Ein kleines Spiel mit großer Botschaft

Die meisten Aufbauspiele zeichnen sich dadurch aus, dass man zu Beginn jeder Partie auf einer grünen und jungfräulichen Karte startet, wo man nach und nach seine Siedlung etablieren kann. Große, grüne Wälder sorgen für ausreichend Bauholz und im Gras finden Wildtiere genug Nahrung, sodass die eigenen Jäger und Sammler mehr als nur Beeren und Pilze nach Hause bringen. Das Spiel Terra Nil geht allerdings einen komplett anderen Weg und jede Partie beginnt sozusagen am Ende einer erfolgreichen Siedlung, nachdem man selbst schon weitergezogen ist, um sich woanders niederzulassen. Denn übrig geblieben sind nur karge Landstriche und leer gefischte sowie geschöpfte Flüsse und Seen. Hier möchte nicht einmal mehr eine Ameise ihr Lager aufschlagen, weswegen ihr in Terra Nil die Natur wieder aufwecken müsst. Wir haben uns die Nintendo Switch-Version einmal angeschaut, die schon kurz vor Weihnachten als Shadow-Drop für die Konsole erschienen ist.


Von Klimawandel und Renaturierung


Das Ziel des Spiels ist also auf jeder neuen Karte, die Natur Stück für Stück zurückzubringen. In den ersten Minuten bekommt ihr daher ein Tutorial an die Hand gegeben, das euch durch die ersten Schritte führt, denn ein umgekehrter Aufbau ist dann doch vielen Spielerinnen und Spielern ein fremdes Vorgehen. Doch die moderne Technik macht es möglich und um der Natur so wenig Schaden wie nur möglich zuzufügen, ist dazu noch alles sehr ökologisch. Daher starten wir auch immer mit einem Windkraftwerk, das nur auf einzelnen Felsen gebaut werden kann. Im Anschluss erschließen wir durch weitere Gebäude Land, auf dem wir bauen können, um schließlich neues Gras wachsen zu lassen. Das alles wird mit schönen Animationen dargestellt, sodass wir langsam dabei zusehen können, wie das karge und graue Land wieder saftig grün wird. Auch Flüsse und Seen wollen wieder gefüllt, Korallenriffe wiederhergestellt und Tiere angesiedelt werden.


Die karge Landschaft möchte so effizient wie nur möglich begrünt werden

© Devolver Digital

Für jeden Schritt gibt es eigene Gebäude, die teilweise voneinander abhängig sind und erst funktionieren, wenn gewisse Gegebenheiten bereits etabliert sind. Zudem ist es nicht nötig, die ganze Karte wiederzubeleben, denn ihr müsst aufpassen, dass eure Ressourcen in Form von Blättern ausreichend vorhanden sind. In der oberen linken Ecke könnt ihr stets sehen, wie viele Ressourcen euch für die verschiedenen Gebäude zur Verfügung stehen und gerade im späteren Spielverlauf ist es wichtig, akribisch damit zu haushalten. Wenn ihr das nicht tut, müsst ihr wieder von vorne beginnen. Auch wenn ihr nicht die ganze Karte abdecken müsst, solltet ihr immer darauf achten, so effizient wie möglich zu arbeiten, denn am Ende kann doch jedes Kästchen auf der Karte zählen.


Nachdem Wiesen, Wälder und Gewässer erneut zu neuem Leben erweckt wurden, wollen auch Tiere angesiedelt werden. Hier müsst ihr auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Arten achten, denn ein Braunbär lässt sich erst nieder, wenn auch ein Bienenstock in der Nähe ist und ein Biber ist erst zufrieden, wenn er einen Flusslauf besiedeln und bebauen kann. Zu guter Letzt müssen aber noch die erbauten Gebäude wieder verschwinden, denn ihr wollt eine vom Menschen unberührte Natur zurücklassen. Daher gibt es am Ende auch genügend Gebäude, die bereits platzierte wieder einsammeln, ehe alles mit einem Luftschiff weggetragen wird. Wart ihr erfolgreich, so könnt ihr zur nächsten Karte der insgesamt vier Biome fortschreiten.


