Ein gemütlicher Abend mit Tee und Tarot

Es gibt Spiele, die mit einer großartigen Grafik oder spannenden Gameplay-Mechaniken überzeugen, die es sonst in keinem Spiel gibt. Eine gute Geschichte soll auch nicht fehlen, allerdings gehen interessante Erzählungen oft unter und die Story rutscht bei vielen Spielen dann doch eher in den Hintergrund. Daher sind Spiele wie The Cosmic Wheel Sisterhood so interessant, da sie vor allem Wert auf spannende Charaktere, tiefgreifende Dialoge und wenig Gameplay setzen. Wie das Ganze dann letztendlich aussieht, habe ich mir einmal genauer angeschaut.


Das Legen von Tarotkarten ist eure Hauptaufgabe

© Devolver Digital

In The Cosmic Wheel Sisterhood spielt ihr die Hexe Fortuna, die von ihrem Hexenzirkel ausgeschlossen und 1.000 Jahre in der Verbannung verweilen muss. Die verbringt sie in einem kleinen Apartment auf einem Asteroiden im Weltall, fernab von der Zivilisation und anderen Hexen. Auch ihre Fähigkeit, Tarotkarten zu legen, wurde ihr genommen, weswegen sie ihr Dasein nun einsam und allein fristen muss. Nach 200 Jahren hat sie allerdings die Nase voll und geht einen unwiderruflichen Pakt mit dem Behemoth Abramar ein, um ihre Kräfte und Freiheit wiederzuerlangen. Denn ob ihre Verbannung aus dem Hexenzirkel so rechtmäßig war, muss sich erst noch herausstellen, da sie ihren Zirkel und ihre Anführerin Aedana eigentlich vor einer Katastrophe bewahren wollte.


Dazu braucht Fortuna aber ihre Tarotkarten zurück und Abramar bringt ihr eine Technik bei, selbst neue Karten zu erstellen. Das ist auch eine der Hauptmechaniken im Spiel, denn ein Tarot-Kartendeck braucht mehr als nur ein paar wenige Karten. Das Erstellen der Karten besteht immer aus drei Schritten und letztendlich liegt es an eurer kreativen Ader, die einzelnen Karten zusammenzustellen. Hier gibt es auch kein richtig oder falsch, denn egal, wie die Karten erstellt werden, einen Zweck erfüllen sie so oder so. Daher müsst ihr euch hier nicht mühselig durch die ganzen Texte und Bilder wühlen, sondern könnt ganz nach eurem Geschmack handeln. Das Prozedere ist gut vergleichbar mit dem Zubereiten von Getränken in den beiden Coffee Talk-Spielen, wo der Prozess auch nur Mittel zum Zweck ist. Die Bedienung ist zudem auch recht fummelig, weswegen ich mir beim Spielen keine allzu großen Gedanken darum gemacht habe.


Das Erstellen der unterschiedlichen Karten ist leider etwas fummelig

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Wichtiger ist dann wirklich das, was zwischen dem Basteln der Karten passiert. Fortuna kann recht früh im Spiel andere Charaktere bei sich im Apartment begrüßen und sie kommen aus den unterschiedlichsten Gründen zu euch. Schließlich sagen sie aber nie nein, wenn es darum geht, ihnen die Karten zu legen. Hier habt ihr dann eine gewisse Entscheidungsgewalt, denn oft stellen die Charaktere mehrere Fragen an das Universum und ihr könnt eure selbst gebastelten Karten dann den Fragen zuordnen. Hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten und es kann sehr oft vorkommen, dass eine andere Karte eine komplett andere Entscheidung und Reaktion mit sich bringt. Das ist aber das Spannende an der Sache, denn durch das Lesen der Karten und das Stellen der richtigen Fragen lernt ihr die anderen Charaktere immer besser kennen und könnt auch ihr Schicksal mitbestimmen.


Wie auch in Coffee Talk sind es vor allem die Gespräche, die das Spiel so interessant machen. Ihr trefft nämlich auf die unterschiedlichsten Figuren und selbst in den Rückblicken, in denen ihr mehr von Fortunas Leben vor der Verbannung erfahrt, gibt es so viele spannende und tiefgehende Gespräche. Hier kommen auch weitere Minispiele dazu, die einem manchmal Fehl am Platz vorkommen, dann aber doch wunderbar in das entspannte Gefühl passen, das man beim Spielen dauerhaft hat. Zusammengefasst fühlt sich das Ganze an, als würde man abends gemütlich am Lagerfeuer sitzen und über alles mögliche philosophieren. Außerdem ist es großartig zu sehen, wie die unterschiedlichen Schicksale miteinander verstrickt sind, sodass Fortuna nicht nur die Kartenleserin bleibt.


Die vielen spannenden Gespräche machen das eigentliche Gameplay aus

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Es werden zudem viele ernste Themen angesprochen, was The Cosmic Wheel Sisterhood erneut auf ein Level mit Coffee Talk hebt. Dabei lernt man immer etwas für das eigene Leben und oft werden die eigenen Gedanken angeregt, wenn es um Themen wie den Tod, um Krankheiten, Geschlecht, Sex oder das Abwenden von der eigenen Familie geht. Hinzu kommt, dass stets diese einzigartige und esoterische Hexen-Atmosphäre präsent ist. Auch wenn euch sonst nicht viele Mechaniken zur Verfügung stehen neben dem Lesen und Erstellen von Karten, könnt ihr immerhin in Fortunas Bibliothek lesen und interessante Hintergrundgeschichten entdecken. Am Ende müsst ihr eure Fähigkeiten sogar noch in einer politischen Debatte einsetzen, damit auch ja die richtige Fraktion gewinnt.


Musikalisch und grafisch ist The Cosmic Wheel Sisterhood sehr hübsch gestaltet und bietet gerade für Fans von Hexen und einem ruhigen Abend bei Tee und einem guten Buch eine Menge Gemütlichkeit. Die Charaktere sind alle sehr divers gestaltet und haben mehr Tiefgang, als man es annehmen würde, weswegen die Dialoge auch so viel Spaß bereiten. Ihr müsst euch aber darauf einstellen, dass man viel lesen muss, da es sich dann doch eher um ein interaktives Buch handelt als ein klassisches Videospiel. Eine deutsche Textausgabe ist übrigens vorhanden.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Kerstin Steiner

Bei The Cosmic Wheel Sisterhood muss man sich im Vorhinein klar sein, dass es sich um ein sehr textlastiges und ruhiges Spiel handelt, in dem die Geschichte, die Charaktere und die dazugehörigen Dialoge im Mittelpunkt stehen. Wem solche Spiele jedoch gefallen und beispielsweise mit Titeln wie Coffee Talk bereits ihren Spaß hatten, der wird auch hier Begeisterung finden. Bei einer durchschnittlichen Spieldauer von sieben bis acht Stunden handelt es sich zwar um einen kurzweiligen Spaß. Die Geschichten sind aber aufgrund des großartigen Storytellings so gut, als würde man ein weiteres unterhaltsames Buch an einem Wochenende lesen. Auch wenn das Erstellen der Karten im Spiel leider nicht so spaßig ist wie Kaffeekochen, sind die Hexen-Atmosphäre und die teilweise grotesken Figuren ein großes Plus für das Spiel.
Mein persönliches Highlight: Die magische Atmosphäre, der Humor und die vielen verschiedenen Charaktere

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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