Unser Test zum Spiel: Pandora's Tower

Nach Xenoblade Chronicles und The Last Story ist mit Pandora's Tower nun endlich der letzte Mega-Happen für unsere geliebte Wii erschienen. Um das so richtig zu feiern, spendiert euch Nintendo wieder einmal eine Limited Edition, die mit schickem Steelbook und hübschem Artbook überzeugen kann. Doch wirklich wichtig ist natürlich das Spiel an sich. Und während ich mir für unseren Test mal wieder die Nächte um die Ohren geschlagen habe, fragte ich mich immer wieder, ob die Jungs bei Ganbarion (die sich für Pandora's Tower verantwortlich zeigen) nicht wohl große Fans von Team ICO sind? Die Parallelen zu den Playstation 2-Spielen Ico und Shadow of the Collossus sind nämlich nicht zu übersehen.



Das fängt erst einmal damit an, dass sich der Hauptcharakter Aeron um ein Mädchen kümmern muss. Helena ist ihr Name, und sie ist leider mit einem Fluch belegt, der sie zu einem Monster mutieren lässt. Um die Verwandlung aufzuhalten, muss Aeron die zwölf Meister töten und das in ihnen steckende Meisterfleisch zu Helena bringen, die sich dieses dann munden lassen darf. Die Meister überlassen euch ihr Fleisch aber natürlich nicht einfach so, ihr müsst sie erst einmal besiegen. Einige von ihnen sind bedeutend größer als Aeron und die meisten wollen am Anfang auch gar nichts von ihm. Erst wenn ihr angreift, wehren sie sich. Ihr tötet sie also wie in Shadow of the Colossus, obwohl sie euch gar nichts getan haben. Aber was tut man nicht alles für ein süßes Mädel.

Die Meister sind aber nicht die einzigen Gegner, die sich euch entgegenstellen. Immer wieder trefft ihr kleine, flinke Klöpse auf Beinen, Wolfähnliche Biester oder eine Art Oger mit verschiedener Bewaffnung. Doch egal wie klein: Mit wenigen Treffern können euch die Feinde das Lebenslicht ausblasen! Ich wurde mehrmals von diesen Standardgegnern kaltgemacht, weil ich einfach zu hektisch war. Das A und O in den Kämpfen in Pandora's Tower ist nämlich Geduld. Mit blindem Draufloschlagen kommt ihr gegen einen Gegner vielleicht noch klar, sobald es aber 2 on 1 steht, solltet ihr euren Finger über den Ausweichen-Button legen und nur noch gezielte, kurze Schwerthiebe auf die Widersacher loslassen, um ihren Angriffen jederzeit mit einer Seitwärtsrolle oder einem Rückwärtsschritt entgehen zu können. Kommen drei Feinde auf einmal auf euch zu, dürft ihr euch auf ein hartes Gefecht gefasst machen. Mit Pech und einer ungünstig getimten Ausweich-Aktion landet ihr direkt in Angriffen, die eure Lebensleiste rapide in den Keller stürzen lassen.

Zum Glück hat Aeron aber noch eine zweite Waffe in petto: die Orakleskette. Dank dieses Multifunktionswerkzeugs schwingt ihr euch nicht nur über Abgründe und zieht an weiter entfernten Schaltern, sondern schmeißt auch mit Feinden um euch. Dazu müsst ihr sie erst einmal mit der Kette packen und dann das Nunchuk kreisen lassen. Wer im Weg steht, bekommt eine böse Kopfnuss verpasst. Zudem könnt ihr mit der Kette wie mit einer Peitsche nach euren Feinden schlagen. Dazu zeigt ihr einfach mit der Wiimote auf den Gegner und drückt den B-Knopf (so hakt ihr euch übrigens auch an Haken etc. fest). Am Anfang benötigt der Einsatz der Orakleskette mit ihren vielen Möglichkeiten aber ordentlich Eingewöhnungszeit. Bis man Schwert und Kette gekonnt nutzt und so den Gegnern mehrere Schnippchen schlägt, vergehen so einige Spielstunden. Dann machen die Kämpfe aber trotz ihrer Härte jede Menge Spaß. Ihr dürft nur das Ausweichen nicht vergessen.

