Zahlreiche Versuche – aber auch ausreichend Geduld?
Das Verlangen nach einer fairen Herausforderung ist gerade bei Nintendo-Spielen kein selten geforderter Wunsch. Was für die einen Spieler als zu hart wahrgenommen wird und deswegen nicht mehr zu genießen ist, entpuppt sich für die andere Seite als eine zufriedenstellende Herausforderung, um die eigenen spielerischen Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Am Ende spielt aber ein Punkt eine Rolle, dem alle zustimmen können: Fairness. Erweist sich das Gameplay als unfair und frustrierend, kann das nicht mit einem hohen Schwierigkeitsgrad gleichgestellt werden, weswegen gerade Spiele mit hoher Vorsicht genossen werden sollten, die fast ausschließlich mit ihrer angeblich ausbalancierten Herausforderung brillieren möchten. Gunpowder on the Teeth: Arcade lockt mit solchen hohen Anforderungen und schnellen Gefechten – ob die Fairness darunter leidet, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
In der klassischen zweidimensionalen Ansicht steuert ihr verschiedene Soldaten mit unterschiedlichen Waffen durch gefährliche Level voller Gegner und sonstigen Fallen. Dabei unterscheiden sich die Spielfiguren nur geringfügig, bis auf die jeweiligen Granaten besitzt jeder Charakter das gleiche Spielgefühl sowie die identische Schusswaffe. Um Hindernissen und Schluchten zu entgehen, ist es neben einem einfachen Sprung möglich, einen Wandsprung auszuführen, um eine bessere Kontrolle über euer Momentum in der Luft zu bewahren. Was sich in der Theorie wie eine gute Idee anhört, bröckelt in der Praxis gerade in präzisen Sprungpassagen – die Soldaten bewegen sich oftmals viel zu schnell und rutschen häufig von der Kante in den Tod. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich die Steuerung natürlich trainieren und möglicherweise empfinden andere Spieler das Spielgefühl anders, doch stehen im Kontrast dazu breitflächigere Plattformeinlagen, die aufgrund der besseren Platzverteilung mehr Spaß machen und letztendlich besser zum allgemeinen Spielfluss passen.
Angriffstechnisch stehen euch neben bereits erwähnten Granaten eine einfache Schusswaffe zur Verfügung, die bei Überbeanspruchung kurz nachgeladen werden muss. Glücklicherweise muss keine Munition gefunden werden, das Nachladen verhindert lediglich zu starkes Dauerfeuer, das jeden Gegner und Boss ohne Probleme besiegen würde. Einfache gegnerische Soldaten können mit flotten Schüssen beseitigt werden, dabei sollte jedoch stets bedacht werden, dass sie euch bei einer direkten Gegenüberstellung immer treffen werden. Diese Designentscheidung bringt euch zwar dazu, vorsichtig zu spielen, beißt sich aber auch gleichzeitig mit einem fairen Schwierigkeitsgrad. Im Idealfall lernt ein Spieler alle Mechaniken des Spiels und weiß sie passend einzusetzen – der garantierte Treffer bestraft schlussendlich dennoch und kann ein garantierter Tod sein, wenn sich eure Energie dem Ende entgegen neigt. Heilmöglichkeiten erscheinen nämlich nur an ausgewählten Orten, hier wäre es möglicherweise eine gute Alternative, Medizinkoffer einsammeln zu können, um sie nach Bedarf manuell einsetzen zu können.
Die Kurse selbst führen mit der Zeit neue Elemente ein und präsentieren diese kurz anhand einer überschaubaren Tafel. Das gängigste Hindernis stellt dabei der Stacheldraht dar, welcher euch bei Kontakt festhält und umlegt. Grundsätzlich ist es eine gute Idee, doch hebt sich der Draht grafisch nicht immer ausreichend vom Hintergrund oder anderen Details wie Gras ab, sodass es mehr als einmal zum plötzlichen Tod kommen kann. Ein besser umgesetztes Levelelement sind bröckelnde Flächen, die nach kurzem Kontakt zusammenbrechen und schnelle, überlegte Manöver voraussetzen. Während ihr kurz auf ihnen marschieren könnt, zerfallen sie sofort, solltet ihr auf sie fallen. Der stetige Wechsel zwischen festem und gefährlichem Untergrund sorgt für gut designte, interessante Jump ’n’ Run-Passagen, die einen schönen Kontrast zu weniger ausgearbeiteten Ideen bilden. Zwischen vereinzelten Kursen kommt es manchmal zu Bonus-Leveln, in denen ihr euch in mächtigen Vehikeln wie Panzern und Helikoptern befindet, um massiven Schaden anzurichten. Als Auflockerung und Abwechslung erfüllen diese ihren Zweck, zeigen dabei gleichzeitig, dass es womöglich auch keine schlechte Idee gewesen wäre, die unterschiedlichen gepanzerten Gefährte ins Hauptabenteuer zu integrieren.
Mehr als einmal habe ich schon angedeutet, dass euch das Spiel nicht mit Samthandschuhen anfasst. Obwohl eure Lebensenergie bei einfachen Schussgefechten mehr als ausreicht, bringen euch andere Störfaktoren wie Bomben, Stacheldraht oder Schluchten augenblicklich um. Zwischenspeicherpunkte werden zwar gesetzt, sind allerdings äußerst rar verteilt, weswegen oft ganze Levelabschnitte wiederholt werden müssen. Der Schwierigkeitsgrad im Spiel bleibt stets beständig hoch – selbst weitere Optionen, um die Herausforderung in die Höhe zu treiben (zum Beispiel durch die Entfernung von Speicherpunkten) werden angeboten. Insgesamt bietet Gunpowder on the Teeth: Arcade aber ein faires Erlebnis, viele Tode sind meistens den eigenen spielerischen Fähigkeiten geschuldet und das Spiel bestraft Ungeduld.
Optisch bedienen sich die Entwickler ein weiteres Mal am Pixel-Look, der monochrome Stil passt ausgesprochen gut zum Spielgeschehen, selbst wenn er sich mit wenigen Gameplayelementen beißt. Die Animationen und Details sind butterweich animiert und zeigen sofort die Mühe, die hinter der grafischen Präsentation steckt. Details, wie fliegende Menschenkörperteile (was wesentlich schlimmer klingt, als es letztendlich ist) oder wehender Dreck unter den Rädern eines Panzers, sind nur ein kleiner Bruchteil eines glaubhaft aufgebauten Spiels. Der Soundtrack bietet wenige actionreiche Stücke, die etwas mehr Abwechslung vertragen hätten können.
Unser Fazit
6
Überzeugend