Macht Platz für die Queen Pirates!
Wer hätte zum Launch der Nintendo Switch im März 2017 gedacht, dass zahlreiche Arcade-Spiele auf dieser Plattform ein neues Zuhause finden würden. Seien es die Hamster Corporation mit den Umsetzungen alter NeoGeo-Spiele mittels der ACA NEOGEO-Serie oder auch Nintendo selbst, die mit der Veröffentlichung ihrer Arcade Archives auch lange vernachlässigte Arcade-Umsetzungen ihrer Spiele wieder verfügbar machen. Arcade-Spiele sind seit ein paar Jahren wieder hip und mit der immer noch anhaltenden Retro-Welle auch wieder heiß begehrt. Wer hat heute noch die Möglichkeit, einen der Original-Automaten zu spielen, sofern sie es denn überhaupt in den Westen geschafft haben?
„Gunbird2 for Nintendo Switch“ ist im Ursprung auch ein solches Arcade-Spiel und geht auf das Spiel Gunbird 2 aus dem Jahr 1998 zurück. Es ist dasselbe Spiel, wie es damals in den Spielhallen Japans veröffentlicht wurde, aus diesem Grund werde ich den Zusatz „for Nintendo Switch“ im weiteren Verlauf des Textes ignorieren. Auf Konsolen erschien Gunbird 2 zuerst auf der SEGA Dreamcast. Auch mit der „Gunbird Special Edition“ auf der PlayStation 2 konnten Spieler die Arcade-Version zu Hause genießen. Diese Special Edition beinhaltete die beiden Spiele jeweils in ihren Arcade-Fassungen. Nun ist die Arcade-Fassung des zweiten Teils von Gunbird auch auf der Nintendo Switch erschienen.
Bei Gunbird 2 handelt es sich um einen vertikalen Shooter, im Speziellen auch Shoot 'em up genannt, bei dem das Bild vertikal von unten nach oben scrollt. Zu Beginn wählt ihr einen von fünf Charakteren aus, die sich zunächst nur optisch unterscheiden, aber auch in den Zusatzwaffen, die ihnen zugeteilt sind. So fliegt ihr als Hexe Marion auf einem Besen, als Vampir Alucard durch die Luft, als Roboter Valpiro mit Eigenantrieb, als Tavia mit einem Raketenrucksack oder als Hei-Cob auf einem fliegenden Teppich. Jeder Charakter spielt sich ein wenig anders, wenn auch nur unwesentlich. Je nach ausgewähltem Schwierigkeitsgrad, von 1 (wie Affe) bis 7 (sehr schwer), wird euch mehr oder weniger unter die Arme gegriffen. So unterstützt euch das Spiel beim einfachsten Schwierigkeitsgrad damit, dass es ständig weitere Waffen in Richtung Gegner abfeuert, sogar mit Zielfindung. Aber auch die schwierigste Einstellung ist gut zu meistern, je nachdem, wie viele Continues ihr zur Verfügung habt.
Im Spiel seht ihr eure Spielfigur aus der Vogelperspektive fliegen und der Bildschirm scrollt langsam nach oben. Erschreckend ist dabei, dass sich das Spiel ausschließlich auf einem Bildschirmbereich in der Mitte abspielt, der maximal ein Drittel einnimmt. Links und rechts davon sind noch weitere Angaben zum Spiel, wie Score, Anzahl der Bomben sowie Charakterbild und Tastenbelegung eingeblendet. Einen Finger könnt ihr dann eigentlich auf der A-Taste lassen, diese ist für die normalen Schüsse vorgesehen, auf der B-Taste könnt ihr dann zusätzlich noch Bomben auslösen, wenn ihr welche zur Verfügung habt. Abgeschossene Gegner lassen ab und zu auch „Power-up Items“ oder „Bomben Items“ zurück, die ihr einsammeln solltet. Je mehr Power-up Items ihr einsammelt, desto umfangreicher und wirkungsvoller wird eure Schussgewalt. Irgendwann fliegen den Gegnern eure Schüsse nur so um die Ohren, da ist dann einiges los auf dem Bildschirm. Zusätzlich könnt ihr die Bomben auslösen, die einen größeren Umfang an Schaden auf dem Bildschirm ausrichten, allerdings könnt ihr nur sehr wenige von ihnen mit euch führen. Ihr müsst euch die Bomben also einteilen. Werdet ihr getroffen und lasst ein Leben, verliert ihr eure eingesammelten Power-ups und Bomben und macht dann dort weiter, wo ihr gestorben seid. Diese Power-ups schwirren dann über den Bildschirm und ihr solltet sie erneut einsammeln. Im Prinzip wird das Genre hier nicht neu erfunden, sondern bewegt sich auf geläufigen Pfaden.
Das Spiel nimmt sich auch zu keinem Zeitpunkt wirklich ernst, auch wenn die wenige Sprachausgabe nicht wirklich dazu beiträgt. Die Schrift ist auf Englisch, kann aber auch auf die Originalsprache Japanisch eingestellt werden. Dies betrifft aber nur die Ingame-Schrift, die Menüs und auch die Einstellungen der Switch-Fassung sind ausschließlich in englischer Sprache gehalten. Weitere Einstellungen können an der Steuerung getätigt werden, die euch eure bevorzugte Tastenbelegung einstellen lässt. Auch der Bildschirm kann mit Scanlines belegt werden, damit noch mehr Arcade-Feeling aufkommt. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass ihr den Bildschirm in 90 Grad-Schritten dreht, sodass euch bei einer Drehung nahezu der komplette Bildschirm der Nintendo Switch zur Verfügung steht, nur halt auf der Seite liegend. Das Spiel zoomt dann nämlich den Bereich, auf dem sich das Geschehen abspielt, auf den kompletten Bildschirm und lässt die Bereiche daneben aus.
Was euch im TV-Modus selbstredend nichts bringen wird (es sei denn ihr mögt lieber horizontale Shooter), funktioniert im Tisch-Modus ganz hervorragend. Allerdings solltet ihr die Joy-Con von der Konsole abnehmen bzw. den Nintendo Switch Pro Controller dazu benutzen. Ich habe es nicht geschafft, das Spiel nur mit einem Joy-Con zu steuern. Liegt die Konsole dann vor euch flach auf dem Tisch, kann das Spiel so auch problemlos gespielt werden.
Gunbird2 for Nintendo Switch wird auch den neu angekündigten Flip Grip unterstützen, eine Hardware, die es euch ermöglicht, die Nintendo Switch auch im Handheld-Modus hochkant zu verwenden. Dies ist natürlich wie gemacht für die Spiele der Gunbird-Reihe.
Die Gegner feuern auf euch und kommen in Form von Schwärmen oder aber auch einzeln, je nach Schwierigkeitsgrad mit entsprechender Feuerrate, und versuchen, euch am Vorbeifliegen zu hindern. Sie setzen alles daran, dass ihr eure eigentlichen Widersacher, die Luftpiraten-Gruppe namens „Queen Pirates“ (heißt wirklich so), nicht erreichen könnt und sie immer wieder vor euch fliehen können. Dabei seid ihr nur auf der Suche nach drei mächtigen Elementen, die es euch ermöglichen, eine Lotion zusammen zu mischen, die euch unerfüllte Macht zuteil kommen lässt. Klingt verrückt? Ist es auch, aber mal ehrlich, wir sind in einem Shooter, ausgeklügelte Geschichten lenken doch hier nur von der Action ab.
Gunbird 2 selbst sticht, wie sein Vorgänger, nicht aus dem Genre heraus, dazu ist die Grafik und die audiovisuelle Präsentation einfach nicht spektakulär genug. Es erfindet auch im Bereich des Gameplays das Genre nicht neu, aber das muss auch nicht jedes Spiel, immerhin handelt es sich um eine Portierung eines Arcade-Spieles. Nach 30-40 Minuten habt ihr aber schon den ersten Durchlauf absolviert, zugegeben, auf einem leichten Schwierigkeitsgrad. Aber auch mein zweiter Durchlauf brachte mir eine halbe Stunde Spaß (und ein unerwartetes Ende), dieses Mal auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Ihr könnt das Spiel danach natürlich noch weiterspielen, es beginnt einfach von vorne. Dies dient euch dazu, euren Highscore zu verbessern oder auch, um die anderen Enden zu sehen und zu entdecken, was die Entwickler sich dort haben einfallen lassen. Alternativ kann auch ein zweiter Spieler jederzeit in das Spiel einsteigen und euch unterstützen, dazu reicht ein Knopfdruck auf dem Nintendo Switch Pro Controller.
Unser Fazit
5
Für Genre-Fans