Unser zweiter Trip ins postapokalyptische Australien

Letztes Jahr haben wir dem postapokalyptischen Rollenspiel Broken Roads bereits eine Vorschau spendiert und da der Titel einen guten Eindruck hinterlassen hat, durfte ich mich auch auf der diesjährigen gamescom vom aktuellen Stand der Dinge überzeugen. Durfte ich letztes Jahr noch eine recht kompakte Demo-Version spielen, wurde diese innerhalb eines Jahres ordentlich erweitert. Hier gehe ich also auf die Neuerungen im Vergleich zum letzten Jahr ein. Wenn ihr grundsätzlich wissen wollt, worum es in Broken Roads geht, empfehle ich euch, einen Blick in die alte Vorschau zu werfen. Zur letztjährigen Vorschau geht es hier.


Dieser sympathische Herr möchte einfach nicht das Dorf verlassen, also müssen wir ihn dazu bringen

© Versus Evil

Der erste Unterschied erwartete mich bereits zu Spielbeginn. Denn anstatt, dass man mich wortlos ins Geschehen wirft, durfte ich mir eine kleine Introsequenz ansehen, die mithilfe von hübsch gezeichneten Bildern die Prämisse der Spielwelt erklärt. Dabei gibt man sich aber weiterhin kryptisch, denn ich habe zwar erfahren, dass wir in einer Art Postapokalypse im australischen Outback sind, was aber diese „Katastrophe“ war, die all dies ausgelöst hat, das wollte man mir dann doch nicht verraten. Fakt ist: Die Menschen haben gelernt mit der neuen Lage umzugehen und in der eh schon recht lebensfeindlichen Umwelt der Outbacks zu überleben, sodass neue Siedlungen entstehen konnten. Das erinnert stark an Fallout, was allerdings kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass einige Entwickler an den originalen Fallout-Spielen mitgewirkt haben.


Die nächste Neuerung war die Tatsache, dass ich mir diesmal tatsächlich eine der verschiedenen Origin-Stories aussuchen durfte. Zur Wahl stand dabei der Söldner, der Händler sowie ein Park-Ranger, in der fertigen Version werden wir wohl noch mehr erwarten dürfen. Jeder dieser Charakterhintergründe kommt mit verschiedenen passiven und aktiven Boni daher, zudem sollt ihr das Spiel auch an unterschiedlichen Punkten starten, je nachdem, für welchen der Hintergründe ihr euch entscheidet. In meinem Fall habe ich mich für die sichere Wahl entschieden und meine Karriere als Söldner gestartet. Dabei erwartete mich das gleiche Szenario wie schon letztes Jahr, allerdings um einige Nebenstränge erweitert. So konnte ich das Schnellreise-System ausprobieren, in dem ich mehrere Siedlungen besuchte und dort unterschiedliche Aufträge neben meiner Hauptquest annehmen konnte. Diese reichen von einfachen Reparaturarbeiten an einem Grenzzaun und können auch plötzlich in Situationen münden, in denen entweder euer Verhandlungsgeschick oder eure Waffenhand gefragt ist.


Zum Ende der Demo wurde es dann plötzlich hektisch als eine Siedlung angegriffen wird

© Versus Evil

Konkret hatte ich es diesmal mit einer angespannten Situation in einer kleinen Siedlung zu tun. Diese wird von einem Söldner-Kollegen beschützt, der jedoch mehr Probleme schafft als welche zu lösen. Die Anwohner bitten also meine Truppe, dass wir das Problem lösen - auf die eine oder andere Weise. Natürlich hätte ich nun einfach meine Pistole zücken und den störenden Kollegen ins Jenseits befördern können, aber da ich stets versuche Konflikte erst einmal ohne Gewalt zu lösen, entschied ich mich ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Hier kommt Broken Roads moralischer Kompass erneut zur Geltung. Nachdem ich zu Spielbeginn nämlich einen psychologischen Fragebogen ausgefüllt hatte, stellte mir das Spiel eine bestimmte moralische Ausrichtung aus. In meinem Fall war ich eindeutig humanistisch geprägt, sprich, ich versuche die Dinge eher zum Wohle aller zu lösen und niemand wird dabei zurückgelassen. Das war im Vergleich zum letzten Jahr, in dem ich ein eher eigennütziges Ekelpaket war, ein ziemlicher Unterschied und so versuchte ich den ungewollten Besucher mit Engelszungen zu überreden doch bitte zu gehen - schließlich wollen die Bewohner ja gar nicht, dass er bleibt.


Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht wirklich viel Erfolg mit meinem Ansatz hatte, denn Mr. „Ohne mich ist diese Siedlung verloren“ lachte mich aus und bot mir an, dass ich ihn fürstlich entlohnen könnte, dafür dass er verschwindet. Zähneknirschend musste ich also mein Erspartes abgeben und wie wurde es mir am Ende gedankt? Mit einem ungläubigen „Du hast ihm auch noch Geld gegeben? Na toll, jetzt wird er wiederkommen und das immer so durchziehen!“. Undank ist der Welten Lohn. Dies zeigt aber auch angenehm, dass die Welt von Broken Roads eben keine Wohlfühloase ist. Jeder kämpft hier um sein Überleben und eine klare Einteilung in Gut und Böse gibt es nicht. Die erweiterte Demo machte bereits einen deutlich besseren Eindruck und auch wenn die Entwickler sich nicht gänzlich festlegen wollten, so soll zumindest noch dieses Jahr ein PC-Release angestrebt werden. Danach sollen die Konsolenversionen folgen: Nintendo Switch inklusive.

Unsere Prognose

Meinung von Florian McHugh

Broken Roads ist mit seiner Mischung aus den klassischen Fallout-Spielen und Disco Elysium an sich schon reizend genug für mich. Das Setting rund um ein postapokalyptisches, australisches Outback verpasst dem Ganzen nun auch noch eine exotische Note. Gepaart mit dem bisher Gezeigten bin ich sehr gespannt, wie das fertige Spiel aussehen wird. Fans klassischer Iso-Rollenspiele, die ihren Fokus deutlich mehr auf die Narrative und auf Entscheidungen, die jenseits des Gut / Böse-Schemas liegen, setzen, erwartet hier ein Geheimtipp. Dass das Spiel zwischenzeitlich auch für die Nintendo Switch angekündigt wurde, stimmt mich da nur umso freudiger.

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 2

  • Phil46

    Turmbaron

    Wird wahrscheinlich so ähnlich werden wie Wastland ich bin gespannt drauf. Wenn es sogar mehr in Richtung Disco Eylsium geht freue ich mich um so mehr, für mich eins der besten spiele der letzten Jahre.

  • Chrissi1

    Turmmaid

    Klingt sehr interessant.