Wenn ein Hobby zu Stress wird – und andersrum!

Ich liebe es, wenn mich Spiele vor eine Herausforderung stellen. Diese Herausforderungen gibt es unter den Spielen dabei in völlig verschiedenen Varianten: In vielen fordernden Spielen liegt die Kraft in der Ruhe – beispielsweise gilt das für viele schwere Super Mario-Level oder die Dark Souls-Reihe. Spiele wie Teslapunk sind da von einem völlig anderen Schlag – zwar wäre es nicht verkehrt, Ruhe beim Spielen zu bewahren, um den Herausforderungen gewappnet zu sein, doch dominiert in dem klassischen Shoot’em up des deutschen Indie-Studios “klutzGames“ hauptsächlich der pure Stress. Nahezu alles in Teslapunk versucht, euch aus der Fassung zu bringen, bevor ihr unkontrolliert mit gegnerischen Geschossen kollidiert – von den Massen an Gegnern bis hin zum aufputschenden Soundtrack.


Die größeren Gegner sind keine Fans eures gebündelten Energiestrahls...

Wie es für ein Shoot’em up wohl fast schon üblich ist, wird die Erde in Teslapunk von Marsianern angegriffen. Imperator Zangórax, ein populärer DJ des Mars (ja, ihr lest richtig), setzt zu einer Invasion an und nur Nikola Tesla, in dessen Rolle ihr schlüpft, stellt sich ihm mitsamt seinem Raumschiff in den Weg. Klingt wohl ziemlich abgedreht, zu viel von der Story erwarten solltet ihr allerdings nicht – diese findet, wenn überhaupt, dann auf den Ladebildschirmen zwischen den einzelnen Levels eine kurze Erwähnung, oder anders gesagt: Sie ist absolut nicht von Belang. Wie das Genre wohl schon vermuten lässt, richtet sich Teslapunk nicht unbedingt an Story-Liebhaber, sondern vielmehr an Highscore-Jäger. Das Hauptspiel ist alles andere als umfangreich – in nur sechs kompakten Leveln schlagt ihr die Marsianer zurück. Der Reiz des Spiels besteht vor allem darin, das Durchspielen dieser sechs Level zu perfektionieren und schlussendlich mit einer hohen Punktzahl abzuschließen.


Teslapunk spielt sich dabei genau so, wie man es von einem Shoot’em up erwarten würde. Ihr steuert euer Schiff in einer Vogelperspektive und schlagt Gegner zurück, die meistens von oben in den Bildschirm eingeflogen kommen. Dazu stehen euch drei verschiedene Waffensysteme zur Verfügung: Eine große und breit gefächerte Salve aus einzelnen Energieprojektilen, die ihr im Dauerfeuer abfeuern könnt, ein starker, gebündelter Energiestrahl und ein noch stärkerer, gebündelter Energiestrahl, den ihr allerdings nur abfeuern könnt, wenn ihr die nötigen Ressourcen aufbringt. Was zu Beginn sehr beliebig und austauschbar wirkt, entpuppt sich dabei nach einigen Versuchen als ein sehr gut ausgeklügeltes und durchdachtes System: Die Salven eignen sich bestens für Kleinvieh, da sie einen großen Bereich abdecken und euch in eurer Bewegungsfreiheit nicht einschränken, während ihr feuert. Für größere Gegner ist dieses Waffensystem allerdings nicht zu empfehlen – der gebündelte Energiestrahl verursacht weit mehr Schaden. Der Haken: Während ihr diesen abfeuert, bewegt sich euer Schiff merklich langsamer. So müsst ihr oftmals fließend zwischen beiden Waffensystemen wechseln, um möglichst schnell alle Gegner zu besiegen, die sich euch in den Weg stellen. Die große Schwierigkeit dabei besteht freilich darin, den gegnerischen Projektilen auszuweichen – nicht selten ist der Bildschirm von solchen prall gefüllt. Euer Schiff hat dabei glücklicherweise aber nur eine ziemlich kleine Hitbox, in der es getroffen werden kann, was euch in einem kurzen Tutorial erklärt wird. Das macht es in der Theorie einfach, gegnerischen Geschossen auszuweichen – doch natürlich müsst ihr das bewerkstelligen, während ihr euch zusätzlich auf unzählige andere Dinge konzentrieren müsst.


Die kleineren Gegner mögen euren gebündelten Energiestrahl auch nicht.

So weit, so gut – das dritte Waffensystem bringt dabei noch die nötige Würze in dieses Konzept ein. Jeder Gegner, den ihr besiegt, hinterlässt euch etwas Energie, die die Ladung eures riesigen Energiestrahls auffüllt. Bis zu insgesamt drei Ladungen könnt ihr auf diese Weise in Bereitschaft halten. Löst ihr anschließend einen solchen Schuss aus, werdet ihr euch nicht nur mit großer Sicherheit allen aktuellen Gegnern entledigen, als zusätzliche Hilfe werden auch alle gegnerischen Geschosse, die sich aktuell im Bildschirm befinden, neutralisiert. Das Ganze ist allerdings noch mit einem gewissen Risiko verbunden: In der Regel wird euer Schiff zerstört, sobald es nur einmal getroffen wird. Habt ihr allerdings die volle Ladung für euren gigantischen Energiestrahl beisammen, könnt ihr ausnahmsweise einen Treffer einstecken. Dabei wird eure Waffe automatisch abgefeuert und ihr verliert eure komplette Ladung – ist zwar nicht schön, allerdings trotzdem besser, als den Löffel abzugeben. Was aus dieser Mechanik resultiert ist ein ständiges Abschätzen der aktuellen Situation – immer, wenn viele Geschosse im Bild sind und ihr einiges an Ladung zusammenhabt, stellt ihr euch die Frage, ob ihr die Situation aktuell noch unter Kontrolle habt. Mit dem Abfeuern eurer mächtigen Waffe könntet ihr die Geschosse neutralisieren und die Situation für den Moment entschärfen – ihr würdet allerdings eine eurer drei Ladungen verlieren und wärt vorerst nichtmehr gegen einen Treffer abgesichert. Solltet ihr allerdings getroffen werden, obwohl ihr für euch entschieden hattet, die Situation im Griff zu haben, hättet ihr erst Recht ein Problem – damit wären alle drei Ladungen fürs erste dahin. Allerspätestens dann, wenn ihr am Ende eines Levels einem Boss gegenübersteht, wollt ihr eure drei Ladungen zur Absicherung dann nämlich nicht mehr missen.


Den Bossgegnern sind eure kleinen Energiesalven ziemlich egal.

Diese Bosse stellten bei meiner Zeit mit Teslapunk immer wieder ein kleines Highlight dar. In jedem Level gibt es standartgemäß einen Bossgegner, manche Level konfrontieren euch zusätzlich auch mit einer Art Zwischenboss. Die Bosskämpfe sind dabei sehr unterschiedlicher Natur und bestehen hauptsächlich daraus, dass ihr den unterschiedlichsten Geschossen der großen Gegner ausweicht, während ihr euch im Dauerfeuer befindet. Immer wieder bietet sich euch in Bosskämpfen außerdem die Möglichkeit, eure Energieladung aufzufüllen – die Möglichkeit, mittels eurer mächtigen Waffe alle Geschosse des Bosses zu neutralisieren, kann vor allem bei späteren Bossgegnern ein wahrer Segen sein.


Neben dem Arcade-Modus, der die sechs Hauptlevel des Spiels beinhaltet, habt ihr außerdem die Möglichkeit, einzelne Level gezielt anzuwählen, um sie zu üben – allerdings erst, nachdem ihr diese im Arcade-Modus auch bewältigt habt. Darüber hinaus bietet das Spiel noch einen Survival-Modus, der allerdings bei weitem nicht die Tiefe und den Spielspaß bieten kann, wie das Hauptspiel. Hier könnt ihr euer Schiff lediglich nach links und rechts bewegen, während es automatisch feuert – auf Knopfdruck mit erhöhter Feuerrate. Dabei verdient ihr Münzen, die ihr anschließend in eine bessere Ausrüstung für euer Schiff im Survival-Modus ausgeben könnt. Dieser Modus bleibt im Endeffekt also eine reine, zusätzliche Dreingabe, die deutlich im Schatten des Arcade-Modus steht.


Zuletzt, wie wohl in meinen Tests mittlerweile üblich, einige Worte zur Präsentation von Teslapunk. Der Soundtrack wollte mir persönlich leider absolut nicht gefallen, wobei das im Falle von Teslapunk eine reine Geschmacksfrage ist. Aber – und das ist wichtig – er trägt einen großen Teil zum vorhandenen Flow des Spiels bei und unterstreicht die Action auf dem Bildschirm passend. Wohl aufgrund des sehr dominierenden Soundtracks wird auf den Einsatz von klaren Soundeffekten allerdings zu großen Teilen verzichtet – die vorhandenen Effekte hören sich dabei sehr gedämpft und nicht immer passend zu dem an, was ihr auf dem Bildschirm seht. Optisch ist Teslapunk einerseits sehr abgedreht, andererseits allerdings auch sehr zweckmäßig gehalten. Wer sich allerdings für Shoot’em ups begeistern kann, den sollte der retrolastige Look des Spiels ohnehin nicht stören – die besten Genrevertreter stammen selbstverständlich aus einer Zeit, deren Spiele man heute als “Retro“ bezeichnet.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von David Pettau

Klingt doch eigentlich alles ziemlich gut, sollte man ein Fan des Genres sein? Nun, ja, die Sache hat nur leider einen Haken: Den Preis von 9,99 €. Eigentlich würde ich Teslapunk uneingeschränkt jedem Shoot’em up-Liebhaber empfehlen – der Flow, der durch den klugen Einsatz der verschiedenen Waffensysteme und das Abschätzen des Risikos zustande kommt, fühlt sich richtig gut an. Die sechs Level des Spiels machen richtig Spaß und sind auch abwechslungsreich in ihrer Aufmachung – nur ist das nicht unbedingt der Umfang, den ich für einen solchen Preis erwarten würde, zumindest nicht für meine Art, Spiele zu spielen. Klartext: Solltet ihr euch selbst dazu motivieren können, die coolen Level des Spiels immer wieder zu spielen, um euch stetig zu verbessern und schwindelerregende Highscores aufzustellen, so könnte Teslapunk genau euer Ding sein. Solltet ihr allerdings kein Interesse an Highscores haben, so könnte euch der Umfang des Spiels ernüchtert zurücklassen, nachdem es gerade angefangen hat, richtig gut zu werden.
Mein persönliches Highlight: Die finalen Sekunden des dritten Levels vor dem Boss – die Musik und auch das Scrollen des Bildschirms werden immer schneller und ihr geratet in einen unheimlichen Flow. Super!

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 7

  • DatoGamer1234

    E3 und Smash Hype!

    Ich mag keine zu kurzen Spiele,der niedrige Umfang hat mir schon Star Fox versaut.

  • eXpanda

    Piii-chu

    @DatoGamer1234
    Blöd ists wie in diesem Fall, wenn ein Spiel genau dann endet, wenn du anfängst es richtig gut zu finden. :D

  • DatoGamer1234

    E3 und Smash Hype!

    @David Pettau Das geschah mir halt damals bei Star Fox 64 und das Gefühl ist wirklich blöd :/

  • Frog24

    YER DONE!

    Freut euch schon mal auf die Switch, dann müsst ihr nicht nur crappige Indie-Games testen :awesome:

  • DatoGamer1234

    E3 und Smash Hype!

    @Frog24 Nicht zu früh freuen,wer weiß,was Nintendo für Spiele bringen wird :awesome:


    #MetroidPrimeFederationForceForSwitch

  • eXpanda

    Piii-chu

    @DatoGamer1234
    Starfox 64 war, genau aufgrund des Umfangs bzw. der "Spielweise" (immer wieder neu durchspielen, jeweils ne gute Stunde) auch nie mein Fall. Kann den Hype um dieses Spiel auch bis heute nicht nachvollziehen - aber habs auch erst nach Starfox Adventures, meinem ersten Spiel der Reihe, nachgeholt. Dass Starfox-Fans Adventures blöd finden kann ich verstehen, ich bin aber einfach der Meinung, auch wenns nix mit Starfox zu tun hat, isses das deutlich bessere Spiel :D

  • DatoGamer1234

    E3 und Smash Hype!

    @David Pettau Star Fox Adventures konnte mich von der ersten Minute an fesseln! Ich habe absolut keine Ahnung,was alle gegen das Spiel haben. Besonders jeder Zelda Fan sollte Adventures doch ins Herz schließen.


    Also Nintendo,wenn ihr Star Fox wiederbeleben wollt,dann macht daraus ein Adventure Game in HD mit üblichen Zelda Elementen und es wird sich viel besser verkaufen,als ein altmodischer Arcade Shooter.