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Pokémon-Sammelkartenspiel: Von welchen Karten wir uns durch den Turnuswechsel verabschieden müssen Spezial

Bereits seit Ende der 90er-Jahre sorgt das Pokémon-Sammelkartenspiel für kompetitiven Spielspaß. Damit dieser auch auf lange Sicht erhalten bleibt, gibt es seit fast ebenso langer Zeit den Turnuswechsel (der gemeinhin auch als „Rotation“ bekannt ist). Dabei handelt es sich um ein wiederkehrendes Ereignis, das im Rahmen des Sammelkartenspiels stets für viel Wirbel sorgt. Während der Turnuswechsel normalerweise jedes Jahr passend zu den Pokémon-Weltmeisterschaften im August oder September vollzogen wird, tritt die diesjährige Rotation nach einer Corona-Pause bereits am 14. April in Kraft. Was genau es damit aber auf sich hat und welche Auswirkungen auf das aktuelle Spiel dadurch zu erwarten sind, erklären wir euch im Folgenden.


Was ist der Turnuswechsel?


Um zu verstehen, was es mit dem Turnuswechsel auf sich hat, gilt es zunächst zu klären, wie das Pokémon-Sammelkartenspiel grundsätzlich gespielt wird. Befasst man sich mit dem Spiel, wird man früher oder später auf die Begriffe „Standard-Format“ und „Erweitertes Format“ treffen. In beiden Formaten dürfen nur Karten bis zu einem bestimmten Alter verwendet werden; während das Standard-Format die Verwendung von eher jüngeren Karten vorsieht, lässt das erweiterte Format – wie der Name schon vermuten lässt – ein größeres Spektrum an Karten zu. Damit diese Einteilung in verschiedene Formate funktioniert, kommt der Turnuswechsel ins Spiel.


Hierbei findet üblicherweise einmal im Jahr ein Switch statt, bei dem Karten aus älteren Erweiterungen aus dem Pool an zur Verfügung stehenden Karten fliegen und fortan nicht mehr für ein bestimmtes Format verwendet werden dürfen. Da auf offiziellen Turnieren stets das Standard-Format genutzt wird, wird hierauf ein besonderes Augenmerk gelegt. Während im Zuge des Turnuswechsels früher noch die Sammelkartenspiel-Erweiterungen entscheidend waren, sodass für ein Format also alle Karten genutzt werden konnten, die ab einer bestimmten Erweiterung erschienen sind, wurde bereits mit dem Start der Schwert & Schild-Ära damit begonnen, die Karten selbst mit einem sogenannten Regelzeichen zu versehen. Das Regelzeichen entspricht einem einfachen Buchstaben und kann auf der unteren linken Ecke einer Karte zwischen Set-Symbol und Sammlernummer, ab dem Karmesin & Purpur-Zyklus links neben dem Set-Symbol entdeckt werden.


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Das Regelzeichen findet sich links unten auf einer Karte. Mit der ersten Karmesin & Purpur-Erweiterung wurde das Regelzeichen G eingeführt.

© Nintendo / Creatures / GAME FREAK, Bildmontage: © ntower


Beim diesjährigen Turnuswechsel kommt das Regelzeichen nun erstmals zum Einsatz. So sind ab dem 14. April für das Standard-Format nur noch Karten zugelassen, die das Regelzeichen E (und nachfolgende) führen. Bis zu diesem Stichtag noch erlaubte Karten mit dem Regelzeichen D, die vorrangig in den Sammelkartenspiel-Erweiterungen Schwert & Schild-Basis-Set bis Glänzendes Schicksal erschienen sind, fallen also raus. Ausnahmen davon stellen Karten dar, die eine Neuauflage erhalten haben. Das bedeutet, dass ihr alte Karten ganz legal noch so lange in euren Decks verwenden könnt, soweit diese in einer aktuellen Erweiterung neu aufgelegt wurden und der Karteneffekt gleich geblieben ist. So dürftet ihr beispielsweise die Itemkarte „Trank“ aus der 2011 erschienenen, ersten Erweiterung des Schwarz & Weiß-Zyklus (im unteren Bild in der Mitte) noch heute verwenden, da diese in der aktuellen ersten Erweiterung der Karmesin & Purpur-Ära ebenfalls enthalten ist (rechts). Die Chronologie der Karte „Trank“ reicht allerdings bis zu den Anfängen des Sammelkartenspiels im Jahr 1999 zurück. Schon im Basis-Set ist diese Itemkarte vertreten (links), darf heute aber nicht mehr im Standard-Format eingesetzt werden, da sie damals noch einen etwas anderen Effekt hatte.


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Die Itemkarte „Trank“ im Wandel der Zeit. Die Karte aus dem Basis-Set (links) weist einen leicht anderen Effekt als die heutige Version auf.

© Nintendo / Creatures / GAME FREAK, Bildmontage: © ntower


Warum findet der Turnuswechsel statt?


Man könnte sich die Frage stellen, warum dieser Turnuswechsel überhaupt vollzogen wird. Und gerade wenn liebgewonnene Karten plötzlich nicht mehr eingesetzt werden dürfen, ist die Frage durchaus nachvollziehbar. Gemeine Zungen würden nun behaupten, dass die Pokémon Company damit den Verkauf der eigenen Produkte und damit den eigenen Umsatz ankurbelt. Auch wenn an dieser Aussage sicherlich irgendwo etwas dran ist, gibt es noch legitime weitere Gründe, die für einen regelmäßigen Austausch sprechen. „Gesundschrumpfen“ wäre ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang fallen könnte. Wenn nämlich eine neue Erweiterung veröffentlicht wird, gibt es auf einen Schlag gerne zwischen 100 und 200 neue Karten, die für das eigene Deck potenziell in Frage kommen. Betrachtet man nun alle Sammelkarten, die allein für das Standard-Format erlaubt sind, wird es schnell vierstellig. Damit es nun aber nicht irgendwann fünfstellig wird und eine gewisse Übersichtlichkeit gewahrt bleibt, kommt die Limitation mittels Turnuswechsel zum Einsatz.


Diese Übersichtlichkeit macht das Sammelkartenspiel auch für Neueinsteiger attraktiv – und preisgünstiger. Denn für das Bauen eines Decks für das Standard-Format kommen nur neuere Karten in Frage. Das bedeutet, dass eine Suche nach sehr alten, aber vielleicht nach wie vor spielstarken und daher sehr teuren Karten entfällt. Dass der Turnuswechsel dadurch eben auch vor sehr spielstarken Karten keinen Halt macht, ist ein weiteres Argument. So gibt es keine mehrere Jahre alten Strategien, die alle anderen Deck-Ideen übertrumpfen und das kompetitive Spielen somit zu einer eher langweiligen Sache machen. Stattdessen müssen Spielende mit jedem Turnuswechsel schauen, ob das eigene Deck so noch funktioniert, ob Anpassungen vorgenommen werden müssen oder ob vielleicht ein ganz anderes Deck in Frage kommt. Gleichzeitig könnten so Karten plötzlich relevant werden, dessen Effekte von anderen Karten überschattet wurden, die nun aber rausrotiert sind. Kurzum: Das Sammelkartenspiel bleibt durch den Turnuswechsel frisch und lebendig.


Schmerzhafte Verluste & neue Grundlagen


Mit jedem Turnuswechsel gibt es Karten, deren Verlust der Legalität für viele Spielende besonders schmerzhaft ist, da sie bis dahin Eckpfeiler des eigenen Spiels ausmachten. Während die Effekte jener Karten manches Mal durch andere, noch legale Karten ersetzt werden können, ist ein adäquater Ersatz für andere Karten nicht möglich. Im Folgenden ist deshalb dargestellt, welche künftig nicht mehr einsetzbaren Sammelkarten besonders erwähnenswert sind und ob diese gegebenenfalls ersetzt werden können.


Name der Karte
Erweiterung Sammlernr. ggf. Ersatz
Phlegleon Schwert & Schild
056/202
Intelleon Schwert & Schild
058/202
Galar-Zigzachs Schwert & Schild 117/202 Resladero (SV1 118)
Zobiris-V Schwert & Schild 120/202
Zacian-V Schwert & Schild 138/202
Zamazenta-V Schwert & Schild 139/202
Chillabell Schwert & Schild 147/202
Kommandutan Schwert & Schild 148/202
Luftballon Schwert & Schild 156/202 Strandplatz (SV1 167)
Großes Amulett
Schwert & Schild
158/202
Entwicklungsrauch Schwert & Schild 163/202 Ergreifendes Aroma (SIT 153)
Mary Schwert & Schild
Weg des Champs
169/202
056/073
Richter (SV1 176)
Felizia (ASR 150)
Metallplatte Schwert & Schild 170/202
Gewöhnliche Angel
Schwert & Schild 171/202 Sophora (CRE 145)
Mimi (SV1 179)
Flottball Schwert & Schild 179/202 Nestball (SV1 181)
Aurora-Energie Schwert & Schild 186/202
Cottomi-V Clash der Rebellen
Weg des Champs
019/192
005/073
Galar-Smogmog Clash der Rebellen 113/192
Galar-Mine 1
Clash der Rebellen 160/192
Anziehungsnetz Clash der Rebellen 165/192
Ausrüstungsentsorger Clash der Rebellen 168/192
Trainingsplatz Clash der Rebellen 169/192
Fang-Energie Clash der Rebellen 171/192
Zwillings-Energie Clash der Rebellen 174/192
Donarion-V Flammende Finsternis 060/189
Iksbat-V Flammende Finsternis
Glänzendes Schicksal
Verlorener Ursprung
104/189
044/072
TG20/TG30
Bidifas (BRS 121)
Endynalos-VMAX Flammende Finsternis 117/189
Großer Parasol
Flammende Finsternis 157/189
Vogel-Profi Flammende Finsternis 159/189
Umhang der Stärke
Flammende Finsternis 160/189
Rose Tower
Flammende Finsternis 169/189
Kraft-Farblos-Energie Flammende Finsternis 176/189
Smart-Rotom Weg des Champs
064/073
Raikou Farbenschock 050/185
Zekrom Farbenschock
Strahlende Sterne
060/185
TG05/TG30
Relaxo Farbenschock 131/185
Delion Farbenschock 154/185
Teleskopisches Visier
Farbenschock 160/185
Wasch-Wasser-Energie Farbenschock 165/185
Yveltal Glänzendes Schicksal
046/072


Zu den ganz großen Verlusten für das kompetitive Spiel gehören zweifelsohne Karten wie Entwicklungsrauch, Flottball oder Anziehungsnetz, da sie wesentliche Bestandteile in einer Vielzahl von Decks darstellten. Darüber hinaus fällt auf, dass sich so einige Spezial-Energie-Karten (Aurora-Energie, Fang-Energie, Kraft-Farblos-Energie usw.) verabschieden, was im Speziellen mächtig an der Spielbarkeit des aktuellen Top-Decks bestehend aus Lugia-VSTAR und Aeropetryx rüttelt. Die grundsätzliche Mechanik dieses Decks ist zwar weiterhin noch so interessant, dass es nach einigen Umbauarbeiten weiterhin kompetitiv genutzt werden könnte. Es ist aber davon auszugehen, dass Lugia in Zukunft zu den selteneren Sichtungen auf offiziellen Turnieren gehören wird.


Das bedeutet gleichzeitig auch das Aus für Konter-Decks zum einstigen Top-Deck. So gab es beispielsweise relevante Konstellationen um Karten wie Donarion-V oder Endynalos-VMAX in Kombination mit Galar-Smogmog. Da diese Schlüsselkarten nun aber ebenfalls rausrotiert sind, werden diese Decks wohl vollständig der Vergangenheit angehören. Ein ähnliches Schicksal wird auch Regigigas ereilen, das bis dato das vermutlich stärkste Einzelpreiskarten-Deck darstellte. Hier verabschieden sich einfach zu viele Schlüsselkarten wie Aurora-Energie, Gewöhnliche Angel und Anziehungsnetz, sodass die grundsätzliche Mechanik des Decks quasi nicht mehr funktioniert.


Doch nicht alle Decks, die bis zum Turnuswechsel zum Pool der Turnier-relevanten Konstellationen gehörten, müssen nun Lebewohl sagen. Das Deck, das sich beispielsweise rund um Mew-VMAX spinnt, gehört zu den ältesten Decks des Formats, bleibt aber auch nach der Rotation mehr als relevant. Zwar trifft auch hier der Verlust des Flottballs einigermaßen hart, da diesbezüglich aber Kompensationsmöglichkeiten bestehen, bleibt Mew-VMAX fast so stark wie zuvor. Ebenfalls nicht abgeschrieben werden können die Decks, die von der Nirgendwo-Mechanik Gebrauch machen. Ein Schlüsselelement stellt hier der Wechsel diverser Curelei von der aktiven Position auf die Bank dar, um den eigenen Nirgendwo-Bereich schnell mit Karten zu füllen. Der Verlust von Anziehungsnetz ist diesbezüglich zwar schade, aber mit dem Strandplatz gibt es nun sogar eine neue Karte, die das Deck wieder etwas verstärkt.


Mit dem Turnuswechsel besteht letztlich auch die Möglichkeit, dass sich ganz neue Decks bis an die Spitze spielen können. Mit der ersten Erweiterung des kürzlich gestarteten Karmesin & Purpur-Zyklus gibt es auch bereits erste Anwärter in Form von Miraidon-ex und Guardevoir-ex. Näheres zu diesen Pokémon, die auf die neue ex-Mechanik setzen, findet sich in unserer Review zum ersten Karmesin & Purpur-Set. Eine erste Bewährungsprobe für das entschlackte Format bieten die diesjährigen Europäischen Pokémon-Internationalmeisterschaften, die bereits an diesem Wochenende vom 14. bis 16. April in London stattfinden. Man darf gespannt sein, inwiefern sich die vieldiskutierte Theorie schlussendlich in der Praxis wiederfinden wird.


Freut ihr euch über die vielen neuen Möglichkeiten, die sich aus dem Turnuswechsel ergeben? Oder würdet ihr lieber mit eurem Lieblingsdeck auf ewig weiterspielen können?

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Kommentare 8

  • Tomberyx

    Minish Mage

    Ich mag immernoch das klassische Pokemon TCG am liebsten, das wir um 2000 rum auf'm Schulhof gespielt haben ^^

    Die ganzen übermächtigen Neuerungen haben das Spiel zu arg verändert. Manches davon macht schon Spaß, manches ist aber auch einfach nur gefühlt unfair 8X

    So ergeht es aber leider allen Sammelkartenspielen. Magic und Yugioh waren da auch keine Ausnahmen.

  • Para

    Turmheld

    Ich finde eure Pokémon Artikel immer richtig gut. Und genau mit dem Thema „Standardformat“ habe ich immer Probleme. Bitte so weiter machen :)


    Meine zwei Hobbys auf einer Website 😄👍🏻

  • Isamu_17

    Feurige kunstvolle Maid

    Para dafür gibts ja das erweiterte Format

  • Para

    Turmheld

    Isamu_17 also mit Problem meine ich die Regeln des Standardformats zu verstehen. Das erweiterte format bringt mir nicht so viel Freude, weil ich es schon sehr unbalanced finde.

  • Isamu_17

    Feurige kunstvolle Maid

    wenn du die Regeln lernen möchtest, empfehle ich dir die Pokemon TCG App. Da wird das alles erklärt

  • Para

    Turmheld

    Isamu_17 danke dir. Das Spiel beherrsche ich ganz gut aber den Überblick zu behalten mit diesen Regelzeichen (welche nun zugelassen sind) empfinde ich manchmal als unübersichtlich. Anfang dachte ich das beim Standardformat einfach nur die Karten aus dem aktuellen Zyklus zugelassen sind!

  • sardello

    Turmbaron

    Ich mag immernoch das klassische Pokemon TCG am liebsten, das wir um 2000 rum auf'm Schulhof gespielt haben ^^

    Du meinst das Spiel, bei dem man Karten gegen eine Wand geworfen hat? Wer näher an der Wand war, hat die Karten des Gegners gewonnen :) . Das Format hat mir auch immer sehr viel Spaß gemacht :D

  • Tomberyx

    Minish Mage

    sardello ich... hab keinen Schimmer was du da sagst :D"