Unser Test zum Spiel: Assassin´s Creed III
Ganz ehrlich: Ich hätte den Test zu Assassin’s Creed III gerne schneller verfasst, jedoch muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass Story-intensive Spiele sehr viel Liebe und Zuneigung benötigen. Im Text erfahrt ihr nicht nur, wie das Spiel allgemein abschneidet, sondern auch, wie Ubisoft dieses Mal auf die Charakteremotionen eingegangen ist. Dazu braucht man einfach mehrere Stunden an Spielzeit auf seinem Kontostand.
Eines vorweg: Wer bislang noch kein Assassin’s Creed-Spiel gespielt hat und darüber nachdenkt, sich den dritten Teil für die Wii U zu kaufen, der wird Schwierigkeiten haben, die sehr komplexe Geschichte zu verstehen. Zwar erhaltet ihr am Anfang einen kleinen Eindruck von dem, was in den letzten Teilen passierte, doch das ist einfach zu wenig. Jedoch sollten Neueinsteiger keine Probleme damit haben, sich mit dem Assassinen Connor an sich auseinanderzusetzen. Mit dem neuen Protagonisten hat Ubisoft tolle Arbeit geleistet und dank neuer Bewegungen und Handlungsweisen verleiht das französische Unternehmen der Spielereihe etwas Frisches. Die Emotionen, die man bei Altair oder Ezio niemals so richtig mitbekam, sind hier im Mittelpunkt gelandet.
Desmond Miles, der in der Gegenwart mit dem Animus durch die Vergangenheit reist, versucht Erinnerungen und Schicksale seiner Vorfahren zu erleben. Dadurch erhoffen er und seine Mitstreiter sich wichtige Hinweise, um den Weltuntergang 2012 verhindern und den Templern so richtig den Mittelfinger zeigen zu können. Nachdem Desmond erst als Altair und Ezio reiste, muss nun Connor dran glauben. Aber wer ist eigentlich dieser Connor? Seine Mutter ist eine Ureinwohnerin Amerikas und sein Vater ein Brite und während des Verlaufs der beginnenden Geschichte erfährt man, wie die beiden zusammengekommen sind. Lange hielt diese Liebe jedoch nicht.
Als Connors Heimatort von den Briten zerstört wird und bei dem Angriff seine Mutter stirbt, gibt es einen Zeitsprung und wir bekommen einen erwachseneren Connor zu Gesicht. Man merkt ihm an, wie er unter diesen traumatischen Erlebnissen leidet. Er hat aus diesem Grund nur eines im Kopf: Rache. In einer kurzen Einleitung eines älteren Herrn namens Achilles (ein Meister-Assassine), trainiert Connor hart, um ebenfalls ein Attentäter zu werden. Aber die Story dreht sich nicht nur um den Rache-Akt von Connor, auch die amerikanische Revolution, die zwischen 1775 und 1783 stattfand, ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels. In dieser Zeit versuchten die Bewohner der amerikanischen Kolonien, sich für ihre Unabhängigkeit einzusetzen.
So spannend die Geschichte erst klingen mag, so ist trotzdem ein fader Beigeschmack vorhanden. Am Anfang von Assassin’s Creed III spielt ihr nämlich die Vorgeschichte von Connor, die wie ein durchgekauter Kaugummi in die Länge gezogen wird. Zwar ist die Geschichte ganz interessant, jedoch ist alles sehr linear aufgebaut. Man fertigt einfach nacheinander die Aufgaben ab. Zwar ist das auch später bei Connor so, jedoch spürt man dann viel mehr, dass einem die Zeit für Nebenaufgaben bleibt, weil man nicht so gehetzt wird. Leider bemerkte ich während des Testverlaufs, dass die ersten Stunden mit ganz vielen Bugs gespickt sind: Grafik-Fehler, Logik-Fehler, alles ist mit dabei. Da haben die Entwickler den Anfang des Spiels wohl nicht gescheit programmiert. Zwar gibt es ab Connors Part weniger Fehler zu sehen, jedoch sollte das unbedingt mit einem zweiten Patch von Ubisoft beseitigt werden, da einem die Bugs die dunklen und negativen Seiten des Spiels aufzeigen.
Ubisoft hat diesmal nicht nur versucht, die Story in der Vergangenheit explosiv zu gestalten, auch Desmond erhält zum ersten Mal eigene Missionen, die umfangreicher sind als das stupide Bewältigen eines Parcours. So begibt sich Desmond zum Beispiel zu anderen Schauplätzen, um dort Assassinen-Missionen zu bestreiten – genau wie seine Vorfahren. Diese sind zwar ganz cool inszeniert, aber treten zu den ungünstigen Momenten auf. So ist man richtig in Connors Geschichte vertieft und gespannt darauf, was als nächstes passiert, und SCHWUPS, schon beginnt eine komplett andere Handlung. Für mich wirkte es immer wieder so, als würde man versuchen wollen, die Spielzeit noch länger zu ziehen.
