Überaus gelungene Neuauflage eines mittelmäßigen N64-Klassikers
Besser spät als nie. Im vergangenen Jahr, am 30. November 2023, erschien Turok 3: Shadow of Oblivion Remastered für Konsolen, darunter die Nintendo Switch, und den PC. Auch dieses Mal zeichnete die nordamerikanische Spieleschmiede Nightdive Studios verantwortlich für die Neuauflage des N64-Klassikers, wie schon bei den vorherigen Ablegern. Ursprünglich wurde der dystopische First-Person-Shooter vor über zwanzig Jahren, im September 2000, für das besagte Nintendo 64 veröffentlicht und gilt gemeinhin als Ausreißer innerhalb der Reihe. So versuchte man, dem simplen Ballerspaß eine tiefere Geschichte zu verpassen, die von Prophezeiungen, Auserwählten und dem drohenden Ende der Welt erzählt. Auch dürft ihr diesmal zwischen zwei Helden wählen, die jeweils mit eigenen Vorzügen daherkommen. Obwohl das Resultat zufriedenstellende Bewertungen von der Presse einfahren konnte, polarisierte das Sequel innerhalb der Spielerschaft. Dort hieß es, dass trotz der vielen tollen Ideen der Titel unfertig und gehetzt wirke. Zudem sei das Original ob seiner unsteten Bildrate nur schwer zu genießen, zumindest über längere Spielzeit. Inwiefern die vorliegende Neuauflage bestehende Kritikpunkte ausmerzen kann und wo es immer noch schwächelt, verraten wir euch im nachfolgenden Test.
Neben Dinosauriern und Menschen stehen auch allerlei Mutationen auf der Abschussliste
© Penguin Random House
Turok 3: Shadow of Oblivion Remastered erzählt die Geschichte von Danielle und Joseph Fireseed, die nach dem heimtückischen Mord an ihrem großen Bruder Joshua Fireseed (der Protagonist des Vorgängers Turok 2: Seeds of Evil) sein Erbe antreten und gemeinsam mit der futuristischen Kriegerin Adon in den Krieg gegen die finsteren Schergen von Oblivion ziehen. Vor seinem Tob berichtete der Bruder von einem lebhaften Traum, in dessen Fokus ein Kind stand, welches er als vermeintliche Rettung im herrschenden Konflikt deutete. Auf der Suche nach dem Spross muss das Heldenduo nun allerlei Schauplätze abklappern und sogar in das Heiligtum des Feindes vordringen.
Leider will die Handlung von Turok 3: Shadow of Oblivion Remastered niemals richtig zünden. Das liegt nicht nur an den äußerst knappen Zwischensequenzen, die sich nicht viel Zeit zum Erzählen lassen, sondern auch an der allgemein geringen Spieldauer. Nach dreieinhalb Spielstunden seht ihr bereits den Abspann über den Bildschirm laufen. Da helfen auch die zwei wählbaren Spielfiguren nicht, denn deren Heldenreise ist bis auf wenige Ausnahmen identisch und weist nicht wie in Resident Evil 2 oder Alone in the Dark: The New Nightmare eklatante Unterschiede auf. Darüber hinaus wirkt die ganze Inszenierung mittlerweile äußerst altbacken und das Voice Acting laienhaft, wodurch die gewünschte Ernsthaftigkeit nahezu vollständig abhandenkommt. Freilich kann man daraus Unterhaltung ziehen, aber mit der ursprünglichen Intention, Spannung zu erzeugen und den Spieler bzw. die Spielerin mitzureißen, hat das Ganze heutzutage eher weniger zu tun.
Aber spielerisch ist dafür alles top, oder etwa nicht? Nun ja, größtenteils. Turok 3: Shadow of Oblivion Remastered ist ein klassischer First-Person-Shooter. Ihr rennt also durch die einzelnen Level, sammelt durchschlagkräftiges Kaliber ein und ballert alles über den Haufen, was euch zu nahe kommt. Dank großzügiger Zielhilfe fühlt man sich dabei auch mit dem Controller wie ein waschechter Revolverheld. Auch am Trefferfeedback gibt es kaum etwas zu bemängeln. Die Gegner zelebrieren ihr Ableben mit spritzigen Blutfontänen und platzenden Köpfen. Das Spiel gehört daher trotz seines Alters nicht in die Hände von minderjährigen Personen. Der größte Kritikpunkt findet sich im Kampf gegen die Endbosse. Diese sind zwar schick inszeniert und beeindrucken mit schierer Größe, lassen aber den Anspruch vermissen. Lediglich die Auseinandersetzung mit dem Warlord artet nicht in hirnloses Geballer mit Rundlauf aus.
Immerhin bietet Turok 3: Shadow of Oblivion Remastered optisch einiges an Abwechslung. Nicht nur dürft ihr euch an allerlei Gegnertypen erfreuen, auch die Schauplätze reichen von dystopischer Großstadt über den serientypischen Dschungel bis hin zu düsteren Tempelanlagen. Die Level heben sich dabei toll voneinander ab und besitzen viele individuelle Charakteristika. Da lässt sich schon einmal verschmerzen, dass die Umgebungen bis auf eure Gegner und euch leer sind und die Wegfindung sich aufgrund der verzweigten Pfade sowie fehlender Karte gelegentlich schwierig gestaltet.
Technisch kann man der Neuauflage jedoch nichts vorwerfen. Das Spielgeschehen flimmert mit geschmeidigen sechzig Bildern pro Sekunde über den Bildschirm, ohne jedwede Einbrüche. Auch wurde das Spiel um ein frisches Beleuchtungssystem und eine Handvoll Post-Processing-Effekte erweitert, wodurch die Präsentation trotz der grobschlächtigen 3D-Optik deutlich moderner wirkt – und so aussieht wie in den verfälschten Erinnerungen der nostalgischen Spielerschaft.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans