Ein Steampunk-Cyberkrimi

Size Five Games, ein bislang eher unbekanntes Studio, brachte ihren Titel The Swindle, der bereits für Wii U erhältlich ist, auf die Nintendo Switch. In der Rolle eines Meisterdiebes müsst ihr in diesem an das Steampunk-Zeitalter angelehnte Spiel möglichst erfolgreiche Beutezüge abschließen, um eure Kasse zu füllen. Dass ihr dabei natürlich nicht gesehen werden dürft, muss euch niemand sagen. Erschwerend kommt der Faktor hinzu, dass Scotland Yard an einem großen Überwachungssystem namens Basilisk arbeitet, dessen Vollendung in 100 Tagen abgeschlossen ist. Verständlich, dass ihr es als Meisterdieb nicht so weit kommen lassen dürft und am Ende die gesamte Gerätschaft stehlen müsst. Natürlich geht solch eine Aktion nicht so einfach von der Hand. Und so zieht ihr los und begeht erst einmal kleinere Diebstähle, um eure Fähigkeiten zu verbessern. The Swindle ist mit allen Spielweisen und der Joy-Con-Halterung, sowie dem Nintendo Switch Pro Controller kompatibel. Auch ist es auf Deutsch spielbar.


Hack-Prozesse erfordern volle Aufmerksamkeit. Besonders bei Fallen kann ein Fehler tödlich enden.

Das Spielprinzip ist recht schnell erklärt: Ihr startet mit einem Dieb oder einer Diebin in einer Art Luftschiff, das eure Basis darstellt, und könnt euch zu einzelnen Stadtgebieten teleportieren. In jedem Gebiet gibt es ein Gebäude, das Schauplatz eurer Raubzüge wird. Habt ihr euch für ein Gebiet entschieden, betretet ihr das Gebäude und müsst möglichst alle Schätze finden, die Wachleute und patrouillierenden Bots ausschalten oder sie geschickt umgehen. Dies geschieht mit einfachen Nahkampfattacken, die vorrangig von hinten erfolgen sollten. Teilweise ist es aber auch besser, wenn ihr euch ohne viel Aufsehen zu erregen, mittels eures Jump ‘n‘ Run-Könnens einen Weg um die Hindernisse bahnt.


Habt ihr ein Gebäude komplett abgegrast, verlasst ihr die Szenerie wieder und kehrt mittels Teleporter zum Luftschiff zurück, wo die erbeutete Summe dem Konto gutgeschrieben wird. Werdet ihr aber gesehen, wird der Alarm ausgelöst, was zur Folge hat, dass die Polizei anrückt. Jetzt heißt es, sich schnell vom Tatort zu entfernen und zur Basis zurückzukehren. Ihr könnt euch zwar auch gegen die Staatsgewalt noch zur Wehr setzen, aber das ist wesentlich schwieriger als gegen die anderen Feinde. Verläuft eure Flucht zu langsam, werdet ihr von der Polizei gesehen oder im Kampf überwältigt, ist der Charakter mitsamt seiner bis dahin in diesem Beutezug erlangten Geldsumme unwiederbringlich verloren und ihr startet automatisch in der Rolle des nächsten Diebs in der Basis.


Man könnte The Swindle als eine Mischung aus Rollenspiel und Jump ‘n‘ Run betrachten. Es handelt sich aber eher um ein System, das auch als Rogue-like bekannt ist. Hiermit ist gemeint, dass ihr jedes Mal ein zufällig generiertes Level betretet und euer Charakter im Falle des Scheiterns auch permanent verloren ist und gegen eine neue Figur ersetzt wird. Die Kunst liegt praktisch darin, mit seinem Charakter möglichst lange zu überleben und viele erfolgreiche Einbrüche zu begehen. Denn je öfter euch solche Coups gelingen, desto mehr Erfahrung sammelt die jeweilige Person und das hilft euch beispielsweise, stärkere Sicherheitssysteme leichter zu knacken. Das Gebäude besitzt also immer wieder eine gänzlich andere Struktur und der Widerstand lauert an anderen Stellen auf euch, genauso wie die Beute, die es einzusammeln gilt.


Wartet auf den richtigen Augenblick, um zuzuschlagen!

Zu Beginn des Spiels seid ihr zunächst gezwungen, das einzige bereits verfügbare Level zu betreten. Bis zu 5 weitere Gebiete der Stadt könnt ihr dann spielen, wenn ihr euch genug Geld erspielt habt, um sie freizuschalten. Dieser Aspekt ist durchaus gut gedacht und motiviert zum Spielen, doch die Kurve der benötigten Summen steigt recht steil an. Sind es zu Beginn noch humane Summen, wächst die erforderliche Anzahl später auf hunderttausende Pfund an. Um beim Fortschritt mitzuhalten, ist es ratsam, so früh wie möglich die kommenden Gebiete anzugehen, allerdings ohne dabei die wichtigen Fähigkeiten zu vernachlässigen. Andererseits kommt es auch auf euer Glück an. Wenn nach der Haustür bereits die Computer oder Sicherheitssysteme auf euch warten, ist es natürlich ein leichtes Spiel. In der Regel hat jedes Gebäude einen Richtwert an Geld, das erlangt werden kann. Doch manchmal sind Räume nicht nur vergleichsweise schlecht oder gut bewacht für ihre Beute, auch gibt es Kammern, die ohne Bomben oder andere Fähigkeiten unmöglich zu erreichen sind. Ihr werdet schon merken, auf welche Fähigkeiten ihr eure Prioritäten setzen solltet.


