Der bittere Beigeschmack kostenpflichtiger DLC-Kämpfer Kommentar
Geschrieben von David Pettau am 29.11.2018
In ihren Ursprüngen galt die Super Smash Bros.-Reihe in erster Linie als reines Party-Vergnügen – in der Rolle von Mario, Link und Co. konnte man sich in chaotischen Keilereien gegenseitig auf die Rübe hauen (mal im Ernst, wer will das nicht?). Es dauerte allerdings nicht allzu lange, bis die Reihe sich drastisch weiterentwickelte. Mit dem zweiten Ableger, Super Smash Bros. Melee für den Nintendo GameCube, wurde eine völlig neue Szene innerhalb der Super Smash Bros.-Fangemeinde geschaffen. Eine Szene, die vor allem darauf aus ist, sich unter gleichberechtigten Bedingungen untereinander zu messen. Die große Frage ist wohl, ob Super Smash Bros. Melee überhaupt mit dem Ziel, eine solche Szene anzusprechen, entwickelt wurde – Masahiro Sakurai, der Director der Super Smash Bros.-Reihe, ist dafür bekannt, kein allzu großer Fan von Super Smash Bros.-Partien mit deaktivierten Items zu sein, oftmals der Ursprung des Chaos-Faktors. Zur kompetitiven Szene äußerte er sich in einer Kolumne des japanischen Videospielmagazins Famitsu zuletzt so, dass er es schade finde, dass Items im kompetitiven Rahmen meist deaktiviert seien. Doch auch, wenn er selbst kein allzu großer Fan davon zu sein scheint: Spätestens mit Super Smash Bros. Ultimate wird deutlich, dass durchaus akzeptiert und verstanden wurde, dass ein nicht zu unterschätzender Teil der Super Smash Bros.-Fangemeinde darauf aus ist, den Titel hauptsächlich auf dieser kompetitiven Ebene zu spielen.
Zumindest trifft dies auf viele der oftmals kleinen Neuerungen in Super Smash Bros. Ultimate zu. Es gibt allerdings eine Sache, die der kompetitiven Ebene entgegenwirkt – weit mehr, als es sich manch ein Fan der Reihe vielleicht sogar eingestehen will. Ich spreche dabei auch nicht von der professionellen eSports-Ebene, sondern vielmehr von rein hobbymäßigen kompetitiven Spielern – beispielsweise solche, die sich im vergangenen Super Smash Bros. für Wii U allen voran im Hart auf Hart-Modus (bzw. “For Glory“) mit anderen Spielern aus aller Welt gemessen haben. Und ja: Ich selbst zähle mich auch zu dieser Kategorie von Super Smash Bros.-Spielern.
Die Rede ist bei all dem von dem angekündigten Fighters Pass-Paket, das Super Smash Bros. Ultimate um fünf zusätzliche Kämpfer bereichern wird. In diesem Kommentar soll es nun nicht darum gehen, dass man als Spieler im Gegensatz zum Vorgänger die Wahl hat, alle Kämpfer in einem preislich vergünstigten Bundle zu erwerben, sondern um die reine Tatsache, dass das Spiel nach seinem Erscheinen um kostenpflichtige Kämpfer erweitert wird. Erst einmal ist das natürlich eine tolle Sache für alle Super Smash Bros.-Fans – wohl niemand, der dem Spiel verfallen ist, wird sich über zu viele neue Kämpfer beschweren. Und falls doch, dann steht es einem natürlich auch frei, von einem Kauf der DLC-Kämpfer abzusehen – oder etwa nicht? Um nicht länger um den heißen Brei zu reden: nein. Als jemand, der sich kompetitiv mit Super Smash Bros. Ultimate auseinandersetzen will, hat man gar keine andere Wahl, als den Fighters Pass zu erwerben. Und selbst dann, wenn man es tut und auch jederzeit bereit wäre, einen noch höheren Betrag für noch mehr Kämpfer zu bezahlen – selbst dann noch hinterlässt die Existenz kostenpflichtiger DLC-Kämpfer einen bitteren Nachgeschmack.
Das individuelle “Können“ bzw. der “Skill“ hängt in Super Smash Bros. von allerlei Faktoren ab. Wenn man das gesamte Spielprinzip stark verallgemeinert herunterbricht, dann geht es primär allerdings um zwei Aspekte. Erstens: Man muss seinen eigenen Kämpfer verstehen. Zweitens: Man muss den Kämpfer seines Kontrahenten verstehen. Erst dann, wenn man die Fähigkeiten seines eigenen Kämpfers auszuspielen und den Stärken seines Kontrahenten zu entgehen weiß, wird man zu einem wirklich guten Spieler. Und die effektivste Art, die Fähigkeiten eines Kämpfers zu erlernen, sollte auf der Hand liegen: Man muss ihn spielen. Je mehr man übt, desto besser wird man, stark versimpelt formuliert. Lasst mich anhand eines einfachen Beispiels noch etwas besser ausführen, was ich damit meine.
Nur wer sich mit allen Facetten seiner Kontrahenten auseinandersetzt, wird am Ende siegreich sein! Schon bald wird Fuegro die unangefochtene Nummer 1 sein!
Ein jeder von euch dürfte sich auf eine kleine Anzahl an Kämpfern spezialisiert haben. Ich selbst schlüpfe beispielsweise häufig in die Rolle von Pummeluff. Nicht nur tun sich viele meiner Online-Kontrahenten sehr schwer damit, sich auf Pummeluff einzustellen, da dieses in Super Smash Bros. für Wii U nicht allzu oft gespielt zu werden scheint, sondern ich selbst habe auch einen großen Vorteil, sollte ich einmal gegen einen Kontrahenten antreten, der Pummeluff gewählt hat. Da ich selbst einen Großteil meiner Matches mit Pummeluff verbringe, weiß ich über das nötige “Mindset“, das ein Pummeluff-Spieler braucht, um erfolgreich zu sein, bestens Bescheid – und dieses Mindset kann ich gegen meinen Gegner verwenden, der mit Pummeluff auf mich losgeht. Ich selbst weiß bestens darüber Bescheid, welche Situationen man mit Pummeluff herstellen will – ich weiß bestens Bescheid, welche Situationen man mit Pummeluff geradezu hasst. Um es kurz und knapp zusammenzufassen: Je mehr Kämpfer ich aktiv verwende, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich bestens auf die Kämpfer meiner Gegner einstellen kann.
Das theoretische und auch praktische Verständnis für idealerweise alle Kämpfer ist ein wesentlicher Bestandteil davon, ein wirklich guter Super Smash Bros.-Spieler zu werden. Und der Grund dafür, weshalb Super Smash Bros. dabei auf einer kompetitiven Ebene grundsätzlich fair ist, ist sehr simpel: Ein jeder Besitzer des Spiels hat Zugriff auf diese Informationen. Es steht jedem Spieler frei, sich so lange mit jedem beliebigen Kämpfer zu beschäftigen wie er will. Doch hier kommen nun die kostenpflichtigen DLC-Kämpfer ins Spiel. Ich selbst, und wahrscheinlich auch viele andere kompetitiv ausgerichtete Spieler, habe kein Problem damit, für die zusätzlichen, entwicklungsaufwändigen Inhalte zu zahlen, doch kann man natürlich niemanden dazu zwingen. Und so wird es viele Spieler geben, die ebenfalls kompetitiv orientiert sind, allerdings keinen der DLC-Kämpfer erwerben werden.
Was daraus resultiert, erscheint mir logisch: Jeder kompetitive Online-Kampf gegen unbekannte Gegner, in dem ein DLC-Kämpfer zum Einsatz kommt, findet potenziell unter unfairen Bedingungen statt. Mit anderen Worten: Jeder Sieg mit einem DLC-Kämpfer zieht einen bitteren Nachgeschmack hinter sich her. Habe ich gewonnen, weil ich schlicht der bessere Spieler war? Oder aber habe ich gewonnen, weil mein Kontrahent bisher nicht die Möglichkeit hatte, Erfahrungen mit und gegen den von mir gespielten DLC-Kämpfer zu sammeln? Natürlich sollte man aus dieser Problematik keine größere Sache machen als sie schlussendlich ist, doch totschweigen sollte man dies meiner Meinung nach auch nicht. In jedem Spiel, in dem man sich mit anderen Spielern misst, halte ich die Grundvoraussetzung für absolut notwendig, dass ein jeder Spieler unter denselben Bedingungen und mit denselben Chancen antritt. Durch das Veröffentlichen von kostenpflichtigen, spielrelevanten Inhalten wird diese Chancengleichheit verzerrt. Im Falle von Super Smash Bros. womöglich nicht in einem solchen Extrem, dass man von “pay to win“ reden könnte, doch fair ist es keinesfalls.
Natürlich könnte man dieses Problem sehr leicht umgehen – und nicht nur durch die Option, Monetarisierung nur in Form von kosmetischen Inhalten durchzuführen, während alles Spielrelevante kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Nein, so weit will ich noch nicht einmal gehen. Als völlig ausreichend würde ich es bereits empfinden, wenn jeder Spieler im Trainings-Modus Zugriff auf alle DLC-Kämpfer hätte – dort könnte man sich intensiv mit deren Moveset vertraut machen, um in der Theorie keinen Nachteil zu haben. Doch wie ist eure Meinung dazu? Habt ihr euch über diese Thematik schon einmal Gedanken gemacht? Hättet ihr vielleicht auch einen eigenen und gänzlich anderen Lösungsansatz für die beschriebene Problematik parat? Teilt es mir gerne in den Kommentaren mit!