Wenn das Spiel an sich Horror ist...

Vaccine, das schon seit Februar für Wii U und jetzt auch für Nintendo Switch erhältlich ist, ist eine Interpretation des Survival-Horror-Genres der 90er Jahre. Man kann zu Beginn zwischen einem männlichen und einem weiblichen Charakter wählen, die mit unterschiedlichen Startwerten beginnen. Die unterschiedlichen Werte können durch Ausgeben der erhaltenen Erfahrungspunkte erhöht werden, die Erfahrungspunkte selbst erhält man durch das Töten von Gegnern und das Öffnen von Türen. Ziel des Spiels ist es, ein Gegenmittel für das infizierte Teammitglied zu finden, das in einer Villa ist, die immer wieder neu aus wiederholenden Räumen erstellt wird. Dabei müsst ihr herausfinden, wie man diesem Gebäude entkommen kann.


Mit dem Panzer ins Labyrinth


Das Spiel beginnt in einem Raum mit zwei Betten – in einem davon liegt euer Kollege, der immer wieder einen Anfall hat. Die erste Waffe, ein Messer, kann man auf dem Boden am Fußende dieses Bettes finden. Auf dem Schreibtisch liegt ein Blatt Papier, auf dem bei jedem Spielstart ein anderer, zufällig generierter Text steht, der erste Hinweise gibt, was los ist. Was genau zu tun ist, wird nicht wirklich erwähnt, man erhält lediglich einen Hinweis, dass man ein Gegenmittel braucht.


Wenn man genug EXP hat, muss man alle "Level-Up!"-Knöpfe durchgehen, bevor man seine Waffe ausrüsten kann.

Die Steuerung fällt hier sofort als sehr gewöhnungsbedürftig auf, da es sich um so genannte Tank-Controls handelt – mit rechts und links dreht man den Charakter, mit hoch und runter geht man jeweils nach vorne und hinten. Die Steuerung ist unschön umgesetzt und reagiert dabei so fein auf den linken Stick, dass eine Steuerung mit diesem ziemlich unmöglich ist und man mit dem Steuerkreuz steuern muss. Zeit, sich an die Steuerung zu gewöhnen bleibt ebenfalls nicht, denn man hat nur eine halbe Stunde Zeit, um den Teamkollegen zu retten.


Hat man sich dann zurechtgefunden, geht es auch schon los – erstmal die Tür öffnen und 1 EXP erhalten. Da der nächste Raum zufällig generiert ist, kann es auch vorkommen, dass man sofort von einem Zombie oder einer Ratte angegriffen wird, doch wie verteidigt man sich dagegen? Natürlich erstmal das hoffentlich aus dem Startzimmer mitgenommene Messer ausrüsten. Das Menü erreicht man über den Plus-Knopf. Hier muss man dann mit rechts bzw. links alle möglichen, klickbaren Buttons durchgehen, bis man das Messer ausgewählt hat, was bei dem vorhandenen Menü-Design nicht unbedingt leicht zu erkennen ist.


Ausgerüstet wird mit dem A-Knopf, die Waffe gezogen mit L oder R. Während man die Waffe gezogen hat, kann man sich nicht fortbewegen. Daher muss man regelmäßig etwas vom Gegner entfernt die Waffe ziehen und warten, bis dieser nah genug für einen Angriff ist, den man mit A ausführt. Wenn man Glück hat, kann man sogar durch das nach unten Drücken Gegner angreifen, die sich am Boden befinden. Leider funktioniert das nicht zuverlässig.


Suchen ohne zu sehen


Unterwegs kann man verschiedene Gegenstände finden, darunter Heilgegenstände, statusverändernde Gegenstände, Schlüssel und weitere Waffen. Ob und wann man die Gegenstände findet, ist zufällig. Laut einem Kommentar der Entwickler auf Steam, soll man definitiv eine Schusswaffe finden können, bevor man den sogenannten Crawlern begegnet, dies konnte ich in meinen mehrfachen Durchgängen jedoch nicht bestätigen. Da es sich bei Crawlern um schnelle und starke Gegner handelt, sind diese ohne Schusswaffe oder ein Abwehrspray relativ unmöglich zu besiegen. Viele meiner Spieldurchgänge endeten in einem Game Over weil ich ohne Schusswaffe und Abwehrspray von einem Crawler erwischt wurde.


Nur ein Schritt und man sieht plötzlich nichts mehr, statt es wenigstens winzig klein zu sehen.

Um alle herumliegenden Items zu finden muss man ganz genau hinschauen, denn die Kameraansichten sind fixiert. Je nach Position im Raum gibt es unterschiedliche, teilweise sehr komische Ansichten – da freut man sich, wenn Items nicht direkt in dem Bereich liegen, in dem die Kameraansicht wechselt. Wo genau man beim Aufheben der auf dem Boden liegenden Items stehen sollte, wechselt je nach Item und Position, was dazu führt, dass man manchmal einige Zeit damit verbringt, bis man das Item endlich aufheben kann, was hier, durch die begrenzte Zeit, natürlich doppelt ärgerlich ist.


Hat man sich in einigen Räumen zurecht gefunden und sich nicht verlaufen (was durch die fehlende Karte durchaus passieren kann), stößt man irgendwann auf eine Vorrichtung an der Wand, aus der ein Laser nach oben strahlt. Diese Vorrichtung muss entriegelt werden, dabei muss man eine unterschiedliche Anzahl Pins auf einem drei mal drei Feld verteilen. Theoretisch gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Pins zu verteilen, doch ich habe das Gerät bei jedem Mal sofort entriegelt, was die Mechanik durch die unschöne Steuerung zu einem Ärgernis macht, das absolut unnötig ist.


Durch verschiedene herumliegende Blätter Papier kann man weitere Hinweise auf die Hintergründe der In-Game-Welt erhalten, leider auch mit teilweise unschönen Formulierungen und Rechtschreibfehlern. Über diese Informationsblätter erfährt man auch, dass es drei der Laser-Ärgernisse gibt – was für ein Spaß.


Nichts zu sehen – there and back again


Die zufällig generierte Villa ist im Grunde eine nette Idee, da sich die Räume jedoch recht schnell wiederholen, wird es schwierig überhaupt noch zu wissen, wo man schon war, wo noch nicht und wie man denn jetzt zurück in den Startraum kommt, wenn man das Gegenmittel hat. Eine Karte wäre echt schön gewesen, wurde jedoch, wohl um das Spiel "schwieriger" zu machen, nicht implementiert.


Drei davon gibt es in jeder Version der Villa – Fehler beim Entsperren sind unmöglich.

Je nachdem, wie gut man mit der Steuerung klarkommt und wie viel Glück man hat, kann man unterschiedlich weit kommen, der Glück-Faktor ist hier aber meiner Meinung nach viel zu hoch. Selbst wenn man denkt, es läuft echt gut, kommt plötzlich ein Crawler aus einer durch die Kameraansicht versteckten Ecke und schwupps ist man tot. Und dann beginnt das Spiel wieder von vorne, ohne die Chance irgendetwas übernehmen zu können. Natürlich wird dabei auch die Villa neu generiert.


Die Grafik des Spiels ist sehr minimal gehalten und wirkt stellenweise sehr lieblos. Die beiden spielbaren Charaktere bekamen einfach eine Maske aufgesetzt, damit man die Gesichter nicht modellieren muss, und Bilder und Dekorationen sind sehr wiederholend. Die Musik bzw. die Hintergrundgeräusche sind im Grunde nicht vorhanden, wiederholen sich nahezu genauso schnell wie die Modelle und haben einige unschöne und nervige Geräusche hineingemixt.


Die Lust weiter zu spielen vergeht schnell, wenn man immer wieder Pech hat und schon im zweiten oder dritten Raum von einem Crawler getötet wird, weil man keine Schusswaffe hat oder keine Munition mehr findet und im Grunde kurz vor Ziel von einem erwischt wird.

Unser Fazit

3

Eher nicht überzeugend

Meinung von Sabrina Schewe

Die Spielidee wirkte zu Beginn interessant, wurde aber leider nicht gut umgesetzt. Der Zufallsfaktor sorgt dabei dafür, dass es zwar nicht sofort wiederholend wirkt, er kann das unvermeidbare jedoch nur kurz herauszögern. Allgemein wirkt es, als wollte man mit dem Spiel nur schnelles Geld durch Fans des 90er Jahre Survival-Horror-Genres machen, wobei sich der Horror hier kaum zeigt.
Mein persönliches Highlight: Absolut nichts...

Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 12

  • lumpi3

    Meister des Turms

    die Einschätzung *"schnelles Geld machen "* ist von Grund auf falsch.


    Den wenn ein kleines Team Jahre lang braucht um sein Spiel fertig zu bekommen ist daran Reim gar nichts mit schnellem Geld machen.


    Ganz gleich ob das Spiel gut ist oder schlecht.
    Solche Verurteilungen sind nicht die feine Art.

  • Switch

    Darum steht da ja "es wirkt als".


    Kein normaler Mensch studiert deren Lebensgeschichte.
    Wir haben ein unfertiges und undurchdachtes Spiel das zusammengeschustert wirkt.


    Von daher "wirkt es" von außen als wollte man schnell was auf den Markt werfen um den Hype abzugreifen, (was nicht mal unwahrscheinlich ist).


    Also passt es.

  • Flipperkugel

    Turmbaron

    @lumpi3


    Die Beweggründe sind erstmal vollkommen egal. So eine Grütze zeugt einfach von Inkompetenz. Entweder habe ich das "Know How" und Talent zur Spieleentwicklung oder nicht. Die Jungs sollten sich einen anderen Job suchen. Erschreckend vor allem, dass Nintendo solchen Müll durchwinkt. Aber das Nintendo Seal Of Quality wurde ja mit dem GameCube begraben.

  • lumpi3

    Meister des Turms

    naja da es das Spiel ja schon länger auch auf der Wii U gibt kann man es innerhalb von ein paar Sekunden googeln bevor man es kauft.


    Bis auf wenige Ausnahmen kauft man doch eh nichts blind.

  • Splatterwolf

    Weg seit 1889

    Ich hätte es mir längst geholt, wenn es den Zeitfaktor nicht geben würde. Was ich bisher gesehen habe, war durchaus spannend. Steht also auf der Wunschliste, da kann dieser Test auch nix dran ändern. :D

  • Kugelwilli

    Turmfürst

    @Flipperkugel


    Ja, sowas braucht man nicht. Aber das "Qualitätssiegel" hat auch nicht wirklich vor schlechter Software geschützt. Beispiele gibt es da genug.
    Immerhin sind solche "Spiele" wie oben eher die Ausnahme. Andererseits hätte Nintendo dafür auch kein "grünes Licht" geben müssen.

  • Devil1983

    Poweruser

    danke für den test. Bewahrt mich vor einem Fehlkauf.


    Kleine Anmerkung: Könntet ihr beim Test immer noch einen Trailer verlinken? Dann kann man sich das nochmal ansehen.

  • Will0Wisp

    Turmbaron

    Was ich bisher davon gesehen und gehört habe, sieht gar nicht so schlecht aus. Es ist eine Hommage an Resident Evil 1 und Co. Tjoa, reines Nostalgie-Spiel mit einem Twist. Sowas sollte man von jemandem testen lassen, der in die Zielgruppe des Spiels gehört.


    Leider finde ich die Bewertungen hier immer weniger hilfreich. Und gerade jetzt bei der Switch ist es doch schon ziemlich seltsam, wie hier bewertet wird.

  • Dirk

    Europäer

    @Flipperkugel


    Das Qualitätssiegel war schon immer dafür gedacht, dass die Spiele ordentlich programmiert wurden und keine Schäden an der Konsole verursachen. Wo kommen wir auch hin, wenn Nintendo vorschreibt ob ein Spiel gut genug ist oder nicht. DIes ist ja noch immer subjektiv und ich fände es nicht gut, wenn manche Spiele nicht da sind, nur weil Nintendo diese nicht gut findet.


    Sicherlich dafür gibt es auch Müll aber diesen Müll findet man auf dem PC, auf der PS4 oder auch One. Schlechte Spiele muss es aber auch geben, wichtiger ist nur dass es nicht zum Standart wird. Und was die Indiespiele angeht, da sind bisher nur zwei Grauben dabei, ansonsten stimmt die Qualität. Das sah auf der Wii U um einiges schlimmer aus ;)

  • Tarik

    Turmbaron

    Geil, Nintendo DS-Grafik.

  • FloX99

    Lokale Gottheit

    @Tarik


    Nah, ich weiß das es als Witz gemeint war aber DS Grafik ist hier einfach eine beleidigung... Ganz unabhängig davon ob das Spiel nun gut oder schlecht ist, ist eher PS1, Dreamcast Grafik


    @Sabrina Schewe @Sebastian Schewe


    Na, hat sich da wer mit der Towerleidenschaft angesteckt? Echt cool und zugleich überraschend das ihr jetzt beide hier aktive Moderatoren seid, gemeinsame Leidenschaften verbinden ... :ddd:

  • Tarik

    Turmbaron

    @Tarik


    Nah, ich weiß das es als Witz gemeint war aber DS Grafik ist hier einfach eine beleidigung... Ganz unabhängig davon ob das Spiel nun gut oder schlecht ist, ist eher PS1, Dreamcast Grafik

    Zwischen PS1 und DS liegen nicht gerade Welten und es ändert auch nicht großartig was.
    3D ist immer so eine Sache. Es muss schon sehr polygonreich/detailliert sein, oder einen Cell Shading Look haben (Zelda, XIII, Borderlands), um nicht ziemlich altbacken und hässlich daher zu kommen.
    2D hat es da schon leichter.