Wenn der Schwarze Ritter die Uzi zückt

Lancelot, Galahad, Bors, Gawain, Ulrich … alles Namen bekannter Ritter, die in Sagen und Geschichten eingegangen sind. Sie alle hatten jedoch im Gegensatz zum Protagonisten unseres Titels einen entscheidenden Nachteil: Sie brachten keine Schnellfeuerwaffen mit zu ihren Gefechten. Gut, dass der namenlose Ritter in Knights & Guns etwas schlagkräftiger daherkommt und nebenbei seine Heimat noch gegen eine Armee von Untoten, Dämonen und einem Verräter schützt. Der Arcade-Shooter möchte mit diesem etwas abgedrehten Szenario punkten und wir verraten euch in diesem Test, wieso das nicht durchgehend gelingt und warum Rock- und Metalfans hier trotzdem aufhorchen dürfen.


Neben dem Kleinvieh wollen euch noch Boss-Gegner ans Leder.

© Baltoro Games

Für einen einfachen Arcade-Shooter kommt Knights & Guns mit einer zwar oberflächlichen, aber ziemlich gut vertonten und recht schrägen Geschichte daher. Ihr seid Mitglied eines Ritterordens, der seit jeher „Die Macht“ bewacht, die das Fantasy-Königreich vor den Horden des Bösen schützt. Doch eines Tages wendet sich plötzlich euer Kommandeur gegen euch, verrät den Orden, löscht alle Mitglieder aus und auch der namenlose Protagonist wird tödlich verwundet. Anstatt dem Sterbenden jedoch den Gnadenstoß zu geben, begeht der Verräter den Oberschurken-Fehler Nummer eins und wiegt sich damit in Sicherheit, seinen einstigen Kameraden im Sterben zurückzulassen. Dieser hat Glück im Unglück und wird von dem mysteriösen „Wanderer“ gefunden, der ihn aufpäppelt und mit mächtigen, futuristischen Waffen ausstattet. Nun gilt es nicht nur, den Abtrünnigen zu jagen und die Macht zurückzuerlangen, sondern auch die Horden des Bösen aufzuhalten, die über das Königreich hineinbrechen. Was euch in den ersten Spielminuten in Form von Standbildern im Comic-Look präsentiert wird, war es auch schon größtenteils mit der Handlung. Zwischen den einzelnen Kapiteln der Geschichte schwelgt der Namenlose immer wieder in Erinnerungen an alte Zeiten und wie sehr er doch zu seinem Kommandanten aufgesehen hat. Doch allzu große Tiefe dürft ihr hier nicht erwarten und das wird man in einem Titel wie Knights & Guns wahrscheinlich auch gar nicht suchen, oder?


Kommen wir doch zum eigentlichen Spielprinzip. Ihr findet euch nach dem Tutorial auf einer Übersichtskarte der Oberwelt wieder, auf der ihr euch in verschiedene Himmelsrichtungen bewegen könnt, um neue Gebiete zu erkunden und Schlachten zu schlagen. Dabei steht euch zu Beginn völlig offen, wohin es euch verschlägt, was euch eine gewisse spielerische Freiheit gibt. Die Oberwelt ist dabei in viele verschiedene Felder unterteilt, von denen manche besondere Ereignisse, Schatzkisten oder – in den meisten Fällen – Schlachtfelder beinhalten. Betretet ihr eines der Schlachtfelder, müsst ihr euch zuallererst für eine von verschiedenen Feuerwaffen entscheiden, wobei jedoch nur die vorgegebene Standardwaffe umsonst ist. Für alle anderen Waffen müsst ihr Münzen berappen, die ihr durch das erfolgreiche Abschließen von Kämpfen verdienen könnt. Habt ihr euch dann auf einen Schießprügel festgelegt, startet ihr auf dem jeweiligen Schlachtfeld, das in den meisten Fällen einen oder maximal anderthalb Bildschirme breit ist.


Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Knights & Guns um einen Arcade-Shooter, der sich mitunter wie die Klassiker Space Invaders oder Asteroid spielt, jedoch deutlich chaotischer und schneller. Ihr könnt mit eurer Waffe nur in die Höhe schießen, wo nach und nach immer mehr Gegnerwellen beschworen werden, die dann entweder durch die Lüfte schwirren oder auf dem Boden landen und immer wieder gen Himmel springen. Diese Feinde gilt es dann nach und nach abzuschießen, wobei ihr jedoch stets in Bewegung bleiben müsst, um nicht das Zeitliche zu segnen – und das ist mitunter ein ziemliches Kunststück. Denn Knights & Guns ist alles andere als einfach und euch wird vor allem in den späteren Leveln einiges abverlangt, wenn der Bildschirm nur so vor Gegnern wimmelt. Zwar steht euch immer wieder ein Spezialangriff zur Verfügung, der die Gegner in einem bestimmten Radius um euch herum pulverisiert, doch selbst damit kann es schnell mal hektisch werden.


Im Koop-Modus kann es gut und gerne einmal hektisch werden.

© Baltoro Games

Damit ihr überhaupt eine Chance gegen die ganzen Gegnerhorden habt, stehen euch verschiedene Feuerwaffen zur Verfügung. Vom schweren Revolver, über einem leichten und schweren Maschinengewehr bis hin zum Granatwerfer oder einer Lasergattling: Jede der Waffen hat ihre Eigenheiten und fühlt sich anders an, weswegen es auch selten die eine ultimative Waffe gibt. Den Entwicklern ist in Sachen Waffen-Balancing der Spagat aus Vielfalt und Nutzen also gelungen. Selbiges gilt grundsätzlich für die Gegner, die vielfältig und mit jeweils eigenen Manövern daherkommen. Wo das Balancing jedoch häufiger nicht stimmt, ist der Schwierigkeitsgrad, vor allem wenn ihr zu zweit spielt. Denn Knights & Guns ist eindeutig als Koop-Vergnügen ausgerichtet, was man dem Spiel durch und durch anmerkt. Auf Knopfdruck kann sich jederzeit ein weiterer Mitspieler hinzuschalten, wodurch gleichzeitig die Monster stärker werden und in größerer Zahl auftreten. Und wenn man dachte, dass das Spiel in der Einzelspieler-Erfahrung schon chaotisch und hektisch wird, dann droht man im Koop-Modus öfters mal den Überblick zu verlieren. Wer hier nicht sehr gut eingespielt ist und nur mal eben schnell ein oder zwei Runden spielen möchte, der wird schnell an die eigenen Grenzen geraten und das gemeinsame Erlebnis kann gut und gerne in Frust enden. Daher sollte man Knights & Guns im Idealfall mit jemandem spielen, der bereits Erfahrung mit dem Genre oder Spielprinzip hat. Anfänger schauen hier schon zu Beginn vergleichsweise oft in die Röhre.


Den Entwicklern ebenfalls gut gelungen ist der Soundtrack – sofern ihr Rock und Metal mögt. Die einzelnen Tracks untermalen die Schlacht perfekt und die treibenden Riffs sind ideal, um euch während der chaotischen Schlachten anzutreiben. Zwischendurch herrschen auch gerne mal ruhigere Töne vor, die dann jedoch fehlplatziert und eher wie ein Fremdkörper wirken. Doch die meisten Tracks des Soundtracks können sich durchaus hören lassen – auch wenn sie sich nach einer Weile wiederholen. In Sachen Grafik und Performance macht Knights & Guns, das in seinem eigenen Comic-Look daherkommt, eine gute Figur. Selbst wenn der Bildschirm voller Gegner war, kam es nie zu Rucklern oder Einbrüchen der Bildrate und auch die Übersicht ging selten verloren.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Florian McHugh

Knights & Guns ist ein solider Arcade-Shooter, der mit einen charmanten Comic-Look daherkommt und über eine ziemlich gut ausbalancierte Waffenauswahl verfügt. Leider werden die einzelnen Schlachten gerne mal chaotisch und gerade im späteren Verlauf kann das Ganze gut und gerne auch mal in Frust umschlagen, gerade wenn man zu zweit im lokalen Koop-Modus spielt. Wer mit einem Partner in die Schlachten zieht, der mit dem Genre bereits Erfahrungen machen durfte und mit dem man sich einspielen kann, der wird eine menge Spaß an den chaotischen Scharmützeln haben. Bei Anfängern und Gelegenheits-Rittern hingegen dürfte schnell der Frust aufkeimen.
Mein persönliches Highlight: Der Soundtrack

Awards

Multiplayer-Hit

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