Verbrecherjagd im Steinchengewand
Seit 2005 steht das Entwicklerstudio TT Games (früher Traveller’s Tales) vor allem mit einem Franchise in Verbindung: Lego. Damals kam das sehr spaßige und auch erfolgreiche „Lego Star Wars: das Videospiel“ heraus und überzeugte vor allem durch die gelungene Verbindung zwischen beiden Welten. Dies hat sich nach 13 Jahren, in denen ca. 30 (!!!) weitere Lego-Spiele erschienen sind, nicht geändert. Zu überzeugen wussten dabei besonders zwei Dinge: Das Spielen im Multiplayer und der tolle Humor. Mit dem neuesten Ableger, LEGO Die Unglaublichen, hat sich all dies nicht geändert. TT Games setzt auch hier auf Bewährtes. Dabei ist dies das erste Mal, dass eine Filmreihe von Pixar mit dem Lego-Universum verbunden wurde. Grund dafür ist der zweite Teil der Unglaublichen, der bei uns in Deutschland aber erst am 27.09. in den Kinos startet, während er in den USA schon läuft.
Der Lego-Look ist wie immer sehr charmant umgesetzt worden. Gerade die Zwischensequenzen sind toll! Man kann sie jedoch nicht überspringen.
Im Spiel könnt ihr die Story beider Teile nachspielen. Doch worum geht es eigentlich grundsätzlich? Familie Parr scheint auf dem ersten Blick eine ganz normale Familie zu sein. Vater Bob geht seiner Arbeit nach, Mutter Helen kümmert sich um die 3 Kinder Violetta, Robert („Flash“) und Baby Jack (die Haupthandlung des ersten Teils spielt im Jahr 1962). Die fiktive Stadt Municiberg, in der die Familie lebt, ist eine Großstadt wie jede andere. Jedoch war dies bis 1947, also 15 Jahre zuvor, noch ganz anders: Denn zu dieser Zeit waren Bob und Helen noch als Superhelden unterwegs sorgten für Recht und Ordnung in der Stadt. Bob ist superstark und nannte sich Mr. Incredible, Helens Körper ist elastisch, sie kann ihre Körperteile in jede beliebige Länge dehnen. Die beiden waren aber nicht die Einzigen: Municiberg war voll von verschiedenen Superhelden. Die Dinge änderten sich jedoch, als ein Junge namens Buddy Pine, welcher Mr. Incredibles Sidekick sein wollte, jedoch von ihm verstoßen wurde, von Mr. Incredible gerettet wurde. Buddy verklagte ihn wegen seiner Schrammen auf Schadensersatz. Viele andere machten es ihm bei den anderen Helden nach. Die ansteigenden Kosten, die der Staat übernehmen musste, sorgten für Unmut bei den restlichen Bewohnern. Aus den gefeierten Helden wurden die Hassobjekte der Stadt. Um die Sicherheit von Bob und Co. Zu gewährleisten, wurde der Einsatz von Superkräften verboten, alle bekamen eine neue Identität und mussten jetzt ein normales Leben führen. Doch Bob hasst dieses Leben, er würde am liebsten wieder ein Superheld sein. Auch die Kinder des Ehepaares besitzen natürlich Superkräfte, bis auf Baby Jack – oder doch nicht? Die sich in der Pubertät befindende Violetta kann sich unsichtbar machen. Der jüngere Flash ist, seinem Namen getreu, superschnell.
So beginnt der erste Teil der Unglaublichen, aber nicht das hier getestete Spiel. LEGO Die Unglaublichen startet nämlich mit dem zweiten Film. Das ist nicht nur der Chronologie der Geschichte entsprechend verwirrend, sondern birgt auch eine gewisse Spoilergefahr. Vielleicht gibt es Spieler, die den ersten Teil hiermit gerne nachgespielt hätten, dann in den zweiten Kinofilm gegangen wären und danach den zweiten Teil innerhalb des Spieles beenden wollten. Dieser Plan ist somit zunichte gemacht. Wer sich nicht Spoilern lassen bzw. die Geschichte lieber ohne den Legostil erleben will, dem empfehle ich, mit dem Kauf zu warten.
