Nostalgische Rückschau auf das Dungeon-Crawler-Genre

Vor zwölf Jahren erschien Legend of Grimrock erstmals für den PC und hob den klassischen Dungeon Crawler in die Moderne – zumindest auf optischer Ebene. Das Spiel ist eine nostalgische Rückschau auf das einst so blühende Genre und versucht, mit wenigen aktuellen Features auch die jüngere Spielerschaft für die altertümliche Rollenspielunterhaltung zu begeistern. Dass das seinerzeit auch teilweise gelang, bewies die Veröffentlichung des Sequels Legend of Grimrock II zwei Jahre später. Doch dann ... nichts mehr. Um das Entwicklungsstudio Almost Human Games wurde es still, es folgten keine weiteren Ankündigungen und die zweiteilige RPG-Reihe schien abgeschlossen. Nun, über ein Jahrzehnt später, wurde der Erstling für die Nintendo Switch angekündigt und feierte im vergangenen Januar 2024 sodann sein Konsolendebüt. Ob durch das jüngste Lebenszeichen ein weiterer Nachfolger in Betracht kommt, kann aktuell noch nicht beantwortet werden. Es wirkt aber so, als wolle man das Interesse innerhalb der Spielerschaft abklopfen – die Grundvoraussetzung für eine Fortsetzung. Doch nun genug der haltlosen Spekulationen. Wie sich Legend of Grimrock abseits des PCs schlägt, erfahrt ihr hier.


Möchtet ihr nicht mit der vorgefertigten Heldengruppe starten, bastelt ihr zu Beginn eure eigene

© Almost Human Ltd.

Die Geschichte von Legend of Grimrock ist schnell zusammegefasst. Ihr begleitet eine aus vier Gefangenen bestehende Truppe durch den namensgebenden Mount Grimrock, wo man euch zum Sterben zurücklässt. Der legendäre Berg birgt in seinem Innern ein düsteres Labyrinth aus verwinkelten Korridoren und tödlichen Fallen. Ein schrecklicher Ort, der von Monstern nur so wimmelt. Doch schafft ihr es bis zum Fuß, gewährt man euch die Freiheit. Eine schier unmögliche Herausforderung ... oder etwa nicht?


Der Berg besteht insgesamt aus 13 Ebenen, die ihr in etwa 17 Stunden durchlauft. Je nachdem, wie lange ihr euch mit den vielen optionalen Geheimnissen auseinandersetzt, kann euer Abenteuer auch länger ausfallen. Wo ihr zu Beginn nur zwanzig bis dreißig Minuten mit einer Ebene verbringt, können spätere Etagen schon einmal über eine Stunde in Anspruch nehmen. Das liegt nicht zuletzt an der höheren Komplexität späterer Stockwerke, die sich aus großflächigeren Gebieten, knackigeren Rätseln und tödlicheren Gegnern zusammensetzt. Großartig viel Raum wird der Handlung nicht eingeräumt, sie legitimiert schlichtweg euren Aufenthalt und wird ansonsten auch nicht ausgeschmückt. Weshalb ihr beispielsweise zum Tode verurteilt wurdet, wird also nicht aufgeklärt. Hier müsst ihr eure Fantasie spielen lassen.


Ihr habt anfangs die Wahl, den Berg mit einer vorgefertigten Gefangenentruppe zu betreten oder eure eigene zu erstellen. Letzteres solltet ihr jedoch nur in Betracht ziehen, wenn ihr euch ein bisschen mit dem Spiel auskennt. Insgesamt stehen euch vier Rassen und drei Klassen zur Auswahl, die ihr mit individueller Attributspunkteverteilung und anderen Eigenschaften ausarbeiten könnt. Auch müsst ihr euch vor Spielstart für einen der drei Schwierigkeitsgrade (Leicht, Normal, Schwer) entscheiden und dürft wählen, ob ihr den Old-School-Modus aktivieren möchtet. In diesem Modus zeichnet euch das Spiel keine Karte mit. Ihr müsst euch also selbst mit Zettel und Stift bewaffnen, um euren Weg festzuhalten. Seid ihr neu im Genre, solltet ihr für euren ersten Durchgang auf den Old-School-Modus verzichten und mit dem leichten Schwierigkeitsgrad starten, denn Legend of Grimrock ist erbarmungslos und sehr sparsam mit seinen Erklärungen. Ein nachträgliches Ändern der Einstellungen ist leider nicht möglich.


Diese skelettierten Speerträger sind nichts im Vergleich zu dem, was euch auf den tieferen Etagen erwartet

© Almost Human Ltd.

Seid ihr dann im Spiel, werdet ihr schnell merken, dass Legend of Grimrock euch nicht an die Hand nimmt. Zwar fallen hier und da ein paar nebulöse Worte zum Gameplay, einen Großteil müsst ihr euch allerdings selbst aneignen. Schritt für Schritt manövriert ihr euren Trupp aus der Egoperspektive durch die Dungeons, löst (Schalter-)Rätsel, bekämpft feindliche Kreaturen und achtet auf eure Gesundheitswerte, darunter auch das Hungergefühl eurer Figuren. Anders als es den Anschein haben mag, handelt es sich bei Legend of Grimrock nicht um ein rundenbasiertes Rollenspiel. Die Gegner greifen an, wann sie wollen, und auch ihr unterliegt bis auf den obligatorischen Cooldowns keinen Einschränkungen. Das sorgt einerseits für eine höhere Dynamik, andererseits wird jedoch auch schnell deutlich, dass der Controller für diese Art Spiel nicht ganz so geeignet ist wie Maus und Tastatur. Man hat bisweilen das Gefühl, nicht nur gegen die monströsen Widersacher, sondern auch gegen die eigenen Finger zu kämpfen.


Erfolgreiche Kämpfe belohnen euch mit Erfahrungspunkten, die auf Dauer zum Levelaufstieg führen, und Ausrüstungs- sowie Hilfsgegenständen. Jede eurer Figuren kann eine Vielzahl an Ausrüstung tragen. Ob sich ein Rüstungs- bzw. Kleidungsstück für eure Klasse eignet, lässt sich ganz einfach an den Werten ablesen, die ihr mittels Schultertaste im Menü einblenden könnt. So mindert schwere Rüstung oftmals die Ausweichchance und geben keinerlei Boni auf magische Fähigkeiten. Gerade eure ersten beiden Gruppenmitglieder sollten allerdings gut gerüstet sein, da diese den häufigen Schaden von vorne abfangen. Ob und wie man die Aufstellung der einzelnen Mitstreiter ändert, verrät euch das Spiel übrigens auch nicht. Ich habe die Suche nach der Antwort irgendwann aufgegeben.


Die Spielwelt von Legend of Grimrock beschränkt sich ausschließlich auf Innenräume. Tageslicht werdet ihr nicht sehen, daher ist es ratsam, stets eine Fackel dabei zu haben. Zwar ändert sich mit fortschreitendem Verlauf die Beschaffenheit des Mauerwerks, wirklich abwechslungsreich ist das Ganze aber leider nicht. Erst mit dem Sequel erweiterte man die Umgebungsvielfalt durch schicke Außenareale. Der Erstling ist jedoch ein Dungeon Crawler in Reinform. Grafisch müsst ihr dafür kaum bis gar keine Abstriche im Vergleich zur PC-Version hinnehmen. Das Bild ist klar, die Bildrate stabil und die einzelnen Modelle schick. Einzig die Beleuchtungseffekte wurden merklich reduziert. Innerhalb des Testzeitraums konnten keine gravierenden Fehler oder Abstürze festgestellt werden.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Felix Kraus

Legend of Grimrock ist kein Spiel für jedermann. Das macht der Titel bereits in den ersten Spielminuten unmissverständlich klar. Mangelnde Tutorials, gut versteckte Geheimnisse und ein äußerst fordernder Schwierigkeitsgrad untermauern diese These und zeigen gut auf, wie nah sich Legend of Grimrock an die klassischen Vorbilder hält. Diese Authentizität drängt das Ganze allerdings in eine Nische und schränkt die potenzielle Käuferschaft ein. Auch die Steuerung wirkt bisweilen etwas unausgereift und bietet leider nicht die Möglichkeit, eigene Schemata anzulegen. Übernimmt man sich jedoch nicht sofort und bringt zudem das nötige Durchhaltevermögen mit, können sich der Spaß und die Stärken des Old-School-Rollenspiels entfalten.
Mein persönliches Highlight: Die Authentizität und das musikalische Main Theme

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 7

  • DarkInside

    Turmheld

    Gutes Spiel aber damals schon auf dem PC gesuchtet. Im Sale werd ich mir das mal auf der Switch gönnen.

  • Blackadder

    cuteness is justice

    Danke für den Test. Hatte das Spiel wieder komplett aus den Augen verloren. Denke ich werde es mir die Tage zulegen. :thumbup:

  • Philipp_Watch

    Turmbaron

    Eure Tests sind wie immer Fluch und Segen zugleich.... Segen - Man entdeckt teilweise neue und vergessene Perlen. Fluch - Switch startet - Nintendo Store - zur Sicherheit schon mal gekauft damit man es später ja nicht wieder vergisst. Bankkonto sagt Merci 😅

  • Ktaadn

    Turmritter

    Danke für den Test! Mal schauen, wenn es mal im Angebot ist, hole ich mir LoG auch für die Switch. Die Steuerung scheint freilich nicht so gelungen zu sein?


    Die Grimrock-Macher sind nicht weg, sondern heißen jetzt anders:


    https://www.pcgamer.com/the-le…op-inspired-tactical-rpg/

  • DarkInside

    Turmheld

    Ktaadn nicht ganz korrekt. Almost Human Games gibt es noch. Hier ein Statement von einem Entwickler.


    Zitat

    Druidstone is developed by Ctrl Alt Ninja, who share many people from Almost Human. Almost Human is still alive but no new games are currently being developed. It is possible that Almost Human returns with another game, but meanwhile the Ctrl Alt Ninja team is fully focused on Druidstone. Technically we are a different studio (the ownership and structure of the companies are different). Think of us like members of a band who enjoy this so much that we have a dual membership in another band.

  • Ktaadn

    Turmritter

    DarkInside Danke für den Hinweis! :thumbup:

  • SilencerOne

    Turmbaron

    Hoffe es kommt auf Modul. Dann wird's gekauft. Ansonsten für 5-10 Euro im sale.