Gibt's im Juni Donnerwetter, wird gewiss das Getreide fetter.
Lars ist Landwirt aus Leidenschaft. Er steht morgens um 5:30 Uhr auf und melkt als erstes die Kühe. Zusammen mit der Reinigung des Melkstands dauert diese Arbeit bis ca. 7:00 Uhr. Als nächstes werden dann die Schweine gefüttert und ein wenig der Stall ausgemistet. Um kurz vor 8 Uhr darf Lars dann auch was futtern, Frühstückszeit. Nach der Stärkung treibt Lars, gemeinsam mit seiner Frau, die Kühe nach draußen auf die Weide, es ist schließlich Sommer. Bei dieser Gelegenheit können auch gleich Reparaturarbeiten an den Zäunen durchgeführt werden. Weiterhin werden Arbeiten mit dem Traktor erledigt, die Wiesen gemäht, das Gras gewendet, Gülle gefahren oder Dünger gestreut, was halt so ansteht an einem Dienstag. Zwischen 12:30 Uhr und 13:30 Uhr wird Mittagspause gemacht, die Kinder kommen aus der Schule nach Hause. Am Nachmittag werden weitere Feldarbeiten erledigt, die vom Vormittag noch übrig sind. Weiterhin werden am Hof noch die Vorarbeiten für das Abendfutter ausgeführt, schließlich möchten auch die Tiere abends satt in ihr Bett fallen. Wenn sie denn dann zurück am Stall sind, werden die Kühe abends abschließend noch einmal gemolken und gefüttert, bevor Lars und seine Familie ab 20 Uhr das erste Mal über Feierabend nachdenken können.
Ihr seht, ein Leben als Landwirt ist tagtäglich mit viel Arbeit verbunden, sowohl körperlich, als auch strategisch. Schließlich müssen die unterschiedlichen Landflächen auch flexibel bewirtschaftet werden, da kann ein Tag schon entscheidend sein. Holt Lars die Erträge schon heute ein, oder wartet er noch ein wenig länger? Kann die Wiese schon abgetragen werden oder lässt man das Gras noch ein wenig länger stehen? Aus dem beschaulichen Bauernleben (was es ehrlicherweise noch nie war, das ist wohl eher ein Klischee aus Sicht von Stadtmenschen) ist der moderne Landwirt geworden. Insbesondere in unserer Zeit haben es die Landwirte wie Lars aber nicht leicht, da sie den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit quasi täglich meistern müssen. Dabei erlernt man den Beruf Landwirt als Lehrberuf innerhalb des dualen Systems mit anschließender Meisterausbildung und/oder Fachschulbesuch oder mit einem Universitäts- oder Fachhochschulstudium. Lars hat also studiert und möchte sich und seiner Familie eine solide Zukunft aufbauen, bei der ihm und seiner Familie möglichst viele Optionen offenstehen.
Doch stellen wir uns mal vor Lars hätte nicht studiert, er säße eines Tages auf seinem Traktor, vor ihm ein Getreidefeld und hinter ihm eine Gerätschaft zum Anhängen an den Traktor. Weiterhin stellen wir uns vor, Lars würde seine Lebensmittel hauptsächlich im Supermarkt kaufen und nicht selbst erzeugen. Er hat von den Zusammenhängen in der Landwirtschaft nur wenig Ahnung und liest regelmäßig Zeitung oder verfolgt die anderen Medien, in denen über die Probleme in der Landwirtschaft berichtet wird. Immerhin, Lars hat Zugriff auf ein kleines Gewächshaus in seinem Garten, wo Tomaten und Salat wachsen und er hält ein paar Hühner, die ihm regelmäßig Eier legen. Keine wirklich optimalen Voraussetzungen für einen gelungenen Start in den landwirtschaftlichen Bereich. Ich bin nun Lars und soll den Landwirtschafts-Simulator 18 testen. Also lese ich mir zu Beginn erst einmal den Test von Pascal zum Landwirtschafts-Simulator 2012 3D durch und erhoffe mir ein paar Tipps und Tricks zum Spiel. Die bekomme ich zwar nicht, aber einen humorvollen Test, der mich in meiner Befürchtung, es könne sich bei dem Spiel um eine „Gurke“ handeln, eher bestätigt. Ich möchte aber dennoch unvoreingenommen an den Test gehen, schließlich sind seitdem einige weitere Ableger auf dem Markt erschienen. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass sich wohl seitdem nicht viel geändert hat.
