Der siebte Hauptteil der SciADV-Reihe entführt euch in die Zukunft Tokyos
Die Science Adventure-Reihe startete 2008 und deren Visual Novel-Titel gehören zu den beliebtesten Spielen ihrer Art. Gerade Teil 2, Steins;Gate, wird oft als die beste Visual Novel aller Zeiten beschrieben. Nach vielen Jahren des Wartens erscheint nun endlich der siebte Hauptteil der SciADV-Reihe. Anonymous;Code ist ein komplett neues Spiel mit neuen Mechaniken und Charakteren sowie frischen Konzepten. Wir haben uns den Titel angeschaut und überprüft, ob er eine ähnlich hohe Qualität hat wie die Vorgänger.
Manchmal wird die Geschichte auch aus der Perspektive einer anderen Person erzählt
© MAGES./Chiyo St. Inc.
Tokyo im Jahr 2037: Pollon ist Teil des Hacker-Duos „Nakano Symphonies“, einer Gruppe, die es sich verschrieben hat, Gutes zu tun. Durch eine Reihe von Zufällen stößt der Idealist auf die junge Momo, eine Frau, die anscheinend vom Militär gejagt wird. Nach einer erfolglosen Flucht befindet sich Pollon auf einmal wieder einige Stunden in der Vergangenheit. Mit seinem Wissen aus der vorherigen Flucht schafft er es nun, den Jägern zu entkommen. Schnell stellt er fest, dass es die Macht des „Beobachters“ ist, die es ermöglicht, „Spielstände“ zu laden, um so Fehler der Vergangenheit auszugleichen. Mit dieser neu entdeckten Gabe versucht er nun, Momo zu helfen, ihren großen Auftrag zu erfüllen und zeitgleich einige Hackerangriffe abzuwehren, welche die Welt in Atem halten. Mehr möchte ich zu der Story nicht verraten, da sie der Hauptgrund ist, Anonymous;Code zu spielen.
Visual Novel-typisch klickt ihr euch durch viele Dialoge, welche die Story vorantreiben. Pollon redet jedoch auch mit euch, dem Spieler beziehungsweise Beobachter, der es ihm ermöglicht, zu speichern und zu laden. Dieses Feature ist der Kernmechanismus, der Anonymous;Code auszeichnet. Merkt ihr, dass Pollon auf den Weg ist, in sein Verderben zu laufen, könnt ihr ZR drücken. Dann öffnet sich das In-Game-Laden-Menü, das auch unseren Protagonisten vor seinem inneren Auge angezeigt wird. Stimmt er euch zu, dass es an der Zeit ist, einen älteren Spielstand zu laden, wechselt ihr zu einer anderen „Route“. Er kann euren Wunsch jedoch auch ablehnen und beschwert sich, wenn ihr zu oft ins Geschehen eingreifen wollt. Im Gegensatz zu Steins;Gate und seiner SMS-Mechanik ist das Speichern und Laden, um den Storyverlauf zu ändern, jedoch deutlich einfacher. Es ist oftmals selbsterklärend, wo ihr einen älteren Spielstand laden solltet. Hier sei jedoch zu erwähnen, dass ihr neben den Story-Spielständen, die automatisch erstellt werden, auch manuell für euch Save Files erstellen könnt, um regulär euren Fortschritt zu speichern. Auch gibt es Auto-Spielstände, die regelmäßig angelegt werden.
Im Tokyo der Zukunft lauft ihr vielen verschiedenen Charakteren über den Weg. Neben eurem Partner Cross tauchen auch andere Personen wie das mysteriöse Genie Asuma auf, aber auch Soldaten wie Graham machen euch das Leben schwer. Wie von der Science Adventure-Reihe zu erwarten ist, sind die Charaktere toll geschrieben und ein integraler Bestandteil, warum die Story mir so viel Spaß gemacht hat. Referenzen zu älteren Spielen der Reihe gibt es auch, diese begrenzen sich jedoch fast vollständig auf einen einzelnen Charakter. Ihr könnt also ohne Bedenken auch mit Anonymous;Code als erste Visual Novel der Serie einsteigen und verpasst nicht viel.
Wie eingangs erwähnt, setzt die SciADV-Reihe auf viele wissenschaftliche Themen. Das ist auch beim neuesten Spiel nicht anders. Im „Tips“-Menü habt ihr eine Auflistung von Begriffen, die euch im Spiel begegnet sind und die vom typischen Allgemeinwissen abweichen. Ein Großteil dieser Themen sind auch im echten Leben vertreten und werden in dem Abenteuer etwas „ausgeschmückt“. Auch viele Verschwörungstheorien werden aufgegriffen und so umgewandelt, dass sie in der fiktiven Welt real sind.
Technisch ist Anonymous;Code seinen Vorgängern ein gutes Stück voraus. Das liegt unter anderem an der E-mote-Engine von M2, die auch in anderen Visual Novels ihre Anwendung fand und für butterweiche Charakteranimationen sorgt. Die Kombination mit den detailreichen Hintergründen machen den Titel zu einer der hübschesten Visual Novels, die ich je gespielt habe. Da alle Charaktere AR- beziehungsweise VR-Systeme verwenden, tauchen auch regelmäßig Popups mit Nachrichten-Tickern, Videochat-Feeds und mehr vor eurem inneren Auge auf. Eine spannende Inszenierung, was uns in der Zukunft erwarten könnte, wenn sich diese Technik durchsetzt. Neben klassischen CGs werden wichtige Storyabschnitte zudem in einem Comic-Format erzählt. Einzelne animierte Panels mit Sprechblasen lassen die Geschehnisse noch intensiver wirken.
Natürlich ist auch der Soundtrack von Anonymous;Code gelungen. Das trifft nicht nur auf den Opening- und Ending-Song zu, auch die Tracks, die ihr im Spiel hört, sind grandios. Erstmals in der Geschichte der Serie gibt es zudem neben der japanischen auch eine englische Sprachausgabe mit einigen bekannten Synchronsprechern wie Max Mittelman und Anairis Quiñones, die man bereits aus anderen Visual Novels kennt. Einziger Wermutstropfen: Wie die meisten anderen Visual Novels auch, bietet der Titel keine deutschen Bildschirmtexte.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel