Das erhoffte Comeback?
Der Release von Mario vs. Donkey Kong für die Nintendo Switch steht kurz bevor und bereits die Vorschau auf die Neuauflage hatte mich gepackt. Mittlerweile habe ich viele Spielstunden darin investiert, die kleinen mechanischen Mario-Ebenbilder zu befreien. Weshalb ich nachfolgend festhalten kann, wer bedenkenlos zuschlagen darf und wer sich den Kauf wohl doch noch durch den Kopf gehen lassen sollte.
Wie bereits in unserer Vorschau bemerkt, gibt es nicht sonderlich viel zur Story zu sagen: Unser aller Fellfreund Donkey Kong ist aufgrund einer Fernsehwerbung hin und weg von den kleinen mechanischen Mini-Marios. Weil sie jedoch gänzlich ausverkauft sind, bricht DK kurzerhand in die Mario Toy Company ein. Dort schnappt er sich die kleinen Männlein mitsamt ihrer schützenden Kugeln und packt sie in seinen Beutel. Mario möchte seine kleinen Ebenbilder natürlich retten, weshalb sich ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Klempner und dem Affen entwickelt. Dargestellt wird die Story in kurzen Zwischensequenzen, die bereits zeigen, wie deutlich sich die technische Seite der Neuinterpretation vom Original abgrenzt, ohne jedoch die inhaltliche Nähe zur Game Boy Advance-Fassung zu verlieren. Nicht nur in den Sequenzen sehen Mario und DK gut getroffen aus. Ein grafisches Feuerwerk dürft ihr jedoch trotz des Feinschliffs nicht erwarten.
Das Abenteuer führt euch zu unterschiedlichen Welten, die teils aus dem Original bekannt sind, zum anderen Teil aber auch neu hinzugefügt wurden. Thematisch grenzen sich die Welten nicht nur äußerlich klar voneinander ab – auch spielerisch erwartet euch sehr viel Abwechslung. Von der Mario Toy Company über Donkey Kongs Dschungel, bis hin zu den neuen Welten Glitschgletscher und Munteres Miniland bekommt ihr so einiges geboten. Im Verlauf des Spiels wird jede Welt sogar noch in Form einer Plus-Variante erweitert, welche Level schwereren Herausforderungen bieten. Somit summieren sie sich auf die in den Trailern angepriesenen rund 130 Level.
Darin gilt es natürlich, die kleinen Mini-Marios zurückzuerobern. Hierfür muss Mario viele unterschiedliche Hindernisse und Fallen überwinden und goldene Schlüssen erlangen, welche die Bereiche mit den Mini-Marios öffnen. Die Wege dorthin sind jedoch mit Gefahren gepflastert: Stachelige Untergründe, herabfallende Eiszapfen und Gegner wie Shy Guys und Piranha-Pflanzen machen euch das Leben schwer. Beschreiben kann man das Ganze am ehesten als eine Mischung aus Platformer und Rätsel-Spiel. Ihr solltet nicht bedenkenlos loslaufen, sondern müsst stets gut planen, wie ihr konkret vorgeht. Mario ist aber natürlich kein hilfloser Charakter – Er kann auf alte bekannte und auch auf neue Fähigkeiten zurückgreifen.
So dürft ihr – wie aus Super Mario Bros. 2 bekannt – auf den Köpfen der Shy Guys stehen und diese auch herumtragen. Mit einem solchen im Gepäck könnt ihr dann entweder andere Feinde angreifen oder ihr nutzt sie anderweitig für eure Zwecke: Weil Shy Guys beispielsweise auf Stacheln laufen können, solltet ihr sie auf den Fallen platzieren und sie dann gefahrlos überwinden. Ihr seid auch in der Lage, Mülltonnen und Trampoline durch die Level zu bugsieren und mit ihrer Hilfe höhere Ebenen zu erreichen. Wegen rutschiger Untergründe, Blumen, die euch durch die Lüfte befördern und Schalterrätseln entwickeln sich die Level zu echten Kopfnüssen.
Doch damit nicht genug – Mario verfügt über weitere Talente: So lassen sich Leitern und Seile erklimmen, ihr dürft im Handschaft laufen, um vor herabfallenden Steinen geschützt zu sein, könnt Mehrfachsprünge ausführen und sogar Rückwärtssaltos sind möglich. Das Ganze spielt sich dabei insgesamt sehr gut, fühlt sich aber bei Weitem nicht so geschmeidig an wie Super Mario Bros. Wonder. Habt ihr die Fähigkeiten jedoch verinnerlicht, gehen sie gut von der Hand. Teilweise fühlte ich mich mit all den Talenten sogar etwas zu mächtig, denn mit etwas Geschick lassen sich ganze Levelabschnitte überspringen, sodass Fallen und Gegner obsolet sind. Für Speedrunner dürfte dies jedoch eine nette Möglichkeit sein, Rekorde aufzustellen.
Die Level zu Beginn des Spiels sind sehr schnell gemeistert und es stört auch nicht das Zeitlimit, welches stets in der Ecke leuchtet. Auch, dass man bei einem Treffer das Zeitliche segnet, fällt nicht ins Gewicht. Erst im weiteren Verlauf nimmt der Schwierigkeitsgrad allmählich Fahrt auf und führt spätestens in den Plus-Welten zu kurzen Frustmomenten. Für besondere Herausforderungen bietet jedes Level drei Geschenke, die nicht sonderlich gut versteckt sind, jedoch zusätzliche Planung benötigen, um sie einzuheimsen. Egal, ob mit oder ohne diese Geschenke: Am Ende jedes Levels erfolgt eine Bewertungen eurer Leistung. Das Ziel sollte natürlich stets ein Goldstern sein.
Weil sich das Spielprinzip in den Plus-Welten leicht verändert, ist das gar nicht so einfach. Dort warten die Mini-Marios nämlich nicht an den Ausgängen der Level auf euch, sondern müssen zunächst aktiviert werden, damit sie euch durch den Spielbereich begleiten. Der Schlüssel eines jeden Levels ist dabei an diese gebunden und nur, wenn ihr zusammen mit ihnen die Türen erreicht, gelten sie als geschafft. Diese Veränderung lockert das Spielprinzip nochmals deutlich auf und sorgt für Abwechslung. Leider bestehen die Plus-Level nur aus jeweils einem Raum und sind viel zu schnell gemeistert.
Zu all dem kommen noch Mini-Mario-Level und Donkey Kong-Kämpfe hinzu. Bei ersteren handelt es sich um kurze Level, in welchen jeweils sechs gerettete Mini-Marios zu einer Spielzeugkiste manövriert werden müssen. Das funktioniert sehr gut und diese Aufgabe hebt sich nochmals deutlich vom restlichen Spielgeschehen ab. Sie ist jedoch nur in den regulären Welten zu finden und nicht in den Plus-Varianten. In den Kämpfen gegen Donkey Kong müsst ihr hingegen Fallen ausweichen und ihn auf unterschiedliche Art und Weise bekämpfen, indem ihr Gegenstände auf ihn werft. Definitiv eine nette Dreingabe, insgesamt jedoch zu repetitiv für meinen Geschmack.
Sollte euch das Abenteuer zu schwer sein, dürft ihr das Zeitlimit entfernen und seid zudem nicht bereits beim ersten Treffer ausgeschaltet. Das hilft vor allem Anfängern und Kindern, die sich erst in das Spielgeschehen einfinden müssen. Besonders spannend wird es, wenn ihr zusammen mit einem Partner auf die Suche nach den Mini-Marios geht. Jederzeit lässt sich ein Toad aktivieren, der zusammen mit Mario auf die Rettungstour geht. Zwar konnte ich dieses kooperative Feature bislang nur alleine ausprobieren, jedoch überzeugt es mich auf ganzer Linie. Besonders interessant ist, dass die Level durch einen zweiten silberfarbenen Schlüssel noch etwas komplizierter werden. Die Mischung aus der Möglichkeit, sich gegenseitig zu helfen, gleichzeitig aber auch vor neuen Herausforderungen zu stehen, könnte das größte Highlight von Mario vs. Donkey Kong sein.
Am Ende bleibt natürlich die Frage: Für wen ist das Spiel geeignet? Grundsätzlich handelt es sich um ein gutes Spiel und all jene, die das Original nicht kennen, werden eine Menge Spaß haben. Alle anderen können sich zwar ebenfalls darin verlieren, aber fernab des Multiplayer-Aspekts fallen die Neuerungen zu mau aus. Die überarbeitete Grafik sieht gut aus, führt die Nintendo Switch aber definitiv nicht an ihre Grenzen. Bemerkenswert ist, wie gut sich die neuen Level in das bewährte Spielgeschehen einfügen. Nach meinem Geschmack hätten es aber deutlich mehr sein dürfen und angesichts eines Preises von 50 Euro ist das Abenteuer leider viel zu schnell zu vorbei. Zwar könnt ihr im späteren Spielverlauf auf die Jagd nach Bestzeiten gehen, insgesamt ist es aber zu wenig für all diejenigen, die das Original kennen. Allerdings werden Neulinge durchaus mehr als zehn Stunden in das Spiel investieren können. Alles in allem fühlt sich Mario vs. Donkey Kong für mich nach einem Spiel an, welches wunderbar im Rahmen einer Nintendo Direct als Shadowdrop für zwanzig bis dreißig Euro hätte veröffentlicht werden können. Die Veröffentlichung als Vollpreistitel betrachte ich daher aufgrund der wenigen neuen Inhalte mit einem kritischen Auge.
Unser Fazit
7
Spaßgarant