Platformer-Spaß erfordert einiges an Gehirnschmalz

Der Puzzle-Platformer Quadroids wurde von nur einer Person entwickelt und ist dabei weit entfernt von einem Spiel, das ein großes Budget oder eine Reichweite vorweisen kann. Dennoch war es für mich das Spiel, was mir am meisten im Kopf geblieben ist, als ich die letzte gamescom hinter mir gelassen hatte. Nach einer witzigen Anspielsession mit dem Entwickler, konnte ich es kaum erwarten, in die Vollversion einzutauchen, denn auch wenn ich ein ungeduldiger Mensch bin, die kleinen lemmingartigen Quadroids ließen mich einfach nicht los. Dabei ist Geduld und Spucke genau das, was man für das Spiel benötigt.


Die einzelnen Level könnten eigentlich so einfach sein ...

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Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt, auch wenn sie immer wieder in witzigen Zwischensequenzen weitergesponnen wird. Der fiese Roboctopus möchte die Galaxie erobern und nutzt dafür die Quadroids, um ihn bei seinem Ziel zu unterstützen. Die kleinen Roboter, die sehr an die Lemminge erinnern, sind nicht die hellsten Köpfchen und können eigentlich nur springen und von alleine in eine Richtung laufen. So weit, so gut, denn mehr müssen sie auch nicht können in einem Platformer, in dem man Hindernissen ausweichen oder Abgründe überwinden muss. Hier kommt allerdings das große Aber.


Das Spiel verlangt von euch, vier Bildschirme gleichzeitig zu bespielen. Ein solches Prinzip kennt man sonst eher von Split-Screen-Multiplayer-Spielen, bei denen sich allerdings jeder auf sein eigenes Viereck konzentriert. Bei Quadroids hingegen liegt es an euch, alle vier Bildschirme gleichzeitig im Auge zu behalten. Denn es handelt sich hierbei nicht um lineare Level, was ihr direkt zu Beginn des Spiels feststellen werdet. Ein Level besteht (zumindest zu Beginn) aus einem Anfang und einem Ziel. Daher ist es nun an euch, den Quadroid von der Raumkapsel zum katzenähnlichen Zielpunkt zu befördern. So einfach, so unkompliziert. Allerdings hat das Spiel einige Tücken auf Lager, wodurch sich Quadroids auch von seiner Konkurrenz abhebt.


Zunächst einmal braucht ihr für den kleinen Roboter nur die Sprungtaste zu betätigen, allerdings hat jeder der vier Bildschirme einen eigenen Knopf zum springen zugeteilt. Bei der Version für die Nintendo Switch kommen hier die vier Schultertasten zum Einsatz und es gibt einen guten Grund, warum die entsprechenden Befehle dauerhaft eingeblendet werden. Denn der Quadroid spawnt nicht immer oben links und will nach unten rechts, sondern schnell werden die vier Bildschirme gemixt und man muss erst einmal abwarten und schauen, wo der kleine Freund denn nun erscheint, wenn er den ersten Bildschirm verlässt. Daher ein guter Tipp für jede erste Runde: Abwarten und ausprobieren. Denn es gibt genug Level, in denen euer Quadroid beispielsweise irgendwo hochspringen muss und dabei den Bildschirm wechselt, wobei dann schnell die andere Taste zum Einsatz kommt.


... allerdings bieten sie viele versteckte Tücken

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Eine weitere Tücke ist, dass die Quadroids stumpf geradeaus laufen und erst bei einem Hindernis die Richtung wechseln. Gerade wenn ihr auf Zeit spielen wollt oder den möglichst besten Highscore erzielen möchtet, müsst ihr die Level im Vorfeld schon auswendig kennen, da es bei den ersten Versuchen meist nicht schaffbar ist. Habt ihr nämlich einen Sprung nicht richtig ausgeführt oder seid irgendwo heruntergefallen, müsst ihr warten, bis sich der Quadroid erst wieder richtig herum gedreht hat. Das wird vor allem knifflig, wenn mehr als nur ein Quadroid unterwegs ist und diese aufeinander angewiesen sind. Denn was wäre ein Platformer ohne nervige Säurebecken, Stacheln oder andere Dinge, die einem den Run versauen.


