Möge die Macht und dein Geschick mit dir sein
Als 1999 Star Wars Episode 1: Die Dunkle Bedrohung in die Kinos kam, galten die damaligen CGI-Effekte als wegweisend. Und auch wenn vieles heute als überholt und veraltet gilt, wird eine Stelle im Film selbst jetzt noch positiv hervorgeholt, wenn es um die Effekte geht und das ist das Podrennen an dem der junge Anakin Skywalker teilnimmt. Es war damals nur eine Frage der Zeit, bis eine Videospielumsetzung dieser Szene folgen würde und Fans wurden nicht enttäuscht, als dann letztendlich Star Wars: Episode I Racer auf dem Nintendo 64 sowie dem PC veröffentlicht wurde. Im Gegensatz zum damals ebenfalls erschienenen Pseudo-Action-RPG Star Wars Episode 1: Die Dunkle Bedrohung erhält das futuristische Rennspiel nun eine Neuveröffentlichung auf der Nintendo Switch. Ob sich etwas an dem Original von Anno 1999 verändert hat und wie sich der Titel heutzutage schlägt, wollen wir im Folgenden näher betrachten.
Zwar dürften viele von euch mittlerweile die teils geliebte, teils allerdings auch gehasste Episode 1 von Star Wars gesehen haben. Für all diejenigen, die sich bisher dem Kult um die Geschichten in einer weit, weit entfernten Galaxis entzogen haben, sei hier jedoch eine kurze Zusammenfassung der Handlung von Episode 1 Racer gegeben. Während der Geschichte von Episode 1 müssen die Jedi Ritter Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi zusammen mit der Königin von Naboo, Padmé Amidala, fliehen, woraufhin der Hyperraumantrieb ihres Raumschiffs beschädigt wird und sie auf dem Wüstenplaneten Tatooine notlanden müssen. Um an einen neuen Antrieb zu gelangen, tut sich Qui-Gon Jinn mit dem jungen Anakin Skywalker zusammen, der als Sklave auf dem Wüstenplaneten lebt und neben seiner Hauptbeschäftigung Podrennen fährt, eine galaktische Variante des Rennsports, die mitunter jedoch tödlich enden kann. Anakin soll für die Jedi am großen Boonta-Rennen teilnehmen und von dem Preisgeld seine Freiheit und der entsprechende Antrieb bezahlt werden. So weit, so gut. Was hat Episode 1 Racer mit dieser Handlung zu tun, die euch das Spiel in Form des gewohnten Lauftextes sowie einer animierten Sequenz präsentiert? Im Grunde gar nichts. Denn obwohl ihr auch als Anakin Skywalker spielen könnt, besteht das komplette Spiel darin, dass ihr diverse Ligen erfolgreich absolviert und in den jeweiligen Rennen stets eine gute Punktzahl einkassiert. Gut, mehr würde man auch nicht von einem Rennspiel erwarten, wieso man aber erst die halbe Handlung des Films aufzählen muss, ist mir allerdings ein Rätsel.
Denn im Herzen ist und bleibt Episode I Racer ein Rennspiel und da ist eine fehlende Handlung noch verschmerzbar, so lange der Rest auch stimmt. Und im Großen und Ganzen tut es das auch. Das fängt schon bei der Fahrerauswahl an, denn jeder der einzelnen Piloten hat seine eigenen Stärken und Schwächen, die euch übersichtlich dargestellt werden. Während ein Anakin Skywalker die Kurven deutlich besser bewältigt, beschleunigt ein Sebulba deutlich besser und zieht der Konkurrenz anfangs davon. Damit unterscheiden sich die individuellen Podfahrer anfangs schon deutlicher voneinander, was sich jedoch im Laufe des Spiels schnell ändern kann. Denn bei einer guten Platzierung schaltet ihr nach einem Rennen nicht nur die jeweils nächste Strecke frei, ihr erhaltet auch eine unterschiedlich hohe Menge an Truguts, dem Äquivalent der Republikanischen Credits, mit denen ihr euch neue Teile für euren Podracer kaufen könnt. Diese erhöhen jeweils einen bestimmten Bereich eures Renners, zum Beispiel die Bremskraft, das Höchsttempo oder die Zeit, die eure Bolide benötigt, bis Schäden wieder repariert wurden. Ja, ihr habt richtig gelesen, euer Podracer ist nicht unzerstörbar. Wenn ihr oft genug gerammt werdet oder gegen ein Hindernis rast, kann es sein, dass eure Maschine früher oder später zerbricht und ihr wertvolle Zeit verliert. Um das zu verhindern, könnt ihr auf Knopfdruck eure Maschine wieder reparieren lassen, was euch gleichzeitig etwas an Tempo nimmt – doch alles ist besser als ein Totalschaden, nicht wahr?
Im Laufe eurer Karriere als Pilot verschlägt es euch an die verschiedensten Schauplätze, von denen allerdings viele unbekannt sein dürften, sofern man nicht abseits der Filme ein paar Bücher aus dem Star Wars Universum gelesen hat. Die Schauplätze reichen von aus dem Film bekannten Tatooine, über einen Gefängnisanstalt, zur typischen Eisstrecke bis hin zu einer Minenwelt. Dabei hat jede Strecke ihre kleinen Eigenheiten zu bieten und es gibt selten nur genau einen Weg, der ans Ziel führt. Das bedeutet letztendlich, dass ihr die Strecken mehrmals angehen solltet um die jeweils optimale Route zu entdecken, damit ihr einen Vorteil gegenüber euren Feinden erhaltet. Solche Vorteile werdet ihr auch, vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden, benötigen, denn die computergesteuerten Piloten setzen euch erbarmungslos nach und beherrschen die Strecken ziemlich gut. Dankenswerterweise verzichtet das Spiel jedoch gleichzeitig auf die Gummiband-Methode, das heißt, wenn ihr tatsächlich so gut spielt, dass ihr einen gewissen Abstand zu euren Rivalen aufbaut, tauchen diese nicht plötzlich hinter euch auf. Dieser Umstand motiviert ungemein, denn eure Mühen machen sich so deutlich bezahlt, was auf der anderen Seite wiederum bedeutet, dass ihr gerade in der Amateur-Klasse häufig ohne jegliche Mühen auf dem ersten Platz landet und von dort aus bis zum Ende des Rennens allein auf weiter Flut unterwegs seid. Und das kann mitunter ziemlich dauern, denn im Vergleich zu einem Mario Kart 8 sind die jeweiligen Strecken ziemlich lang, manche sogar schon zu lang, sodass ihr für eine einzelne Runde gut und gerne 3-4 Minuten braucht. Das kann zwischenzeitlich ziemlich ermüdend sein, denn besonders schön anzusehen sind die einzelnen Landschaften und Areale nicht und auch spielerisch ist längst nicht jeder Kurs unbedingt anspruchsvoll. Während ihr auf manchen Strecken plötzlich durch einen Anti-Gravitationsschacht jagt und in der Schwerelosigkeit einzelnen Gesteinsbrocken ausweichen müsst, besteht auf anderen Strecken die Abwechslung darin, dass ihr einmal die Lage eures Podracers verändern müsst, um durch eine Felsenge zu rasen. Doch letztendlich können die einzelnen Pisten im Großen und Ganzen doch überzeugen und es ist ziemlich motivierend, wenn man die Strecken so gut beherrscht, dass man dem gegnerischen Feld selbst in den höheren Klassen davonrast.
Davon ab schafft es Star Wars: Episode I Racer ebenfalls sehr gut, ein überzeugendes Gefühl von Geschwindigkeit und Tempo zu vermitteln. Vor allem wenn ihr aus der Cockpit-Sicht, bei der ihr einen Blick auf die vorderen Turbinen eures Podracers habt, kommt ein ziemliches Geschwindigkeitsgefühl auf, dass mitunter an die turbulenten Szenen aus der Filmvorlage erinnert. Da es sich hierbei um ein Spiel aus dem Star Wars-Franchise handelt, schöpfen die Entwickler auch musikalisch aus allen Vollen. Es finden sich viele Musikstücke aus Episode 1 sowie den übrigen Star Wars-Filmen, die allesamt gut klingen, mitunter jedoch etwas Fehl am Platze wirken. Wenn dann nämlich ein Duel of the Fates, das Stück das den Kampf zwischen Darth Maul und den beiden Jedi im Film begleitet, während eines Rennens erklingt, in dem gerade absolut nichts passiert, ist das schon etwas antiklimaktisch. Doch die meiste Zeit passen die jeweiligen Stücke gut und helfen dabei, das gewohnte Star Wars-Feeling aufzubauen.
Grafisch merkt man dem Spiel an, dass das Original bereits einige Jahre auf dem Buckel hat. Zwar hat der Entwickler einige grafische Optimierungen vorgenommen, im Großen und Ganzen hat sich optisch jedoch recht wenig getan. Die Strecken fallen daher recht detailarm aus, Texturen wirken verwaschen und die Zwischensequenzen fallen ebenfalls entsprechend schwach aus. Wo Star Wars Episode 1 Racer auf grafischer Linie eher enttäuscht, ist die technische Umsetzung hingegen gut gelungen. Das Spiel läuft flüssig und ich konnte keinerlei Einbrüche in der Bildrate feststellen. Die Steuerung reagiert ebenfalls prompt und ohne merkliche Verzögerung, auch wenn es etwas ärgerlich ist, dass man die Belegungen der einzelnen Knöpfe nicht vom Hauptmenü aus einsehen kann, sondern erst während eines Rennens das Spiel pausieren und dann in die Optionen gehen muss. Letztendlich sollte nicht unerwähnt lassen, dass das Spiel euch auch einen Mehrspieler-Modus anbietet, bei dem ihr gegeneinander Rennen fahren könnt, allerdings ohne das restliche Fahrerfeld an computergesteuerten Gegnern.
Unser Fazit
7
Spaßgarant