Erst richtig interessant wird das Spiel durch die Werkbank, die sich in eurer Basis befindet. Im Gegenzug für bestimmte Summen kann man sich hier nämlich mit den erwähnten Fähigkeiten ausstatten und diese noch weiter verbessern. Das reicht von höherer Bewegungsgeschwindigkeit und der Möglichkeit zu schleichen über öfter ausführbare Sprünge nacheinander bis hin zu neuem Equipment wie Bomben, die Fähigkeit, komplexe Sicherheitssysteme schneller und effektiver hacken zu können und vieles mehr. Je mehr Fähigkeiten ihr besitzt und je stärker ihr seid, desto erfolgreicher werden auch eure nächsten Raubzüge – sofern ihr damit auch umzugehen wisst. Somit entsteht ein Kreislauf, den man auch aus vielen anderen Spielen kennt. Ein System, das hauptsächlich auf Zeit aufbaut und weniger auf eurem Können. Generell muss man sagen, dass das Spiel von der Mechanik her recht einfach ist. Merkt man, dass das Gebäude einer Festung gleicht und es die Mühe nicht wert ist, die paar Habseligkeiten daraus zu stehlen, haltet euch zurück, um mit etwas Vorsicht überhaupt etwas zu erlangen oder kehrt gleich wieder zurück, falls euch euer Dieb zu wichtig geworden ist. Die Problematik liegt hier vielmehr im Zeitlimit, das euch fortwährend im Nacken sitzt. Denn nach jedem Einbruchsversuch vergeht einer von Hundert Tagen, ganz gleich, wie erfolgreich er gewesen ist. Falls ihr mal nach ein paar Gesamtstatistiken sucht, müsst ihr dafür zum Titelbildschirm zurückkehren.


Wachen können durch Glas durchsehen. Seid vorsichtig da draußen.

Die Grafik ist einfach gestaltet. Dennoch bietet das 2D-Abenteuer viele kleine Details. Anhand eines Sichtkegels könnt ihr das Sichtfeld der Gegner sehen. Das erspart euch einigen Frust, da ihr entsprechend agieren könnt, um außerhalb des Radius zu bleiben. Generell muss man die Übersichtlichkeit loben. Gerade in einem Spiel wie diesem, in dem es sehr auf bedachtes Vorgehen ankommt, ist es von großer Wichtigkeit, Gefahren gut erkennen zu können. Zudem haben die Entwickler auch das vorher angesprochene Steampunk-Setting gut eingefangen und es entsteht eine geheimnisvolle, schummrige Atmosphäre, die einfach gut zum Spiel passt. Das Spiel läuft in der Regel mit konstanten 30 FPS, was für das Spieltempo absolut akzeptabel ist. Gehalten wird die Bildrate leider nicht. So werdet ihr spätestens bei der Casinostadt einige fiese "Einbrüche" (ha!) erleben. Die Ladezeit beim erstmaligen Betreten eines Gebäudes in einer Sitzung hätte etwas kürzer ausfallen dürfen, dafür erfolgt der Übergang bei den nächsten Versuchen nahezu sofort. Auch die Musik passt gut zum Spiel, ohne aufdringlich zu werden. Jedes Gebiet hat eine eigene Auswahl an Musikstücken. Und in Alarm-Situationen kommt das Elektro-Genre zum Vorschein. The Swindle unterstützt auch die Videofunktion der Nintendo Switch, sodass ihr eure erfolgreichsten Raubzüge oder eure seltsamsten Tode aufzeichnen könnt. Apropos seltsamste Tode: Bei Benutzung der Fernzündung passierte ich die geschlossene Decke und geriet direkt in die Hände der Wachen. Ob das wohl kein Fehler war?

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Maik Dallherm

The Swindle ist ein äußerst gelungener Titel für kurzfristige Sessions. 100 Raubzüge, beziehungsweise Tage, werden etwa sechs bis acht Stunden in Anspruch nehmen, wobei es natürlich je nach eurer Erfolgsquote variiert. Spart ihr eurer erbeutetes Geld lieber für das nächste Gebiet, oder rüstet ihr lieber etwas nach, um eure Erfolgswahrscheinlichkeit zu verbessern? Zunächst werdet ihr euch vielleicht weniger mit der Frage beschäftigen, bis ihr merkt, dass schon die Hälfte eurer Zeit rum ist! Es ist reizvoll, seine Diebe über die Werkbank mit nützlichen Vorteilen zu versehen, die ihr später aber auch bitter brauchen werdet. Darum solltet ihr besser nicht in Frust geraten, wenn eure Diebe für die kommenden Missionen unzureichend gerüstet sind... und durch keine Tür mehr hindurchkommen! Auch der Schwierigkeitsgrad ist in Kombination mit dem allgemeinen Zeitdruck nicht zu unterschätzen. Keine Sorge übrigens: Innerhalb einer Runde habt ihr kein Zeitlimit, solange kein Alarm ausgelöst wurde. Nehmt euch die benötigte Zeit, die gegebenen Optionen zu überdenken. Einen Abschnitt auswendig zu lernen wird euch nichts bringen, da beim erneuten Versuch eh nichts vom vorigen Level übrig ist.
Mein persönliches Highlight: Die Musik vom Titelbildschirm

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 3

  • LaNoir

    I bleed Pixel

    Schade, das Coverart sieht interessanter aus als die Ingame-Grafik.

  • wonderboy

    Turmfürst

    zeitlimit? da habe ich aufgehört zu lesen, den rest nur noch überflogen..

  • USER0815

    SMM2-ID: VT6-K90-7SG

    Klingt cool, ich werde aber n Sale abwarten, weil die kleinen Indie Spiele oft etwas zu teuer sind.
    Hier würde ich zugreifen wenn es unter 10€ fällt. :)