Stacheln zum Beispiel könnt ihr „glätten“, indem ein Quadroid sich opfert und darauf aufgespießt wird. Im Säurebecken sterben die Quadroids ebenfalls und verweilen eine kurze Zeit an der Oberfläche, sodass ihr drüber laufen oder springen könnt. Im Fall eines Levels, in dem ihr zwei Quadroids gleichzeitig steuern müsst, sind Abwarten und taktisches Vorgehen essentiell, um zum Zielpunkt zu gelangen. Auch verschiedene andere Hindernisse müssen ausgelöst oder abgelenkt werden, indem sich die einen für das große Ganz opfern. Hier kann es dann schnell sehr bunt werden, da man nicht nur einen Roboter begleiten muss, sondern seine Augen in noch mehr Richtungen lenken muss, um dem Ziel ein bisschen näher zu kommen.


Das macht aber den ganzen Spaß des Spiels aus, denn es ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wo die Reise hingeht und was euch erwartet. Je weiter ihr kommt, kennt ihr natürlich die Tücken immer besser, jedoch hat der Entwickler sich auch immer neue Hürden ausgedacht, wodurch Abwechslung gegeben ist und der Spielspaß weiterhin anhält. Wobei man Spielspaß manchmal gerne durch Frust und lautes Fluchen ersetzen kann, denn es ist manchmal einfach nur frech, wie man als Spielerin oder Spieler hier an den Rand des Wahnsinns getrieben wird – natürlich nur kurz. Des Öfteren wollte ich das Spiel schon in die Ecke werfen, weil nur noch ein Meter gefehlt hat. Hier hilft dann in der Regel eine kurze Verschnaufpause zu Auffrischen eurer Konzentration, denn das Spiel kann man nicht unbedingt mal kurz zwischendurch zocken, auch wenn die Level an für sich recht kurz gestaltet sind.


Drei Abzeichen könnt ihr für jedes Level bekommen

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Zusätzlich könnt ihr noch so genannte Quarks sammeln, die in den Leveln zu finden sind. Berührt ihr einen Quarks müsst ihr allerdings noch seine Einzelteile in einer gewissen Zeit hintereinander einsammeln, sodass ihr ihn für das Level verbuchen könnt. Mit den Quarks könnt ihr schließlich zusätzliche Level freischalten, sodass ihr auf insgesamt über 100 kommt. Die Level benötigen aber oft mehr als einen Quarks, sodass ihr, wenn ihr wirklich alles freischalten wollt, ordentlich üben müsst. Außerdem könnt ihr euch online mit anderen messen, da verschiedene Dinge wie zum Beispiel die Zeit oder die Anzahl der Aktionen getrackt werden.


Einen Multiplayer-Modus gibt es nicht, auch wenn das eine interessante Zusatzoption gewesen wäre. Das könnte nämlich für noch mehr Chaos am Bildschirm sorgen, wenn plötzlich zwei Hände mehr mitmischen. Allerdings gibt es drei Spielstände zu befüllen, sodass ihr nicht unbedingt alleine das Spiel genießen müsst, wenn ihr es beispielsweise mit einem Familienmitglied teilen möchtet. Zwar ist das Spiel aufgrund des Split-Screens zwar auf der Nintendo Switch im Handheld-Modus gut spielbar, einen besseren Überblick hatte ich aber dann doch auf einem größeren Bildschirm, weswegen man den Docked-Modus durchaus in Erwägung ziehen sollte.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Kerstin Steiner

Quadroids kann man gut und gerne immer weiterempfehlen, denn es ist einfach nur eine Freude, anderen dabei zuzusehen, wie sich ihre Gehirnwindungen verbiegen und immer wieder scheitern, ehe sie dann doch das Ziel erreichen. Das Spielprinzip ist prinzipiell nicht neu, allerdings bringt der Entwickler durch den Split-Screen und die immer tückischer werdenden Level einen spannenden frischen Wind in das Genre, weswegen man die Konsole auch erst mal nicht aus der Hand legen möchte. Der Frustfaktor kann aber durchaus hoch sein, gerade wenn man nicht so schnelle Reflexe hat. Daher muss man durchaus etwas Durchhaltevermögen mitbringen. Ich hatte allerdings meinen Spaß damit, da es einfach etwas Neues war und mich positiv herausgefordert hat. Wenn ihr also auf Platformer mit Puzzle-Elementen steht, dann gebt den Spiel durchaus eine Chance, denn für knapp 12 Euro kann man hier wenig falsch machen.
Mein persönliches Highlight: Die frischen Mechaniken und die durchaus verwirrenden Leveldesigns

Die durchschnittliche Leserwertung

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