Je weiter ihr fortschreitet, desto komplexer wird der Wiederaufbau

© Devolver Digital

Terra Nil ist durch sein entspannendes Gameplay ein wunderschönes Spiel für zwischendurch oder für einen gemütlichen Abend an der Konsole. Allerdings ist es, je nach Schwierigkeitsgrad, auch sehr herausfordernd und erfordert teilweise strategische Vorgehensweisen. Man bekommt als Spielerin und Spieler auch nicht jeden Schritt erklärt, weswegen das Handbuch auch sehr oft zum Zuge kommt, um sich gewisse Mechaniken noch einmal durchzulesen. Denn manche Gebäudeabläufe sind alles andere als selbsterklärend und bevor man stundenlang herumprobiert, lohnt sich ein Blick in das schön gestaltete Handbuch, wo so einige Tipps und Tricks sowie wundervolle Zeichnungen auf euch warten.


Knifflig wird es auch noch mal, wenn das Wetter Einfluss auf das Spielgeschehen hat. In manchen Biomen muss man beispielsweise für ausreichend Luftfeuchtigkeit sorgen, bevor man bestimmte Gebäude zum Weiterkommen freischalten kann. Hier helfen verschiedene Anzeigen, das aktuelle Geschehen zu beobachten und es braucht auch manchmal mehrere Versuche, um zu verstehen, was genau nun von einem verlangt wird. Aber genau das macht den Reiz aus und es kommt oft vor, dass man beim ersten Spielen einer neuen Map erst einmal schauen muss, was es braucht, um das Level erfolgreich abzuschließen.


Unschöner technischer Schluckauf


Terra Nil kannte ich schon von der PC-Version, weswegen ich vor allem auf die technische Umsetzung auf der Konsole gespannt war. Die vielen Anzeigen und die Bedienung wollen klug gelegt werden, sodass man nicht zehn Knöpfe drücken muss, bevor man für einen Zug zum Ziel kommt. Allerdings wurde das recht ordentlich umgesetzt und wirklich jeder Knopf der Nintendo Switch wurde irgendwie belegt. Dennoch drückt man viel hin und her, um nach der richtigen Aktion oder Auflistung zu suchen und wenn man eine längere Pause eingelegt hat, muss man erst noch mal herausfinden, was sich auf welchem Knopf befindet.


Grafisch sieht das Spiel aber sehr hübsch auf der Hybrid-Konsole aus und hier kann die OLED-Version der Nintendo Switch noch einmal punkten, da das Spiel teilweise wirklich sehr bunt und lebhaft werden kann. Auch die Musik trägt zur Entspannung bei, weswegen es dahingehend eine absolut runde Sache ist. Allerdings hapert es sehr an der Performance und gerade die wunderschönen Animationen, wenn das Land wieder zum Leben erweckt wird, ruckeln unschön vor sich hin. Das ist durchaus schade, denn es nimmt einem etwas die Immersion, wenn Wiesen Stück für Stück begrünt werden aber dies nicht in einer wundervoll fließenden Bewegung dargestellt werden kann.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Kerstin Steiner

Terra Nil ist ein wirklich besonderes Spiel, da es die Mechaniken eines Aufbauspiels komplett auf den Kopf stellt. Hinzu kommt, dass das Thema aktueller nicht sein kann, denn der Klimawandel schreitet woran und der Mensch beutet die Erde weiterhin aus, sodass das gezeigte Szenario durchaus in einigen Jahren gar nicht mehr so abwegig erscheint. Die einzelnen Karten unterscheiden sich nicht nur von Biom zu Biom, sondern werden über den Spielverlauf auch immer anspruchsvoller. Dennoch handelt es sich bei Terra Nil um ein recht kurzes Spiel, das aber davon profitiert, dass man es gut zwischendurch spielen kann und nicht mehrere Stunden am Stück damit verbringen muss, um Spaß zu haben. Auch wenn die Portierung auf die Nintendo Switch generell gut gelungen ist, sind es leider die technischen Schwierigkeiten wie Performance und längere Ladezeiten, die einem dann doch das ein oder andere genervte Seufzen entlocken. Wer keine andere Plattform besitzt, der bekommt dennoch mit Terra Nil ein einzigartiges Puzzle- und Aufbauspiel, das einen an den Bildschirm fesselt. Allen anderen empfehle ich dann doch lieber die PC- oder Tablet-Version.
Mein persönliches Highlight: Die spannenden neuen Ideen und das entspannte Bauen

Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 1

  • Lehran

    Turmheld

    hab ich schon länger auf meiner steam Wunschliste, bisher schreckt mich aber die kurze spieldauer und der geringe wiederspielwert ab :(