Trotzt dem "Haben wollen" um des Habens willen!
    "Rückgrat" übersteht jeden Trend.


    In diesem Sinne,
    Ludere aude!


    edit:
    Ein sehr ansprechender Beitrag zum Thema "Konsumdruck"!

  • Und nur weil etwas realistisch aussieht heißt es noch lange nicht dass es sich realistisch auf henfühlt und die Realität auch widerspiegelt, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Is doch klar das man dadurch erstens nicht lange motiviert ist und zweitens in Massen Spiele rausgehauen werden. Aber gut, hab mich mittlerweile eh nur noch auf meine Wii U und meinen PC beschränkt.

  • Das ist leider wohl wahr was du so schreibst, ich kann es auf jeden Fall nach empfinden. Ich finde ja auch und kritisiere das ja schon seit Längerem in meinen Blog dass Gaming mittlweilerweile gleichgesetzt wird mit Anwendungen mit perfekten Texturen. Anwendungen sind aber was anderes und diesen nur zu Arbeit. Gaming sollte nicht nur grafisch und technisch Anforderungen erfüllen, es sollte nPuzzle sein, Puzzle die man lösen will. Bloß rotzen die meisten halt so ein Spiel dahin und prahlen mit super Grafik obwohl die Motivation wegbleibt, weil man kein ganzes Bild erkennt, worum es eigentlich hgeht. Das stört zumindest mich immer am Meisten. Es geht immer um das große Ganze, da brauch ich keine Millionen Open World Nebenquests. Meine Sicht.

  • @Gingo:
    Jop, das denken hat sich einfach irgendwann in einem festgefressen, ohne dass man gemerkt hat, bis man mal überlegt und darüber nachdenkt. Aber wenn man mal das Abhaken, Spiel nach Spiel, abgelegt hat erfreut man sich gleich doppelt so sehr am Spiel, alleine schon wegen der Unbeschwertheit.
    -Teil3-

  • Man muss dem Kunden etwas realistisches und greifbares auftischen, die Speise wird zwar köstlich angepriesen, wird allerdings nur halbgar serviert. Die Szene hat ein bisschen den Realismus aus den Augen verloren.
    Es kommt ja auch auf den Ruf des Spiels und des Publishers an, siehe Dark Souls II, das Grafikdowngrade hat den meisten zwar missfallen, aber im Endeffekt wurde es trotzdem von den gängigen Magazinen und Spielern gelobt, gekauft und gezockt, einfach weil From Software für eine gewisse Qualität steht, besonders Gameplaytechnisch. da kann man über ein mikrikes Makel hinwegsehen, während andere Firmen den Fehler wieder und wieder begehen. Aber ich schweife ab, darüber könnte ich auch mal eine Blog schreiben... :ugly
    -Teil2-

  • Erstmal danke an alle für die positive Resonanz.
    @LightningYu:
    Das ist allerdings der springende Punkt. Natürlich ist Destiny kein Bullshit wie manche es einem verkaufen wollen, dennoch wurde dafür gesorgt, dass die Fachpresse und die Spielerschaft in einen riesigen Hypesturm gesogen wurden durch überzogene Versprechen, dauerhafte Präsenz, sei es durch Trailer, Werbung, Vorschauen etc. und einem großen Namen dahinter (''Bungie''). Das Thema wollte ich auch nur mal kurz anschneiden, trägt ja auch ein klein wenig zur ''Dieses obergeile Spiel zockt derzeit jeder, hey, wenn ichs gleich kauf kann ich mitreden und ein mega Spiel zocken!'' - Philosophie bei.
    Oder siehe Killzone 2. Vollkommen überzogene Grafik, das Endprodukt war trotzdem sehr gut und wurde gut aufgenommen. -Teil1-

  • Das Problem an der Sache, was hier aber völlig außer acht gelassen wird, ist, wenn das Spiel wirklich so gut ist. Und kay, vielleicht ist Destiny nicht der Mega-Kracher, aber denoch süchtig machend.


    Aber ja, das problem kenne ich zu gut. Ich habe hier zuviele Spiele rumliegen, wo ich mir schon vor ein paar Monaten eine LIste erstellt hätte, diese abzuarbeiten...und nicht mal das hab ich hingekriegt, denn bevor ich überhaupt Anfangen konnte, war schon das nächste Spiel draußen...

  • Wundervoller Blog und teilt meine Denkweisen. :)

  • Leider stimmt zu viel davon Herr Waffelnator. ;)

  • Ein unheimlich geschickter Sprachstil - oder das Thema ist einfach so unberührt, dass man erst jetzt wirklich realisisert, dass man da auch schon lange so vorgeht. Das Hobby wurde wirklich mehr zur Arbeit - "Nach Spiel A kommt Spiel B, hm, da muss ich mich etwas beeilen, um nicht beide gleichzeitig spielen zu müssen! Spiel C und D erscheinen am selben Tag? Werden beide gekauft! Auch wenn ich für eines wohl weniger Zeit haben werde..." Noch nie habe ich das negativ betrachtet, doch tatsächlich sind immer wieder Erscheinungen einer Sättigung dieses Prozedere erschienen, klar, jetzt versteh ich auch wieso.


    Es ist aber nicht einfach solch eine Denkweise zu ändern, das wird viel Überwindungskraft kosten, besonders den Leuten, die ihre Zeit gerne Wochen vorher planen.


    Nunja, grandioser Blog und die Nominierung hast du ja bereits! ;)

  • Mittlerweile gehts mir ähnlich, hab daher weniger Bock und zocke viel weniger, bin mehr so im Inet unterwegs. und dennoch mach ichs gleich wie du mal: Checkliste und Planen was ich wann durchzocke...

  • Applaus für diesen Blog, der Inhalt schlägt so ziemlich jeden Text den ich die letzten Jahre im Internet lesen durfte.

  • Du hast ja so recht waffel. Ich war nie mit dem Line Up der Wii U unzufrieden, weil für mich schon ein Spiel pro Monat zu viel ist. Ich falle auf diesen dummen Hype zum Glück nicht rein und spare mir Zeit und Geld (deswegen habe ich mir auch Hyrule Warriors nicht geholt lalalalalal).

  • Großartiger Blog! Sehr gut geschrieben und es geht mir da ziemlich ähnlich!
    Bin schon sehr gespannt wenn du mal wieder nen neuen schreibst ^_-


    PS: Finde auch das Skyward Sword ein tolles Spiel ist und völlig zu unrecht so schlecht gemacht wird!

  • Du sprichst mir aus der Seele :’-(. Ich denke da genauso wie du!