Ein ganz anderes Kaliber sind aber immer noch die Meister. Gegen die kommt ihr nur mit der richtigen Taktik an und indem ihr ihre Angriffsmuster genau beobachtet. Gute Reflexe sind ebenfalls gefordert. Eines gemein haben alle Meister: Das Meisterfleisch ist ihr einziger wunder Punkt und kann nur mit der Orakleskette angegriffen werden. Dieser wird aber gerne von Schuppen gedeckt, wandert am monströsen Körper entlang oder erscheint nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind (wie zum Beispiel das vollständige Erlöschen einer Feuerrüstung). Diese Kämpfe sind nicht von schlechten Eltern. Am letzten Endboss habe ich fast eine halbe Stunde gesessen, weil die Zeit zum Angriff so knapp bemessen war. So ist es übrigens bei vielen Meistern: Ihr kämpft teilweise so lange gegen sie, dass es zumindest mir schwer fiel, die Ruhe zu bewahren und mich nicht unnötig in Gefahr zu begeben. Dabei ist Zeit in Pandora's Tower Zeit enorm wichtig.



Denn während ihr euch in den Türmen vergnügt, wartet Helena in einem verlassenen Militär-Observatorium auf euch. Seid ihr zu lange weg, erwartet euch ein nicht gerade leckerer Anblick: Helena wuchern Geschwüre und Tentakeln aus der Haut und sie weist eine ungesunde lila Farbe auf. Ihren Zustand könnt ihr jederzeit in der linken unteren Ecke ablesen. Wandert die Anzeige ins lilane, solltet ihr so langsam handeln. Ist Helena nämlich komplett verwandelt, also die Anzeige leer, habt ihr verloren. Daher solltet ihr in regelmäßigen Abschnitten normales Monsterfleisch vorbeibringen, das ihr von besiegten Gegnern erbeutet. Auf diese Weise verlangsamt ihr den Fluch und Helena darf noch eine Weile länger als Mensch herumlaufen. Das Mädchen freut sich aber auch über andere Nettigkeiten. So könnt ihr Helena verschiedene Dinge wie Stoffe, Armbänder oder Blumen schenken. Jeder Gegenstand erhöht die Zuneigung von Aeron und Helena zueinander. Diese ist wichtig, weil sie Einfluss darauf hat, welches der fünf Enden ihr zu Gesicht bekommt. Ich habe übrigens in meinem normalen Spielstil das zweitbeste Ende erreicht. Dafür habe ich Helena etliche Sachen geschenkt (sie ist aber auch immer zu niedlich, wenn sie sich freut!) und viele Gespräche mit ihr geführt. Aber nicht, weil ich ein gutes Ende sehen wollte, sondern weil es mir einfach Freude machte, Helena eine Freude zu machen.

Es ist nämlich erstaunlich, wie sehr einem das Mädchen doch ans Herz wächst, obwohl sie nur virtuell ist. Für sie nehme ich es mit den starken Monstern auf, wegen ihr ärgere ich mich über einen Bildschirmtod, wegen ihr muss ich immer wieder meine Reise unterbrechen und nach "Hause" zurückkehren, das sie nach und nach mit den geschenkten Sachen verschönert und sie freut sich einfach, wenn ich wieder da bin. Helena ist der einzige Grund für alles, was ich tue. Da tut es mir im Laufe des Spiels immer mehr leid, dass ich ihr dieses eklige Fleisch vorsetzen muss. Und umso schockierter bin ich, wenn... Aber das verrate ich nicht.

Um gegen die stärker werdenden Gegner eine Chance zu haben, könnt ihr eure Waffen (im Laufe des Spiels findet ihr noch zwei weitere Totschlagargumente) bei der mysteriösen Mawda aufstufen und so stärker machen. Außerdem findet ihr diverse Gegenstände, die ihr in einem Raster anordnet und die euch Zusatzfähigkeiten wie Gift-Immunität, mehr Lebenspunkte oder höhere Stärke verleihen. Habt ihr die passenden Rohstoffe und Gegenstände in den Türmen gefunden, könnt ihr diese Gegenstände oder Heilelixiere auch selber herstellen. Das Raster erweitert sich nach und nach, wenn ihr einen bestimmten Level erreicht habt. Aeron sammelt nämlich Erfahrungspunkte und steigt im Level, wenn ihr genügend Feinde metzelt. Das war es dann aber im Prinzip auch schon mit den RPG-Anleihen. Pandora's Tower ist vielmehr Action-Adventure als Rollenspiel, ganz egal, was Nintendo - und auch wir gerne in unseren News - behaupten.

Für ein RPG wäre die Story auch ein bisschen dünn. Zwar hat Helena nach dem Genuss von Meisterfleisch Visionen und ihr findet überall Notizen und Bücher mit Hintergrundinformationen, aber wichtig ist das alles nicht. Das Spiel setzt sein Hauptaugenmerk auch viel mehr auf das Verhältnis zwischen Aeron und Helena und ihre Gefühle füreinander. Ich fand es nur etwas schade, dass die Momente, in denen ich mich selber für eine Antwortmöglichkeit entscheiden musste, viel zu selten auftraten. Meistens folgt ihr dem vorgesetzten Dialog. Aeron sagt sowieso fast nie etwas. Er ist aber kein Link, er hat einfach nur anscheinend keine Lust zu reden. Manchmal bricht sich seine Stimme aber Bahn, und so brüchig scheint sie gar nicht zu ihm zu passen. Dafür hat Helena eine wirklich liebreizende Stimme und Mawda sieht nicht nur aus wie eine runzlige, merkwürdige alte Oma, sie spricht auch so. Ich finde es nur schade, dass man auf die englische Sprachausgabe angewiesen ist und nicht die Wahl hat, den japanischen Stimmen zu lauschen. Verwirrend: In den Untertiteln und auch in der offiziellen deutschen Schreibweise heißt das Mädchen Helena, gesprochen wird aber immer von Elena. Warum hier unbedingt der Name geändert werden musste (und dann nur um einen Buchstaben) ist mir nicht wirklich ersichtlich.



Wo wir gerade bei lauschen sind: Die Musik in den Meister-Kämpfen ist der Hammer! So ertönen Stücke mit Operngesang, die den Auseinandersetzungen genau die richtige Portion Epicness verleihen. Warum liegt hier keine Soundtrack-CD bei?!? Aber auch sonst weiß die Musik in Pandora's Tower zu überzeugen, auch wenn sie sich beim Erkunden Türme eher etwas im Hintergrund hält. Dafür dürfen die Soundeffekte wie Monstergrunzen etc. auftrumpfen. Nur mein Subwoofer war stark unterfordert. Umso mehr zu tun hatte mein Kopf in den späteren Türmen. Die sind nämlich ganz schön verzwickt. So müsst ihr per Portalen zwischen zwei Türmen hin und her springen, ständig die Stockwerke wechseln, neue Wege eröffnen etc. pp. Zudem werden die ersten fünf Türme nach deren Abschluss wiederverwendet, nur mit einem anderen Dungeon-Layout. Viele Räume besucht ihr so also doppelt.

So einfallsreich all diese Türme auch geworden sind, sie bleiben nun einmal Türme. Zwar fließt mal Lava durch einen Raum, ein großer Baum wächst verkehrt herum von der Decke oder ihr lauft mal auf Metall, die große Abwechslung findet ihr aber nicht. Es sind dann doch meistens Ziegelsteine, aus denen die die Türme gebaut wurden. Ihr bekommt also viel Braun zu sehen (obwohl nicht so viel wie in The Last Story), aber auch sehr schöne Lichteffekte. Denn ausgeleuchtet sind die Türme wirklich toll. Auch die Effekte in den Kämpfen können sich sehen lassen, die Charaktere sind schön anzuschauen (besonders Helena). Insgesamt solltet ihr aber kein grafisches Meisterwerk erwarten. Immerhin dürft ihr euch gelegentlich an hübsch animierten Zwischensequenzen ergötzen.

Habt ihr einfach normal gespielt (ich sah nach fast genau 20 Stunden den Abspann), werdet ihr am Ende lange nicht alles geschafft haben. So hatte ich die Waffen lange nicht vollständig ausgebaut, Helena wartete noch auf so einige Geschenke (anhand der Zuneigungsanzeige) und dann waren da ja noch diese seltsamen Türen in den Türmen, für die man einen Schlüssel benötigt. Ich habe mich dumm und dämlich gesucht, aber nie einen gefunden. Des Rätsels Lösung: Die Schlüssel bekommt ihr erst im New Game +. Wenn ihr das alles nachholen und alle Enden sehen wollt, habt ihr also einiges zu tun.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Pascal Hartmann

Pandora's Tower ist kein Spiel für Anfänger. Die späteren Türme sind knifflig und die Kämpfe vom ersten an knüppelhart. Wer nicht ruhig und bedacht kämpfen will, ist hier falsch. Die Orakloskette benötigt außerdem viel Eingewöhnungszeit, bis man ihre Möglichkeiten voll nutzen kann. Aber dann geht's ab! Im Mittelpunkt stehen allerdings Helena und das Verhältnis, welches ihr zu ihr aufbaut. Ohne Helena wäret ihr nicht in der Lage, in der ihr euch befindet. Doch nach und nach wächst sie euch ans Herz, sie ist immer allgegenwärtig (ob nun direkt im Observatorium oder per Verwandlungs-Anzeige). Und das macht Pandora's Tower in meinen Augen aus.

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Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

31 User haben bereits bewertet

Kommentare 8

  • Wario

    Meister des Turms

    Damit hat die Wii ja dann 3 geniale Rollenspiele.


    "Nichts für Anfänger" - Also werde ich es mir nicht kaufen :P Dann warte ich lieber bis The Last Story billiger ist.

  • oojope

    Turmritter

    Ich will eine Wii-Rollenspiel-Trilogie mit Xenoblade, Last Story & Pandoras Tower. Die kostet dann 90€ und die kauf ich dann.

  • Big Al

    自由の戦士

    Toller Test, da freue ich mich gleich noch mehr auf das Spiel, hoffentlich dauert die Lieferung nicht mehr so lange.

  • World

    Turmbaron

    Wird eigentlich der CC unterstützt?

  • Pit93

    ルパン三世

    World: Jep, wird er. ;)

  • PerfectDark

    Turmbaron

    Ich kann den CC aber nicht empfehlen für Pandora´s Tower! Absolut nicht!!! Habe auch zuerst damit gespielt aber dann habt ihr das Problem das ihr den Pointer mit dem zweiten Stick bewegen müsst, was besonders in den Bosskämpfen denkbar ungünstig ist. Also diesmal ist die Wiimote-Nunchuck-Variante die Bessere!
    Das Spiel selbst gefällt mir von dem Trio schonmal jetzt am zweitbesten. Jetzt schon spannender und vor Allem interessanter als The Last Story, aber nicht so überwältigend wie Xenoblade. macht aber auf jeden Fall Laune, wenn man auch ordentlich unter Druck gerät, durch die beschränkte Zeit und den verhältnismäßig hohen Schwierigkeitsgrad.

  • Exor

    Golden Sun 4 when?

    Sehr guter Test und ja, das Spiel hat keine 10 verdient, da es eben kleinere Mängel im Gameplay aufweist. Trotzdem finde ich vorallem, dass es einzigartig ist und das macht das Spiel in meinen Augen aus. Was soll ich z.b. mit einem RPG, welches der FF Reihe gleicht? Da spiele ich wenigstens ein Action-RPG mit einer skurrilen Story, Zeitdruck wie in Zelda MM und verschiedene Enden.

  • Metallix

    Turmritter

    Habs das Wochenende nur mal anspielen wollen und Helena hat mich dann sofort in ihren Bann gezogen. So ein unglaublich gut inszeniertes Spiel! Es wirkt auf mich jetzt schon einen Tick einzigartiger als Last Story.