Das beste Roll-Spiel auf der Nintendo Switch?

Jeder hat als Kind so seine Vorlieben in Sachen Spielzeug gehabt. Ob nun Modellauto oder Bastelset, alles konnte uns irgendwie ein Lächeln entlocken. Aber dann gab es immer auch die Spielzeuge, mit denen man stunden-, tage-, wochenlang spielen konnte, ohne je satt davon zu werden. Für mich waren das meist die kleinsten aller Spielzeuge, etwa Lego-Bausteine oder Domino-Steine. Ich habe es geliebt, aus vielen kleinen Dingen ein großes, tolles Gesamtwerk zu bauen. Genauso verzaubert haben mich aber die vielen Murmeln mit ihren unterschiedlichsten Mustern und Farben. Egal, ob man eine Art Miniatur-Billard gespielt oder die kleine, gläserne Kugel durch ein hölzernes Labyrinth gelotst hat, es war immer ein Hit. Man kann jetzt also gut verstehen, wie fixiert ich darauf war, den Nintendo eShop-Titel Marble It Up auszuprobieren, welcher die Murmeln zum Leben erweckt, um sie durch die verschiedensten Geschicklichkeitspassagen zu bugsieren. Findet zusammen mit mir heraus, ob das Spiel wirklich so Murmel-rund ist, oder nicht doch einige Ecken und Kanten aufweist.


Die Freude am Rollen


Im Kern haben wir es bei Marble It Up! mit einem Geschicklichkeits-Platformer zu tun. Anstatt die Murmel anzustupsen, ergreift ihr gleich selbst über sie Kontrolle und rollt, wohin ihr auch mögt. Springen kann die Kullerkugel auch. Mit diesen zwei Grundtechniken vertraut seid ihr auch schon startklar, um den Großteil der in Marble It Up! verfügbaren Level zu absolvieren. Die Basics erlernt ihr dabei kurzerhand in einer Reihe von Einsteiger-Parcours, welche mehr oder minder als Tutorial dienen. Wirklich kompliziert aufgebaut sind diese zu Beginn nicht. Erst mit zunehmendem Spielfortschritt erreicht ihr einen höheren Schwierigkeitsgrad, welcher auch diejenigen herausfordern wird, welche die Level schlichtweg nur durchspielen wollen.


Bei dieser langen Bahn geht es hoch her.

Wie lange man an einem einzelnen Level Spaß haben wird und wie viel Spielzeit man am Ende auf der Uhr hat, ist ganz davon abhängig, wie man das Spiel spielen möchte. Spätere Murmelbahnen führen eisigen Boden, bewegliche Plattformen und Gravitationsspielchen ein und lassen euch notwendige Juwelen oder Power-ups finden, was insgesamt für ein spaßiges Leveldesign sorgt, auch wenn man sich manchmal abwechslungsreichere Gameplay-Ideen wünschen könnte. Ein Spieldurchgang bietet demnach also gerade so genug Wert, um für eine kurze, unterhaltsame Zeit zu sorgen. Weitaus reizender wird Marble It Up! jedoch, wenn man es aus der Perspektive eines Entdeckers oder eines Speedrunners betrachtet.


In nahezu jedem Level lässt sich nämlich ein verstecktes Murmel-Design finden, mit dem ihr eure Murmel aufhübschen könnt. Solltet ihr es nicht schaffen, die teilweise verdammt gut versteckten, geheimen Orte aufzuspüren oder sie zu erreichen, bleibt euch ein besonders schneller Levelabschluss als Alternative. Für das Erreichen einer hervorragenden Abschlusszeit können nämlich ebenso Murmel-Kostüme erhalten werden. Lasst mich euch verraten, dass ich beim eigenen Spielen selber kaum alternative Murmeln zu Gesicht bekam. Die Biester sind einfach knifflig zu bekommen! Solltet ihr ebenso Schwierigkeiten haben wie ich, könnt ihr in einem speziellen Trainingsmodus jedes Level üben und dabei eine Zurückspul-Funktion anwenden. Aus Versehen runtergefallen oder gegen eine Kante gestoßen? Kein Problem, einfach die Zeit zurückdrehen. Wichtig zu wissen ist aber, dass bei Nutzung dieser Funktion keine Rekorde gespeichert werden. Wenn ihr eine ernstzunehmende Bestzeit aufstellen wollt, müsst ihr die Stützräder also aufgeben.


Was Marble It Up! von anderen Platformern unterscheidet, ist ganz offensichtlich das Spielen und Herumbewegen als Murmel. Es ist kein Mario, der dann stocksteif stehen bleibt, wenn ihr vom Analog-Stick loslasst. Es ist eine Kugel. Wenn ihr nicht gegenhaltet, dann werdet ihr eben noch ein gutes Stück weiterrollen, nachdem ihr in eine Richtung gekullert seid. Und wenn ihr nicht auf die Gegebenheiten der Umgebung achtet, kann es schon einmal passieren, dass ihr einen Abhang hinunterpurzelt. Wie sagt man immer? Der Weg runter ist leichter als der Weg rauf. Ein großer Bestandteil des Spielspaßes ist es also nicht nur die Level zu absolvieren, sondern auch die Physik der Murmel zu meistern und zu seinem Vorteil zu nutzen. Erst so werdet ihr es auch an die Spitze der Bestzeitlisten schaffen.


In solchen Momenten ist allerhöchste Präzision gefragt.

Technisch erwartet einen hier kein Höhenflug. Das Spiel läuft gut genug, aber nicht optimal. In meinen ersten Minuten mit dem Spiel passierte das, was man keinem Spieleentwickler wünscht: Das Spiel ist abgestürzt. Dank automatischer Speicherfunktion nach jedem Spielfortschritt ging zwar nichts verloren, ärgerlich ist es aber dennoch. Nervenaufreibend kann auch die Steuerung sein, welche zum Glück aber individualisiert werden kann. Ich würde auch jedem Spieler raten, die Bewegungsempfindlichkeit umzustellen und seine Idealeinstellungen herauszufinden. Ebenso negativ fällt auf, dass die Übersetzung nicht sauber ins Spiel eingearbeitet wurde. Die deutschen Levelnamen etwa werden kurz nach den englischen eingeblendet, anstatt die englischen gleich ganz zu ersetzen. Es sind kleine Details, die jedoch zum Gesamteindruck beitragen.


Manch einer mag schimpfen, dass die Optik der Level einen gewissen "Beta Test Room"-Look hat. Gemeint sind Spielbereiche, welche von den Entwicklern aus dem einzigen Grund erstellt wurden, um Spielfunktionen zu testen, und deshalb ein sehr einfaches, uninteressantes Design haben – ganz abstreiten kann ich das nicht. Es ist wahr, dass man auf ein eher reines, sauberes Aussehen der Spielumgebung setzt, was aber wohl dem Arcade-lastigen Gameplay geschuldet ist. Man soll nicht stundenlang gegen eine Wand starren, sondern mit Vollgas immer und immer wieder das Level schaffen. Einfache Formen und Farben helfen dabei zugegebenermaßen zu erkennen, wo man mit der Murmel lang kann und was reine Dekoration sein soll. Der Look des Spiels ist also, so kontrovers das sein mag, bewusst pur und passend für diese Art von Spiel.


Besonders hervorzuheben ist übrigens auch die musikalische Untermalung, die äußerst gelungen ist. Offensichtlich passt nicht jeder Soundtrack in mein Musik-Beuteschema, doch viele der Melodien vermischen sich gut mit dem Platforming-Gameplay und der oft rasanten Natur des Spiels. Das ist Musik, die will man bei so einem Spiel gerne hören.


Und das war's noch lange nicht...


Abschließend muss etwas zu den Plänen für Marble It Up! erklärt werden. Es ist nämlich so, dass zum Zeitpunkt dieses Tests noch lange nicht alle Inhalte verfügbar sind, die für das Spiel vorgesehen sind. Neben neuen kosmetischen Erweiterungen soll es in Zukunft vor allem auch weitere Level-Pakete und einen ganzen Online-Mehrspieler-Modus geben. Für diesen sind verschiedene Spielweisen geplant, darunter auch ein "Baller Royale"-Modus, bei dem die letzte übriggebliebene Murmel in einer langsam gefluteten Arena siegt. Im Moment können wir diese Inhalte natürlich noch nicht für unseren Test und unsere Wertung berücksichtigen, wollen euch aber mitteilen, dass sofern ihr euch für einen Kauf entscheidet, ihr hoffentlich auf noch viel mehr Umfang gespannt sein dürft.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Daniel Kania

Ihr steht auf Platforming-Level und wollt eine knifflige Ballphysik meistern? Dann könnte Marble It Up! etwas für euch sein. Wenn ihr nun auch noch jede Menge Zeit und Geduld mitbringt, um möglichst gute Bestzeiten aufzustellen, habt ihr die Voraussetzungen erfüllt, um mit Marble It Up! viele spaßige Stunden erleben zu können. Für Langzeitmotivation können auch die versteckten Sammelgegenstände sorgen, mit welchen ihr eure Murmel individualisieren könnt. Seid ihr hingegen eher der Typ Spieler, welcher sich nach einem Spieldurchlauf zufrieden gibt, dann ist Marble It Up! ein solides, aber kurzes Vergnügen. Wenn ihr euch in die Steuerung reingefriemelt habt und euch die gelegentlichen Spielfehler oder gar -abstürze auch nichts ausmachen, dann steht euch nichts mehr im Weg, um das Spiel mitsamt seines stimmigen Soundtracks und der zweckmäßigen Optik zu genießen.
Mein persönliches Highlight: Es macht einfach Spaß herumzurollen!

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 5

  • alfalfa

    Turmfürst

    Danke für den Test!


    Leider habe ich das mit der Steuerung nicht ganz verstanden. Im Artikel steht, dass es nicht so ist wie bei Mario, dass Stillstand herrscht, sobald man den Stick loslässt und dass man die Steuerung hinsichtlich der Bewegungsempfindlichkeit anpassen soll.
    Wie wird das Spiel denn gesteuert?
    Per Stick, oder durch Bewegung / Neigung?


    Ich bin kein großer Fände der Joy-Cons, aber gerade bei diesem Spiel würde sich das anbieten.
    Auf der Wii mochte ich das Spiel "Vertigo". Da hat man die Kugel ausschließlich durch Neigung der Wiimote gesteuert, es sah gut aus und hatte richtig tolle Musik.
    Kann man das ungefähr damit vergleichen?

  • Daniel Kania

    Fröhliche Elfe

    @alfalfa Per Stick! Jeder Spieler sollte die Empfindlichkeit selber einstellen, da die Kugel gerne mal weiterrollt, wenn man nicht aufpasst. ;)

  • alfalfa

    Turmfürst

    @Daniel Kania


    Danke für die Info.
    Tja, schade. Gerade die Bewegungssteuerung wäre toll gewesen und hätte einen noch mehr an die Kindheit erinnert, als man bei diesen kleinen Taschenspielen durch Neigung die Kugeln in die Löcher balancierte.

  • Caramarc

    Turmbaron

    @Daniel Kania
    Verrätst Du uns noch welcher Typ Spieler Du bist? Einfach damit man besser die Wertung einordnen kann.

  • Daniel Kania

    Fröhliche Elfe

    @Caramarc Wie soll man eine so grobe Frage beantworten? :D Bei Marble It Up! habe ich es nicht darauf angelegt krasse Bestzeiten aufzustellen, sondern habe mir die Level angesehen und bisschen erkundet. Die Wertungen von ntower-Redakteuren spiegeln allerdings nicht die Wertung des jeweiligen "Spielertypen" wider, sondern sind möglichst objektiv, damit sie für alle Spieler gelten können.