Helden braucht das Land! – The Legend of Kusakari
Mit der Bezeichnung eines “Helden“ wird sowohl in unserer Gesellschaft, als auch in sämtlichen Unterhaltungsmedien, ziemlich gegeizt. Es gibt ein stereotypisches Bild, das sich in unseren Köpfen breitmacht, sobald wir an einen “Helden“ denken. Stark, mutig, gut aussehend – und natürlich verbringt er auch große Taten. Und das Wichtigste: In der Regel gibt es nur einen, von den Göttern und dem Universum auserwählten, Helden. Während wir also beispielsweise Zipfelmützenträgern, die ganze Königreiche von den Mächten der Finsternis befreien, zujubeln, gehen die vielleicht nicht ganz so großen, aber nicht minder wichtigen, Taten der irrelevanteren, normalen Leute unter. Ich spreche von Personen, die ihrem Tageswerk mit einem solchen Eifer nachgehen, dass sie eigentlich zu wahrhaftigen Helden des Alltags werden.
Einer dieser Helden ist unter dem Namen “Shiba Kari“ bekannt. Das Königreich, in dem er sein Dasein befristet, wird von dem schrecklichen Dämonenkönig heimgesucht und befindet sich in einem verheerenden Krieg. Tapfere Soldaten stellen sich den schier endlosen Monstern und Soldaten des Dämonenkönigs im Kampf, nur mit dem heroischen Ziel vor Augen, den grausamen Dämonenkönig zu stürzen. In all den furchterregenden Kämpfen macht den stolzen Soldaten vor allem eines zu schaffen: unebenes Feld. Im gesamten Königreich sprießen große Grasbüschel aus dem Boden, was den Sieg zu Felde unmöglich macht. Genau an dieser Stelle setzten die Heldentaten des Shiba Karis an. Ausgerüstet mit einer Sense flitzt er über die erbarmungslosen Schlachtfelder, ständig auf der Suche nach Grasbüscheln – und in seinem Eifer wird es keinem Büschel gelingen, sich vor ihm zu verstecken. Willkommen bei “The Legend of Kusakari“.
Seit Ende August 2016 ist dieses kleine Indie-Spiel des Entwicklerstudios “Nnooo“ für 4,99 € im Nintendo eShop für den Nintendo 3DS erhältlich. Immer wieder wurde es in den vergangenen Wochen in Verbindung mit “The Legend of Zelda“ gebracht – ist es doch ganz klar von Nintendos legendärer Spielereihe inspiriert. Wohingegen es in Zelda allerdings um die Rettung eines Königreichs geht, hat man in The Legend of Kusakari die simple Aufgabe, sämtliches Gras zu mähen (das, was man in Zelda sowieso andauernd macht, ist hier also das tragende Kernelement). Dass sich das Spiel selbst nicht allzu ernst nimmt, merkt man bereits im Titelbildschirm. Witzig inszenierte Musikanten am unteren Bildschirmrand trompeten und trommeln die Titelmelodie, ohne allerdings alle Töne korrekt zu treffen, was einen lächerlich-heroischen Klang mit sich bringt. Im Hauptmenü habt ihr dann die Wahl zwischen zwei Modi: dem Missions-, sowie dem Endlos-Modus. Während im Endlos-Modus die Träume von leidenschaftlichen Rasenmähern wahr werden und das gemähte Gras andauernd nachwächst, nähert man sich im Missions-Modus innerhalb von 50 kleinen Missionen immer mehr der Festung des Dämonenkönigs, die man in der letzten Mission schlussendlich von Grasbüscheln befreit.
Jede Mission ist dabei in ihrem Aufbau gleich: Man muss sich sämtlicher Grasbüschel annehmen. Shiba Karis Fähigkeiten sind dabei relativ simpel: Ähnlich wie Link mit dem Schwert in den klassischen 2D-Zeldas kann Shiba Kari mit seiner Sense normal zuschlagen oder eine Wirbelattacke ausführen, um das Gras zu schneiden. Seine Laufgeschwindigkeit kann man dabei mit den Schultertasten zusätzlich erhöhen. Klingt zunächst sehr simpel, allerdings dauert es einige Minuten, bis man sich voll und ganz an Shiba Karis Bewegungen gewöhnt hat. Die Wirbelattacke kommt dabei zusätzlich noch mit einem Twist: Während man Gras schneidet, steigt man in einem Level bis maximal Level vier auf. Umso höher das Level, desto größer ist die Reichweite der Wirbelattacke und desto größere Grasbüschel kann sie abschneiden. Beim Ausführen einer Wirbelattacke wird das Level dabei wieder um eines zurückgesetzt, was je nach Mission eine taktische Komponente mit ins Spiel bringt, sofern man den S-Rang erreichen will. Nach Abschluss jeder Mission wird man nämlich bewertet – je nachdem, wie schnell man abgeschnitten hat.
Sputen muss man sich allerdings nicht nur, um den gewünschten Rang zu erreichen – mit der Zeit verliert Shiba Kari nämlich auch stetig an Leben. Dieses kann er mit dem Abschneiden besonderer, blauer Grasbüschel wieder auffüllen. Diese gibt es in zwei Variationen: Eine Art füllt beim Abschneiden eines von den insgesamt fünf Herzen wieder auf, wohingegen leuchtende, blaue Grasbüschel alle Herzen wieder auffüllen. Besonders in späteren Missionen ist es wichtig, diese Grasbüschel nur bedacht abzuschneiden, da sie oftmals spärlich gesät sind. Bei dem Verlust von Herzen über die Zeit spielt auch der Untergrund, auf dem Shiba Kari sich befindet, eine Rolle – so verfallen die Herzen beispielsweise auf Sandboden wie im Flug. Die meisten Herzen wird man aber durch die recht ansehnliche Auswahl an Gegnern verlieren. Besiegen kann man diese natürlich nicht – schließlich ist man nur ein gewöhnlicher Held des Alltags. Die verschiedenen Gegnertypen unterscheiden sich in ihren Bewegungsabläufen und in ihren Größen – werdet ihr von einem Gegner berührt, wird euch ein Herz abgezogen. Bewegungseigenarten und Abläufe muss man sich also gut einprägen, wenn man unbeschadet über die Schlachtfelder huschen will. Besonders miteinander kämpfende Gegner sind dabei sehr gefährlich, da die “Dynamik“ ihrer Zweikämpfe zu, so hat es oftmals den Anschein, unvorhersehbaren Bewegungsabläufen führt.
Nach dem erfolgreichen Abschluss aller 50 Missionen bietet das Spiel noch zehn Bonus-Missionen, die man mit dem Erreichen von mehreren S-Rängen nach und nach freischaltet. Neben den Bonus-Missionen könnt ihr noch witzige Einträge eines Pflanzen-Lexikons freischalten – einen Eintrag pro Mission. Dafür müsst ihr die Missionen unter bestimmten Voraussetzungen erfüllen – beispielsweise dürft ihr euch von keinem Gegner treffen lassen oder müsst die Mission beenden, ohne euch durch blaue Grasbüschel zu heilen. Im zusätzlichen Endlos-Modus erwartet euch, wie bereits beschrieben, immer wieder nachwachsendes Gras. Hier versucht ihr, einen Highscore an gemähtem Rasen aufzustellen, um euch mit Spielern aus aller Welt über eine Rangliste zu messen. Eine wirkliche Alternative zum Missions-Modus stellt das endlose Rasenmähen allerdings nicht dar.
Technisch ist The Legend of Kutaragi ein durchaus rundes Spiel, allerdings weit von einem Meilenstein des Nintendo eShops entfernt. Die Spielfigur, wie auch alle Gegner, sind als Sprites dargestellt, die durchaus ihren Charme haben. Die dreidimensionalen Umgebungen sind dabei sehr schlicht gehalten und erinnern an Spiele wie Minecraft, ohne allerdings deren Klasse zu erreichen. Der Soundtrack wiederholt sich über die vielen Missionen leider sehr oft, das klare Highlight ist die musikalische Untermalung des Titelbildschirms, die sehr charmant daherkommt.
Unser Fazit
6
Überzeugend