Ein Trank hier, ein Gegner dort

In was für einem schaurigen Kerker sind wir denn jetzt gelandet? Hier sieht es ja noch schlimmer aus, als in den Kellergewölben unseres Turms. Wie auch immer wir hier reingekommen sind, wir sollten am besten wieder schleunigst von hier verschwinden, oder was meint ihr? One More Dungeon von Ratalaika Games ist ein Arcade-orientiertes First Person-Adventure, welches euch kurzum in zufallsgenerierte Verliese schmeißt. Es ist ein reines Einzelspieler-Vergnügen und kann wahlweise mit der Joy-Con-Halterung oder dem Nintendo Switch Pro Controller gespielt werden. Entgegen meinen Erwartungen ist dieser Titel sogar in deutscher Sprache verfügbar.


Nicht nur in der Parallelwelt, sondern überall müsst ihr auf der Hut sein.

Im Hauptmenü angekommen können wir das Spiel beginnen. Hier werden wir auch schon sofort mit einem Feature für die nötige Abwechslung vertraut gemacht. Wir können unseren Durchlauf mit Mutatoren ausstatten, die das Spielgeschehen beeinflussen. Sie können unsere Erfahrung auf verschiedene Arten vereinfachen oder erschweren. Jedoch müssen die Mutatoren erst einmal mit Punktzahlen voriger Sessions erworben werden. Auch ein Erfolgssystem bringt das Spiel mit sich, besondere Belohnungen sind aber nicht dabei.


Der Spielstart erfolgt anschließend rasch, so landet ihr also schon direkt im ersten Level. Sofort fällt euch die Pixel-Optik in einer 3D-Umgebung auf, die aber vollgepackt mit zweidimensionalen Grafiken ist. Es ist ziemlich offensichtlich, dass sich der Look an das klassische Doom für das Super Nintendo anlehnt. Dafür spricht auch die Gesichtsgrafik im HUD. Kein anspruchsvolles Grafikdesign in diesem Stil. Logisch, dass das Spiel dafür stets butterweich läuft. Was seht ihr noch? Offenbar seid ihr zweihändige Kämpfer. In der rechten Hand haltet ihr einen Dolch, eure Nahkampfwaffe. In der linken Hand hingegen einen Zauberstab, um euch damit im Fernkampf zur Wehr zu setzen. Was rauscht da denn so stark im linken Ohr? Ach, nur eine Fackel, die bei der sehr starken Soundbalance so laut brennt. Ihr dürft euch darüber hinaus auf repetitive Soundeffekte einstellen. Sonst ist es hier noch ruhig. Das liegt daran, dass der erste Raum in der Regel immer frei von Gegnern ist. Aber aufgepasst: Vielleicht steht ihr ja schon nah an einem Gang in einen Nebenraum, dahinter könnte euch alles erwarten!


(K)ein Spaziergang


Ihr schaut euch um: Scheinbar seid ihr nicht dazu fähig, nach oben oder unten zu sehen. Das ist für eine Erste-Person-Ansicht ziemlich ungewohnt, aber auch nicht wichtig, da es in One More Dungeon keine Höhenunterschiede gibt. Eure Feinde werden immer auf eurer Ebene auftauchen. Eure Aufgabe: Besiegt den jeweiligen Levelwächter, der mit seinen Kollegen in irgendeinem Raum lungert. Nehmt ihm dann das Siegel ab, damit ihr die Tür zum nächsten Level öffnen könnt. Letzten Endes müsst ihr drei Obelisken zerstören, die das Unheil in diese Welt setzen wollen. Welche Arten von Monstern euch erwarten, hängt von eurer Umgebung ab, die alle zwei Level wechselt. Fünf Umgebungen mit jeweils einem eigenen Soundtrack, der jedoch keine Bäume ausreißt, halten den Umfang in Grenzen. One More Dungeon ist wohlgemerkt ein Arcade-Spiel, das nicht auf lange Spielzeiten am Stück, sondern stattdessen auf Wiederspielwert aus ist.


Diese Kreatur ist ein Levelwächter – etwas größer und anders als die üblichen Artgenossen.

Doch blickt zunächst einmal mit X in euer Inventar: Außer unseren Startwaffen und einem Regenerationstrank finden wir noch nichts. Oben gibt es eine Schnellleiste. Darin abgelegte Items werden mit den zugewiesenen Tasten ausgerüstet, beziehungsweise ausgetauscht (Waffen und Zubehör) oder verbraucht (Konsumitems). Passt mit der Handhabung von Tränken auf, denn ich habe schon häufiger versehentlich welche verschwendet, weil ich meine Waffen mit ZL und ZR bedienen wollte, anstatt die verwendeten Tasten (L und R) zu benutzen. Y ruft eine Karte von den derzeitigen Kammern auf. Sie wird nach und nach anhand eures Sichtfeldes aufgedeckt. Ihr seht also nur die Räume, in denen ihr schon gewesen seid. Euch werden ein paar andersfarbige Pixel auffallen. Braune Punkte sind Kisten, die eventuell Objekte beherbergen. Blaue Felder sind Geräte, mit denen ihr interagieren könnt. Dazu gehören Truhen, die Schlüssel erfordern, Handelsobjekte, Altare, Portale oder Plätze, wo ihr im Austausch von Kristallen alte Waffen opfern könnt. Grüne Pixel stellen ungeöffnete Türen dar. Violette, davon findet ihr pro Level immer nur einen, sind Ausgänge.


