Die Maracas laden ein zur rhythmischen Party

Spiele mit Bewegungssteuerung hatten in der Wii-Ära definitiv ihren Höhepunkt. Unabhängig davon, dass viele Entwickler Nintendos innovative Steuerungsmöglichkeit nutzen wollten, gab es auch viele Titel, die ohne diese vermutlich nie existiert hätten. Zwar erblickte Samba de Amigo bereits auf dem Dreamcast das Licht der Welt, viele Spieler dürften allerdings mit dem Ableger auf Nintendos Konsole die ersten Berührungen gemacht haben. Mit den Steuermöglichkeiten der Nintendo Switch konnten wieder viele Gelegenheitsspieler an die Konsole gefesselt werden und dürfen sich bis heute über viel Nachschub in Form von neuen sowie alten, neu aufgelegten Spielen erfreuen. Mit Samba de Amigo: Party Central holt Sega eben eine dieser Marken zurück und liefert uns ein brandneues Rhythmusspiel mit ganz eigener Setlist. Ob hier wirklich nur die Casual-Spieler auf ihre Kosten kommen oder ob auch der knallharte Core-Gamer mal zu den virtuellen Maracas greifen möchte, erfahrt ihr in unserem Test!


Mit Maracas an die Spitze der Rangliste


In Samba de Amigo: Party Central dreht sich alles um die sogenannten Maracas. Dies sind Rasseln, die oft in der lateinamerikanischen Musik ihre Verwendung finden und als Rhythmusinstrument genutzt werden. Die virtuellen Rasseln werden über Bewegung der JoyCons gesteuert, indem ihr die Rassel im richtigen Moment in einen der sechs um euch platzierten Zielkreise bewegt, die für die jeweilige Position eurer Handhaltung stehen. Im Takt der Musik fliegen kleine Bälle in eben jene Zielkreise und zeigen somit an, wann der richtige Zeitpunkt für eine geschickte Bewegung aus dem Handgelenk gekommen ist. Je nach Präzision und Timing erhaltet ihr dann ein Feedback, dass beispielsweise bei gutem Gelingen eure Multiplikatoren in die Höhe schnellen lässt und euch so wertvolle Punkte auf dem Scoreboard beschert. Dazu kommen dann noch Posen, die ihr nachmachen müsst oder gewisse Bewegungen wie kreisende Arme, die das Rhythmusrepertoire komplettieren. Am Ende des Songs gibt es ein Ranking. Der S-Rang ist die beste und der D-Rang die schlechteste Bewertung, und damit wäre das Spiel in seinen Grundzügen auch schon erklärt. Der Einstieg funktioniert intuitiv und auch unerfahrene Spieler kommen bei den einfacheren Songs schnell rein und können so erste Erfolgserlebnisse verbuchen. Gerade auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad hat sich das aber mit einem S-Rang beim ersten Versuch oftmals ganz schnell erledigt, denn dort kommt es wirklich drauf an, dass ihr die Songs kennt und auf die fiesen Abschnitte rechtzeitig reagieren könnt.


Die Songs werden mit einem Schwierigkeitsgrad von 1-10 bewertet

© SEGA

Wenn man gerade schon von Songs spricht: Im Spiel befindet sich eine ordentliche Auswahl von bekannten 2010er-Pop-Songs, Latin-Pop und anderen echten Klassikern wie "Karma Chameleon" von Culture Club oder "You Give Love A Bad Name" von Bon Jovi. Mit Escape from the City ist auch ein Sonic-Fanliebling mit von der Partie und weiß Freunde des blauen Igels zu begeistern. Für meinen Geschmack hätte die Genre-Auswahl aber gerne ein wenig breiter ausfallen dürfen. Dass sich die Songs mehrheitlich an Mainstream-Publikum richten ist ganz klar, allerdings gibt es auch in anderen musikalischen Gefilden mehr als genügend Hits, die fürs Rasseln sicher sehr gut geeignet wären.


Diese Chance bietet sich bei der sekundären Monetarisierung, denn Sega bietet schon zum Release zwei Musikpakete an, die mit der Zeit durch weitere ergänzt werden. Das "Sonic The Hedgehog"-Musikpaket und das Japan-Musikpaket sind entweder für jeweils 4,99 EUR käuflich erwerblich oder bereits in der Digital Deluxe enthalten. Für den 27.09.2023 wurde bereits ein Sega-Musikpaket angekündigt, das unter anderem einen Song aus Space Channel 5: Part 2 mitbringt. Die Pakete enthalten jeweils drei neue Songs und erweitern so das Portfolio des Hauptspiels. Ob man knapp fünf Euro für lediglich drei weitere Songs ausgeben möchte, ist natürlich jedem selbst überlassen, aber wenn Sega hier mit späteren Paketen eine größere Genrevielfalt anbieten würde, kann sich jeder individuell mit seinen Lieblingsgenres eindecken. Glücklicherweise wurde trotz Progressions-System mitsamt Levelaufstiegen und erspielbarer Währung, die dann für Skins und weitere kosmetische Items ausgegeben werden kann, auf sonstige Mikrotransaktionen verzichtet. Die Münzen lassen sich lediglich über Ingame-Leistung erspielen und sind nicht per Portemonnaie freischaltbar – gut so!


Im "StreamiGo!"-Modus dreht sich alles um Follower

© SEGA

Bei den Spielmodi gibt es viel Rhythmus-Standardkost und einige interessante Ideen. Im Modus "Rhythmusspiel" versucht ihr mehr Punkte aufs Scoreboard zu bekommen, um euch danach mit euren Freunden oder der ganzen Welt zu messen. Kennt man – aber hat sich auch bewährt. "Party im Duett" lockert das ganze Spielprinzip dann für zwei Personen auf, indem ihr entweder gegeneinander spielt oder als Duo versucht, möglichst synchron zu sein, damit der Multiplikator nach oben schnellt. Die interessantesten Modi sind aber meiner Meinung nach "StreamiGo!" sowie "Weltparty", da diese ihre ganz eigenen Kniffe mitbringen.


Im Modus "StreamiGo!" seid ihr auf einer fiktiven Social-Media-Plattform unterwegs und versucht mit guten Leistungen immer mehr Follower zu generieren, die euch dann weitere Missionen in Form von schwereren Songs einbringen. Wer bei den Worten "Followern" und "Social Media" genau wie ich nichts als negative Konnotation übrig hat, der sei beruhigt, denn der Modus macht wirklich Spaß. Das ganze Drumherum dient einfach als aufgesetzte Story und ist letztendlich auch nichts anderes als ein weiteres Scoreboard. Doch es motiviert ungemein, den Follower-Counter in die Höhe zu treiben, wenn man die Challenge-Songs bewältigt. Diese werden auch in regelmäßigen Abständen ausgetauscht, sodass für regelmäßigen Challenge-Nachschub gesorgt wird.


In "Weltparty" könnt ihr Gegner sogar mit Items am Punkten hindern

© SEGA

In "Weltparty" hingegen kommt erstmals eine Online-Multiplayer-Komponente ins Spiel, die über vergleichbare Ranglisten hinausgeht. So spielen bis zu 8 Spieler, die von NPCs auf 20 aufgefüllt werden, gegeneinander in alter Battle Royale-Manier in insgesamt drei Runden, wobei nach jeder Runde ein Teil der schwächeren Spielerschaft ausscheidet, bis in Runde 3 dann ein Sieger gekürt wird. Der Modus hat mir oftmals viel Spaß gemacht und konnte immer mal wieder meinen Feierabend füllen. Obwohl das Spielprinzip sich überhaupt nicht verändert, ist es einfach ein anderes Gefühl, wenn man gegen andere Spieler spielt und gegebenenfalls mit einem Triumph von dannen zieht. Noch dazu erhält man bei guten Leistungen die goldenen Bohnen, die für gewisse kosmetische Gegenstände nötig sind und sonst sündhaft teuer sind, wenn sie per Münzen erstanden werden. Das sorgt für eine kurzweilige Spaßspirale, in welcher man gerne mal für eine halbe Stunde am Abend hineinschaut.


