Nimm zwei!
Hin und wieder erscheinen typische 2D-Platformer, die sich aber kaum unterscheiden. Sei es von der Grafik her oder auch das Gameplay bleibt klassisch. Dies ist aber Embers of Mirrim nicht zu unterstellen. Relativ früh stellt es klar, dass dieses Spiel völlig anders ist und sich vom Einheitsbrei absetzt. Dabei schlägt es auch einen eher düsteren Ton an, kann aber auch für viel Frust sorgen. Dennoch kommt für den Fan des Genres etwas Abwechslung ins Haus und damit auch viel Spaß.
Die Story ist gar nicht so besonders. In einer fremden Welt leben zwei Rassen, die unseren Katzen sehr ähneln. Beide Rassen verstehen sich eigentlich nicht so gut, sind scheinbar gar feindlich gegenüber der anderen Rasse eingestellt. Nur eine weitere mächtige Katzenfigur bringt diese Wesen zusammen und warnt beide davor, dass es bald zur Apokalypse kommt. Dieses Wesen ist kein fanatischer Spinner, es scheint mit seiner Vermutung richtig zu liegen. So machen sich zwei Katzen auf, jeweils die dunkle und die weiße Rasse, um das Geheimnis zu lüften. Schon bald treffen diese aufeinander und verschmelzen miteinander, um die jeweiligen Fähigkeiten zu kombinieren. Das Geheimnis um die Zerstörung und wie dieses Problem zu bewerkstelligen ist, wie auch die Zusammenführung beider Rassen, sind die Ziele eurer Reise...
Ihr merkt schon, ich drücke mich etwas vor genaueren Angaben, Namen oder Beschreibungen. Das liegt nicht daran, dass ich zu faul bin, sondern eher daran, dass die Geschichte nur mit bewegten Bildern auskommt, sie aber mit keinerlei Erklärungen, Textboxen oder gar einer Synchro vorangetrieben wird. Das lässt jede Menge Spielraum für Interpretationen zu. Zudem ist die Erzählung selbst ziemlich geschickt mit den einzelnen Leveln. Denn, der Weg ist das Ziel. Dabei gibt es auch immer wieder kleine aber feine Zwischensequenzen, auch mitten im Level, die sehr stimmungsvoll eingefangen sind und überhaupt nicht den Spielfluss stören, da es oft direkt danach wieder ins Spiel geht. Die Story selbst ist schlicht und kein Highlight. Wie sie aber erzählt wird, ist dann aber schon, besonders heute, einzigartig!
Diese Einzigartigkeit finden wir auch im Gameplay. Dies ist kein beliebiger Platformer, er zeigt sich mit einer interessanten Gameplay-Mechanik, die auch gleichzeitig für einige das KO-Kriterium sein wird. Doch vorab das Übliche. Mit der B-Taste könnt ihr springen und drückt ihr im Sprung nochmals die Taste, könnt ihr gleiten. Springt ihr hoch und betätigt dann die Y-Taste, führt ihr eine Stampfattacke aus. Wenn ihr rennt, könnt ihr mit der gleichen Taste sprinten. Also auf dem ersten Blick ein typischer Platformer und so zeichnet sich auch das erste Level ab, was eher als Einführung dient. Doch wenig später bekommt ihr eine Fähigkeit, die Grobmotoriker dazu verleiten wird, dieses Spiel nie wieder zu starten. In euch sind ja zwei Katzen mit der weißen/grünen und dunklen/blauen Rasse. Drückt ihr die rechte Schultertaste, könnt ihr mit dem rechten Stick einen blauen Funken steuern, wenn ihr die linke Schultertaste drückt, dann einen grünen Funken. Die Funken, die sich frei durch die Luft bewegen lassen, nennen sich im Spiel Ember. Jetzt kommt der besondere Clou! Drückt ihr beide Schultertasten gleichzeitig, könnt ihr beide gleichzeitig steuern, allerdings weiterhin getrennt mit den jeweiligen Sticks. Das bedeutet, dass ihr diese Funken auch in zwei unterschiedliche Richtungen steuern könnt. Doch Vorsicht ist geboten, ohne Hilfe hält dies nur für kurze Zeit und eure zwei Katzen kommen wieder zusammen.
Nein natürlich nicht, dies ist nur der Anfang. Am Anfang dient diese Mechanik nur dazu, höhere Gebiete zu erklimmen. Doch nach und nach wird klar, worauf dieses Spiel eigentlich abzielt. Dadurch wird aus einem klassischen Platformer plötzlich ein Geschicklichkeits-Spiel. So gibt es schon bald Gitter mir der Farbe grün und blau. Also müsst ihr beide Schultertasten drücken und mit der jeweiligen Farbe durch das Gitter lenken. Hier ist zu beachten, dass ihr im Gitter unendlich lang diesen Zustand haben dürft, solange ihr die Schultertasten drückt. Hier gibt es tatsächlich einen kleinen Kritikpunkt. Solltet ihr die Tasten nämlich nicht mehr drücken, springt ihr sofort zurück und auf längeren Wegen können sich die Finger schon verkrampfen. Hier wird es auch schwieriger. Oft haben die verschiedenen Gitter auch zwei unterschiedliche Wege und ihr müsst aber beide Funken gleichzeitig steuern. Sollte ein Funke zu weit weg sein, müsst ihr spätestens jetzt den anderen dazuziehen. Als wäre dies nicht schon schwer genug, müsst ihr auch noch Dornen oder Gegner umgehen und das ist wirklich nicht so einfach, da ihr auf beide Funken achten müsst. Weitere Möglichkeiten gibt es zudem noch, wenn dann richtige Labyrinthe zu finden sind wo ihr wirklich langsam, nach und nach den Weg finden müsst. Auf eine dritte Gitterart müsst ihr auch noch achten, und zwar mit der Farbe Braun. In diesem Gitter ist es gar nicht möglich, sich aufzuteilen.
