Es war einmal...

Es gab Zeiten, da wurden Videospiele, aufgrund von Ereignissen, als „Killerspiele“ bezeichnet oder es wurde behauptet, dass sie schlecht für Kinder seien. Dass Videospiele nicht immer blutrünstig und voller Gewalt sein müssen, möchte der polnische Entwickler Baked Games mit seinem Spiel Theatre Tales zeigen. Hier führt er euch und/oder eure Kinder spielerisch in die Welt der klassischen Märchen ein.


Der Wolf möchte wissen, wohin uns der Weg führt.

Als erstes erleben wir die Geschichte von Rotkäppchen, das, wie wir alle wissen, einen Korb mit Leckereien zu seiner Großmutter schaffen möchte. Ihr startet in der Küche, wo ihr erst einmal die Zutaten für einen leckeren Kuchen zusammen sammeln müsst. Das Rezept dafür hat die Mutter am Kühlschrank hinterlassen. Nachdem ihr einen Blick darauf geworfen habt, könnt ihr die Zutaten aus Regalen und dem Kühlschrank in eurem Korb lagern. Nun geht es weiter zum Ofen. Ihr stellt die Zutaten ab und zündet das Holz im Ofen an, damit der Kuchen gebacken werden kann. In einem kleinen Minispiel vermengt ihr die Zutaten in einer Schüssel und bringt sie dann zum heißen Ofen, um ihn zu backen. Nachdem er fertig ist, geht es auch schon in den Wald, um die Großmutter zu besuchen. Auf dem Weg kommt ihr an einem jungen Vögelchen vorbei, das aus dem Nest gefallen ist. Rotkäppchen ist natürlich sehr tierlieb und bringt das Kleine zurück zum heimischen Nest. Kurz darauf springt ein hungriges Reh auf den Weg. Da kommen die Pilze, die überall wachsen, genau richtig. Schnell werden sie geerntet und an das Reh verfüttert. Dieses kann sich nicht wirklich bedanken, denn ein Wolf heult auf und vertreibt das Reh. Auch hier muss das Mädchen mit der roten Kappe seine Tierliebe zeigen und erzählt dem Wolf, dass es auf dem Weg zu ihrer Großmutter ist. Dieser möchte Zeit schinden und empfiehlt euch noch ein paar Blumen zu pflücken, bevor es zur Großmutter geht. Auch hier bekommt ihr ein kleines Minispiel, nachdem ihr alle Blumen aufgesammelt habt. In einer Art Memory müsst ihr immer zwei gleichfarbige Blumen finden.


Großmutter, lass mich herein! Ich bin kein Wolf, sondern dein Enkelein.


Währenddessen ist der Wolf sabbernd und hungrig zum Haus der Großmutter gehetzt. Dort gibt er sich vor der Tür als Enkelin mit roter Kappe aus. Die Großmutter, die nicht mehr so gut hört, glaubt dem Wolf und erzählt ihm, dass unter dem Türvorleger der Schlüssel für die Tür liegt. Auch hier gibt es wieder ein kleines Minispiel, denn unter dem Teppich liegen verschiedene Schlüssel, von denen der richtige gefunden werden muss. Ein alter rostiger Schlüssel öffnet dem großen, bösen Tier die Tür zur Wohnung der armen, alten Frau. Die kann sich aber gerade noch so unter dem Bett verstecken und der Wolf zieht sich die Kleidung der Großmutter an, um auf das Rotkäppchen zu warten. Als sie eintrifft, kommt ihr die Großmutter etwas komisch vor. Weil ihr Gedächtnis nicht so gut ist, muss Rotkäppchen das kaputte Bild an der Wand zusammensetzen, um es mit der Großmutter zu vergleichen. Ihr erstes Gefühl hat sie nicht getäuscht, denn das, was da im Bett liegt, ist nie und nimmer ihre Großmutter. Die Ohren, die sich unter der Mütze verstecken, sind viel zu groß, die Augen hinter der dicken Brille ebenfalls und die Zähne im Gebiss sind viel zu scharf. Daraufhin springt der Wolf aus dem Bett und will der Enkelin an den Kragen. Doch die schafft es, sich im Wandschrank zu verstecken. Kurze Zeit später trifft der Jäger, der scheinbar auch den Trick mit dem Schlüssel unter dem Vorleger kennt, im Haus ein und sieht den Wolf im Bett liegen. Mit einem gezielten Schuss vertreibt er den Wolf und alle sind glücklich, dass sie den animalischen Angriff überlebt haben.


Großmutter, warum hat das Spiel so wenige Level?


Und das war auch leider schon alles, was Theatre Tales bis zu diesem Zeitpunkt zu bieten hat. Nur „Rotkäppchen“ lässt sich anwählen und ist auch innerhalb von 5-10 Minuten abgeschlossen. Die Rätsel sind einfach und selbst sehr junge Spieler sollten keine Probleme damit haben. Zwar sind noch viele Märchen in der Vorschau, doch diese werden alle erst mit der Zeit durch Updates des Spiels freigeschaltet. Zu diesen Märchen gehören unter anderem „Der gestiefelte Kater“, „Aschenputtel“ oder „Hänsel und Gretel“. Wann genau es soweit ist, weiß nur der Entwickler selbst.


Ich glaube, Rotkäppchen benötigt ebenfalls eine Brille.

Die Steuerung beschränkt sich komplett auf den rechten Joy-Con. So kann ganz entspannt mit nur einer Hand gespielt werden. Mit dem Stick steuert ihr die Figur über den Bildschirm und mit A bestätigt ihr Eingaben oder interagiert mit Objekten. Das Spiel ist sehr schön anzusehen und die Charaktere und deren Handlungen kinderfreundlich umgesetzt. Die Figuren sind alle in einer Handpuppen-Optik, die an frühere Puppentheater erinnert. Die Hintergründe haben alle eine gewisse Tiefe und wirken, als hätte sie ein Kind selbst gebastelt. Es wurden verschiedene Materialien, wie Pappe, Alufolie oder Holz benutzt und an manchen Stellen sieht man, wie etwas mit Klebeband zusammengeklebt wurde. Die Musik, die während des Märchens abgespielt wird, wiederholt sich leider sehr schnell, was selbst bei der kurzen Spielzeit deutlich auffällt und schnell nervig wird. Eine richtige Sprachausgabe gibt es leider nicht. Alle Dialoge werden durch Sprechblasen mit verschiedenen Bildern symbolisiert und dabei geben die Figuren Geräusche wie "Yeah","Hmm…" oder der Wolf ein Knurren von sich. In der Beschreibung des Spiels ist noch von einem "Freies Spiel" - Modus die Rede, in dem wohl eigene Märchen erstellt werden können. Auch dieser wird wahrscheinlich noch in einer späteren Version nachgereicht, denn im Spiel war er nicht zu finden.

Unser Fazit

2

Enttäuschend

Meinung von Thomas Kurth

Theatre Tales richtet sich ganz klar an sehr junge Kinder oder Erwachsene mit Kindern, die ihnen die Welt der Märchen zeigen möchten. Die Idee dahinter finde ich sehr gut und grafisch ist das Ganze auch sehr gelungen, doch drückt die Tatsache, dass aktuell nur ein Märchen gespielt werden kann und niemand weiß, wann die restlichen dazu kommen, die Freude deutlich. Eine schöne Sprachausgabe hätte dem Spiel auch gutgetan, denn immerhin leben Märchen von Erzählungen. Dazu kommt noch, dass die Spielbeschreibung falsche Versprechen macht. Der Modus "Freies Spiel", der für mich am interessantesten klang, ist in dieser Version noch gar nicht enthalten. Wer seinen Kindern wirklich Märchen zeigen möchte, der sollte sich ein Buch schnappen und es ihnen vorlesen. Da muss man auch nicht warten, bis ein neues freigeschaltet wird und die Fantasie der Kleinen wird ebenfalls angeregt.

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 2

  • Weird

    Turmfürst

    Ich habe hier auch mit dem Gedanken gespielt es iwann vielleicht mal zu kaufen. Klingt so, als ob mans viel zu früh released hat und warten wirklich die beste Idee erstmal ist. Zumindest bis das Spiel dann komplett ist.
    Dass es keine Sprachausgabe gibt empfinde ich eher als positiv. Bei solchen Märchen, sollte man die Stimmen schon mehr der Fantasie überlassen oder der Person, die diese eben vorliest.
    Wenn man im "Freies Spiel" Modus tatsächlich am Ende eigene Märchen erstellen kann, wäre das für mich sogar wirklich das Kaufargument. Ich hoffe das wird tatsächlich gehen, auch wenn ich mir aktuell nicht vorstellen kann, wie man das umsetzen würde. Hier scheint ja doch eher ein kleines Team mit sehr geringem Budget hinter zu stecken, weshalb sowas wohl kaum so super umfangreich werden würde, dass man wirklich eine riesige Auswahl ans Objekten hat, die man nutzen kann.
    Fände es schön, wenn der Test nochmal einen Nachtrag bekommen würde, sobald das Spiel komplett ist bzw vor Allem wenn der Modi dann endlich raus ist. Das würde mich wirklich interessieren, wie der dann ist.

  • xroguex

    Turmheld

    "Ich glaube, Rotkäppchen benötigt ebenfalls eine Brille." :rover: Sehr gut!