Unser Test zum Spiel: Metal Gear Solid: Snake Eater 3D
Zur Enthüllung des Nintendo 3DS gab es diverse Ankündigungen zu kommenden Spielen, welche die Zuschauer vom Hocker rissen. Eine davon war eine 3DS-Umsetzung des PS2-Klassikers Metal Gear Solid 3: Snake Eater, doch immer und immer wieder wurde der Titel verschoben. Nun ist es endlich bald so weit und Snake schleicht auf dem Nintendo 3DS durch den Dschungel. Als großer Fan des Originals habe ich den Titel mit äußerst kritischen Augen getestet, doch konnte mich die Portierung wirklich glücklich machen?
Es ist das Jahr 1964 und der kalte Krieg zwischen den USA und der UdSSR befindet sich im vollen Gange. Zwar konnten sich die Amerikaner mit den Russen mehr oder weniger friedlich einigen, nach dem Tod von Kennedy jedoch entfacht das Feuer wieder. Ein russischer Wissenschaftler namens Sokolov entwickelt heimlich einen weit fortgeschrittenen Panzer, welcher in der Lage ist, nukleare Sprengwaffen zielgenau und von jeder Position aus abzufeuern. Jedoch war dies nicht der Grundgedanke hinter seiner Erfindung des Shagohod, wie er seine Schöpfung nennt. Er wird aber von einer russischen Terroristengruppe dazu gezwungen, seine Arbeit in diese Richtung fortzusetzen. Nun sendet die CIA ihren besten Agenten, Naked Snake, in den Dschungel von Tselinoyarsk, in dem der Wissenschaftler gefangen gehalten wird, um ihn zu befreien. Jedoch läuft nicht unbedingt alles nach Plan und die Ereignisse überschlagen sich...
So viel sei erst einmal zur Grundgeschichte des Spiels erklärt. Diese wird euch vor allem zu Beginn von Metal Gear Solid: Snake Eater 3D viel beschäftigen, denn sie wird in recht langen Sequenzen detailliert erklärt und näher gebracht. Es ist durchaus wichtig, hier sehr aufmerksam aufzupassen, denn sonst versteht man so manche Elemente später nicht hundertprozentig. Wer schon einmal ein Metal Gear Solid gespielt hat, dem dürfte allerdings klar sein, dass die Story sowie deren Aufmachung mehr als gelungen sind. Dies ist auch bei Snake Eater und somit der Anfangsgeschichte rund um FOX und den Geheimagenten Snake der Fall.
Ihr übernehmt die Rolle von Naked Snake, welcher zu Beginn des Spiels mitten im Dschungel landet und den Wissenschaftler Sokolov befreien soll. Da dies eine absolut geheime Mission ist, darf er auf keinen Fall entdeckt werden – sprich: ihr müsst ordentlich schleichen! Schon zu Beginn zeigt euch Snake Eater 3D, dass es das absolut A und O ist unerkannt zu bleiben, denn ihr seid nur mit einer Betäubungspistole bewaffnet und steht unter ständigem Beschuss, falls ihr entdeckt werdet.
Metal Gear Solid: Snake Eater 3D ist wohl der erste Titel, in dem ihr die Kamera mit den Aktionskasten steuert und für sämtliche andere Aktionen auf Steuerkreuz und die Schultertasten ausweichen müsst. Natürlich darf man auch den Touchscreen nicht vergessen, über den ihr auf schnelle Weise zu den verschiedenen Menü-Optionen gelangen könnt. Doch dazu später mehr. Zugegeben, anfänglich ist die Steuerung des Spiels wirklich ungewöhnlich und es dauert eine kleine Weile, bis man sie beherrscht. Letztendlich jedoch kam ich nach der Eingewöhnungszeit sehr gut mit ihr klar, wenn sie auch einen zweiten Analog-Stick nicht ersetzen kann. Doch glücklicherweise wird dieser mit dem Schiebepad Pro nachgeliefert und schon spielt sich Snake Eater nahezu perfekt. Zugegeben, ich hatte mich erst sehr an die Steuerung ohne das Schiebepad Pro gewöhnt und anfänglich sogar mehr Probleme als vorher, aber das lag einfach nur an mir. Hatte ich die Steuerung dann verinnerlicht, spielte es sich noch einmal eine ganze Ecke besser als vorher. Wer also ein Schiebepad Pro besitzt, dem sei das Nutzen des Zubehörs empfohlen. Wer keines sein Eigen nennt, der sollte sich einen Kauf überlegen, um den Spielablauf ein klein wenig flüssiger zu gestalten, muss es aber nicht. Für nicht ganz sinnvoll halte ich den Einsatz des Gyro-Sensors. Lauft ihr über eine Brücke oder an einem Ast entlang, müsst ihr versuchen, mit dem 3DS das Gleichgewicht zu halten. Seid ihr jedoch gerade ein wenig in Hektik, weil ein Feind euch verfolgt, dann ist die Funktion ein klein wenig nervig. Dies hätte man wirklich weglassen können. Ebenfalls ein wenig verbesserungswürdig wäre Snakes Mobilität gewesen. So ist das Kriechen in manchen Situationen doch etwas schwer zu handhaben, da die Kamera nicht immer so möchte wie ihr.
Damit Snake sich gegen seine Feinde zur Wehr setzen kann, ist er natürlich mit einigen Waffen ausgerüstet bzw. muss sich diese im Laufe des Spiels durch Finden aneignen. Dennoch sollte es keine Priorität sein, diese zum Einsatz kommen zu lassen, denn Metal Gear Solid ist kein Action-Shooter. Ihr könnt zwar durch die Gegend ballern und einen auf Rambo machen, jedoch ist dies vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden nicht zu empfehlen, da ihr dort absolut keine Chance mehr gegen die Feinde haben werdet. Es gibt sogar einen Modus, in dem ihr bereits Game Over seid, wenn ein feindlicher Soldat euch entdeckt. Somit also solltet ihr immer in den dunkelsten Ecken entlang schleichen und euch möglichst unauffällig verhalten. Auch eure Tarnung spielt dabei eine sehr große Rolle.
So habt ihr verschiedene Auswahlmöglichkeiten für die Kleidung von Snake. Mit einem komplett schwarzen Anzug seid ihr in einem hellen Gebirgsgebiet natürlich auffälliger als ein schreiendes Baby in der Einkaufshalle. Darum müsst ihr peinlichst darauf achten, welche Kleidung ihr gerade tragt und euch der jeweiligen Umgebung anpassen. Die Tarnanzeige macht dazu euch mit einer Prozentzahl darauf aufmerksam, wie schwer es für eure Feinde ist, euch zu entdecken. Natürlich kommt da noch hinzu, dass ein wild umher rennender Snake auch äußerst auffällig ist, egal welche Kleidung er trägt. Darum werdet ihr viel schleichen und nach geheimen Gängen suchen müssen. Ebenso wichtig ist es, eure Feinde möglichst unbemerkt auszuschalten. Darum empfehle ich euch immer darauf zu achten, ob ihr denn einen Schalldämpfer am ausgerüsteten Schießeisen befestigt habt... ich spreche da aus großer, schmerzlicher Erfahrung. Neu ist übrigens in der 3DS-Fassung die Möglichkeit, eine komplett eigene Tarnung zu erstellen. Hierzu müsst ihr mit der Kamera des 3DS ein Foto machen und könnt von diesem dann einen Teil auswählen, welcher als Tarnuniform genutzt werden kann. Nach kurzer Bearbeitungszeit trägt Snake dann ein Blümchenkostüm (zumindest war das bei mir so) oder was auch immer hier fotografiert habt. Leider ist der praktische Nutzen eher gering. Zumindest konnte ich keine Uniform knipsen, welche besser funktionierte als die bereits integrierten Tarnungen. Dennoch ist das eine durchaus spaßige Möglichkeit.
Doch es gibt noch eine weitere Möglichkeit, wie eure Feinde auf euch aufmerksam werden können: ein grummelnder Magen. Auch Supersoldat Snake ist nur ein Mensch, weshalb er nach einer Weile hungrig wird und etwas essen muss. Da es im Dschungel nur selten ein McDonalds gibt, muss er also auf die Jagd gehen. Und dies macht durchaus Spaß, denn ihr könnt Tiere wie Schlangen, Spinnen oder Kaninchen entweder töten und verspeisen oder lebendig fangen. Entscheidet ihr euch dazu, aus dem fellbesetzten Lebewesen euer nächstes Mittagessen zu machen, so empfiehlt es sich jedoch oftmals, vorher mit Para-Medic, eurer persönlichen Ärztin und Lebensmittelberaterin, zu beraten. Diese erklärt euch dann, ob das getötete Tier denn auch wirklich essbar ist und ob ihr überhaupt einen Nutzen davon habt. Meistens mampft man es aber trotzdem und Snake holt sich eine Lebensmittelvergiftung... oder nur ich mache das so. Wie im wahren Leben halt. Übrigens solltet ihr nach einer längeren Spielpause den Großteil der gefangenen Nahrung wegwerfen, denn diese wird im Laufe der Zeit schlecht und für Snake ungenießbar.
Habt ihr mit der Betäubungspistole ein Tier lebendig gefangen, könnt ihr es für eure Zwecke missbrauchen und beispielsweise auf einen feindlichen Soldaten werfen. Dieser wird sich im seltensten Falle über eine giftige Schlange im Gesicht freuen und ist kurzzeitig abgelenkt oder nimmt die Beine in die Hand. Auch andere Gegenstände wie beispielsweise ein Magazin mit sexy Frauen sind eine perfekte Ablenkung für die einsamen Soldaten. (Das ist mein Ernst, es gibt wirklich Schmuddelmagazine für die Soldaten als Ablenkungsmanöver.)
Ein weiteres, sehr wichtiges Spielelement wird euch nach knapp zwei bis drei Stunden Spielzeit vorgestellt. Es kommt nicht selten vor, dass Snake im Kampf durch eine Schusswunde oder eine Verbrennung verletzt wird. In den meisten Spielen reicht es dann einfach, ein Medi-Kit aufzusammeln oder ein wenig zu warten; jedoch nicht in Metal Gear Solid: Snake Eater 3D. So bleibt manchmal eine Kugel in Snakes Körper stecken und muss von euch operativ entfernt werden. Nun jedoch keine Angst, der Titel mutiert dann nicht zu einem Trauma Center, sondern ihr müsst über das jeweilige Menü die richtigen Aktionen durchführen und die Wunde versorgen. Macht ihr dies nicht, so kann sich Snake nicht auf natürliche Weise regenerieren und blickt schneller einem virtuellen Tod entgegen. Manche Wunden verheilen allerdings auch von allein, ein Pfeil im Bein ist jedoch bei einem natürlichen Heilungsprozess eher störend.
Wisst ihr im Spiel einmal nicht weiter, könnt ihr jederzeit über Funk mit euren Verbündeten in Kontakt treten, die euch Informationen über die von euch gefundenen Waffen und Tarnuniformen geben oder euch sagen, was ihr als nächstes machen müsst. Manchmal – eigentlich recht oft sogar – quatscht Snake einfach nur über komplett irrelevante Sachen. So spricht ParaMedic gern mit euch über Filme, die sie gesehen hat – natürlich aus der Sicht einer Person in den 60er Jahren. So gibt es teilweise witzige Gespräche, die euch die Charaktere schnell ans Herz wachsen lassen. Generell herrscht eine grandiose, wenn auch manchmal sehr angespannte Atmosphäre. Dies wird durch die zahlreichen Details und Easter Eggs noch untermalt. Achtet ihr zum Beispiel in einem bestimmten Gespräch ein wenig auf den Hintergrund, so könnt ihr eine Action-Figur von Jehuty, einem Roboter aus der Zone of the Enders-Serie (eine andere Reihe von Hideo Kojima), auf einem Tisch stehen sehen. Oder wie wäre es mit den vielen in den Gebäuden aufgehängten Plakaten von attraktiven, japanischen Frauen (und schon kauft sich auch Pascal das Spiel!)?
Doch nach einer Sache solltet ihr besonders die Augen aufhalten: Kleine Yoshi-Figuren, welche im gesamten Spiel verteilt sind. Im Original waren es Frösche, dies wurde für die Nintendo 3DS-Version geändert. Aber was bringt es, diese zu finden? Nun, habt ihr alle gefunden und abgeschossen (ja, ihr müsst auf Yoshi schießen) bekommt ihr etwas ganz Besonderes, das euch für eure Mühen ordentlich belohnt. Doch es gibt noch viele andere, witzige Details. So kann ich nur jedem empfehlen, im Kampf gegen manche Endgegner wie zum Beispiel „The End“ einfach zu speichern und nach einer Woche den 3DS wieder in die Hand zu nehmen. Was dann passiert... lasst euch überraschen! Und noch ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Besiegt die Endgegner mit der Betäubungspistole, dann bekommt ihr immer eine spezielle Tarnuniform!
Auf der PlayStation 2 hatte Metal Gear Solid 3: Snake Eater neue Maßstäbe gesetzt und konnte mit einer gigantischen Optik überzeugen. Doch wie sieht es bei der Portierung auf dem 3DS aus? Die Antwort ist einfach: fantastisch! Während ich nach dem Anspielen der gamescom-Demo im Jahre 2011 von den starken Rucklern enttäuscht war, bin ich nun umso mehr über den flüssigen Ablauf der Technik begeistert. Zugegeben, selten geht die Framerate ein klein wenig in die Brüche, aber merkwürdigerweise oft an genau denselben Stellen wie im Original. Und ja, ich kann mich tatsächlich noch daran erinnern. Immerhin habe ich die PS2-Fassung mindestens fünf- bis sechsmal durchgespielt. Der 3D-Effekt ist äußerst gut gelungen und vermittelt ein ordentliches Tiefen-Gefühl. Merkwürdig jedoch ist, dass sich beim Zielen mit der Pistole in der Ego-Perspektive der 3D-Effekt ausschaltet. Den Grund dafür kenne ich nicht und es verwirrt mich auch sehr, da dies bei anderen Waffen nicht der Fall ist. Dennoch gibt es keine großen Beschwerden außer den sogenannten „Ghosting“-Effekt, welcher manche Objekte im 3D-Modus doppelt darstellt. Dies ist aber nicht besonders kritisch, deswegen nicht sehr störend.
Zugegebenermaßen sieht Metal Gear Solid: Snake Eater 3D auch nicht so gut aus wie Resident Evil: Revelations, dennoch gehört es eindeutig zu den momentan grafisch besten Titeln auf dem 3DS. Auch musikalisch haut euch Snake Eater einen Soundtrack um die Lauscher, der sich gewaschen hat. Vor allem das Titellied mit demselben Namen wie das Spiel, gesungen von Cynthia Harrell, wird euch noch lange als Ohrwurm im Kopf herumschwirren. Vor allem nach der... endlosen Leiter. Was genau ich damit meine, werdet ihr beim Spielen selbst herausfinden. Und wer sich die Kopfhörer in die Ohren steckt, wird sich übrigens schnell wie in einem echten Dschungel vorkommen, denn dieser wird sehr lebhaft rübergebracht. Über die Synchronisation gibt es ebenfalls keinerlei Beschwerden, denn diese ist mit absoluten Topsprechern belegt und bringt die Emotionen der Charaktere perfekt rüber.
Auch die Spieldauer kann sich mit ca. 12-14 Stunden ordentlich sehen lassen. Natürlich sollte dazu gesagt werden, dass ein großer Teil der Zeit mit Zwischensequenzen verbracht wird, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Doch diese sind nahezu immer äußerst packend und interessant und ihr werdet nicht merken, wie schnell die Zeit eigentlich vergeht. Wer den Titel dann einmal durchgespielt hat, freut sich über weitere Herausforderungen in Form von Medaillen, welche von euch verlangen, den Titel entweder auf einem bestimmten Schwierigkeitsgrad oder unter gesonderten Bedingungen durchzuspielen.
Unser Fazit
10
Meisterwerk