Ich sitze im Spiel nun also auf meinem Traktor und habe keine Ahnung was ich machen soll. Vor mir das Getreidefeld und der Mähdrescher-Aufsatz. Ich soll nun also scheinbar das Getreidefeld bestellen, bekomme aber dazu nichts gesagt. Also probiere ich ein paar Knöpfe und senke meine Traktor-Gabel. Das nehme ich aber kaum wahr, weil der Traktor mir die Sicht versperrt. Ein paar weitere Tests später bekomme ich heraus, dass man mit den beiden Schultertasten die Kamera drehen kann. Das Optionsmenü stellt mir auch eine Kalibrierungsfunktion zur Verfügung (ja, wenn man nichts erklärt bekommt, sucht man halt mal die Menüs ab), aber dazu benötige ich das Schiebepad Pro. Ich besitze zwar eines, denke mir, das muss doch auch ohne funktionieren. Nach einiger Zeit habe ich die Steuerung verinnerlicht, die Y-Taste hebt und senkt den Arbeitsarm vorne am Traktor, mit der X-Taste ist es mir möglich Fahrzeuge oder Werkzeuge hinten an meinen Traktor abzutrennen. Zum Anhängen von Fahrzeugen brauche ich lediglich rückwärts an diese dran zu fahren. Bleiben noch die beiden Beschleunigungs-Tasten übrig, mit der B-Taste gebe ich Gas und mit der A-Taste bewege ich mein Fahrzeug rückwärts. Soweit, so gut, nun kann ich das Feld bestellen und fahre die Strecke in Bahnen ab, bis ich das komplette Feld abgeerntet habe.
Dazu bearbeite ich das Getreide mit dem Mähdrescher-Aufsatz, dann fülle ich das aufgenommene Korn in einen bereitstehenden Anhänger, den ich passenderweise an meinen Traktor anhängen kann. Abschließend bleibt mir noch die Wahl mein Korn in mein eigenes Lager zu verfrachten, oder direkt an eine der Verkaufsstellen zu fahren und zu veräußern. In der Zwischenzeit könnte eine meiner anderen Gerätschaften allerdings weitere Arbeiten erledigen, wenn ich denn einen Arbeiter dafür einstelle. Zeit ist ja bekanntlich Geld, also versuche ich mit dem Stylus auf der Karte eines meiner anderen Zugmaschinen anzutippen, was mir schließlich auch gelingt. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, man kann die einzelnen Traktoren mit dem Steuerkreuz bequem durchschalten, jeweils nach links oder rechts gedrückt springt der Bildschirm zum nächsten Gefährt.
Auf dem oberen Bildschirm sieht man in einer schrägen Draufsicht von hinten die Umgebung und seine Fahrzeuge, dort erfolgt die Sichtbarkeit der Steuerung. Der Touchscreen wird zum großen Teil mit einer Kartenansicht in klassischer Draufsicht von oben bestimmt, dort kann man auch Felder aus der Umgebung und weitere Gebäude entdecken. Weiter unten befinden sich Symbole, die man mit dem Stift aktivieren kann. Da nichts beschriftet ist und sich nur bei falscher Eingabe ein Textfeld öffnet, klicke ich mich auch dort durch. Ein Symbol aktiviert einen Mitarbeiter, der dann die Arbeiten für mich durchführt, kostet mich aber Geld. Nun gut, denke ich mir, Startkapital ist ja vorhanden, soll er mal machen. Ich teste die weiteren Symbole und stelle fest, dass eines zum Hupen da ist, ein weiteres bietet mir die Möglichkeit zwischen manueller Steuerung mit Tasten und Steuerung mittels Markierung des Wegpunktes durch den Stylus auf der Karte umzustellen. Abschließend kann ich meinem Fuhrpark noch die Aufgaben Tanken und Reinigung zuweisen.
Ich arbeite mich also ein wenig durch die Menüs (mal mit dem Stylus, mal nur mittels Tasteneingabe, man kann nie genau wissen) und auf einmal erscheint oben links ein neues Symbol auf dem Touchscreen. Neugierig stürze ich mich auf das Symbol und es stellt sich heraus, dass dort ein Auftrag auf mich wartet. Bringe den Anhänger X mit geladenem Korn von der markierten Stelle auf der Karte zu Bäcker Y und liefere die Ware dort ab. Gesagt, getan, endlich mal eine Aufgabe. Doch nach 4 Minuten ist die Aufgabe erledigt, das Geld auf dem Konto und ich stehe wieder mit meinem Traktor auf meinem Hof. Warum dieses Symbol gerade jetzt auftauchte erschließt sich mir nicht völlig, auch nicht wie ich weitere mögliche Aufgaben erhalten oder forcieren kann. Wenn ein Spiel scheinbar willkürlich Elemente einführt, ohne diese weiter zu erläutern, finde ich das schon sehr merkwürdig. Unter gewissen Umständen kann ich damit leben, wenn das Spiel wenigstens Spaß machen würde. Doch der stellte sich bei meinem Test leider nicht ein. Eine verkorkste Steuerung, kein Tutorial, langweilige Aufgaben, all das macht den Landwirtschafts-Simulator zu einem Langweiligkeits-Simulator 18.
Unser Fazit
3
Eher nicht überzeugend