Feinde lauern überall! Kommt es zum Kampf, wird sich euer Gegner direkt auf euch zu bewegen. Im Nahkampf müsst ihr aufpassen, einen Mindestabstand einzuhalten, wenn ihr nicht getroffen werden wollt. Natürlich könnt ihr euch auch mit eurem Stab zur Wehr setzen, solange die Kristalle reichen. Startet ihr einen Fernangriff auf einen Gegner, der euch aber noch nicht gesehen hat, aber überlebt, zieht ihr nicht nur ihn, sondern auch alle Feinde in unmittelbarer Nähe auf euch. Zu fliehen ist nur bedingt nützlich: Sie haben eine intelligente Wegsuche und werden euch, wenn nötig, durch das komplette Labyrinth verfolgen. Den Angriff beginnen sie aber erst, sobald eine freie, begehbare Linie zu euch besteht (eine bloße Sichtlinie reicht nicht). Sind also irgendwelche nicht passierbaren Hindernisse im Weg, verharren sie weiterhin an Ort und Stelle.


Räume sind aber nicht nur Räume. Es gibt Kammern, die sich als Geschäfte entpuppen. Hier könnt ihr eure Münzen, die relativ rar sind, für neue Gegenstände ausgeben. Ebenso stoßt ihr mal auf Lagerräume voller Kisten oder mysteriöse Räume mit Portalen, die euch in einen kleinen Bereich in die Parallelwelt bringen. Diese Welt zu betreten ist durchaus mutig, denn die Zielorte erfordern je nach Gestaltung Glück oder Geschick in Sachen Kampf und Bewegung, um die Herausforderungen zu meistern. Euer Preis: Besondere Artefakte, die mit teilweise mächtigen oder abartigen Effekten versehen sind.


Altare können unter Anderem eure gesundheitlichen Kapazitäten erhöhen.

Neben eurer Gesundheit, die roten Herzen, seht ihr noch eine gelbe Anzeige. Das ist die Vernunft, beziehungsweise euer psychischer Status. Sowohl Gesundheit als auch Vernunft sind wichtig fürs Überleben. Sinkt eines davon auf 0, ist das euer Ende. Die Gesundheit sinkt bekanntlich durch physischen Schaden. Die Vernunft ist eine Art Risikobereitschaft und wird durch die Nutzung von Artefakten aus der Paralleldimension verbraucht. Obacht: Ist die Vernunft auf etwa einen Drittel runter, seht ihr eventuell schwarzen Rauch durch die Wände. Seht es als Warnung, denn sinkt die Vernunft weiterhin, erscheinen an diesen Stellen Monster aus jener anderen Welt. Eure Sicht schränkt sich ein und weitere Kisten erscheinen. Passt auf, dass ihr nicht als psychisches Wrack endet. Übrigens kann man etwas tricksen: Droht euer Ende, könnt ihr einfach vorher ins Hauptmenü zurückkehren. Das Spiel speichert immer nur zwischen den Leveln, so könnt ihr den aktuellen dann nochmal versuchen und mit etwas Glück ist er mehr zu euren Gunsten generiert.


Oben seht ihr eine Reihe von drei verschiedenfarbigen Kristallen. Diese werden für magische Angriffe benötigt. Die oberen Zahlen stehen für die aktuelle Menge an Kristallen, die unteren Zahlen für den Verbrauch pro Einsatz eines Stabs. Welche Kristalle benutzt werden, ist von der Art und dem Element abhängig. Die meisten Stäbe verursachen Elementarschaden, die gegen Monster unterschiedlich effizient ist. Einige Nahkampfwaffen können neben dem Grundschaden ebenso Elementarschaden anrichten. Vergleicht eure Waffen miteinander und findet heraus, welche die besten Verhältnisse zwischen Schaden und Kosten haben. Für die Nahkampfwaffen gibt es verschiedene Typen. Ein Dolch kann schnell hintereinander stechen, macht aber wenig Schaden. Das streckt sich über Schwerter bis hin zu Äxten, bei denen es der umgekehrte Fall ist. Speere greifen noch langsamer an, stoßen aber Feinde ein Stück zurück.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Maik Dallherm

Einfach gesagt ist One More Dungeon ein spontaner "First Person-Rougelike-Dungeoncrawler" für Zwischendurch. Wenn ihr also hin und wieder eine kurze Zeit überbrücken müsst, ist dieser Titel eine gute Option dafür. Falls ihr euch mit der Pixel-Art anfreunden könnt, versteht sich. Zufallsgenerierte Kammern und die Mutatoren, die das Geschehen entscheidend beeinflussen können, sorgen für neue Spielerfahrungen. Ein monotones Gefühl kommt allerdings durch die limitierten Dungeondesigns und die mit ihnen gebundenen Gegner-Sets auf (falls man sie nicht per Mutator auslost). Auch das Sounddesign lässt etwas zu wünschen übrig.
Mein persönliches Highlight: Die Herausforderungen in der Parallelwelt

Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 3

  • bartu

    Turmgeist

    Auf den test habe ich gewartet... Danke!

  • x Eviga x

    Bin ein grosser Fan von Dungeon Crawlern. Dieses Game wird jedoch nicht auf meiner Switch notlanden.

  • USER0815

    SMM2-ID: VT6-K90-7SG

    Da es so günstig ist/war bin ich in Versuchung gekommen, aber zum Glück hab ich widerstanden!
    Danke für den Test!