Auf den Spuren der Baba Yaga
Don‘t Knock Twice ist ein Horrorspiel, welches auf dem gleichnamigen Film basiert, welcher gegen Ende 2016 in die Kinos kam. Ursprünglich war es die Idee, mit dem Titel ein VR-Game zu präsentieren, welches die gleichen Qualitäten wie ein richtiger Gruselschocker an den Tag legt. Schließlich wurde es auch für andere Plattformen veröffentlicht, die nicht der virtuellen Realität mächtig sind. Daher spielt ihr das gesamte Spiel auch in der Ego-Perspektive. Aber worum geht es überhaupt und ist der Titel der perfekte Zeitvertreib für die Fans von kalten Schauern auf dem Rücken?
Don‘t Knock Twice spielt in einem großen, alten Haus, welches von Jess, einer US-amerikanischen Bildhauerin bewohnt wird. Diese hat sich vor kurzem mit ihrer Tochter, Chloe, wiedervereint, die sie vor Jahren aufgrund ihrer Alkoholsucht ins Heim geben musste. Chloe ist von dem Plan ihrer Mutter, zusammen in ihrem Haus zu leben, nicht überzeugt und beschimpft Jess aufs Übelste. Das Spiel startet in einer regnerischen Nacht, in der zunächst nur der Strom ausgefallen zu sein scheint. Aber bald muss der Spieler, in Form von Jess, feststellen, dass es sich hierbei um die paranormalen Aktivitäten eines uralten Wesens handelt.
Der Titel erklärt euch zunächst nur sehr wenig und so tätigt ihr eure ersten Schritte in eurem Haus etwas ungeplant. Immer wieder bekommt ihr per SMS Nachrichten von Chloe, die euch zunächst einfach nur die ganze Zeit beschimpft, schließlich aber Angst bekommt und euch anfleht, ihr zu helfen. Einfacher gesagt als getan! Denn ihr findet sie nicht und immer wieder passieren seltsame Dinge um euch herum. Als ihr schließlich den Keller des Anwesens betretet, der von Kerzen hell erleuchtet ist, wird euch schnell klar: Hier stimmt etwas nicht!
Die Handlung des Spiels wird euch also nur in Fetzen erzählt und ihr müsst aktiv Zeitungsartikel aufnehmen, durchlesen und euch mit den Nachrichten eurer Tochter auseinandersetzen. Das ist grundsätzlich erst einmal cool und verdeutlicht die Ungewissheit, in der sich auch die Protagonistin befindet. Für manche Spieler könnte dies allerdings auch abschreckend wirken, da einige Informationen vielleicht nicht allzu perfekt positioniert sind und einem so schnell etwas abhandenkommen kann. Ansonsten bietet die Geschichte von Don‘t Knock Twice absolute Standard-Horrorkost, die zwar ganz interessant sein kann, aber definitiv nichts Neuartiges oder Innovatives darstellt.
Kommen wir nun zum Gameplay: Im Spiel steuert ihr die Hauptfigur Jess aus der Ego-Perspektive. Hierbei haltet ihr stets eine Kerze in der Hand, um euren Pfad zu erhellen, denn beinahe jeder Raum in Don‘t Knock Twice ist verdammt dunkel. In der anderen Hand haltet ihr wahlweise eines von unterschiedlichen Items. Von einer Axt bis hin zu einer Dose Insektenspray, welche zum Flammenwerfer umfunktioniert werden kann. Die Auswahl ist dabei doch recht mickrig. Im Großen und Ganzen hätte man hier ein wenig mehr Abwechslung erwartet.
Apropos Abwechslung: An der fehlt es dem Spiel leider generell. Schnell stellt sich heraus, dass ihr einfach nur bestimmte Items suchen müsst, um sie an einen bestimmten Punkt im Haus zu bringen. Dabei fühlt es sich im Titel allerdings nicht so an, als müsstet ihr euch das Haus einprägen und euch frei darin bewegen. Vielmehr scheint es so, als würde euch das Spiel stets auf einen bewusst gelegten Weg schicken, den ihr selber nur subtil wahrnehmt. Klingt komisch? Im Spiel gibt es häufig Türen, die ohne Grund verschlossen sind. Könnt ihr drei Türen nicht öffnen, muss wohl die vierte die richtige sein. So schleust euch Don‘t Knock Twice immer ganz wage in die richtige Richtung. Das fühlt sich unheimlich seltsam an und tut dem ohnehin schon abwechslungsarmen Gameplay keinen Gefallen.
Das Ambiente, die Stimmung und die Bedrohung, die Don‘t Knock Twice in Szene setzt, sind eigentlich grundsolide. Das Haus ist gruselig und düster, die Soundeffekte spiegeln das wider, was man von einem derartigen Spiel erwarten würde und die Vorahnung, dass etwas da draußen ist, bildet ein wohliges Gruseln. Auch schön ist die Tatsache, dass man sich in wenigen Räumen wirklich sicher fühlt. Das einzige wirkliche Problem hier sind die Gruselmomente. Die bestehen, wie in sämtlichen kindgerechten Horrorfilmen, beinahe ausschließlich aus Jumpscares. So viel Spaß und Grusel dies in den ersten 15 Minuten vielleicht noch verbreitet, so sehr nervt es auch, wenn man erst einmal ein paar Schritte im Haus getätigt hat.
Ein weiteres Problem in diesem Bereich ist das Timing der Scares. Einen Gruselmoment, der mich sicherlich erschreckt hätte, nahm ich einfach nur aus dem Augenwinkel war, weil ich grade eine Wand inspizierte. Das ist irgendwie suboptimal und führt eher dazu das man sich fragend an den Kopf packt, anstatt einen kalten Schauer auf seinem Rücken zu spüren. Wirklich lang müsst ihr das Spiel aber übrigens auch nicht aushalten. Innerhalb von gut zwei Stunden habt ihr alles gesehen. Es gibt zwar scheinbar noch ein zweites Ende, aber das Ganze noch einmal von Anfang an zu spielen, ist einfach zu mühsam.
Zu guter Letzt gibt es noch den Kritikpunkt der Grafik und dessen Präsentation, welchen ich ebenfalls ansprechen muss. Die Grafik ist an sich ganz ansehnlich, vielleicht etwas detailarm, aber im Großen und Ganzen okay. Was allerdings gar nicht geht, ist die andauernd einbrechende Bildrate, bei der jeder Grusel in Frust umschlägt. Hier bekleckert sich Don‘t Knock Twice wahrlich nicht mit Ruhm und macht vieles zunichte, was eigentlich ganz brauchbar hätte sein können.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans