Folgt dem Ruf der Rache
Piero ist ein Gangster, erledigt Jobs für seinen Boss und muss dafür ordentlich einstecken. Als er bei der Polizei verpfiffen wird und im Knast landet, schwört er sich Rache. Schon der Name des Action-Titels Milanoir verrät euch, womit ihr es zu tun habt. Ähnlich wie bei einem Film Noir ist die Handlung des Spiels geprägt von Kriminalität und Gewalt. Im schmutzigen, urbanen Setting von Milan schlüpft ihr in die Verbrecher-Rolle von Piero, der mit klischeehaften Sprüchen seinen Rachefeldzug kommentiert. Bei Kämpfen in den Straßen, in einem Bordell, in der Straßenbahn oder sogar auf Booten müsst ihr dem Protagonisten helfen, seine Gegner auszulöschen.
In insgesamt über sieben Kapiteln lauft ihr in Pixel-Optik durch die Straßen und versucht nicht zu sterben. Und das ist viel schwieriger, als ihr zunächst annehmen könntet. Zu Beginn des Spiels seid ihr nur mit einer Pistole bewaffnet, die ihr später durch ein Maschinengewehr mit deutlich mehr Wumms eintauschen könnt. Mit der Pistole, acht Schuss und unendlicher Munition zum Nachladen ballert ihr auf eure Gegner ein. Dabei zielt ihr mit dem rechten Stick und feuert mit ZR einen Schuss ab. Nun könnt ihr die Schnelligkeit des Fadenkreuzes im Menü anpassen, doch ist die Steuerung auch dann noch schwammig. Auch die automatische Zielfunktion, die bei nicht zu hektischen Bewegungen die Köpfe eurer Feinde erfasst, schafft keine Abhilfe. Bei einer größeren Gegnerwelle, die aus Gegnern mit unterschiedlichen Waffen bestehen kann, werdet ihr euch deshalb dabei ertappen, dass ihr das Fadenkreuz quer über den Bildschirm zieht, um möglichst viele Gegner in einem Streuregen aus Kugeln zu erfassen.
Außer der Möglichkeit zu schießen und nachzuladen, erlaubt euch die Steuerung, sich zu ducken und in Deckung zu gehen. Und das war schon alles. Die Abwechslung während der Schusswechsel liefert euch nicht die Steuerung, sondern die Einbindung eurer Umgebung sowie spezielle Items. Seid ihr von mehr als einem Gegner umzingelt, lohnt es sich auf jeden Fall, nach Straßenschildern Ausschau zu halten. Diese könnt ihr nämlich mit einem gezielten Schuss in tödliche Geschosse verwandeln. Abhängig von der Form der Schilder könnt ihr sogar mehreren Gegnern gleichzeitig einen Kopfschuss verpassen – und das alles mit nur einem Schuss. Doch erweist sich in diesem Titel, wie zuvor bereits beschrieben, das genaue Zielen als besonders schwierig, sodass ihr durch das genaue Zielen womöglich wertvolle Zeit vergeuden könntet. Die speziellen Items, auf die ihr sonst zugreifen könnt, erscheinen relativ selten im Spiel. So könnt ihr beispielsweise Molotov-Cocktails finden, die ihr auf eure Gegner werfen könnt, oder eine Magnum. Von allen Items ist die Magnum am eindrucksvollsten inszeniert. Damit erlegt ihr die Gegner mit nur einem Schuss und der Bildschirm färbt sich für einen kurzen Moment, der von einem lauten Schussgeräusch begleitet wird, in einer beliebigen Neonfarbe ein. Deshalb solltet ihr beim Zocken definitiv darauf achten, ob irgendwo eine Magnum für euch bereitliegt.
All die genannten Gameplay-Elemente würden Spaß und Unterhaltung garantieren, wenn die Level weniger frustrierend aufgemacht wären. Es gibt Bereiche, in denen ihr sicherlich gut vorankommt und somit mehrere von diesen hintereinander wegschaffen könnt. Doch gibt es auch viele Bereiche, in denen so viele Gegner auf euch zugestürmt kommen, dass es schwierig ist, alle Gegner zu besiegen ohne mehrfach zu sterben. Das führt dazu, dass ihr nach unzähligen Versuchen schon wisst, dass zuerst der Typ mit der Axt, dann der mit dem Messer auf euch zukommt, direkt gefolgt von dem Gegner mit der Schrotflinte, den ihr auch möglichst schnell erledigen solltet. Meist könnt ihr nur durch dieses Wissen eine Taktik entwickeln, um alle Gegner des Bereichs zu töten ohne dabei zu sterben. Natürlich ist das Gefühl, einen solchen Bereich gemeistert zu haben, großartig. Doch müsst ihr, wenn ihr das nächste Kapitel erreichen wollt, das vorherige Kapitel vollständig durchspielen, ohne Speicherfunktion. Das führt oftmals dazu, dass ihr mehrere frustrierend schwere Bereiche hintereinander spielen müsst und euch keine Verschnaufpause gönnen könnt, ohne das Spiel beenden zu können. Für Fans von kniffligen Herausforderungen und nervenaufreibender Action könnte dies womöglich einen Reiz des Spiels ausmachen. Doch sollte das jeden, der nicht zu viel Frust am Stück ertragen möchte, abschrecken.
Ein weiterer Aspekt, der das Fehlen der Speicherpunkte noch gravierender macht, sind die vielen Bugs, die mein Spielerlebnis negativ beeinflusst haben. Während des Spielens wurde Milanoir mehrfach unerwartet beendet, sodass ich das gesamte Kapitel von vorne starten musste. Den Zwei-Spieler-Modus konnte ich überhaupt nicht ausprobieren, da sich das Spiel hierbei immer selbst beendet hat. Da kann auch die für Retro-Fans sicherlich hübsche Pixel-Optik, der dazu passende Soundtrack und die Noir-Aufmachung des Spiels nicht drüber hinwegtrösten, dass das Spiel zum Teil nicht spielbar ist.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans