Unser Test zum Spiel: Sadame

Ich habe in meiner Teenie-Zeit unglaublich viel Zeit mit dem PC-Klassiker Diablo II von Blizzard verbracht. Wenn ich jetzt von Sadame berichten soll, muss ich unweigerlich die ganze Zeit an diesen Titel denken, da etliche Parallelen zu finden sind. Das gemeinsame Genre ist natürlich direkt die größte Gemeinsamkeit - bei beiden Spielen handelt es sich um Action-RPGs, in welchen man sich durch Horden von Gegnern mähen muss. Auch bei Sadame muss man sich durch vier verschiedene Akte prügeln und kann zu Beginn aus vier unterschiedlichen Charakterklassen wählen. Diese vier Klassen – Samurai, Ninja, Mönch und Schurke – haben alle im Kampf so ihre Eigenarten. Der Samurai ist ein brachialer Nahkämpfer, der flinke Ninja bleibt lieber etwas auf Distanz, der Mönch ist ein Zauber-Experte und der Schurke nimmt die Gegner mit Pfeil und Bogen ins Visier. Da alle Charaktere brauchbare Nahkämpfer sind und auch alle zumindest ein wenig zaubern können, spielt sich der Titel aber nicht grundlegend anders, wenn man einen anderen Charakter wählt. Der Wiederspielwert und das Maß an Abwechslung werden aber natürlich durch diese Vielfalt deutlich erhöht.


Bei den Kämpfen von Sadame geht es stets sehr blutig zur Sache.

Bei Rollenspielen ist die jeweilige Story immer von sehr hoher Bedeutung, bei Action-Rollenspielen wie Sadame habe aber zumindest ich keine großen Ansprüche an die Storyline. So wurde ich hier auch nicht großartig enttäuscht, die Geschichte ist nämlich schlichtweg langweilig. In dem recht speziellen Setting, einem mittelalterlichen Fantasy-Japan, muss man Scharen von bösen Monstern und Dämonen bekämpfen, welche das Land überrennen. Das Spiel versucht, dem Spieler eine Hintergrundstory zu liefern, erschlägt diesen dabei aber regelrecht mit unzähligen verschiedenen Namen, was eher für Verwirrung sorgt. Aber was soll's, in einem Action-RPG soll das nicht weiter stören, solange man sich munter von A nach B schnetzeln kann. Dass die Story belanglos ist, kreide ich dem Titel also nicht weiter negativ an. Interessant ist aber, dass das Setting in wenigen Levels ziemlich absurd wird. Die trashigen Züge, die das Spiel in solchen Momenten erhält, hätte man eigentlich ausbauen sollen, da dies durchaus charmant rüberkommt.

Sadame ist also kein Rollenspiel, in das man sich sehr vertiefen und in dessen spannender Welt man sich verlieren kann. Das Spiel ist eher „Gaming Fast Food“, man kann es häufig für wenige Minuten mal kurz anwerfen, sich durch ein paar Monsterhorden metzeln und es dann wieder beiseitelegen. Nach spätestens zwei Levels wird das Spiel echt ermüdend. Es bietet schnelle, einfache Unterhaltung, hinter welcher aber nicht viel Gehalt steckt. Für kurze Zugfahrten ist Sadame also sicherlich geeignet, da es durch den angesprochenen Wiederspielwert auch durchaus langfristig motivieren kann. Nach dem erfolgreichen Beenden eines Aktes wird nämlich direkt jeweils einer von insgesamt vier Schwierigkeitsgraden freigeschaltet. Auch hier kamen bei mir nostalgische Erinnerungen an Diablo hoch. Ein deutlicher Unterschied und in meinen Augen auch Minuspunkt des Spiels ist, dass man sich bei Sadame immer in klar abgesteckten Levels bewegt, man kämpft sich in jedem Level von Bildschirm zu Bildschirm und erlegt am Ende einen Bossgegner. Zumindest ein bisschen Freiheit gewinnt man dadurch, dass es an wenigen Stellen des Spiels die Wahl zwischen verschiedenen Routen gibt, welche in jeweils andere Level führen.

Nach dem Ende eines jeden Levels wird abgerechnet und man kann seinen hochgelevelten Charakter verbessern, ihm neue Zaubersprüche zuweisen, neue Waffen auswählen oder bei einem Händler auf Schnäppchenjagd gehen. Bestimmte Ausrüstungsgegenstände lassen sich auch mit Edelsteinen versehen, was bestimmte Statuswerte verbessert (an welches Spiel erinnert mich der Titel nochmal?). Der Clou ist, dass die gesammelten Items für alle Charaktere in allen Spielständen verfügbar sind. Wenn ich einen neuen, zweiten Charakter erstelle, kann ich diesem also direkt die gesammelten Items meines ersten Charakters anziehen. Dadurch ist man natürlich zu Beginn eines Spielstandes direkt viel zu stark ausgerüstet und geht durch die ersten Level des neuen Spielstandes wie Butter. Außerdem kann man sich Hilfe holen und sich seine anderen Charaktere als Computer-gesteuerte Assistenten zur Seite stellen. Auch das sorgt dafür, dass das Spiel in einem neuen Durchgang erstmal viel zu leicht ist.

Aber das ist ja alles nur optional, so kann man immerhin schnell die höheren Schwierigkeitsgrade erreichen. Auf einem neuen Schwierigkeitsgrad kann man dann auch direkt zwischen den einzelnen Akten wählen, was ich widerum merkwürdig finde, da ich es bei einem neuen Durchgang ja dann lieber nochmal komplett chronologisch durchspielen würde. Eine Streetpass-Funktion sorgt dafür, dass man sich auch in Bus und Bahn Hilfs-Charaktere von anderen Spielern anheuern kann. In der Praxis bringt das aber nicht viel, wenn man aufgrund der geringen Verbreitung des Spiels fast nie Streetpass-Begegnungen sammeln kann. Und wo wir gerade beim Schwierigkeitsgrad waren – dieser ist ohnehin ein herber Kritikpunkt des Titels, da er völlig unausgewogen ist. Mal kloppt man sich levelweise problemlos durch die Gegend und ist dann auf einmal in einem richtig schwierigen Level, wo man unzählige Versuche benötigt. Nur um danach wieder in einem Level zu sein, in welchem man sogar den Bossgegner innerhalb von zehn Sekunden erledigt... Zudem wirft einen das Spiel stellenweise in richtig unfaire Situationen, wenn man manchmal derartig von Gegnern umzingelt wird, dass man sich gar nicht mehr von der Stelle bewegen kann. Das Spiel schwankt permanent zwischen allen erdenklichen Schwierigkeitsgraden und macht in der Hinsicht keinen besonders runden Eindruck. Richtig ärgerlich ist hierbei, dass niemals Checkpoints gesetzt werden. Wenn ihr sterbt, müsst ihr das gesamte Level von vorne spielen und euch hierbei sogar jedes Mal die Storysequenzen nochmal komplett durchlesen! In schweren Levels kann euch das ganz gewaltig auf die Nerven gehen und das ein oder andere graue Haar bescheren.


Einen echten Mehrspielermodus gibt es leider nicht, ihr könnt euch aber immerhin CPU-Assistenten an die Seite stellen.

Einen tollen Eindruck macht das Spiel aber in grafischer Hinsicht. Optisch könnte das Spiel aus der SNES-Ära gefallen sein, die pixelige Grafik im 16-bit-Stil ist eine absolute Augenweide. Das Spiel ist farbenfroh, geizt aber auch beim besten Willen nicht mit Pixelblut. Die verschiedenen Schauplätze und die unzähligen fantasievollen Gegner vom Untoten bis hin zum Schleimhaufen sind echte Hingucker. Soundtechnisch ist Sadame grundsolide, die Soundeffekte sind stimmig und die asiatisch angehauchten Melodien auch. Echte Ohrwürmer haben mich beim Zocken des Titels aber nicht befallen. Die Steuerung ist etwas hektisch und überempfindlich, woran man sich aber schnell gewöhnt. Der zweite Bildschirm dient hauptsächlich der Übersicht und zeigt die verfügbaren Zauber und die Energieleiste der Gegner an. Den Touchscreen benötigt man beim Spielen von Sadame nicht. Englisch-Kenntnisse sind von Vorteil, da keine deutschen Texte geboten werden. Da die Story aber sowieso irrelevant ist, sollte man auch ohne große Englisch-Künste einigermaßen klarkommen können.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Michael Lehmenkühler

Bei der Wertungsvergabe habe ich lange zwischen der 5 und der 7 geschwankt und mich letztendlich erst beim Schreiben dieser Zeilen für die goldene Mitte entschieden. Das Spiel hat mich mit seinem unausgewogenen Schwierigkeitsgrad oft in den Wahnsinn getrieben und das sehr eintönige Gameplay war stellenweise echt ermüdend. Andererseits wird dem Spieler für seine 15€ durchaus einiges geboten. Für eine schnelle und kurze Runde zwischendurch werde ich den Titel bestimmt noch oft anwerfen. Mit einer offenen Oberwelt ohne klar abgesteckte Level, etwas mehr Feinschliff und einem Koop-Modus könnte der Titel ein echter Knüller sein! Einem Nachfolger würde ich also sehr offen gegenüber stehen, Sadame verschenkt unnötig viel Potential. Fans von stumpfsinnigen Schnetzeleien kann ich den Titel in jedem Fall empfehlen, alle anderen können ihn sich aber auch durchaus mal anschauen. Ich habe schon lange kein so optisch schönes Spiel mehr gesehen!

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 1

  • Akira

    Kotatsukatze ~ 炬燵猫

    Hm, ziemlich meh. Sieht nett aus, aber das war's dann auch. Wenn ich mich gerade an ein Video richtig erinnere, ist es auch um einiges zu langsam, um zum reinen Schnetzeln spaßig genug zu sein.


    Zitat

    Optisch könnte das Spiel aus der SNES-Ära gefallen sein


    Sagen wir lieber PS1, das ist viel zu modern für SNES und absolut nicht 16bit.


    Wie in 99% aller Fälle, wenn über sowas geredet wird, passt's einfach nicht.