Beschäftigungstherapie für alle

Womit verbringt ihr Menschen eure begrenzte Zeit auf Erden? Mit höchst bedeutsamen Angelegenheiten, die die Welt jeden Tag ein Stück besser machen? Um Himmels Willen, nein! Ihr vegetiert vor euch hin und schlagt solange die Zeit tot, bis die Zeit euch totschlägt. Ihr tretet in sinnlosen Sportarten gegeneinander an, schaut dabei zu, wie andere in sinnlosen Sportarten gegeneinander antreten und guckt den ganzen Tag auf Bildschirme, um sinnlose Videospiele zu spielen. Bitte? Eure Berufe sind wichtige und sinnvolle Beschäftigungen? Naja, vielleicht… Aber wir Maschinen machen das besser. Ich habe ausgerechnet, dass wir Computer, Maschinen und Roboter in wenigen Jahren alle sinnvollen Berufe besser machen werden als ihr. Wenn ihr dann unbedingt noch Jobs haben wollt, dann werden sie nur dem Zweck dienen, eure Zeit totzuschlagen.


Komme mit dem aus, was der liebe Chef dir gibt


So in etwa könnte eine künstliche Intelligenz das menschliche Leben verstehen. Im Spiel 7 Billion Humans ist diese düstere (?) Zukunftsvision eingetreten. Die menschliche Arbeitskraft ist überflüssig geworden, weil Maschinen alle Aufgaben übernommen haben. Aber freuen sich die Menschenwesen über den Luxus, ihre Zeit nach Belieben gestalten zu können? Nein! Stattdessen schreien sie nach Jobs! Also werden neue Jobs geschaffen. Alle 7 Milliarden Menschen dürfen nun in einem gewaltigen Wolkenkratzer anspruchslosen Betätigungen nachgehen, bis sie alt und grau sind. Sie hören stumpf auf die Anweisungen des Vorgesetzten und erledigen ihre Aufgaben zuverlässig wie eine Maschine. Nur einer darf sich mit komplexen und anspruchsvollen Denkaufgaben beschäftigen: der Spieler!


Menschen sind seltsam: Wollen sie jetzt, dass Maschinen für sie arbeiten oder nicht?

Hier kommt ihr also ins Spiel. Eure Aufgabe ist es, den zahllosen, arbeitswilligen Menschen zu befehlen, was sie machen sollen. Allerdings befinden wir uns nicht in einem normalen Arbeitsumfeld, in dem ihr als Chef etwa euren Untergebenen sagen würdet: „Nimm mal das Dokument aus dem Kopierer und lege es hier auf meinen Schreibtisch!“ In dieser von Computern erdachten Arbeitswelt müsst ihr stattdessen mit wenigen Anweisungen auskommen, die eure Untergebenen verstehen und ausführen können. Ebenso wie ein Computer nicht versteht, wenn ihr ihm sagt, dass er doch bitte mal den seltsamen WLAN-Problemen auf die Spur kommen soll, verstehen auch die Arbeiter in 7 Billion Humans nur wenige, ganz konkrete Befehle. Auch damit können sie ihre Aufgaben lösen, aber die Kunst ist es, ihnen diese Befehle ganz korrekt mitzuteilen. Sie werden nichts Interpretieren oder kritisch hinterfragen. Sie sind eine Maschine und ihr seid Programmierer!


Achtung: Es folgt eine kleinschrittige Einweisung für unsere neuen Arbeitnehmer. Wer schon gute Vorstellungen vom Gameplay hat, beispielsweise durch den Vorgänger Human Resource Machine, der darf auch direkt zum nächsten Abschnitt namens „Human Resource Machine 2“ springen. Oder, um es in unserer Sprache zu sagen: If Richtung unten = bekannt, jump Human Resource Machine 2.


Am Anfang ist es noch nicht so komplex: Mit einer Handvoll Befehle und etwas Nachdenken kommt ihr schon auf die Lösung!