Es ist jedoch fraglich, inwieweit der Langzeitspaß hier garantiert ist, denn sobald man keine goldenen Bohnen mehr benötigt und in nahezu allen Songs ein S-Rang erspielen konnte, ist auch das Follower-Sammeln im "StreamiGo!"-Modus nicht mehr wirklich belohnend. Da es sich hier um ein Casual-Spiel handelt, das nicht unbedingt die Hardcore-Komplettierer als Zielgruppe hat, ist das durchaus okay, allerdings wäre ein regelmäßiger Content-Nachschub hier wirklich klasse und würde für großen Langzeitspaß sorgen. Ob Sega derartige Pläne hat ist fraglich, schön wäre es dennoch. Denn aktuell hat ein wirklich guter Spieler relativ schnell den gesamten Inhalt gesehen und hat dann nur noch den Kampf um marginale Wertungsverbesserungen vor sich. Doch das ist, neben der relativ einseitigen Songauswahl und des etwas unkreativen Offline-Multiplayers auch das Einzige, was ich kritisieren würde. Ich würde mir aber sonst auch noch einige weitere Sega-Crossover wünschen, auch in den kosmetischen Items, denn da kann Sega doch mit einem riesigen Portfolio glänzen.


Technisch funktioniert das Spiel hervorragend. Die Bewegungserkennung funktioniert nach ein wenig Übung sehr gut und lässt sich alternativ auch per Button-Steuerung nachbilden, wobei das meiner Meinung nach wirklich nur eine Notlösung ist. Die grafischen Elemente auf dem Bildschirm sind oftmals komplett over the top, doch das passt zum Spielgeschehen. Es ruckelt nichts, sondern bleibt ein flüssiges Spielerlebnis, wobei man natürlich auch klar sagen muss, dass das auch zu erwarten ist. Für Handheld-Spieler bleibt eigentlich nur die Button-Steuerung, die aber bei weitem nicht mit dem Spielgefühl der Bewegungssteuerung mithalten kann. Samba de Amigo: Party Central sollte man vor dem heimischen TV spielen, ob alleine oder mit Freunden – denn so kommt erst der richtige Spaß auf.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Kim Davids

Mit Samba de Amigo: Party Central hat SEGA eine nischige Marke zurückgebracht und macht dabei keine schlechte Figur. Geliefert wird hier viel genretypischer Standard, was negativer klingt als es gemeint ist. Die wenigen Neuerungen wie der "StreamiGo!"- oder der "Weltparty"-Modus machen aber das Spiel direkt interessanter und sorgen für eine ganz andere Motivation als reines Punktesammeln fürs Scoreboard. Wenn auch die Songauswahl sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist, so sind es doch typische tanzbare Songs, die grundsätzlich gut zum Spielprinzip passen – hoffentlich liefert SEGA weiteren Nachschub in den Songpaketen, der das Spiel noch diverser macht. Mit Samba de Amigo: Party Central bekommt man ein kurzweiliges Rhythmusspiel, das den ein oder anderen Abend füllen kann – ob allein oder mit Freunden. Wie die Langzeitmotivation sein wird, hängt auch vom weiteren inhaltlichen Support ab. Das Spiel mit den Rasseln macht einfach Spaß, egal ob für Gelegenheitsspieler oder Hardcore-Zocker, hier möchte jeder mal die JoyCons in der Hand halten!
Mein persönliches Highlight: Das Gefühl, einen Multiplikator den ganzen Song über halten zu können

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Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 4

  • SeeYou

    Turmheld

    Die Demoversion war schonmal gut. Ich mag ja verrückte Spiele, und die Bewegungssteuerung funktionierte gut bei mir. Muss ich haben ;)

  • VegetaBln

    Turmbaron

    Ich bin von der Demo auch so angetan, dass ich mir die Vollversion bei Media Markt vorbestellt hab.

  • Chri1986

    Turmheld

    Ich bin auch ein Freund verrückter Games und die Demo war sehr witzig, habe voll Bock darauf.

    Leider ist es noch nicht eingetroffen bei mir.

    Wenn es nach mir ginge dürfte man gerne wieder mehr Bewegungsspiele machen. 👍

  • Animaniac

    Turmfürst

    Bei mir war es so, dass die Bewegungen nicht so gut erkannt werden und die Bewegung nach unten mit Abstand am schlechtesten.

    Ausserdem bin ich verwirrt, dass man im Schüttelmodus auch die Knöpfe drücken kann und es gewertet wird.

    So habe ich dann 100% bekommen.

    Das bedeutet, dass man einfach mogeln kann.

    Das schreckt mich einfach ab.