Rocket League, endlich für die Nintendo Switch
Könnt ihr euch noch an das tolle Format von Stefan Raab erinnern? Autoball. Egal ob pünktlich zu einer Fußball-Europa- oder Weltmeisterschaft, das Event fand regelmäßig statt. Als der Hype zu Rocket League begann, musste ich genau an diese Idee denken und fand es lustig, dass wir nun in einer futuristischen Welt, mit ganz viel Geschwindigkeit, Boost und Spaß, diese Disziplin selbst spielen können. Und das natürlich in einer viel besseren und spannenderen Variante. Unglaublich, als Psyonix anfing das Spiel für die PlayStation 4 und für den PC herauszubringen, begeisterte dies nicht nur die Gamer, sondern auch die eSports-Szene. Nun erscheint das Spiel nach über 2 Jahren auch zum ersten Mal für eine Nintendo-Plattform, die wirklich wie gemacht ist für dieses Stück Videospiel. Die Nintendo Switch bietet nicht nur die Portabilität, sondern braucht sich auch nicht vor den großen Versionen zu verstecken. Warum? Ganz einfach…
Um euch direkt am Anfang zu beruhigen, die Rocket League-Version für die Nintendo Switch lässt nur kleine Aspekte vermissen, die nichts mit dem Gameplay an sich zu tun haben. Ihr habt alle wichtigen Features in dieser Version und könnt nicht nur gegen Nintendo Switch-Besitzer online antreten, sondern auch PC- und Xbox One-Fans duellieren. Ja, das Crossplay-Zeitalter hat somit für die Nintendo Switch begonnen und sind wir mal ehrlich: Dieses Feature ist die Zukunft und kann gerne standardisiert werden. Und keine Sorge: Die Matches zwischen verschiedenen Plattformen laufen flüssig, ohne irgendwelche Latenzprobleme, hier hat Psyonix super Arbeit geleistet. Nur Sony mag bislang nicht an der Party teilnehmen und bleibt erst einmal außen vor. Das Einzige was in der Nintendo Switch-Version fehlt, sind Kleinigkeiten aus den aktuellen Updates der anderen Versionen, wie zum Beispiel die transparenten Tore. Auch der Voice-Chat ist bislang noch nicht dabei. Wir konnten bereits von Psyonix erfahren, dass die Nintendo Switch-Version noch nicht ganz fertig sei und dass diese Version, genau wie die anderen, stets optimiert wird. Zur Grafik und der Auflösung werden wir nachher ein paar Worte verlieren. Aber was ist eigentlich dieses Rocket League?
Das Spielprinzip von Rocket League kann genauso leicht erlernt werden, wie das Laufen: Es gibt zwei Tore, einen Ball und eine beliebige Anzahl an Spielern. Ihr könnt das Auto ganz normal mit Gas und Bremsen bewegen, zum Stehen bringen und auch lenken. Doch nicht nur das, Driften ist ebenfalls nötig, um sehr genau um die Kurven zu kommen und auch der Boost lässt sich überall auf dem Spielfeld einsammeln. Und genau hier kommen wir zum ersten Kernaspekt des Spiels: Das Fliegen. Wie der Name „Rocket League“ schon verrät, habt ihr es hier mit schnellen Autos zu tun, die einen Raketenantrieb am Heck integriert haben. Hier können wir natürlich auch vom Heckantrieb reden. Dies ermöglicht euch nicht nur schnelleres Fahren mit den Fahrzeugen, ihr könnt ebenfalls wie eine Rakete abheben. Wozu ist das wichtig? Des Öfteren fliegen die Bälle sehr hoch über dem Spielfeld hinweg. Hier ist es einfach wichtig, das Fliegen zu beherrschen, um somit Bälle abzuwehren oder auch hohe Flanken zu spielen, um im fliegenden Zustand die Bälle ins Tor zu befördern. Diese Aktionen werden in der Rocket League-Sprache "Aerials" genannt. Keine Sorge, dies benötigt Übung und mehr als Übung. Selbst nach 20 Stunden werdet ihr so ungefähr die Basics können, aber für die richtige und gute Rocket League-Erfahrung benötigt ihr ein gutes Training. Dazu bietet euch das Spiel einen Trainings-Modus mit verschiedenen Arten an. So könnt ihr auch unter anderem die sogenannten Aerials üben, bis ihr ein bisschen Sicherheit gewonnen habt. Aber keine Sorge, auch Angriffe und Torhüter-Fähigkeiten könnt ihr anhand gewisser Schwierigkeitsgrade üben. Probiert es mal aus.
Das Spiel setzt den Hauptaspekt auf den Online-Modus, auf den wir gleich noch intensiver eingehen werden. Die Offline-Modi kommen leider etwas zu kurz und bedienen eher den unerfahrenen Rocket League-Spieler, der kein Interesse am großen Online-Wettkampf hat. So habt ihr die Auswahl zwischen einem sehr umfangsarmen Saison-Modus und Freundschaftsspielen, bei denen aber immerhin vier Spieler mit je zwei Nintendo Switch-Konsolen per Splitscreen teilnehmen können. Jedoch verringert der Splitscreen ab drei Spieler eure Framerate, dies kann leider etwas störend werden, da besonders der Bildschirm für das chaotische Erlebnis zu klein wird.
Im Online-Modus habt ihr jedoch schon ein bisschen mehr Auswahl, aber auch hier gehen wir erst einmal auf den kompetitiven Modus ein. Ihr habt dort die Chance, in den Playlisten im 1on1, 2on2 und 3on3 gegen andere Gegner anzutreten. Am Anfang müsst ihr die sogenannten 10 Platzierungsspiele bestreiten, um dann anhand eurer Siegesquote eine Einstufung als Rang zu erhalten. Gerade wenn ihr Anfänger seid, besteht die hohe Möglichkeit, dass ihr im Bronze-Bereich landet und euch dann bis zu den Champions-Rängen hochkämpfen könnt. Macht das Spaß? Natürlich. Besonders in der Teamvariante ist es wichtig, mit bekannten Mitspielern Spiele zu bestreiten, um hier die Kommunikation und den Ehrgeiz aufrecht zu erhalten. Mit fremden Spielern besteht oft die Möglichkeit, dass ihr aggressiven Kollegen begegnet, die den Frust sehr schnell zeigen und Partien frühzeitig verlassen sowie eine Zeitsperre in Kauf nehmen. Besonders nach mehreren verlorenen Spielen kann darunter sehr schnell die Motivation leiden, aber gerade Siege dienen dazu, euer Erfolgsgefühl aufrecht zu erhalten. Wenn ihr schlussendlich einen Rang habt, erhaltet ihr pro Season Belohnungen. Wenn ihr 12 Bronze-Spiele gewonnen habt, erhaltet ihr nach der Season bestimmte Sachen, wie zum Beispiel neue Banner. Wenn ihr sogar noch in den silbernen oder goldenen Bereich aufsteigt, werden eure Belohnungen wertvoller und besser. Dieses Season-Prinzip gibt es in Rocket League noch nicht so lange und natürlich ist es richtig super, dass die Nintendo Switch-Version diesen Aspekt beinhaltet.
Im Spiel selbst gibt es für jede Aktion Punkte. Falls ihr ein gegnerisches Tor verhindert, einen guten Mittelpass ausführt, einen Volleyschuss vollzieht oder einfach ein Tor schießt, ihr erhaltet für jede gute Aktion Punkte auf eurem Kontostand. Falls ihr Spiele sogar gewinnen solltet, werden Bonuspunkte gutgeschrieben. Diese werden am Ende auf eurem Konto hinzugezählt, welches ein Levelsystem darstellt. Sobald ein bestimmtes Level erreicht ist, erhaltet ihr entsprechende Titel, die unter eurem Namen angezeigt werden. Angefangen mit „Anfänger“ könnt nach mehreren hundert Stunden den Titel „Rocketeer“ erreichen. Aber Achtung, gerade die Levelaufstiege dauern irgendwann extrem lange und benötigen einige hundert Stunden Gameplay, um diese Titel erspielen zu können. Pro Sieg erhaltet ihr in gewissen Abständen auch neue Gegenstände für euer Fahrzeug. So kommen wir jetzt zur Garage, in der ihr nicht nur euer Fahrzeug umgestalten, sondern auch viel Geld investierten könnt. Rocket League lebt nicht nur von seinem simplen aber tiefen Gameplay, sondern auch von der Vielfalt der Fahrzeuge, die ihr unterschiedlich gestalten könnt. Am Anfang schaltet ihr bei Siegen Karosserien, Dachaufsätze, Reifen, Aufkleber, Lackarten, Banner für euer Profil und vieles mehr frei. Es ist einfach mittlerweile unglaublich, wie viele Gegenstände es am Anfang in Rocket League zum Freischalten gibt.