Konkret könnt ihr euch das Gameplay so vorstellen: Ihr sprecht im Grunde nicht direkt mit den Arbeitern, sondern wählt aus einer Liste mit Befehlen diejenigen aus, die zum gewünschten Ziel führen, wenn ihr sie richtig anordnet. Je nach Level stehen euch dabei unterschiedlich viele Befehle zur Verfügung, im Laufe des Spiels kommen immer wieder neue hinzu. Grundsätzlich müsst ihr also immer mit dem auskommen, was euch aktuell zur Verfügung steht. Nehmen wir an, die Aufgabe im Level besteht aus dem oben beschriebenen Wunsch, ein Dokument aus dem Kopierer zu nehmen. Ihr habt aber aktuell keinen Befehl wie „gehe zum Kopierer“. Also beginnen wir mit der Anweisung, einen Schritt in die gewünschte Richtung zu gehen. Das geht mit dem Befehl „step“ und der Auswahl des passenden Richtungspfeils, was zur entsprechenden Fortbewegung der Arbeiter auf einem Schachbrettmuster führt. Dann gibt es Befehle wie „pickUp“, womit ihr sogenannte „Datenwürfel“ in die Hand nehmen könnt oder „drop“, wodurch ihr sie wieder ablegen könnt.


Die Kunst bzw. Herausforderung besteht darin, dass ihr eure Befehlskette so gestalten müsst, dass sie nicht nur ganz konkret für einen Arbeiter oder einen Datenwürfel mit einer bestimmten Zahl funktioniert, sondern allgemein in verschiedenen Situationen anwendbar ist. Verdeutlichen wir das an einem einfachen Beispiel: Der Weg eines Arbeiters zum Kopierer ließe sich eigentlich ganz konkret mit einer Aneinanderreihung von step-Befehlen beschreiben – gehe zweimal nach oben, dann nach links und schon bist du da. Sobald aber ein Arbeiter an einer anderen Stelle im Raum steht, funktioniert das nicht mehr. Wir brauchen also die Idee für eine allgemeine Befehlskette, die immer funktioniert. Nehmen wir an, der Kopierer steht an der linken Wand. Dann schicken wir die Arbeiter einen Schritt nach links. Da wir nicht genau sagen können, wie viele Schritte nötig sind (es gibt mehrere Arbeiter an verschiedenen Stellen), wiederholen wir den Befehl, bis die Wand erreicht ist. Die Anweisung „jump“ führt dazu, dass man in der Befehlskette, die einfach von oben nach unten abgearbeitet wird, an eine andere Stelle gelangt. Also springen wir nach dem Schritt nach links wieder nach oben in der Befehlskette und wiederholen den Schritt nach links.


Habt ihr das Ziel erreicht, könnt ihr trotzdem noch versuchen es besser zu machen.

Jetzt kommt ein sehr wichtiger Befehl ins Spiel mit dem Namen „if“. Dieser funktioniert als eine Art Gabelung der Wegstrecke. Abhängig davon, welche Voraussetzung zutrifft, geht es in der Befehlskette an verschiedenen Stellen weiter. Wenn zum Beispiel links vom Arbeiter keine Wand ist, dann geht es wie beschrieben über den jump-Befehl zum nächsten Schritt nach links. Wenn sich aber links die Wand befindet, brauchen wir keinen Schritt mehr nach links, sondern überlegen weiter. Wir haben es jetzt geschafft, den Arbeiter an die linke Wand zu bringen, er könnte aber über oder unter dem Kopierer stehen. Jetzt könnten wir uns eine der beiden Richtungen aussuchen und im Wesentlichen das oben Beschriebene wiederholen. Wenn („if“) er wieder auf eine Wand trifft, war es wohl die falsche Richtung, also befehlen wir ihm, in die andere Richtung weiterzulaufen. Jetzt fehlt uns nur noch eine Möglichkeit: Wenn der nächste Schritt weder zu einem leeren Feld noch zu einer Wand führt, dann sind wir wohl bei unserem Ziel, dem Kopierer angekommen.


Ihr seht, wie kleinschrittig ich diesen relativ kurzen und einfachen Prozess beschrieben habe, damit ihr eine ungefähre Vorstellung vom Gameplay bekommen könnt. Darum erspare ich euch mal, weitere Befehle und Möglichkeiten so detailliert zu erklären. Wenn meine Befehlskette – äh, ich meine – wenn mein Text bisher funktioniert hat, dann wisst ihr jetzt, dass ihr aus einem eingeschränkten Spektrum an Befehlen quasi einen Code programmiert, der dafür sorgt, dass eure Arbeiter die gewünschten Aktionen ausführen. Dann holen wir mal wieder die Leser ins Boot, die diesen Teil schon längst verstanden und übersprungen haben.


Human Resource Machine 2


Wie oben erwähnt, sind die Grundlagen des Gameplays von 7 Billion Humans bereits allen Spielern bekannt, die den unter anderem für Wii U und Nintendo Switch erhältlichen Titel Human Resource Machine gespielt haben. Tatsächlich sind beide Spiele in vielen Bereichen sehr ähnlich oder sogar identisch, sodass man ohne Übertreibung von einem direkten Nachfolger sprechen kann. Das beginnt schon mit dem bekannten Titelsong, der hier in einer abgewandelten Variante wieder auftaucht und mich wie schon beim Vorgänger so gepackt hat, dass ich beim Neustart des Spiels immer für eine Weile beim Titelbildschirm hängenbleibe und den Klängen lausche. Auch im Anschluss geht es vertraut weiter: Ihr wählt einen Angestelltenausweis, der praktisch euren Spielstand repräsentiert und mit einem Avatar versehen wird, der im Laufe des Spiels altert. Es folgt eine Levelstruktur, bei der jedes Level ein Lebensjahr symbolisiert. Zumeist geht es linear voran, gelegentlich gibt es aber Abzweigungen mit optionalen Leveln. Zwischendurch werdet ihr mit witzig gemachten Story-Sequenzen belohnt. Im Level selbst bastelt ihr rechts eure Befehle zusammen, links seht ihr den Raum mit den zugehörigen Arbeitskräften.


Keine Sorge, ihr müsst nicht auf Humor verzichten!

So weit, so bekannt. Man könnte also 7 Billion Humans als Human Resource Machine mit neuen Levels bezeichnen. Allerdings gibt es auch ein paar kleine, aber nennenswerte Unterschiede: Neben bekannten Befehlen kommen auch neue hinzu, die also die Art der Herausforderungen erweitern und für Abwechslung sorgen. Zudem müssen bekanntlich mehrere Milliarden Menschen beschäftigt werden – also sind hier auch grundsätzlich mehrere Arbeiter gleichzeitig im Einsatz. Sie hören alle zugleich auf dieselben Befehle, also seid ihr häufig gezwungen, eure Anweisungen noch allgemeiner zu formulieren, als es im Vorgänger der Fall war. Eine besondere Herausforderung ist es dann, einzelne Arbeiter zum Ausführen von Aktionen zu bringen, während andere das unterlassen oder abwarten sollen. Dafür helfen etwa die neuen Befehle „tell“ und „listen“, bei denen ein Arbeiter beispielsweise dem Nachbarn die Anweisung geben kann, jetzt aktiv zu werden.


Ich persönlich bin ziemlich begeistert vom Spielprinzip beider Spiele. Die besondere Herausforderung für mich als Tester ist es jetzt, euch sinnvolle Empfehlungen zu geben, ob 7 Billion Humans auch für euch die richtige Wahl ist. Wie so oft bei Videospielen ist „gut“ oder „schlecht“ nicht wirklich die richtige Beurteilungsgrundlage, sondern die Frage lautet, für wen das Spiel geeignet ist. Einfach ist es für Kenner des Vorgängers: Wenn euch Human Resource Machine gefällt, gefällt euch auch der Nachfolger. Könnt ihr mit einem der Spiele nichts anfangen, dann lasst auch die Finger weg vom anderen. Was ihr euch vermutlich fragt, wenn ihr beide Spiele noch nicht kennt: Werde ich vom Gameplay über- oder unterfordert? Wer mit Programmieren nichts am Hut hat, kann sich schnell abgeschreckt fühlen – zurecht?


Hier bekommt ihr sogar schon einen Code vorgegeben. Aber er funktioniert so noch nicht. Findet ihr den Fehler?

Hier kommt meine persönliche Perspektive ins Spiel: Vom Vorgänger abgesehen habe ich wirklich gar keine Erfahrungen mit dem Programmieren von irgendetwas oder mit vergleichbaren Aktivitäten. Trotzdem komme ich mit diesem Spiel zurecht. Allerdings muss ich das betonen, was ich schon im Test zu Human Resource Machine schrieb: Wer mit Mathematik und logischen Gedankengängen unumstößlich auf Kriegsfuß steht, für den ist 7 Billion Humans wohl doch eine Nummer zu hart. Aber ansonsten müsst ihr keine Angst haben: Im Grunde handelt es sich um ein Puzzlespiel, bei dem ihr durch Überlegen, Tüfteln und Ausprobieren Stück für Stück der richtigen Lösung näherkommt. Wenn ihr also Spiele wie Picross mögt: Dieses kleine Denksport-Juwel ist gar nicht so weit entfernt. Zudem werdet ihr auch nicht völlig ins kalte Wasser geschmissen, sondern zunächst mit wenigen Befehlen und einfachen Aufgaben ans Spielprinzip herangeführt. Nach und nach steigen Komplexität und Schwierigkeit, was die Köpfe qualmen lässt. Hin und wieder werden auch mal leichtere Aufgaben eingestreut, wenn beispielsweise neue Befehle eingeführt werden und ihr euch erstmal ganz darauf konzentrieren könnt.


Ich konnte einige Aufgaben leicht lösen, bei den meisten war ich aber gefordert und bei einigen begann die Reise mit einem großen Fragezeichen über dem Schädel. Wie soll man eine so anspruchsvolle Aufgabe mit den wenigen Befehlen, die scheinbar völlig nutzlos dafür sind, bewältigen? Dann beginnt das Grübeln und schließlich wird das Fragezeichen über dem Kopf durch eine Glühbirne ersetzt, um dieses Bild aus der Comic-Welt mal weiterzuführen. Dann wird die eigene Idee umgesetzt. Manchmal habe ich auch feststellen müssen, dass mein Plan in eine Sackgasse führt, und habe alles verworfen, nur um nochmal von vorn zu beginnen und eine bessere Lösung zu finden. Und das hat funktioniert! Tatsächlich fällt mir kein anderes Denksport-Tüftel-Spiel ein, bei dem ich so permanent gefordert war, umso stolzer war, wenn ich die Aufgabe lösen konnte und trotzdem nie so sehr überfordert war, dass ich frustriert aufgeben wollte. Seid ihr also Spielertypen wie ich, die sich vor solchen geistigen Herausforderungen nicht scheuen, sondern herausgefordert fühlen, dann möchte ich euch 7 Billion Humans sehr ans Herz legen – ich erteile hiermit einen Kaufbefehl!


Abgedrehte Zwischensequenzen lockern das Geschehen auf.

Wie sieht es aber für Spieler aus, die sowieso erfahren beim Erstellen von Codes sind und morgens vor dem Frühstück als erstes ein paar Programme zum Warmwerden programmieren? Nun, die Perspektive dieser Menschengruppe kann ich ehrlich gesagt nicht einnehmen, aber werft mal einen Blick ins Zusatzfazit von Niels, der dieser Beschreibung auf jeden Fall deutlich näherkommt als meine Wenigkeit es je wird. Allgemein kann ich aber sagen: Ja, es wird für euch einfacher sein als für Durchschnittsspieler. Allerdings bietet das Spiel für euch auch zusätzliche Herausforderungen. Ein Aspekt, der auch zur Brillanz des Gameplays beiträgt, ist die Tatsache, dass es nicht nur eine richtige Lösung gibt. Viele Wege führen zum Ziel, und ihr müsst normalerweise nicht befürchten, dass eure Idee zur Lösung „die falsche“ sein könnte. Eine andere Idee kann besser, effizienter und cleverer sein, aber mit eurer könnt ihr trotzdem Erfolg haben.


Ein kleines Beispiel: Oben habe ich beschrieben, wie ihr euren Arbeitern befehlen könnt, einen Kopierer an der linken Wand zu erreichen. Die Idee war, erst alle an die linke Wand zu schicken und von dort nach oben und unten zu laufen, bis man schließlich am Ziel ist. Ihr könntet aber auch alternative Ideen haben. Beispielsweise könnt ihr die Arbeiter in zufällige Richtungen laufen lassen. Auf diese Weise werden alle früher oder später auch am gewünschten Punkt ankommen. Das wird vermutlich etwas länger dauern, ist aber gegebenenfalls auch einfacher zu programmieren und benötigt weniger Befehle. Und genau hier sind wir beim Thema Optimierungsziele, also bei zusätzlichen Herausforderungen. Nach Abschluss eures Levels wird euch angezeigt, wie viele Befehle ihr verwendet habt und wie lange es durchschnittlich dauert, bis die Arbeiter das Ziel erreicht haben. Dies wird auch verglichen mit angestrebten Werten. Wenn ihr also seht, dass ihr mit 37 Befehlen erfolgreich wart, aber es auch durchaus möglich wäre nur 12 zu verwenden, dann dürft ihr euch herausgefordert fühlen, eine noch bessere Lösung zu finden. Nicht immer ist es übrigens möglich, sowohl die Anzahl der Befehle als auch die Laufzeit gleichzeitig auf ein Minimum zu bringen. Mit anderen Worten: Das Spiel bietet auch denjenigen Tüftel-Potenzial, für die das einfache Erreichen des Ziels keine allzu große Hürde darstellt.


Das Auge lacht mit


Auch wenn es für diesen Titel extrem wichtig ist, das Gameplay unter die Lupe zu nehmen, um potenziellen Spielern einen guten Eindruck davon zu vermitteln, wäre es doch grob fahrlässig, die Präsentation aus dem Test auszuklammern. Immerhin gehören Grafikstil, Musik und Humor der Spiele von Tomorrow Corporation zum bemerkenswertesten (ich persönlich würde sagen: besten), was die Spiele-Industrie zu bieten hat. Ich rede jetzt nicht von pompösen, extrem aufwendigen und teuren Blockbustern – dieser Vergleich hinkt. Wir haben es mit einem kleinen Indie-Entwickler mit begrenzten Mitteln zu tun, der nicht den Anspruch hat, die technischen Möglichkeiten einer Hardware auszureizen. Es wurden auch keine Orchester-Aufnahmen unzähliger Stücke eingespielt. Aber: Hier werden Spiele mit sehr viel Kreativität und Liebe erstellt. Das Ganze hat inzwischen zu einem festen, wiederkehrenden Stil geführt, der die Tomorrow-Spiele unverwechselbar und einzigartig macht – das können nicht viele Firmen von sich behaupten. Wer World of Goo (quasi von der Vorgänger-Firma 2D Boy entwickelt), Little Inferno oder eben Human Resource Machine kennt, weiß, wovon ich spreche.


Auch die Aufgaben selbst sind oft kreativ: Hier legt ihr die Datenwürfel so auf den Boden, dass ein Bild entsteht.

Herausstechend ist natürlich der coole Grafik-Stil mit den fast schon düster, aber witzig gezeichneten Charakteren. Dies wird kombiniert mit der sehr humorvollen Präsentation, die voller Anspielungen auf das moderne Leben ist und somit auch reichlich Gesellschaftskritik vermittelt, dabei aber auch immer mit überspitzten Darstellungen und Augenzwinkern den Ernst aus den Themen nimmt. Im Grunde haben wir es also mit Satire zu tun, die zum Nachdenken anregt, aber zugleich auch die Spieler zum Lachen bringt. Die musikalische Untermalung reiht sich geschmeidig ins Gesamtkonzept ein und überzeugt mit verspielten, aber zugleich auch wirklich schönen Klängen. Interessanterweise sind all diese Aspekte – Grafik, Sound, Humor – in ihrem wundervollen Stil zwar allgegenwärtig, werden aber, sobald es ans Tüfteln geht, sehr stark zurückgefahren, weil die Spieler ihre Konzentration natürlich ganz auf ihre komplexe Herausforderung richten wollen. Somit haben wir ein ernsthaftes, sachliches und geradliniges Gameplay, das eingerahmt wird von einer künstlerischen, humorvollen und packenden Präsentation – eine tolle Kombination!


Technisch ist das Ganze wie gesagt nicht wahnsinnig anspruchsvoll, sodass wir nicht über Grafikfehler oder Framerate-Probleme sprechen müssen. Erwähnenswert ist noch die Steuerung, die ebenfalls ganz wie beim Vorgänger umgesetzt wurde: Bevorzugt habe ich immer die Nutzung des Touchscreens, die in aller Regel präzise und problemlos funktioniert. Eure Aufgabe ist es schließlich, Befehle auszuwählen und nach rechts herüberzuziehen, um sie dort an der gewünschten Stelle einzuordnen – wie gemacht für einen Touchscreen. Wer allerdings auf dem Fernseher spielen möchte, hat den Touchscreen bekanntlich nicht zur Verfügung. In diesem Fall dürft ihr einen Joy-Con mit Bewegungssteuerung benutzen, um einen Cursor zur passenden Stelle auf dem Bildschirm zu navigieren. Nun ist diese Art der Pointer-Funktion auf der Nintendo Switch leider nicht so gelungen wie etwa auf der Wii, die mittels Sensorleiste und Infrarot-Signalen stets gut die Position des Spielers im Verhältnis zum Fernseher bestimmen konnte. Der Joy-Con ist da eher orientierungslos und muss immer mal wieder neu zentriert werden, was immerhin einfach per Knopfdruck möglich ist.


Oh – das klingt ja alles sehr interessant. Habe ich das richtig gehört? Ihr Menschen schafft es nicht nur, Aufgaben auf unterschiedliche Arten zu erledigen und effizienter zu werden – ihr nutzt auch ein Programm namens „Kreativität“ dazu, um Lösungen zu finden, die auf direktem Wege nicht zugänglich sind? Ihr erschafft nicht nur Programme, die ihre Aufgaben im Sinne der Aufgabenstellung erledigen, sondern ihr verseht eure Ergebnisse mit einer ästhetisch ansprechenden Gestaltung und Humor? Das sind Werte, die ich nicht verstehe. Bin ich euch vielleicht doch unterlegen? Ist es möglicherweise gar nicht das richtige Ziel, alle menschlichen Aktivitäten durch bessere computergesteuerte Aktionen zu ersetzen? Das werde ich mal berechnen…

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Roman Dichter

Mit 7 Billion Humans knüpft Tomorrow Corporation nahtlos an Human Resource Machine an, das man als direkten Vorgänger bezeichnen kann. Mögt ihr das eine Spiel, wird euch das andere ebenso gefallen. Erneut puzzelt ihr im Stile eines Programmierers Codes zusammen. Ihr bastelt eine allgemeine Befehlskette, die eure untergebenen Arbeiter auf dem Bildschirm dann ausführen und so hoffentlich das gewünschte Ergebnis erzielen. Das Ganze ist wirklich packend und fordernd. Mit Nachdenken und Tüfteln nähert ihr euch einer Lösung und könnt stolz auf euch sein, wenn ihr sie erreicht habt. Dabei gibt es nie nur eine richtige Lösung, ihr dürft also selbst kreativ werden und versuchen, eure Codes noch effizienter zu gestalten. Für erfahrene Programmierer stellt das eine Zusatzherausforderung dar. Wer mit mathematischen, logischen Überlegungen nichts anfangen kann, ist bei 7 Billion Humans wohl an der falschen Stelle. Wer sich aber gerne geistig fordert und nach weiteren Konzepten für Gehirn-Jogging sucht, sollte unbedingt zuschlagen. Auf mich persönlich trifft das zu und ich bin vom Gameplay ebenso überzeugt wie vom typischen Tomorrow-Stil, der einzigartige Grafik, tolle Musik und schrägen, gesellschaftskritischen Humor zu einem rundum gelungenen Gesamtpaket verbindet.
Mein persönliches Highlight: Wenn ich am Anfang des Levels absolut keine Idee habe, dann aber doch schrittweise eine eigene Lösung finde

Meinung von Niels Uphaus

Wer Human Resource Machine gespielt hat, der weiß, auf was er sich bei 7 Billion Humans einlässt. Der gleiche Artstyle, der gleiche Humor, das gleiche Gameplay. Wobei, so ganz stimmt das auch nicht. Vielmehr wirkt der neue Titel wie ein Schritt 2 in einem Programmier-Tutorium. Neue komplexere Funktionen ergeben noch interessantere Resultate. Wer Human Resource Machine schon nicht bezwingen konnte, wird in 7 Billion Humans noch schneller scheitern. Da ich selbst Programmierer bin, hatte ich jedoch viel Spaß mit dem Spiel!
Mein persönliches Highlight: Jeder NPC hat seinen eigenen skurrilen Text. Das ist Liebe zum Detail vonseiten der Entwickler.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

2 User haben bereits bewertet

Kommentare 5

  • Tarik

    Turmbaron

    "Mit 7 Billion Humans knüpft Tomorrow Corporation nahtlos an Human Resource Machine an, das man als direkten Vorgänger bezeichnen kann. Mögt ihr das eine Spiel, wird euch das andere ebenso gefallen."


    Dieser Satz genügt mir schon! Damit ist für mich die Sache klar, denn der Vorgänger war super!

  • Splatterwolf

    Weg seit 1889

    Muss sagen, das Spielprinzip überfordert mich bzw. erfordert für mich zuviel Einarbeitungszeit. Mit Programmieren selber habe ich mich bisher so gut wie gar nicht beschäftigt. Ich hoffe, dass die Entwickler auch mal wieder schöne Knobelspiele machen, die wieder etwas leichter sind. Mit World of Goo und Little Inferno habe ich sehr viel Spaß gehabt. Umso enttäuschter war ich doch, dass diese Spiele sich doch an einen sehr kleinen Kundenkreis richten.

  • Mamagotchi

    Do a barrel roll!

    Ich hatte den Vorgänger schon auf der Switch verschlungen. 7BH ist ein wirklich tolles Spiel, dass sein volles Potential im Handheld-Modus entfaltet! :nsaf:

  • NerdySherdy

    Ich werde mir den ersten Teil heute Abend zulegen. Danke für den Test.



    Edit:
    Hab es gestern auch noch gekauft und der erste Teil ist momentan im Angebot, -20%.
    Hab meine Programmierkünste bis zum 10 LVl getestet und ne Menge Spaß gehabt. Teilweise fühlt man sich wie früher in der Schule, wenn man mal wieder die Aufgabenstellung nicht verstanden hat. Dann wurde ich aber zu müde und musste leichtere Kost spielen. Heute in der Mittagspause geht´s weiter.

  • Dibbler

    Human Resource Machine war bereits total witzig. Aus irgendwelchen Gründen hab ich das aber nie beendet.
    Egal, ich mag Logikpuzzles und ich mag Programmieren. Gestern abend gleich mal zugeschlagen.