Springen wir also ins Spielgeschehen. Wer die Lego-Spiele schonmal gespielt hat, wird feststellen, dass sich Gameplaymäßig nichts verändert hat. Wie in den vorherigen Teilen ist LEGO Die Unglaublichen meistens eine Mixtur aus Kampfpassagen und kleineren Rätseln, die man mithilfe der Fähigkeiten der Protagonisten lösen muss. Dazu sammelt ihr fleißig Legosteine ein und manchmal dürft ihr per Knopfdruck Dinge für das erfolgreiche Voranschreiten zusammenbauen. Dazu gibt es einige Passagen, in denen ihr euch in der Top-Down-Perspektive durch ein Labyrinth schlagen müsst. Aufgelockert wird das Ganze dann mit sehr charmanten und lustigen Zwischensequenzen, die beide Welten gekonnt zueinander führen. Die Sprachausgabe ist dabei auf Deutsch und gut gelungen. Der Soundtrack passt auch super zum Geschehen.
Im Multiplayermodus entfaltet LEGO Die Unglaublichen dann auch seinen ganzen Reiz und macht viel Spaß. Dieser Aspekt ist seit jeher eines der schlagkräftigsten Argumente für die Spielereihe. Es macht einfach Spaß, sich zusammen durch die Welten zu kloppen und Rätsel zu lösen. Manchmal erfordern diese mehrere Eigenschaften der verschiedenen Charaktere, um gelöst werden zu können. Dann muss man im Einzelspielermodus zwischen den Charakteren hin und her wechseln, im lokalen Koop-Modus ist der Wechsel natürlich obsolet. Am Ende eines Levels baut ihr dann zusammen mit eurem Partner sogar ein großes Legogebilde, um den Endboss besiegen zu können. Die Rätsel sind dabei relativ einfach. Klar richtet sich das Spiel wie die gesamte Legoreihe doch primär an Kinder. Dies kann man generell auch für das gesamte Spiel behaupten. Denn insgesamt ist das Spiel für erfahrene Gamer viel zu leicht durchzuspielen.
Jeder spielbare Held hat verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung, was innerhalb des Spiels für Abwechslung sorgt. Anders als vielleicht gedacht ist aber nicht nur die Familie Parr mit ihren schon oben genannten Kräften zu finden, insgesamt gibt es im Spiel 113 Helden und 40 Fahrzeuge zum Freispielen. Da gibt es z.B. Frozone, der ein Meister im Umgang mit Eis ist. Apogee fliegt durch die Lüfte und verschießt Laserstrahlen. Jede noch so vorstellbare Superkraft hat es ins Spiel geschafft. Es macht Laune, die Charaktere und ihre Fähigkeiten auszuprobieren. Besonders im Open-World-Modus, den ihr nach dem erfolgreichen Abschluss der Story-Kampagne spielen könnt. Dort könnt ihr dann schön frei jeglichen Schabernack anstellen. Aber auch Gangster wollen gestoppt werden. Die beiden Storyteile hat man in ca. 10 Stunden durchgespielt, aber gerade in der Open World kann man noch einige Stunden draufpacken.
Technisch gibt es nichts groß zu meckern. Der ikonische Legolook sieht auch hier sehr schön aus und wurde gut in die Welt der Unglaublichen umgesetzt. Hochauflösende Top-Optik sollte man jetzt nicht voraussetzen. Manchmal gab es ein paar Ruckler, wenn zu viel auf dem Bildschirm los war. Dies kam aber selten vor und hat mich nicht groß gestört. Eher problematisch waren die doch etwas längeren Ladezeiten. Die Steuerung ist, für die Serie typisch, einfach gehalten und sorgte für keinerlei Probleme.
Unser Fazit
7
Spaßgarant