In der Haut von Agent 47
Es ist für viele Gamer wohl kaum vorstellbar, doch mit Hitman: Blood Money – Reprisal bin ich das erste Mal in meinem Leben mit der Hitman-Reihe in Kontakt getreten. Ich habe mich also in die Haut von Agent 47 begeben und mich Stück für Stück mit meinem neuen Leben als Auftragsmörder vertraut gemacht. Ob ich dabei mit der Tür ins Haus platzte oder auf Samtpfoten durch die Gänge zu meinen Opfern schlich, verrät mein nachfolgender Test.
Die Geschichte des Spiels wird aus einer interessanten Perspektive erzählt: Wir begleiten nämlich den Journalisten Rick Henderson, welcher den ehemaligen FBI-Direktor Alexander Leland Cayne interviewt. In den Gesprächen geht es um Agent 47, welchen Henderson für Fiktion hält. Cayne offenbart ihm jedoch so manch interessante Geschichte. Ohne viel mehr ins Detail gehen zu wollen: Die Story ist unterhaltsam und bietet durchaus den einen oder anderen überraschenden Moment. Der Kern des Spiels liegt jedoch inmitten dieser Gespräche, weil wir immer wieder Sequenzen mit Agent 47 erleben und ihn darin kontrollieren.
Es erwarten euch insgesamt dreizehn Missionen, in welchen ihr eure mörderischen Fähigkeiten zum Ausdruck bringen dürft. Das klingt auf dem Papier zunächst nicht nach sonderlich viel, aber je nach Vorgehensweise sind die einzelnen Level sehr ausschweifend und ihr werdet einige Spielstunden mit ihnen verbringen. Bevor es jedoch ans Werk geht, erhaltet ihr die wichtigsten Informationen über eure Ziele, könnt euch mit Waffen und Ausrüstung eindecken und diese sogar verbessern, wenn ihr das nötige Kleingeld habt.
Sobald ihr euch in einem der weitläufigen Areale wiederfindet, geht es ans Eingemachte. Ihr müsst Pläne erarbeiten, mit denen ihr die Ziele ausschaltet. Bestenfalls lautlos und ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr könnt euch mittels der leider etwas unübersichtlichen Karte einen ersten Eindruck von der Gegend und den Aufenthaltsorten eurer Opfer machen. Anschließend werdet ihr die Umgebungen erkunden und eure Optionen abwägen. Im besten Fall schafft ihr es, euch heimlich Zugang zu zunächst verschlossenen Bereichen zu verschaffen. Beispielsweise solltet ihr das umherlaufende Personal ausschalten und deren Kleidung überwerfen. So wird der einst gut gekleidete Auftragsmörder schnell zum Pfleger, Bodyguard oder ähnlichem.
Natürlich könnt ihr auch zu schweren Waffen greifen und versuchen, die Missionen mit brachialer Gewalt zu meistern. Das klappt durchaus, kostet aber ebenso einige Vorbereitung. Agent 47 geht im Kugelhagel nämlich schnell zu Boden und ihr könnt euch in manchen Situationen nur noch in einem kleinen Raum verschanzen. Spaß macht dieses Vorgehen aber definitiv nicht. Viel mehr liegt der Reiz des Spiels darin, die Morde möglichst unauffällig zu begehen oder diese bestenfalls sogar als Unfall aussehen zu lassen. Am Ende müsst ihr entkommen, ohne die Kavallerie auf euch aufmerksam zu machen. Das macht sich auch in eurem Geldbeutel bemerkbar, denn je lautloser und unauffälliger ihr vorgeht, desto mehr Geld erhaltet ihr als Belohnung. Solltet ihr dennoch etwas zu laut unterwegs gewesen sein, kann das hart verdiente Geld auch zur Bestechung eingesetzt werden, um euren Bekanntheitsgrad wieder zu reduzieren.
Was definitiv nicht von der Hand zu weisen ist, ist das Alter, welches das Spiel mittlerweile auf dem Buckel hat. Ursprünglich erschien es nämlich im Jahr 2006 und das merkt man dem Gameplay definitiv an. Zwar ist der Einfallsreichtum bei der Erledigung der Missionen auch heute noch riesig, aber die Spielmechaniken und auch die KI fühlen sich nicht up to date an. Ähnlich sieht es auch mit der grafischen Ausarbeitung aus. Zwar wurde das Spiel etwas aufgehübscht, jedoch erhaltet ihr im Kern nur eine einfache Portierung. In der Reihe erst später eingeführte Aspekte wie der Instinkt-Modus, eine neue Mini-Map und auch die Bewegungssteuerung kommen hier hinzu, aber ein Hit-Kandidat ist Hitman für mich trotzdem nicht. Ein weiterer Grund hierfür ist auch die Framerate, welche insgesamt zwar konstant ist, in manchen Gefechten jedoch ebenso wie Agent 47 in die Knie ging und das Weiterspielen erschwerte.
Was bleibt, ist am Ende natürlich die Frage, für wen Hitman: Blood Money – Reprisal eigentlich gemacht ist. Im Grunde kann hier jeder zuschlagen, der schon immer die etlichen Möglichkeiten eines Austragsmörders ausprobieren wollte. Dermaßen facettenreich ist wohl kaum ein anderes Spiel, wenn es darum geht, die gesetzten Ziele zu erreichen. Ihr müsst euch jedoch im Klaren darüber sein, dass es hier nur um eine Portierung geht und ihr dadurch auch mit alten Schönheitsfehlern zu kämpfen habt. Wenn euch das nicht stört, dann ist der Preis von rund 25 Euro durchaus angemessen.
Unser Fazit
6
Überzeugend