Bube, Dame, König, Asse der Luftwaffe
Aces of the Luftwaffe ist ein Spiel des deutschen Entwicklers HandyGames. In diesem Spiel erwartet euch ein Shoot 'em Up welches sich im zweiten Weltkrieg ansiedelt. Ihr schlüpft in die Rolle von vier Piloten der US-amerikanischen Armee und kämpft als diese gegen die Deutschen und ihre bösartigen Maschinen.
Fangen wir bei den Charakteren an, die ihr steuert – oder genauer gesagt dem einen, den ihr steuert und den dazugehörigen Wingmen, denn welchen der vier Charaktere ihr übernehmt, könnt ihr euch nicht aussuchen. Ihr spielt immer Mark Taylor, der mit seinen Eltern aus Deutschland flüchtete (Taylor ist auch ein sehr deutscher Nachname, wer hat keinen Nachbarn, der so heißt?). Seine Eltern wurden durch ein starkes Gift getötet, welches auch Mark erwischte, aber er kommt damit klar, nur manchmal macht es ihm etwas zu schaffen. Richtig, ein starkes, tödliches Gift tötete seine Eltern sofort, ihn als kleinen Jungen aber nicht und er ist bis heute noch vergiftet. Das Gift kommt manchmal in einer Schlacht so stark heraus, dass es dem Protagonisten kontinuierlich Schaden zufügt.
Der nächste im Bunde ist John King, ein Amerikaner und Cowboy-Typ, der Aggressionsprobleme hat, was sich dadurch bemerkbar macht, dass er im Kampf manchmal einfach macht was er will und auch den Spieler angreift. Die Frau im Team ist Melissa Monroe, eine Pilotin mit Höhenangst. Richtig, weil jemand mit Höhenangst auch Pilotin in der Armee werden kann. Durch diese Höhenangst verschwindet sie manchmal um sich wieder zu erholen, was in einer Schlacht heißt, dass ihr nur noch drei Schiffe habt. Der letzte der Runde ist Steve Davis, ein Typ, der rüberkommt wie eine miserable Imitation von Eddie Murphy. Er leidet unter Narkolepsie und schläft manchmal mitten im Flug ein, woraufhin ihr ihn also vor den Gegnern beschützen müsst – oder er wird abgeschossen.
Jeder dieser Charaktere hat eigene Fähigkeiten, die er durch Talentmünzen kaufen kann. Talentmünzen erhält man, indem man Medaillen einsammelt, die zufällig von Gegnern fallengelassen werden. Zusätzlich gibt es pro Level eine "versteckte" Talentmünze, die von einem zufälligen Gegner fallengelassen wird. Dieser Gegner kann immer ein anderer sein, wenn ihr also beim ersten Mal kein Glück habt, müsst ihr beim nächsten Versuch einfach wieder so viele Gegner wie möglich abschießen bis ihr diese Münze erhaltet. Diese Talentmünzen sind einzigartig, also könnt ihr sie nicht noch einmal finden. Jedes Talent kostet verschieden viele Talentmünzen und jeder Charakter sammelt seine eigenen Talentmünzen. Und hier hatte ich ein Problem: Während Mark Taylor einige dieser Münzen bekam, bekamen Melissa (die Frau im Team) und Steve (der Schwarze im Team) nicht eine einzige. Ich lasse das mal so stehen und ihr könnt euch selbst eine Meinung dazu bilden.
Warum bekamen sie keine Talentmünzen? Das wollte ich herausfinden und wie gut, dass das Spiel eine Anleitung besitzt! Okay, mal reinschauen... Die Steuerung, okay, die habe ich schon verstanden. Power-Ups, wenn auch ohne direkte Beschreibung, welches Power-Up was genau macht. Der nächste Punkt ist eine Beschreibung der Charaktere. Und zu guter Letzt gibt es den Punkt Allgemein, der verrät, dass man Talentmünzen erhält, indem man Medaillen sammelt. Außerdem zeigt dieser Bereich auch, welche Nebenmissionen es gibt, jedoch nicht, was man dafür tun muss um sie zu erfüllen. Meine Frage blieb also unbeantwortet. Auch was die Nebenmissionen angeht, gibt es ein Problem, denn hier müsst ihr eines von zwei Dingen tun: Entweder ihr merkt euch die Symbole oder ihr nutzt die Möglichkeit nach einem Level direkt ins nächste zu gehen nicht, denn eine Beschreibung der Nebenmission des Levels gibt es nur im Level-Auswahlbildschirm. ihr seht allerdings im Level das Symbol der Nebenmission, natürlich muss man da wissen, was es bedeutet. Die Anleitung hilft euch also vielleicht in manchen Dingen, lässt aber vieles aus, was durchaus noch als Grundlage gilt. Sicher, viele Spiele kommen heutzutage komplett ohne Anleitung, aber wenn es eine gibt, sollte diese dem Spieler mindestens die Grundlagen zeigen.
Das Kernstück eines Spiels ist natürlich das Gameplay. Hier haltet ihr A gedrückt um zu schießen und bewegt euch mit dem linken Stick um euch so zu positionieren, dass ihr möglichst wenig Schaden nehmt, denn ausweichen ist oft keine Option, ihr WERDET getroffen, egal, was ihr tut. Und wenn nicht ihr, dann eure Flügelmänner. Mit L und R könnt ihr noch zwischen einer Bombe oder einem Schild wechseln, welches ihr, sobald die Leiste voll ist, mit X aktiviert. Das Problem ist natürlich offensichtlich: Selbst wenn es nicht gelingt immer auszuweichen, so sollte man in einem Spiel wie diesem nie, und vor allem nicht so oft, in Situationen gebracht werden, wo man Schaden nehmen muss. Doch diesen werdet ihr nehmen, was frustrierend ist. Glücklicherweise verliert ihr nur ein Leben, wenn euer eigenes Schiff vernichtet wird. Wird einer eurer Wingmen vernichtet, so verlässt dieser für eine gewisse Zeit die Schlacht.
Euer Schuss verändert sich, wenn ihr Kisten einsammelt, doch was ihr erhaltet, ist vollkommen zufällig. So ist es auch zufällig, ob und wie viele Medaillen ihr von einem Gegner erhaltet. Schaden wird dadurch angezeigt, dass euer Bildschirm Risse bekommt, was auf dem Papier nach einer guten Idee klingt, aber im Spiel einfach nur störend ist, da es die sowieso schon schlechte Übersicht noch verschlimmert. Ihr könnt zum Beispiel auch oft nicht erkennen, ob ein Gegner jetzt tatsächlich tot ist, denn wenn er Feuer fängt kann es sein, dass er dennoch weiterfliegt und erst nach einem oder zwei weiteren Schüssen abstürzt. Die Animation des Absturzes ist aber so subtil, dass man wirklich erst sicher sein kann, dass der Gegner weg ist, wenn er wirklich weg ist. Zudem gibt es manchmal Brände auf dem Boden, die verwirrend sein können, oder schießende Dinge, von denen manche nur Hintergrund sind, andere wiederrum aber Schaden anrichten können. Es herrscht also Verwirrung pur.
Besagte Hintergründe wiederholen sich auch enorm schnell. Zudem sehen sie aus, als wären sie aus einem ganz anderen Spiel. In einem Level sieht man während des Spielens mindestens fünf Mal die Freiheitsstatue, was nicht sein dürfte, wenn man einfach nur geradeaus fliegt. Und nein, man fliegt auch nicht einmal um die Welt, dann würde man ja irgendwann über Wasser fliegen. Aber gut, die bösen Deutschen zerstören diese Statue ja eh mit einer Bombe, sodass sie wie Stein zusammenbricht. Moment, war sie nicht aus Bronze? Eine weitere Unlogik, die euch erwartet.
Was sich mir auch nicht erschließen will: Ein Spiel von einem deutschen Unternehmen, mit deutschen Texten, aber die Sprachausgabe ist nur auf Englisch? Wieso gibt es da keine deutsche? Zudem ist die Synchronisation furchtbar. Zwar sind die Texte grammatikalisch richtig, aber so schlecht gesprochen und manchmal so leise aufgenommen, dass sie unter Soundeffekten vollkommen untergeht. Viele Wörter klingen so, als wollte man sie auf Deutsch aussprechen, was bei den deutschen Charakteren vielleicht noch verteidigt werden kann, aber bei den Amerikanern einfach nur schlecht klingt. Hier hätte man entweder eine deutsche Synchro wählen sollen, oder sie lieber ganz lassen. Die Charaktere selbst sind wie die Geschichte eher uninteressant und schnell vergessen. Vor allem seltsame Sachen wie eine Atombombe, die Los Angeles auslöscht, aber die Macken der Hauptcharaktere heilt, welche sich inmitten der Explosion befinden, wirken so, als hätte man irgendwie witzig sein wollen, aber es einfach nur ins Lächerliche gezogen. Auch komödiantische Spiele müssen zumindest irgendwie Sinn machen und nachvollziehbar sein.
Auch die Ladezeiten helfen da nicht, denn diese sind, für das was geladen wird, viel zu lang. Werdet ihr in einem Level abgeschossen und verliert alle Leben, so wird dieses Level dann auch noch nochmals komplett geladen, man muss also etwa 20 bis 30 Sekunden warten, bis man es noch einmal versuchen kann. Zudem gibt es etliche Ruckler, selbst bei der Berechnung des Scores nach einem Level gibt es Framerate-Einbrüche. Setzt man seine Bombe ein, verlangsamt sich das Spiel extrem, was hier vermutlich Absicht ist, aber einfach den Spielefluss enorm stört, vor allem, weil man selbst während der Animation nicht mehr schießen kann, die Gegner aber schon. Sammelt man eine der versteckten Talentmünzen ein, pausiert eine Nachricht das gesamte Spiel, was bei dem Chaos auf dem Bildschirm dafür sorgt, dass ihr herausgerissen werdet und sehr wahrscheinlich Treffer einstecken werdet. Zudem gibt es kaum Abwechslung in den Leveln, meist fliegt man über eine Stadt oder die Wüste, was sehr eintönig ist.
Aces of the Luftwaffe ist ein Spiel, an dem selbst Fans des Genres nur minimalen Spaß, wenn denn überhaupt welchen, haben werden. Mit seinen 25 Leveln ist es dazu auch noch sehr kurz und das für einen stolzen Preis von 14,99€. Viel zu viele Dinge sind vom Zufall abhängig und die Level sind oftmals für den Spieler unfair designt. Zudem ist es eintönig und einfach langweilig. Wer ein Shoot 'em Up für die Nintendo Switch möchte, sollte zu etwas anderem greifen.
Unser Fazit
3
Eher nicht überzeugend