Test zu Balatro - Nintendo Switch
Balatro begeistert auch auf der Nintendo Switch
LocalThunk und Publisher PlayStack landeten mit der Veröffentlichung von Balatro auf Anhieb den Nerv der Spielerschaft und der Titel gehört bereits jetzt zu den größten Überraschungen des Jahres. Zwar wurde Balatro zwischenzeitlich für einige Tage aus diversen digitalen Stores entfernt und musste sich eine neue Alterseinstufung gefallen lassen, dem Erfolg tat dies aber keinen Abbruch. Es hagelt Lobeshymnen aus allen Ecken der Welt und die einschlägigen Seiten überhäufen das Spiel mit Höchstwertungen. Wir haben uns Balatro einmal genauer angeschaut und verraten euch in den folgenden Zeilen, warum wir uns dem Tenor anschließen können.
Bei Balatro handelt es sich, zumindest nüchtern betrachtet, um ein klassisches Rogue-lite mit Deckbuilder-Elementen – aber mit einigen interessanten Kniffen. Der erste Eindruck entpuppt sich möglicherweise als ein Trugbild, denn abgesehen von den bekannten Spielkarten und einigen Begriffen hat das Videospiel nur wenig mit dem klassischen Poker aus Casinos am Hut.
Vor jedem Spielstart müsst ihr ein Poker-Deck sowie einen Schwierigkeitsgrad auswählen. Die meisten Decks bestehen aus insgesamt 52 Karten; vom Ass bis zur Zwei bis hin über die Symbole Kreuz, Pik, Herz und Karo. Anschließend startet die erste Runde mit einem sogenannten „Blind“ (quasi euer zu erreichendes Ziel) und dem Aufnehmen von insgesamt 8 Spielkarten. Simpel ausgedrückt ist das Ziel einer jeden Runde, eine bestimmte Anzahl an Chips zu erreichen – also in gewisser Weise das Knacken eines vorgegebenen Highscores.
Dazu müsst ihr das bestmögliche Blatt von eurer Hand ausspielen, das sich an den bekannten Poker-Blätter wie Paare oder einen Flush orientieren. Angenommen es wird ein Flush, also 5 Karten mit den gleichen Symbolen, auf das Spielfeld gelegt, erhaltet ihr durch den Flush 35 Chips und einen Multiplikator von 4. Anschließend werden die Werte eurer Karten gezählt, den Standardpunkten hinzugerechnet und dann mit 4 multipliziert. Solltet ihr mit eurer Hand einmal kein Glück haben, so könnt ihr mehrmals bis zu fünf Handkarten abwerfen, um die gleiche Anzahl von eurem Deck zu ziehen. Doch Vorsicht: Habt ihr eure maximalen Versuche pro Partie erreicht und nicht die benötigte Anzahl an Chips gesammelt, ist das Spiel vorbei.
Habt ihr die benötigten Chips für den Blind erreicht, ist die Runde vorüber und ihr erhaltet eine kleine Zusammenfassung eurer Leistung – inklusive finanzieller Boni. Ein Small Blind gibt 3 Dollar, der nächsthöhere Big Blind 4 Dollar und der finale Boss Blind sogar 5 Dollar. Solltet ihr die Blinds erfolgreich bestehen und noch Spielzüge übrig sein, erhaltet ihr pro nicht ausgespielter Hand einen weiteren Dollar. Habt ihr im Laufe eures Durchgangs zusätzlich noch Geld angespart, erhaltet ihr pro 5 Dollar auf eurem Konto einen weiteren als Zins ausgezahlt. Der Small und Big Blind wiederholen sich in jeder Ante - quasi dem Level . Abschließen müsst ihr euch dann noch dem Boss Blind stellen. Die Zahl der benötigten Chips erhöht sich von Ante zu Ante, bei den 30 verschiedenen Boss Blinds erwarten euch zusätzlich knifflige Einschränkungen. So hindert euch einer der Bosse daran, ein bestimmtes Blatt auszuspielen, während ein anderer Boss sich an eurem Konto pro ausgespielter Karte bedient. Die ersten beiden Blinds könnt ihr zudem überspringen und erhaltet dafür einen besonderen Bonus für die nächste Runde, dafür aber auch kein Geld. Ein kompletter Durchgang ist dann gewonnen, sobald der große Boss Blind in „Ante 8“ besiegt wurde. Anschließend könnt ihr noch im Endlos-Modus so lange weiterspielen, bis euch irgendwann die enorm hohen Blinds vom Spielfeld fegen.
Spätestens nach den ersten Blinds reichen die Basispunkte der Poker-Hände nicht mehr aus. Hier kommt mit den Jokern die wohl wichtigste Spielmechanik zum Tragen. Die Joker können nach jedem erfolgreichen Besiegen der jeweiligen Blinds im Shop für eure hartverdienten Dollar erworben werden und geben euch die benötigte Unterstützung, den Score der nächsten Runde zu knacken. Beispielsweise spendiert der „Crafty Joker“ euch zusätzlich +80 Chips, wenn eure ausgespielte Hand ein Flush ist. Der Joker „Ramen“ dagegen multipliziert eure erreichte Chipsanzahl x2. Durch das Zusammenspiel der über 150 verschiedenen Joker ergeben sich unendliche Kombinationen und Synergien, die in einer möglichst hohe Punktzahl münden. Es ist überaus befriedigend, wenn die geplante Strategie aufgeht und das Chipskonto in die Höhe schießt. Es hängt aber auch vieles von eurem Glück ab, ob ihr auch die Joker im Shop angezeigt bekommt, die zu eurem geplanten Spielstil passen.

Im Shop könnt ihr den zwischen den Runden die passenden Joker, Planeten und Karten für eure Strategie einkaufen
© LocalThunk
Die Joker werden in vier verschiedene Seltenheiten „Common, Uncommon, Rare und Legendary“ eingeteilt. Logischerweise ist ein Joker mit der häufigsten Seltenheit „Common“ deutlich einfacher im Shop zu erhalten als ein spielstarker, legendärer Joker. Außerdem haben alle im Shop vorkommenden Joker und Spielkarten die Chance, einer „Edition“ anzugehören. Neben der standardmäßigen „Base Edition“, ohne zusätzliche Vorteile, gibt es mit „Foil, Holographic, Polychrome und Negative“ gleich vier weitere Seltenheitsstufen, welche euch und eurer geplanten Strategie wertvolle Boni geben.
So gibt euch ein Joker, neben seinen eigenen Fähigkeiten, mit der Edition „Foil“ zusätzliche +50 Chips auf die ausgespielte Hand, wohingegen ein Joker mit Polychrome den Multiplikator x1,5 hochschraubt. Durch die große Anzahl an verschiedenen Jokern mit dessen unterschiedlichen Fähigkeiten dürfte jeder Spielertyp auf seine Kosten kommen. Im Grunde lässt sich sagen, dass die Joker mitsamt deren Seltenheiten und Editionen definitiv Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Run sind – ohne ein funktionierendes Joker-Ökosystem rückt ein langfristiger Erfolg schnell in weite Ferne.
Die Joker werden zusätzlich durch Planeten-, Tarot- und Spektralkarten strategisch unterstützt. Die Planeten sind einzeln oder als eigenes Booster im Shop erhältlich und erhöhen die Level einer bestimmten Poker-Hand. So erhöht der „Saturn" das Level eines Flush für den restlichen Durchgang um +15 Chips und +2 Multiplikator pro Stufenanstieg. Eine Level-Begrenzung gibt es nicht, aber ähnlich wie bei den Jokern entscheidet der Zufall, ob ihr den benötigten Planeten im Shop oder in einem Päckchen erhaltet. Joker, Gutscheine und Fähigkeiten von bestimmten Decks können das Zufallsprinzip aber zu euren Gunsten beeinflussen.
Die insgesamt 22 unterschiedlichen Tarot-Karten setzen ihren Fokus hauptsächlich auf die Verbesserung eures Decks. Durch diese könnt ihr bestimmte Spielkarten für den Rest des Durchganges aus eurem Deck entfernen, neue hinzufügen sowie bestehende Spielkarten mit einem anderen Symbol oder Zusatzeffekten ausstatten lassen. Beispielsweise mit einem zusätzlichen Multiplikator oder als Wild Card, um eine Karte zu erhalten, die alle Symbole repräsentiert. Abgesehen davon gibt es auch Tarot-Karten, die euer Geld verdoppeln sowie zufällige Planeten oder Joker erschaffen. Die Spektral-Karten hingegen geben euch mächtige Boni, oftmals aber zu einem hohen Preis. Die Karte „Wraith“ spendiert euch einen Joker mit der Seltenheit „Rare“, kostet euch aber euer ganzes Vermögen. Dagegen stattet „Hex“ einem ausgewählten Joker mit der Edition Polychrome aus, welcher anschließend mit einem x1,5 Multiplikator für ordentlich Chips sorgt – im Gegenzug werden aber alle anderen aktiven Joker zerstört.

Durch die verschiedenen Spielmechaniken können die vorgefertigten Decks komplett angepasst und abgeändert werden
© LocalThunk
Im Laufe der Zeit schaltet ihr unterschiedliche Decks frei, welche ihr anschließend für euren Durchlauf nutzen könnt. Jedes Spieldeck kommt mit einer oder gar mehreren Besonderheiten daher. Während euch das Starter-Deck „Rot“ +1 Abwürfe pro Ante erlaubt, bietet euch das gelbe Deck eine finanzielle Starthilfe. Knackiger wird es, sobald ihr die besonderen Decks freigeschaltet habt – zum Beispiel durch das erfolgreiche Meistern eines bestimmten Schwierigkeitsgrades. Hier erwarten euch dann Decks, die keine Könige, Damen und Buben enthalten oder ein Deck, welches lediglich 26 Herz- und Piek-Karten beinhaltet – perfekt für einen Durchlauf mit Flush als Strategie.
Sobald ihr einen der Schwierigkeitsgrade mit einem Deck gemeistert habt, schaltet ihr den nächsten Rang frei. Dieser beinhaltet dann nicht nur neue Einschränkungen, sondern übernimmt auch die Hürden aller Vorgänger-Schwierigkeitsgrade. Die zahlreichen Inhalte scheinen auf dem Papier vielleicht erst einmal ziemlich erdrückend, spätestens nach ein paar Spielrunden sind die Strategien und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Decks, Joker, Planeten-, Tarot- sowie den Spektralkarten aber problemlos verinnerlicht.
Abschließend noch ein paar Worte zu den technischen Aspekten von Balatro auf der Nintendo Switch. Es läuft sowohl im Handheld-, als auch im TV-Modus auf der Konsole hervorragend und es gab zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Fehler oder gar Abstürze. Die Steuerung funktioniert ebenfalls einwandfrei, wobei ihr hier sogar die Wahl zwischen der Steuerung mit dem Controller oder über den Touchscreen habt. Der Soundtrack dudelt im Hintergrund vor sich hin, eine aufdringlichere musikalische Begleitung würde tendenziell auch eher ablenken. Bislang gibt es in den Konsolenversionen von Balatro lediglich englische Bildschirmtexte, was durch die verständlichen, kurzen Texte für einen Großteil aber kein Problem darstellen sollte. Deutsche Bildschirmtexte werden bald folgen, denn in der PC-Version läuft aktuell eine entsprechende Beta. Danach sollen auch die Konsolenversionen die andere Sprachen erhalten.
Unser Fazit

10
Meisterwerk
Meinung von Krispin Berndt
LocalThunk landet mit Balatro einen absoluten Volltreffer und verdient sich absolut zurecht die schier endlosen Lobeshymnen – und unsere Höchstwertung. Seit Hades haute mich kein Videospiel aus dem Genre dermaßen aus den Socken und fesselte mich bislang und wahrscheinlich auch in der nächsten Zeit für viele, sehr viele Stunden vor die Nintendo Switch. Balatro ist aktuell das Paradebeispiel für ein perfektes Spieldesign und strotzt nur so vor Kreativität. Das Zusammenspiel der einzelnen Spielmechaniken, die schier endlosen Strategie- und Kombinationsmöglichkeiten sowie das Zusammenzählen einer ausgespielten Hand mit passenden Jokern und einem hohen Score sind absolut zufriedenstellend und es macht unglaublich viel Spaß, sich jede Runde einer neuen Herausforderung zu stellen. Durch die schier endlose Anzahl an verschiedenen Jokern, Karten und Decks wiederholen sich keine Runden, wodurch schnell ein „nur noch eine Runde“ entsteht – ein ein größeres Kompliment kann es kaum geben. Ich kann Balatro ausnahmslos wirklich jedem ans Herz legen, der generell etwas mit dem Genre anfangen kann. Gemeinsam mit Hades bildet Balatro für mich nun die absolute Speerspitze und ist ein weiterer Vorzeigetitel für zukünftige Videospiele aus dem Genre.