Aber hey, das war nun wirklich noch nicht alles! So gibt es auch Leuchtkugeln, wieder in Blau oder Grün, mit denen ihr länger in der Luft bleibt. Ist es am Anfang noch die Herausforderung einfach beide Funken gleichzeitig in eine Richtung zu bewegen, wird es später komplexer. So gibt es zum Beispiel auch Abschnitte, wo diese kleinen Leuchtkugeln jeweils einen anderen Weg einschlagen und ihr so beide Sticks unterschiedlich ausrichten müsst. Ansonsten habt ihr sehr schnell die Dornen unter den Füßen, was ihr nicht überleben werdet. Hach, und natürlich geht es weiter. Wie wäre es mit Kanonen, die nur mit einer bestimmten Farbe bedient werden können oder einem Pilz, der entweder als Sprungfeder dient, wenn ihr diesen mit dem blauen Funken berührt, oder euch mit einer Plattform aushilft, um Abgründe zu überwinden, wenn ihr diesen mit dem grünen Funken berührt? Oder gleich alles zusammen und mit einem Quicktime-Event, damit ihr das alles auch noch unter Zeitdruck bewältigen könnt? Ja und weil das nicht fehlen darf, gibt es auch noch Schalterrätsel, die das Ganze etwas auflockern.
Die gerade angesprochenen Quicktime-Events haben es im Übrigen wirklich oft in sich. Das meist eher ruhige Spiel nimmt hier richtig an Fahrt auf und erhöht die Geschwindigkeit. Geschick, Fingerkoordination und Schnelligkeit sind nun gefragt. Besonders ab der zweiten Hälfte sind die einzelnen Pfade der Funken unterschiedlich und ihr müsst euch richtig konzentrieren ,damit ihr keinen Fehler macht. Frust ist hier sogar vorprogrammiert. Tatsächlich habe ich den leichtesten Schwierigkeitsgrad ausgewählt und dieser ist schon enorm schwer. Wer, wie ich, Klavier spielt oder Gitarre, hat es zudem noch sicherlich etwas einfacher, mit beiden Händen die einzelnen Funken richtig zu steuern. Allerdings sollte man die Entwickler auch loben, dass die Rücksetzpunkte ziemlich fair verteilt sind und solltet ihr einmal scheitern, startet ihr wieder direkt vor dieser Herausforderung. Weiterhin gibt es auch was zu entdecken. Sogenannte Glyphen könnt ihr in jedem Level finden. Das Leveldesign ist im Übrigen wirklich gelungen, wobei die Level selbst sehr lang sind und dadurch, auch wegen der Konzentration, sehr anstrengend wirken. Dennoch ist es eine gelungene Umsetzung einer Idee, die sich sogar in die Story mit einbinden lässt. Bei einer möglichen Fortsetzung könnte es dann noch den einen oder anderen Feinschliff geben.
Ansonsten sei noch zu erwähnen, dass es auch Endgegner gibt, die allerdings selbst schon fast wie ein Level aufgebaut sind, aber ebenfalls relativ knackig sind. Oft kommt es vor, dass der Endboss auch im Level auftaucht und ihr sogar schon mit diesem interagiert, nur um dann am Ende besiegt zu werden. Auch hier fügt sich das Gameplay perfekt in die Story ein.
Dieses Genre ist mittlerweile dazu verdammt, dass es eher Altes neu aufsetzt und die Retro-Fans ansprechen soll. Dies kann ich aber hier nun wirklich nicht behaupten und das ist gut so, auch wenn es hier ebenfalls kleinere Macken hat. So waren die Entwickler mutig und setzen auf richtige 3D-Grafiken und präsentieren uns tolle Landschaften und Umgebungen. Die Wälder wirken wirklich dicht und lebendig, aber auch das Charakterdesign ist einzigartig und gelungen. Zwar ist Embers of Mirrim natürlich auch keine Grafikbombe, aber kann sich dennoch für diesen Preis sehen lassen.
Was allerdings wirklich ärgerlich ist, sind die kleineren Grafikfehler bei den Zwischensequenzen und manchmal gibt es auch Ruckler, die aber kaum stören. Das kann ich im Übrigen auch vom Handheld-Modus sagen und damit ist dieses Spiel auch unterwegs gelungen. Dank der langen Level ist es allerdings fraglich, ob dieses Spiel in der Straßenbahn angemacht werden sollte.
Richtig gelungen ist zudem der Soundtrack, was den Gesamteindruck fast schon perfekt abrundet. Fast? Ja, leider gibt es manchmal Momente, da passt der Soundtrack nicht zur jeweiligen Situation. Manchmal führt dieser den Spieler aber auch in die Irre. So dachte ich wirklich oft, dass jetzt ein eher ruhigerer Abschnitt kommt, da der jeweilige Song mir genau dies suggerierte. Doch kaum freue ich mich über eine kleine Verschnaufpause, geht es eigentlich noch immer weiter mit den rasanten Sprungpassagen und die Musik verändert sich etwas zu spät. Trotzdem bekam ich sehr oft Gänsehaut. In Kombination mit dem düsteren und schönen Setting, ist dieses Spiel auch hier eine große Überraschung.
Unser Fazit
7
Spaßgarant