Die Vorleben von Desmond waren aber immer sehr interessant, denn so bereiste er bisher Orte wie Rom, Venedig oder auch Florenz. In den Städten wurde auf sehr viel Liebe im Detail geachtet, die Gebäude und Sehenswürdigkeiten kamen dem Original verdammt nah. Das ist in einem zu der Zeit noch recht leeren Amerika allerdings schwer umzusetzen. Es gibt keine Großstädte mehr, mit dabei sind noch kleinere Dörfer oder Städte wie zum Beispiel Boston oder New York. Statt mehreren Skyline-Gebäuden gab es damals in den USA nur stinknormale Häuser und ganz, ganz, ganz, ganz… viel Wald. Die pure Natur in HD. Und genau das ist ein kleiner Rückschritt für die Assassin’s Creed-Reihe. Anstatt weiterhin auf die kleinen Details zu setzen, wurde in Teil 3 auf die Inszenierung der Städte-Gestaltung komplett verzichtet. Stattdessen klettert Connor wie Tarzan auf Bäume und schwingt sich von Ast zu Ast. Jedoch hat auch dieses Prinzip Potenzial, ss verleiht dem Spieler ein komplett anderes Gefühl. Anstatt auf Gebäude zu klettern, stehen nun Bäume oder auch Felswände an der Tagesordnung.
Auch das Jagen wird in Assassin's Creed III groß geschrieben. Tiere, wie zum Beispiel Hasen, Rehe und Füchse, laufen im Wald herum und können für Nebenmissionen gejagt und gehäutet werden. Tut mir Leid, liebe PETA, das war halt damals so. Flüsse und Brücken gibt es natürlich ebenso und sie werden gut in den Mittelpunkt gesetzt, wenn es mal darum geht, einem armen Mann aus dem Wasser zu helfen. Genau diese Elemente verleihen der großen Open-World-Landschaft viel Leben. Hierbei durchlebt ihr diese Landschaften während verschiedener Wetterverhältnisse, wie zum Beispiel Sonne und Schnee. Zu den Schneelandschaften ist aber anzumerken, dass die Fußabdrücke nicht ganz so hübsch aussehen und eher unrealistisch gestaltet wurden. Besonders schick aber sind die Schiffsfahrten, die jedoch nur einen kleinen Teil des Spiels ausmachen. Hier fragte ich mich immer, ob die Ureinwohner damals tatsächlich ohne Probleme ein Schiff lenken konnten…
Doch was ist mit dem Kampfsystem? Dazu kann ich nur eines sagen: Es ist quasi gleich geblieben. Die Kampfausrüstung hat sich jedoch etwas verändert. Unterwegs ist Connor jetzt nicht mehr nur mit Schwert und versteckten Klingen, sondern auch mit einem Tomahawk oder einer Pistole aus dem Krieg. In den vorherigen Teilen war es üblich, dass man seine Ausrüstung durch Händler aufrüsten konnte. Leider gibt es das nicht mehr. Der Storyverlauf hat sich auch nicht großartig verändert. Wie immer müsst ihr vor dem großen Sequenz-Finale Informationen sammeln, bis ihr am entscheidenden Punkt angekommen seid. Ihr schleicht, belauscht, tötet, usw. Jedoch sind diese Missionen im Bezug auf die Story sehr abwechslungsreich gestaltet und motivieren zum weiteren Bestreiten der Hauptaufgaben.
Bei jedem Wii U-Port stellt sich die Frage, inwiefern die Umsetzung besser oder schlechter im Vergleich zu den anderen Fassungen ist. Leider ist Assassin’s Creed 3 nicht sehr sauber portiert worden, die Grafik fällt zur Xbox360-Version etwas ab. Selbst die Framerate ist bei mehreren Aktionen auf dem Bildschirm nicht immer konstant. Hier muss mit einigen Slowdowns gerechnet werden. Die neue Engine, die zum Einsatz kommt, sieht an manchen Stellen wirklich sehr hübsch aus, jedoch gibt es auch dunkle Seiten. So sind die Schatten ziemlich verkrümelt. Clipping-Fehler haben sich ebenso eingeschlichen. Insgesamt wirkt die Engine nicht fertig und muss auf jeden Fall weiter verbessert werden, wenn sie wiederverwendet werden soll.
Nichtsdestotrotz macht die Grafik einen soliden Eindruck, obwohl sie wie gesagt noch verbesserungswürdig ist. Die Sound-Kulisse trägt einiges zur Atmosphäre bei, die einfach gigantisch ist. Es macht einfach Spaß, in den Missionen die actiongeladene Musik am Laufen zu haben und das Leben mehrerer Menschen zu retten. Doch auch die richtig geniale Synchronisation ist den Entwicklern sehr gut gelungen. Im deutschen Bereich hat man sich einige bekannte Stimmen geholt; hierzu gehört auch der deutsche Synchron-Sprecher von Ashton Cutcher, Marcel Collé, der jedoch nur eine kleine Rolle eines normalen Bauers vertont.
Das Wii U GamePad ist als kleiner Hilfsbegleiter dabei. In Assassin’s Creed III wird man monatelang damit verbringen, Items zu sammeln und die ganzen kleinen Dörfer und Landschaften zu entdecken. Doch glücklicherweise hat man auf dem GamePad dank der kleinen Karte stets den Überblick. Viel cooler ist die Option, dass man das Spiel auf dem GamePad spielen kann. Dies wurde sehr gut umgesetzt und man hat keinerlei Nachteile auf dem kleineren Bildschirm. Zusammengefasst muss ich sagen, dass der Port die Wii U-Features allerdings nicht ausreizt. Da geht viel mehr.
Neben dem Story-Modus hat Assassin’s Creed III einen Online-Modus zu bieten, der wieder die alten Eigenschaften von Brotherhood und Revelations übernimmt. Wie immer können Spieler mit insgesamt 16 Charakterklassen gegeneinander antreten. Dies erfolgt entweder im Deathmatch- oder im Team-Deathmatch-Prinzip. Das begeistert durch die Vielfalt der Maps für weitere zahlreiche Stunden, die man neben der Geschichte hier hinein investiert. Für die Langzeitmotivation wurde auch gesorgt, da ihr viele Sachen freispielen könnt.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit