Spiele über Amazon Japan importieren – Ein Erfahrungsbericht Spezial
Geschrieben von Kim Davids am 05.11.2023
In Zeiten, in denen physische Spiele keine Selbstverständlichkeit mehr darstellen, muss sich der geneigte Sammler und Spieleliebhaber auf einige Steine im Weg einstellen. Neben limitierten Spielen von Limited Run Games und co, die nach dem Dropshipping-Prinzip arbeiten, und danach nur noch für sündhaft viel Geld bei eBay und Konsorten zu erwerben sind, gibt es immer öfter auch Spiele, die nur in gewissen Regionen einen handfesten Release verzeichnen können. So kam beispielsweise die physische Version vom absolut grandiosen Ghost Trick: Phantom-Detektiv lediglich in Japan raus und das ist grundsätzlich keine Seltenheit. Das Land der aufgehenden Sonne ist noch immer einer der wichtigsten Abnehmer, wenn es um haptische Spiele geht, auch wenn der digitale Trend auch dort eine immer größere Rolle spielt. Gerade viele japanische Rollenspiele und andere Nischentitel, welche besonderes Interesse bei Sammlern wecken, können bei Resellern importiert werden, was allerdings auch kein günstiges Unterfangen ist. Viele, auch hier aus der Community, schwören hingegen auf Play-Asia, die aus Hongkong und Singapur versenden, allerdings meist auch deutlich über dem üblichen Straßenpreis aus Japan liegen, schließlich wollen die auch was daran verdienen. Doch welche Alternativen gibt es noch? Da ich gewisse Spiele, die exklusiv in Japan als Handelsversion erschienen sind, unbedingt in meiner Sammlung haben wollte, informierte ich mich eingehend mit der bestmöglichen und günstigsten Beschaffung eben jener Spiele, da die ganze Importiererei ganz schön ins Geld gehen kann. Wie schon in der Podcast-Folge #241 angeteasert habe ich nun doch noch meine Erfahrungen aus der letzten Zeit hier als kleines Japan-Spezial zusammengefasst, um den ein oder anderen Import-Interessenten weitere Möglichkeiten an die Hand zu geben, um an die heiligen Grale der Videospielwelt zu gelangen.
Manch ein Import-Profi wird jetzt sicherlich augenrollend auf uns "Noobs" herabblicken, denn wie kann sowas offensichtliches überhaupt Teil dieser Guideline sein? Doch ich glaube, dass das Portfolio vom Amazon-Ableger aus Japan nicht jedem in seiner Gänze bekannt ist und noch immer massiv unterschätzt wird. Seit bereits einigen Jahren ist es auch für internationales Publikum möglich, bei Amazon.co.jp zu bestellen, dafür ist lediglich eine Kreditkarte nötig. Ich weiß, in Deutschland ist die Kreditkarte noch immer bei Weitem nicht so geläufig wie zum Beispiel in den USA, doch auch in den hiesigen Gefilden kommt man immer leichter an die begehrte Plastikkarte. Ich konnte mir bei meiner Bank zusätzlich eine Prepaid-Kreditkarte dazubestellen, die mich keinen Cent extra kostet und lediglich mit Geld aufgeladen werden muss. Außerdem wird ein eigenes, japanisches Amazon-Konto benötigt, euer heimischer Account kann hierfür nicht verwendet werden. Das ist aber mit einer schnellen Registrierung erledigt, bei der ihr bestenfalls auch direkt eure Adresse eingebt, was spätestens bei der Berechnung der Versandkosten noch wichtig wird. Die Seite lässt sich komplett in englischer Sprache bedienen und dürfte jedem Amazon-Kunden absolut geläufig sein, denn sie unterscheidet sich nur marginal vom deutschen Pendant. Wichtig ist, dass die Artikel direkt von Amazon versendet werden, denn dann gibt es für gewöhnlich keine Probleme. Auch Bestellungen über Händler vom Marketplace sind möglich, dafür muss der Händler aber dem Versand zu eurer Wunschdestination zugestimmt haben, was oftmals nicht der Fall ist. Da der Yen aktuell relativ schwach ist, profitieren wir vom günstigen Umrechnungskurs, der so manchen Artikel zum absoluten Schnapper macht. Um euch das einmal zu verdeutlichen, habe ich ein paar Spielepreise vom japanischen Versandriesen mit denen in Deutschland, genauer gesagt mit denen von Netgames, verglichen. Dass Netgames höhere Preise hat ist natürlich absolut verständlich, da diese sicher für ähnliche Preise wie hier angegeben einkaufen und da natürlich auch noch Gewinn hängenbleiben soll, weshalb ich deren Angebot gar nicht schlechtreden möchte. Ganz im Gegenteil: Ich habe schon desöfteren Import-Titel dort gekauft, wenn ich nur diesen einen Titel wollte und sich die Bestellung über Amazon sonst nicht rentiert hätte.
Ghost Trick in Japan: 3925 Yen (24,79 EUR)
Ghost Trick in Deutschland: 39,95 EUR
Okami in Japan: 2823 Yen (17,83 EUR)
Okami in Deutschland: 39,95 EUR
Etrian Odyssey Collection in Japan: 8711 Yen (~55,02 EUR)
Etrian Odyssey Collection in Deutschland: 79,95 EUR
Phoenix Wright Ace Attorney Trilogy in Japan: 3275 Yen (~ 20,69 EUR)
Phoenix Wright Ace Attorney Trilogy in Deutschland: 39,95 EUR
Japan-exklusive Cuphead Deluxe Edititon in Japan: 4451 Yen (~28,11 EUR)
Nicht in Deutschland erhältlich
Wechselkurse vom 30.10.2023
Bevor ihr euch bei diesen Preisen aber schon auf den Weg macht, um das japanische Amazon-Konto zu erstellen, solltet ihr natürlich die etwaigen weiteren Kosten bedenken. Es kommen definitiv noch die Versandkosten drauf, die man schwierig ganz genau beziffern kann, denn diese hängen von der jeweiligen Bestellung ab. In meinem Beispiel kamen zu den 14.474 ¥ Warenwert weitere 3523 ¥ Versandkosten dazu, was ungefähr 22 EUR sind. Da ich vier Artikel bestellt habe, betragen die Versandkosten pro Artikel 5,50 EUR. So lässt sich nun auch der einzelne Artikelpreis einschätzen. Die physische Version von Okami ist mit knapp über 23 EUR also vergleichsweise günstig. Etrian Odyssey ist als relativ teures Spiel mit knappen 60 EUR auch in Japan schon recht hochpreisig, wobei die Differenz immer noch gute 20 EUR beträgt. Ihr seht also, es lässt sich durchaus ordentlich Geld sparen, wenn man die richtigen Artikel bestellt. Grundsätzlich gilt: Je mehr ihr bestellt, desto geringer fallen die Versandkosten pro Artikel aus, was aber auch nur zur Hälfte stimmt. Denn wenn der bestellte Artikel ungewöhnlich viel Platz bedarf, können die Versandkosten plötzlich in die Höhe schnellen. Da ich in meinem Fall unbedingt unter der 150 EUR-Grenze bleiben wollte, ist ein wenig Testerei erforderlich, wenn man finanziell das Maximum aus seiner Bestellung rausholen will. Also werft einfach mal die Spiele eurer Wahl in den Warenkorb und schaut euch an, wie sich die Versandkosten verhalten.
Die voraussichtlichen Importgebühren werden von Amazon direkt abgeführt und sind in eurer Bestellung bereits enthalten. Wenn Amazon sich verschätzen sollte, kann das nur zu eurem Vorteil sein, denn bei einer zu hohen Schätzung bekommt ihr das Geld auf eure genutze Zahlungsmethode wieder gutgeschrieben und bei einer zu niedrigen Schätzung springt Amazon für die Mehrkosten ein. Das ist auch der Grund, warum die Kosten auf der Startseite und im Warenkorb variieren können. Okami kostete in meinem Warenkorb ungefähr 200 ¥ mehr, was aber insgesamt nicht so dramatisch ist. Wie bereits erwähnt, fallen bis zu einem Warenwert von 150 Euro keine Zollkosten an. Wenn ihr einen höheren Warenwert bestellt, müsst ihr mit weiteren Zollgebühren und der Einfuhrumsatzsteuer rechnen, die etwaige Schnäppchen dann eventuell doch kostspieliger ausfallen lassen als zunächst geplant war. Wie genau Amazon dabei vorgeht, wird in diesem Hilfeartikel beschrieben.
Das wars dann auch schon. Meine Bestellung bestehend aus vier Spielen für die Nintendo Switch kostete mich 14.474 ¥ zuzüglich der Versandkosten in Höhe von 3.523 ¥, was 116,28 EUR entspricht. Verglichen mit der deutschen Option, die ich oben ausgewiesen habe, wäre ich ohne die Japan-exklusive Deluxe-Edition von Cuphead schon auf einen reinen Warenpreis von 119,85 EUR gekommen zuzüglich der üblichen Versandkosten, was da definitiv nicht mithalten kann. Der Versand dauerte etwas länger als eine Woche, was absolut vertretbar ist. Ich habe allerdings auch schon von Lieferzeiten von 2-3 Tagen gehört, aber die paar Tage spielen bei einem Import für mich keine wirklich wichtige Rolle.
Für die Profis unter euch wird all das sicher nichts Neues sein. Es gibt auch weitere, komplexere Möglichkeiten, mit denen man sogar Gebrauchtsspiele erwerben kann über sogenannte Proxy-Einkaufsservices wie Zenmarket. Habt ihr Interesse an weitere Guidelines bzw. Erfahrungsberichte oder könnt sogar selbst schon mit Erfahrung in dem Bereich punkten? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!