Jedoch durchlebte ich persönlich auf dem PC nach 200 Stunden eine Phase, in der mir kaum noch Gegenstände freigeschaltet wurden. Stattdessen bekam ich sogenannte Kisten, die nur mit einem Schlüssel geöffnet werden können. Und hier kommen wir wirklich zu einem der größten Kritikpunkte des Spiels. Die Schlüssel lassen sich im normalen Spielablauf nirgendwo freischalten. Zu einem gewissen Preis könnt ihr einen oder mehrere Schlüssel in Paketen kaufen und dann die Kisten öffnen. Jede Kiste enthält bestimmte Elemente, die wirklich allesamt attraktiv aussehen. Ihr könnt einen neuen Aufkleber für eine bestimmte Karosserie, neue Torexplosionen, neue Beschleunigungsspuren, Boost-Effekte uvm. erhalten. Statt alle Gegenstände aus der Truhe zu bekommen oder sich eine Sache auszusuchen, erhaltet ihr nur einen zufälligen Gegenstand daraus. Das ist wirklich frech. Ich habe in der PC-Version für 5 Schlüssel knapp 5 Euro bezahlt und habe aus einer bestimmten Truhe nie die Torexplosion erhalten, da diese nur sehr schwer zu ergattern ist. Das hat mich wirklich frustriert und fand ich wirklich schade. Doch es wird noch schlimmer: Ihr könnt die Truhe nur einmal öffnen, denn dann verschwindet sie. Das bedeutet, ihr müsst so lange weiterspielen, um wieder eine Neue zu erhalten. Natürlich ist das wiederum in Ordnung, aber das System fand ich eher misslungen für das ansonsten kompakte und schöne Spiel. Jedoch hat das ganze System einen positiven Aspekt: Ein Teil des Geldes wird für die Turniere genutzt, die mit hohen Preisgeldern versehen werden. So fördert Psyonix nebenbei noch das eSports-Segment. Falls ihr Gegenstände doppelt besitzt, habt ihr allerdings auch die Möglichkeit, mit anderen Spielern zu handeln. Das bedeutet, ihr könnt Gegenstände tauschen und dabei eventuell welche erhalten, die ihr noch nicht besitzt. Vor einigen Wochen gab es eine Halloween-Aktion, in der man bestimmte Coins sammeln konnte. Da gab es zum ersten Mal erspielbare Schlüssel, die ihr dann für Truhen einsetzen konntet. Der große Nachteil: Die gewonnenen Items waren an euer Profil gebunden und konnten nicht getauscht werden. Besser als nichts.
Gerade die Nintendo-Fans, die jetzt erstmals mit Rocket League in Berührung kommen, vermuten, dass Rocket League mehr ein Glücksspiel sei. Das kann ich mit meiner Erfahrung mehr als dementieren. Natürlich gibt es unzählige Situationen, in denen ein Tor in einer Glückssituation fällt. So passiert es schon einmal am Anfang einer Partie, wenn der Ball sich in der Mitte des Feldes befindet und jeder Frontmann auf den Ball stürzt, dass dieser dann in das gegnerische oder eigene Tor kullern kann. Allerdings können wir euch beruhigen, auch dafür gibt es bestimmte Taktiken, den Ball nicht auf seine Seite zu bekommen. Kurz zusammengefasst: Glück und Pech gibt es in Rocket League nicht. Es liegt im Endeffekt daran, wie und ob wir den Ball gescheit ins Tor treffen. Jede Aktion, die wir als Spieler ausüben, sind unsere Erfolge oder auch Misserfolge. Wenn wir den Ball, als Beispiel, in der Abwehr nicht gescheit treffen und dieser landet dann im eigenen Tor, ist das unsere Schuld, weil man den Ball anders hätte treffen können. Wenn man im Rangmatch auf einen Gegner trifft, der ein viel höheres Level als man selbst hat, könnte man das als unfair empfinden. Zwar können auch hier spannende Spiele entstehen, jedoch kann hier der Unterschied der Erfahrung am Anfang sehr groß sein.
Die Schlüsselelemente für ein erfolgreiches Spiel sind das Teamwork und die Kommunikation. Natürlich zählt auch die Erfahrung dazu und hier würde ich, wie oben schon genannt, dazu raten, sich erst einmal im Trainingsmodus mit allen Aspekten des Spiels vertraut zu machen. Ohne die Beherrschung dieser, werdet ihr stets im Nachteil sein. Gut gemeinter Tipp: Probiert alle Fahrzeuge aus. Jede Karosserie ist minimal unterschiedlich. Ich persönlich spiele gerne den Octane, da der Driftwinkel und der Flug sehr wendig sind. Große Geländewagen dagegen haben einen größeren Driftwinkel. Zwar unterscheiden sich die Fahrzeuge nur minimal voneinander, jedoch kommt es wirklich auf die Kleinigkeiten an. Aber apropos Karosserien, die Nintendo Switch-Version beinhaltet die Super Mario- und Metroid-Karosserien exklusiv. Besonders die Super Mario-Variante spielt sich unglaublich gut und kommt dem Octane vom Fahrgefühl sehr nahe. Wer noch mehr Karosserien erhalten möchte, kann im Menüpunkt Ausstellungsraum für wenige Euro mehrere Fahrzeugtypen kaufen. So gibt es unter anderem auch das Batmobil dort, welches unter den professionellen Spielern sehr bekannt ist. Neben dem kompetitiven Online-Aspekt gibt es auch die zwanglosen Playlisten, die mit etwas mehr Abwechslung verbunden sind. Hier gibt es neben Soccar unter anderem noch Hockey- oder auch einen Basketball-Modus, die allesamt spaßig sind, aber nicht den Kernaspekt des Spiels darstellen. Jedoch sollte man diese auf jeden Fall mal angespielt haben. Somit ist auch online viel Abwechslung geboten.
Panic Button, die auch schon zuvor DOOM für die Nintendo Switch portiert haben, sind wieder mit an Bord und haben Rocket League für die portable Konsole von Nintendo spielbar gemacht. Das Spielgeschehen läuft im Nintendo Switch TV-Modus in 720p mit 60 fps. Genau diese 60 fps sind sehr wichtig für das Spielgefühl, da Rocket League ein schnelles Spiel ist, welches zudem auch gute Reaktionen benötigt. Im Handheld-Modus habt ihr zwar auch die 60 fps garantiert, jedoch habt ihr in den verschiedenen Arenen unterschiedliche und dynamische Auflösungen. Manchmal sieht das Spiel etwas matschig und pixelig aus, jedoch bekommt man davon in Bewegung nicht viel mit. Trotzdem dürfen wir in Zukunft noch mit weiteren Optimierungen rechnen. Die Unreal Engine 3 ist mittlerweile eine veraltete Engine, welche die Nintendo Switch nicht unterstützt. Das bedeutet, das Team hinter der Portierung hat diese zum Laufen gebracht, was für den Anfang ein super Ergebnis darstellt. Wir rechnen damit, dass die Nintendo Switch-Variante sich in einem halben Jahr nochmals verschönern und verändern wird. Allein die Verwirklichung eines Chats ist für Nintendo-Verhältnisse extrem ungewohnt. Während FIFA 18 angepasst wurde und keinerlei Freundeskämpfe online unterstützte, vermisst ihr in Rocket League wirklich nichts. Der Quick Chat ist dabei und lässt euch nicht nur vorgefertigte Nachrichten schreiben, ihr könnt auch eigene Nachrichten hinterlassen, was wirklich ein großes Wunder ist. Danke!
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit